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den Freistaat Sachsen Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» folgenden Lage». B ezugsprei»: Unmittelbar od.durchdiePostanstalten30M.mon. EinzelneNrn.1,50M. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486, Ankündigungen: Die 32 nun breiteSrundzelle oder deren Raum im Ankündigung»« teile 12 M., die 66 mm breite Grundzelle oder deren Raum im amtliche« Telle 24 M., unter Eingesandt 30 M. Ermäßigung auf Familien« u. GeschäftSanzeigen- Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Leitweise Nebenblätter; Landtags-Beilage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Verwaltung der Staatsschulden und der Lande-kulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der LandeS-BrandversicherungSanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den StaatSforstrevieren« Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): RegierungSrat Doenge» in Dresden. SächsischeSlaalsMung Staatsaryeiger für Nr. 194 Sonntag, 20. August 1922 Läciisisciis Staatsbank Vtssnlliek-fsekllieks Ssnkanslalt v» unter der Qswatii' des Läcksiseken Ltaalss isc>srlassun8vn: Kuxualuaatrsö», Stänckskau» Kernspr. SIN. VM N«. NM vepoaitsnlrsaa« nm ttLuptdsknkok viamsrekplatr 2—4, Karnap«.42334 6rimm»I»ek»r Stslnwax Lwivlmu «»upvnnrkt ^nnabmsslstls von Lparsinlaxon un6 s^ünc>o!§slc!srn AvmLK 6.6.8. 81SO3 — Hustukrune allsp sonsliesn SLnksssckLUv — Llakikammsr Verständigung. Dresden, 19. August. Zum Hamburger Besuche des ReichS- Präsideute«. Gestern vormittag wohnte der Reichspräsident mit den Reichsministern vr. Köster und Groener tu der Aula der Hamburger Universität dem Festakt zur Eröffnung de» internationale» Wirt- schaftskongresse» bei. In seiner Begrüßung», ansprache betonte der Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Überfeewoche, Geheimrat Vr. Cuno: Als der Lärm deS großen Krieges verhallte, ging ein Ausatmen durch die Lande. ES schien der Augenblick gekommen zu sein, durch Umstellung und Zusammenfassung der jähre- lang nur auf Vernichtung eingestellten Kräfte zu gemeinschaftlicher Arbeit das Ziel zu verfolgen der Wiederaufrichlung Europas und der Welt. Dieser Augenblick ist verpaßt worden. Die ver- gangenen vier Jahre wiegen viel schwerer als die KriegLjahre selbst. Noch heute beherrschen Haß und Furcht vor Vergeltung die Lage. Es fehlt das Vertrauen. Deutschland ließ während dieser ganzen Zeit keinen Zweifel an seiner Bereit- Willigkeit zu ehrlicher Mitarbeit. Anstatt daß unsere Gegner die dargebotene Hand zu gemein samer Arbeit ergriffen, drängen sie immer wieder aus erneute Zahlung. Hierauf hielt Geheimrat Prof. vr. v. MendelSfohn-Bartholdi von der Hamburger Universität eine Vorlesung über das Thema „Sittliche Kräfte der Weltwirtschaft". Daun sprach Prof. Coar aus Amerika über den Wiederaufbau Europas unter Beteiligung Amerikas. Im Anschluß daran besuchte der Reichs- Präsident die kunstgewerbliche Ausstellung. Am Nachmittag unternahm der Reichspräsident an Bord des Staatsdampfers „HanS Dahlmann" eine Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Am Schluffe der Rundfahrt legte der Dampfer am Kai der Hapag an, wobei der Reichspräsident an Bord des HapagdampferS „Bayern" ging. Dann stattete er der Städteausstellung und der Ausstellung im Gewerkschast»hause Besuche ab. Nach Schluß der offiziellen Veranstaltungen kam es abends vor dem Hause de» Bürgermeisters Diestel zu machtvollen Kundgebungen für den Reichspräsidenten. Ein Zug von über 1000 Fackel träger», dem sich viele Tausende anschlossen, zog am Hause vorüber. Auf eine kurze Ansprache aus der Menge erwiderte der Reichspräsident mit Worten des Dankes. In dieser Kundgebung sehe er den unerschütterlichen Willen, die Arbeit der Regierung im Sinne politischer und wirtschaftlicher Erneuerung der Republik zu unterstützen. Die Pflicht jedes Deutschen sei e», mitzuwirken an den großen Aufgaben der Ration. Diesem Staatsbewußtsein werde e» gelingen, dazu bei zutragen, über die ungeheuren Nöte dieser Zeit hinwegzukommen. Ein Volk von 60 Millionen dürfe nicht untergehen und es könne nicht unter- gehen. In Einigkeit möge das deutsche Volk zu- sammenstchen, bauend auf sein gutes Recht, stolz auf seine Freiheit. Heute vormittag besichtigte der Reichspräsident die Ausstellung der Kriegsbeschädigten im Eppen- dorfer Krankenhause. Im Anschluß daran begab er sich, von der Bevölkerung herzlich verabschiedet, nach Altona. Bevorstehende Verhandlungen zwischen Nutzlaud und Japan. Zwischen der japaui,chen Regierung und der Moskauer Regierung finden Verhandlungen üter die En erusung der von der japanischen Regie rung vorg schlagenen japanisch-russischen Kon- seren, statt. ES sieht nicht danach auS, als ob England ge willt wäre, sich nach dem Scheitern der Londoner Konferenz mißmutig aus Europa zurückzuziehen. Hat Poincarö etwa auf einen solchen Rückzug Englands gehofft, so hat er sich getäuscht. Eng land liegt Europa doch wesentlich näher al» Amerika. Mag es auch gelegentlich mit dem Ge- danken einer passiven Haltung gegenüber den Streitfragen des Kontinents spielen. Daß Eng land wirklich angesichts des offensichtlichen fran zösischen Strebens nach einer wirtschaftlichen und politischen Vormachtsstellung auf dem euro päischen Festlande untätig bleiben könnte, ist ein fach undenkbar. Hat sich aber Poincarö nicht doch vielleicht einen Augenblick in der Hoffnung gewiegt, England in der Reparationssrage auS« schalten zu können, nachdem die englisch-französische Verständigung zum Scheitern gebracht worden war? In der Pariser Press« wird jedenfalls jetzt der Ge- danke einer direkten Verständigung mit Deutsch land wieder mit großem Eifer vertreten. Man betont sogar, daß die Sonderaktion, die Frankreich im Sinne habe, nicht unbedingt eine Drohung gegen Deutschland zu bedeuten brauche. In Deutschland hat es bekanntlich eine Reihe von Politikern gegeben, die lange Zeit in einer direkten Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich den besten Weg zu einer Lösung des Reparations problems erblickten. Man hat dieser politischen Richtung sogar schon einenN-imen gegeben und sie nach dem Leiter der „Vossijchen Zeitung" als „BernhardiS- mus" bezeichnet. Aber selbst die Politiker der „Bossischen Zeitung" haben schließlich erkannt, daß bei der Gesinnung und den Absichten der gegenwärtigen Leiter der französischen Politik eine deutsch- französische Verständigung unmöglich ist. ES wäre das höchstens eine Verständigung zwischen Lamm und Wolf, bei der das Lamm nur seine Zu stimmung dazu zu geben hat, vom Wolf aus- gefressen zu werden. So und nicht anders denken sich die Franzosen offenbar auch die un mittelbare Verständigung mit Deutschland. Denn daß Frankreich nach dem Besitz der Kohlen- und Effenschätze Rheinland-Westfalens strebt, läßt sich heute nicht mehr verhüllen, und weder Poincarö noch die französische Presse halten eS mehr für nötig, diese Absicht zu verbergen. Vielleicht will man in Paris auch hierin keine „Drohung" gegen Deutschland erblicken, da man dort der Ansicht ist, daß Deutschland ja, wie einst, in seiner Phi losophie und in seiner Dichtkunst genügend Trost über den Verlust seiner Rohstoffe und Pro duktionsmittel sinden könne. In England sieht man diesen Plänen offen- sichtlich mit einer gewissen Gelassenheit zu. Man hat vor der „direkten Verständigung" zwischen Frankreich und Deutschland nicht allzuviel Sorge, da n an nicht glaubt, daß Deutschland schließlich die Rolle des Lamme», da» zu seiner Ber- speisung durch den Wolf nach einigem Sträuben seine Zustimmung gibt, wird spielen wollen. Ader so ganz sicher sind die Briten ihrer Sache doch wohl nicht. Man tat in London Poincarö rereitS deutlich zu verstehen gegeben, daß man Gewaltmaßnahmen gegen Deutschland al» Ver- lctzun, e glycher Interessen betrachte und sich mit ihnen nicht abfinden würde. Es ist aber klar, daß eine direkte B.rstä»digung mit Deutschland, wie sie Poincarö im Sinne hat, H ute überhaupt nur unter dem Drucke französischer Ge- waltmaßuahmcn und Gewaltd ohungen möglich wäre. Die Engländer sind nicht gewillt, sich ausschalten zu lassen, und sie haben auch be reit» ihre Gegenmaßnahmen getroffen. Der Be schluß der ReparationSkommtssion, einen englischen und einen französischen Vertreter nach Berlin zu entsenden, um mit der deutschen Regierung in eine „direkte Diskussion" über da» Moratorium», gesuch einzutreten, stellt im Grunde nicht» anderes al» einen englischen Gegenzug gegen die von den Franzosen geplante direkte Verständigung mit Deutschland dar. Neben den Verhandlungen Deutschlands mit der Reparationskommission können schwerlich noch direkte mit der französi schen Regierung einhergehen. Nachdem die direkte DSkussion mit der Reparationskommission nun mehr eröffnet worden ist, erübrigt sich für Deutsch- land jeder Versuch, über den Kops der Repa- rationSkommission und England» hinweg mit den Franzosen Verständigung zu suchen über Forde rungen, die vom deutschen Standpunkt auS über haupt nicht diskutierbar sind, weil sie Deutsch land» Vernichtung und Aufsaugung durch den französischen Imperialismus zum Ziel haben. Die Entsendung der Unterhändler der Reparations- komniissio» nach Berlin zeigt überdies, daß die Wege zu einem für alle Teile annehmbaren Kom- promiß noch keineswegs versperrt sind, und daß auch Frankreich zunächst noch nicht entschlossen ist, gegen Englands Widerspruch zur Gewalt zu greisen. * Nachdem die Mitglieder der Reparation-- kommission ihre Ansichten über die Lage auSge- tauscht halten, haben sie sich am vergangenen Donnerstag nachmittag zu einer Vollsitzung ver sammelt und einstimmig beschlossen, Sir John Bradbury, Mitglied der Reparationskommission, und den Präsidenten des GaranlieauSschusses Mau- clere zu bitten, sich nach Berlin zu begeben, um von der deutschen Regierung verschiedene uner läßliche Auskünfte zu erhalten. Sir John Bradbury und Mauclere werden, wie weiter au» Pari» gemeldet wird, vom Generalsekretär Bergery und vom Mitglied der Finanzministeriums Felking begleitet, heute, Sonn abend, abend mit dem Schnellzug Pari»—War- schau abreisen. Der Aufenthalt in Berlin wird nur einig« Tage dauern. Sie werden wahrschein lich mit dem ReichSfinanzminister vr. Hermes und Staatssekretär a. D. vr. Bergmann zusammen- treffen. Die Reise hat den Zweck, die Be- sprechungen mit der deutschen Regierung zu be schleunigen, um der ReparationSkommission zu er möglichen, zu einer einstimmigen Entscheidung be züglich der Antwort zu gelangen, die in der Frage seine» Moratoriumsgesuche» Deutschland zu er teilen ist. Daraus ergibt sich, daß eine weitere Beschlußfassung der Reparationskommission über da» StundungSgesuch der deutschen Regierung zu nächst hinausgeschoben Horden ist. Die Mehrzahl der Pariser Zeitungen stimmt der Entsendung der Kommission nach Berlin zu. Als Ziel der direkten Verhandlungen wird offen die Beilegung deS gegenwärtig be stehenden Konflikte» unter den Alliierten über die weitere Behandlung der Reparationsfragen und der Moratorium» bezeichnet. „Oeuvre" sagt, daß unter den bestehenden Verhältnissen keine andere Wahl bleibe, al» die der direkten Verständigung mit Deutschland. Poincarö, der bisher Gegner dieser Verständigung war, hat nach Auffassung de» Blatte» seine Auffassung revidiert, und man werde sich vielleicht überzeugen können, daß eine (Fortsetzung Seite 2.) Die Internationale in Prag. Von Otto Wel». Die Tagung der Zweiten Internationale am 12. und 13. August d. I. in Prag war nicht so sehr durch die Bedeutung der ihr gestellten Aufgaben, als durch den Geist der Beschlüsse eine der wichtigsten. So paradox es auch klingen mag, der einzige negative Beschluß war zugleich auch der weittragendste und bedeutendste. Am 19. Juni d. I. beschloß die internationale Konferenz in London, daß die Zweite Internatio nale keinen weiteren Anteil an Versuchen hab:« könne, mit der Moskauer Internationale zu inter nationalen Vereinbarungen zu gelangen. Zugleich beschloß sie die Einberufung eines Kongresse- der Arbeiterorganisationen und Parteien, die sich zu den Grundsätzen der Demokratie und de» Sozia« liSmuS bekennen, nach Hamburg für die Zeit vom 8. bis 13. Oktober d. I. und richtete die Einladung an die Wiener Arbeitsgemeinschaft» die Einberufung dieser Kongresses gemeinsam zu be wirken. Falls das abgelehnt werde» sollte, würde die Zweite Internationale den Kongreß selber einbcrufen. Al» nach der Ermordung vr. Rathenau» auf Einladung der Gewerkschaftsinternationale die Ver treter von Amsterdam, London und Wien zum erstenmal zu gemeinsamen Beratungen in Amsterdam zusammentraten, wurde von deutscher Seite die Einberufung eine» Weltkongresses der sozialistischen und Arbeiterorganisationen, die sich zu den Grundsätzen von Amsterdam, London und Wien bekennen, durch die versammelten Exeku tiven in Vorschlag gebracht. Hierbei war el Wien, das den Vorschlag machte, die eventuelle Einberufung dieses Kongresses nicht gemeinsam vorzunehmen, sondern der Amsterdamer Gewerk- schastSinternationale zu überlassen. Für diese er- klärte der Vorsitzende Jouhaux, daß ihre» Er- achteils diese Frage ihre Erledigung auf der Konferenz sinden solle, die den Bericht der Enquetekommlssiou über die wirtschaftliche Lage Deutschlands entgegennehmen würde. Diese Kommission hat nunmehr in Brüssel am 7. d. M. die Vereinbarung getroffen, daß eine erneute Konferenz der drei Exekutivkomitees im Oktober d. I. in Parts zusammentreten soll. Beson dere Besprechungen zwischen den Vertretern von London und Wien führten zu der Vereinbarung, die Abhaltung sowohl des Hamburger Kongresse» der Zweiten Internationale wie der Konserenz der Arbeitsgemeinschaft in Karlsbad nochmals von den beiden Exekutiven erwägen zu lasten. Im Hinblick auf die Einigungsverhandlungen zwischen den sozialdemokratischen Parteien in Deutschland und d e für den Oktober in Pari» vorgesehene Beratung der Frage eine» all gemeinen Kongresse» der Exekutiven von Amster dam, London uud Wien, kam die Zweite Inter- nationale in Prag zu dem einmütigen Beschlusse, von der Einberufung de» Hamburger Kongresse» Abstand zu nehmen. Die Vorarbeiten für den internationalen Kongreß in den einzelnen Ländern sollen jedoch keine Unterbrechung erleiden und die schon erfolgten Delegationen für den Ham burger Kongreß zur allgemeinen Tagung ihre Gültigkeit behalten. Dadurch ist der feste Wille zur internatio nalen Einigung zwischen der Londoner und Wiener Internationale durch die Zweite Internationale ausgesprochen worden. Ja, mehr noch! Die ge meinsame Vertagung von Hamburg und Karlsbad zeigt die internationale Einigung de» sozialistischen Proletariats auf dem Marsche. So ist der nega- tive Beschluß auf Vertagung der Hamburger V LtLÄtHeliS Meissen. V V Vonnskrnstss k^or»LsUsn fön ösn Lpsise- unö Ksktaslisek — l^unsl>vsn^s von — Oinsktsn Vsnkanf SN k^nivsts V