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Mozart im Jahre 1777 als »Ritter vom Goldenen Sporn« Wolfsang Amadeus Mozart * 27. Jänner 1756 in Salzburg + 5. Dezember 1791 in Wien Aus dem »Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung« von F. A. Brockhaus, Leipzig 1837: Mozart (Joh.Chrysostomus Wolfgang Amadeus), geboren am 27. Jan. 1756 zu Salzburg, einer der größten und vielseitigsten deutschen Componisten, war ein Sohn des erzbischöflich salzburgischen Hofmusikus und Unterdirectors der bischöflichen Kapelle, Leopold Mozart, gest.1787, und offenbarte im zartesten Kindes alter schon seine außerordentlichen Anlagen für Musik. Vom vierten Jahre an unterrichtete ihn sein Vater im Clavierspiel, und die Musik war seitdem der liebste Gegenstand der Thätigkeit des zwar zart gebildeten, aber keineswegs siechen und schwächlichen Knaben, der jedoch auch für andern Unterricht empfänglich war und namentlich für die Arithmetik entschiedene Neigung bewies, dagegen an gewöhnlichen Kinder vergnügungen bald keinen Gefallen mehr fand. Schon im fünften Jahre versuchte er sich in kleinen Composi- tionen, und als sein Vater 1762 mit ihm und seiner Schwester Maria Anna, geb. 1751, die ebenfalls seltene musikalische Talente besaß, München und Wien besuchte, wo sie am kaiserlichen Hofe sich hören ließen, fanden Beide, vorzüglich aber Mozarts für sein Alter damals unerhörte Fertigkeit im Clavierspiel, die lebhafteste Anerkennung. Eine kleine Geige, die er in Wien bekam, lenkte jetzt seine besondere Aufmerk samkeit auf dieses Instrument, das er in kurzer Zeit eben falls mit ungewöhnlicher Fertigkeit spielte. Dem Clavier spiel verblieb jedoch Mozarts vorzüglicher Fleiß und auf der Kunstreise, welche sein Vater von 1763 bis 1766 mit ihm und seiner Schwester durch Deutschland, Frankreich, Holland und England machte, erwarb er durch seine Fertigkeit darin, allein auch schon durch seine Compositionen, frühzeitig einen europäischen Ruf. AlsMozart 1768 wieder nach Wien kam, componirte er auf Kaiser Joseph II. Befehl eine komische Oper, die von Kennern zwar gerühmt, aber nicht aufgeführt wurde, sowie eine große geistliche Musik zur Ein weihung der dortigen Waisenhauskirche, und leitete als zwölfjähriger Knabe die Aufführung derselben. Enthusiastische Bewunderung erntete er hierauf in Italien, welches sein Vater 1769-71 mit ihm besuchte und wo man ihn nur il cavaliere filarmonico nannte; die musikalischen Gesellschaften mehrer großer Städte ernannten ihn zu ihrem Mitgliede, und zu Rom, wo Mozart einen seltenen Beweis von musikalischem Gehör und Gedächtnis gab, indem er das jährlich in der Sixtinischen Kapelle gesungene berühmte Miserere welches damals sehr geheim gehalten wurde, nach dem Gehör copirte, erhielt er vom Papste den Orden vom