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Sächsische Staatszeitung : 04.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192204043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19220404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19220404
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-04
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 04.04.1922
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Seite 2 -u Nr. VO LV. Oktober gefallene, auf De«tfck>kand pietzer- fchmetternd »trkeud« Eutfctetdung über die e«d- gtlttg« Teilung des »berschlesischen Jnduftiie- gebiete» hat begreiflicherweise dc« WarlkurS »etter gedrückt, schritten doch vor allem die au», ländische« Besitzer deutscher Markguthaben zur panikartigen Abgabe ihrer Markwerte, da man die Wirtschaftlichen ZukunftSmöglichleite» Teutschlands außerordentlich pessimistisch beurteilte. Anfang November steht der Dollar bereits auf 248,7b M. und am 8. schnellt er dann auf den damaligen höchsten Stand von 310 M. empor. Anfang Dezember macht sich, in Reaktion auf diese kata strophale Aufwärtsbewegung und bestimmt durch die Hoffnung auf beginnende Einsicht de» Auslandes, eine starke Abschwächung bis auf 189,81 M. be merkbar. Der Rückgang wird aber sehr bald durch neue uugüustige politische Ereigu sje aufge halten. Die Aitsaug Dezember mit der Repara- tionskommijston gepflogenen Verhandlungen wur den als ergebnislos angesehen. Am 12. De zember trat dann aufs neue ein außerordent licher Rückschlag in der Tollarbewertung ein, der auf 165,40 M. zurückging. Diese jähe Besserung der Wark dürste in der Hauptsache aus die wachsende Einsicht zurückzufühlen sein, daß die Gewährung eines Zahlungsausjchubes an Deutsch, land unabwcislich geworden war. Zwei Tage darauf hat die deutsche Regierung das Stun- duugsgesuch bei der ReparationSkommifsiou ein- gereicht. Damit beginnt die vierte Phase der Markeutwertung im erste» Reparatiousjahr. Die nach Cannes Anfang Jauuar 1822 ein- berufene Tagung de» Obersten Rate-, die sich hauptsächlich mit dem Stundungsgesuch der deut- schen Negierung zu beschäftigen hatte, schien zu- nächst günst ge Aussichten aus eine beiderseitige Ver ständigung zu eröffne». Ter Dollar sank von 183,81 M. am 31. Dezember 1921 aus 168,33 M. am d. Januar, nachdem er am 5. vorübergehend auf 201,29 M. gestiegen war. Die Nachrichten aus Frankreich über die inneren Widerstande gegenüber Briand verjch'.eätert n aber die Lage sehr bald, und als mit der Demission Briands am 12. Januar die Cannes-Konferenz abgebrochen wurde und Poin- carä die Leitung der Ltaatigesc! äste übernahm, gng der Dovarkurs wieder auf 180,56 M. Immerhin trachte die Konfc>enz für die deutscten R l arationSzahlungen in Gestalt der Zehutage- Z< hlungen von 31 Goldmillwnen eine vorüber gehende Erle chterung, wenn auch kein Zweifel darüber sei» konnte, daß aus die Tauer auck diese Zahlungen weit über die Leistungs Möglich keit der deutschen Wirtschaft hinaueg'ngen. Das zeigte sich sehr bald in einem weiteren Anziehen des Tollorwertes. Er stieg im Lause des Januar bl« auf 228,27 und notierte am Ende der ersten Märznoche mit 260,79 M. Tiefe Auswärts, b wegung, die an sich schon ihre ausreichende Erklärung in dem Devisenbedarf der Reichsbanl zur Ermöglichung der Zeh, toge-Zohlung, sowie in dem Bedarf des deutschen Einfuhrhandels findet, ist zweifellos auch durch die immer trüber werdenden Aussichten der in Cannes be'chlossenen Gciueser WcUwntschastskonferenz mit bedingt worden. Am 21. März ist dann die eingangs erwähnte Antwort der ReparationLkommiifion auf die Rote d.r deutschen R gürung vom 28. Januar, in ter das von der genannten Kommission verlangte Resormprogiamm für die Autgestaltung des Rem.shauthalies, sowie für die Barz, hlungen und Sachleistungen im Jahre 1922 vorg legt wurde, eingegangen, auf die das deutsche Wirt schaft-eben mit einer ungeheuerlichen Entwertung der Reichsmark reagiert hat. Ech ak» Retchsregtening Reichst«» die Note der Repsratio-skmnmissio» obletznle» «ud »it de» Räherrücken des L«r»t«S der Konferex» vo» Genua Hoffnungen ans eine tnlernatioxale Ilnleche sich wieder a» die Oberfläche wagte«, schwächte der Dollarkurs sich bis auf 290 ab. Diese kurze Skizze der Geidwcrtentwicklung im ersten Reparationsjal r dürfte klar und eindeutig den Beweis dafür er- bringe«, daß tatsächlich die Bewegung des Wark- kurses weit überwiegend unter dem Materielle« u«d psychologischen Einfluß der Reparationsleistungen steht. Das tödliche Fieber, da» gegenwärtig de« deutschen WirtschastSorganiSmu» befallen hat, und dessen markantester Ausdruck der Verlauf der Mark wertkurse ist, wird verursacht durch die unmägliche« und unerfüllbaren Reparationsleistungen. DaS Mißverhältnis zwischen dem, was der an sich schon durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages überaus geschwächte deutsche WirischastSlörper leiste» soll, nicht nur zur Aufrechterhaltung der Güter- Produktion für den eigenen Bedarf, sondern dar über hinaus und vornehmlich für die Abtragung unerhörter Tribute und dem, was er in Wirklich keit zu leisten vermag, wird von Tag zu Tag sicht barer und großer. Dar Barorneter der Devisen kursen l Wicklung zeigt aller Welt erkennbar, in welch rasendem Tempo di« Auslösung fortschreitet. Die russische Deleflatiou i» Berli». tEigene Meldung.) Die russische Delegation für Genua ist am vergangenen Sonnabend in Berlin eingetrosie«. LegationSrat v. Seßler war den r« sticken Herren bis Eydikuhnen im Auftrage der Reichsregierung entgegengesahren. Zum Empfang am Bahnhof Berlin hatte sich Ministerialdirektor v. Maltzahn eingesunren. Die Herren wurden in Auiomobilen in ihre von der Regierung vorbereiteten Quar- tiere gebracht. Die Delegation, die sich aus den schon gemeldeten Persönlichkeiten zusammensetzt, beabsichtigt, solange in Berlin zu bleiben, bis Krassin, der über Stockholm fuhr, in Berlin ein- getrosfen ist. Sie wird dann gemeinsam die Reise nach Genua fortsetzen. Die r«ffifche Delegation für Genua hielt gestern in der veritner Sowjetmissio« ein« «cthe von vesprichuugt« ad, die sich vom vormittag biS in die späten Abendstunden hinzoge«. Die Hauptdrlegierte« Dschitscheri« und Litwinas) er- sch ex« erst abends. Bei de« Besprechungen handelte eS sich dcm „Lokalanzeiger" zufolge in der Hauptsache um eine Orientierung der Dele gierten über die politische «nd wirtschaftliche Lage Deutschland» und um die krSrternng russischer W»rtschastsangelegenheitln. Die mit der Konferenz von Genua zusammenhängenden Frage« wurde« «icht augrschnitteo, da dies« erst vnter dcm Vorsitze kraifin» behandelt werde« sollt«. Rach «tue« ei«gelaufene« Fuursprmh wird Krassin he«te mittag i« Berli« ein- ,reffen «nd im Laase de» Rachmittag» z««Schst mit der «eichsregicruug Fühlung nehme«. Au» dc» Gesprächen der beteiligte« Kreis« war z« entnehme«, daß Krassin der dratschr« Regierung »cur Vorschläge ««t,«breite« wird, «m i« Genna gewisse Wirtschaftlage» aus gemeinsamer Pasi» zn behandel«. Unter dr« gestern erstattete« vcrichtcn nah«, wie der „Lokalanzetger" weiter meldet, der Vortrag Radeks über seine ver- Handlungen mit der brutsche» Rtgierang, den deutsche« Wtrtichaftsstelle» und über die all- gemeine Lage Deutschland» einen breiten Raum et». Anschließend gaben verschieden« Führer der Kommunistischen Partei Dtutschland» er- linternde Darstellungen über die Parteikonfirlln« tj— t» De^GlaiG. Feu»« beachtete Rackow»» ll»«r fest» »echamdlANO«« M» «dfchstch rW«s dentsq.nlratntsch« tzMd«Gab»»«m„». Reichöwehrmi»ifter Veßler über die deutsche Entw«ff»u«g. (Eigene Meldung.) Der „United Telegraph" verbreitet ei» Inter view des Berliner Korrespondenten des römischen Bl-tle« „Paeso" mit dem Reichswehr» «tper Geßler, vr. Geßler widerlegt darin die Behanp- tang des sranzösiicheu Kriegs«,inister« Magmot, daß i« Deutschland noch viele Mafien versteckt sei««, daß die Tätigkeit der Kontrollkommissionen also «och »icht abgebaut werden könue, mit dcm Hinweg, daß die sranzösischen Zahlen über die Wassensunde in den Rvcknrohwerken nicht den Tatsachen entsprechen. Es wurden nicht 600, son dern 342 Rohre gesunden, die weder mit Lasetten oder Verschlüssen, noch anderem Zubehör ver sehen waren, und für die vor allem teinerkei Mu nition vorhanden ist. Nach der Umstellung der deutschen Rüstungsbetriebe auf die Friedenswirt schaft würde mindestens ein Jahr notwendig sein, «m in den Fabriken auch nur in gewissem Um fange Gewehre und Maschinengewehre Herstellen zu können. Zur Herstellung schwerer Geschütze wären sogar mehrere Jahre notwendig. Der Mi nister ging sodann im einzelnen auf die Be hauptungen de» franzöfisck-en KriegsministerS ein, die er zahlenmäßig widerlegte. Deutschland ist de mobilisiert mit zwergenhaften Beständen ehe maliger RüstungSgegcnstände. Die Loh«erhöhuv-e» sie die Arteiter des Reiches. Am SO. und 31. Mär, fanden im Reich»- finanzministerium die Verhandlungen über die Lohnerhöhungen für die Arbeiter des Reiche statt, die sich aus de, Regelung der Beamten« gehälter ergeben. Die Gewerkschaften hatten bei den Verhandlungen mit der Reichsregierung Lohn sätze festgelegt, die für den 24 Jahre alten Lohnempfänger der Ortsklasse X in der Lohn gruppe I einen Stundenlohn von 12,55 M., in der Lohngruppe VII für Ungelernte von 11 M. vorlehen. Die neuen Beschlüße des Reichstages mochien eine neue Erhöhung snolwendig, sodaß der neue Stundenlohn jetzt für die beiden er wähnten Gruppen 13 20 M. bez. 11,75 M. be trägt. Die Lohnaufbesserungen für die Arbeiter ab 1. April ergeben für den Ledigen folgende Beträge: In der Ortsklasse X 3,45 M-, . . -8 3,35 - . - - . 6 3.25 - . . - v 3.25 - - - - 8 3,25 - Der Berheiratetete mit zwei Kindern erhält unter Berücksichtigung der Frauenzulage in Höhe von 1 M. in Ortsklasse X 4,85 M. . . 8 4.75 - . . 6 4 65 - . - 0 4,65 - - - L 4,65 - In Lohngruppe VH, welche die ungelernten Arbeiter umfaßt, betragen die Summen sür die Ledigen der Ortsklasse X 3,30 M., in 8 3,20 - in v, 0 »nd 8 3,10 - Der Verheir lete mit zwei Kindern erhält in OrtSUasse X 4,70 M., in 8 4,60 - in 6, 0 und 8 4,50 » Kel« VelOßentgSzitßgKd in Ostpreußen. (Eigen, Vekb«ng.) Vo« R«ttbSmiMe«tton tza» Innern wird er- klärt, daß di« Nachricht, baß bart eine Besprechung stattgefunde» habe« sag, dir sich mit der be vorstehende» Bechängon» deSVelagernn-SAnfiande» über Ostpreußen besaßt habe, den Tatsachen nicht entspricht. Die Revision des dentsch-tschecho- jl-W«klschen Handelsabkommens. Die gegenwärtig in Berlin geführten Verhand lungen, die ei», Revision be« beutsch-tschecho- slowakischen Handelsabkommen» bezwecken, ver- laufen schleppend, da uusere Unterhändler auf die RotisiziLrimg de» ursprünglichen Abkommens durch da- Prager Parlament warten. In der Krage der Textileinfuhr »rach Deutschland erzielte man eine grundsätzliche Einigung, doch steht dl« Be stimmung der Einfuhrquote noch aus, da Deutsch land für alle Staaten ein sogenanntes Wellkontin- gent festletzen will. Weiter steht die Frage des gegenseitigen Maschinen- und Automobiihandels zur Aussprache. Schwieriger gestalten sich die Besprechungen über den Schutz der Ursprungs- bezeichnungen für PilfeuerBer. über Zollfragen ist mit Ausnahme der Bierzölle überhaupt noch nicht verhandelt worden. Französische Hoffnungen aus das Rheinland. Ji» „Eclair" berichtet Jacque» Bordonx, Eng- land werde früher als man glaube, di« Räumung de» besetzten Rheinlandes beantrage«. I« diesem Falle müsse sich Fra«kreich zummdeft die Möglich keit ei«er Autonomie d«s Rheinland«» sicher«, zu mal England, da» einer politischen oder wirtschast- liche» Rheingrenze niemals zustimmen würde, gegen eine Loslösung de» Rheinländer von Preußen innerhalb des Reichsgebiets keinen ernsten Wider spruch entgegensetze» würde, wenn Frankreich eine solche Lösung als Bedingung sür die Sicherung seiner Oftgrenze wünsche. Bardoux will von dem Herausgeber de» «Manchester Guardian" selbst ge hört haben, di« Preußen hätten am Rhein nickt« zu suchen. Der „Tempi" hatte bereits vor längerer Zeit die Möglichkeit einer vorzeitigen Räumung des besetzten Deutschlands besprochen, nachdem die Rcparationsfrage und die Frage des Gaantie- verlragc» mit England in einem Frankreich gün stigen Sinne geregelt worden sei. Konferenz ver Exekutive« ver drei Zuternationnlen. Ler Begin» der gestrige» Lonsereuz der drei sozialistischen Internationalen im Reichstage ver zögerte sich, weil die Bolschewisten gegen die Zu lassung der Vertreter der russischen Sozialrevo lutionäre als Journalisten protestierte«. Rach er- rcgter Auseinandersetzung wurde beschlossen, öffent lich zu verhandeln. Friedrich Adler hielt die Er öffnungsrede, in der er betonte, die Konferenz sei ein erster Versuch, um in Atvisssn alle Ar beiter berührend«« Frage» zu einer gemeinsamen Aktion zu gelangen. Darauf verlas Klara Zetkin im Atomen der Delegierten der 3. Jnlernationale eine Erklärung, wonach die 3. Internationale eine Einheitsfront des gesamten Proletariats sür die dringendste Forderung deS Tages halte, daß die Bourgeoisie versuche, Deutschland durch Repa rationen auszuplündern, das russische Kapital Wirt- schastlich zu unterjochen und die ganze« Lasten des Krieges aus die Arbeiter der Länder abzuwälzen. Deshalb müsse spätesten» während der Genueser Konserenz eine Konferenz aller Sozialisten der Welt Wissenschaft »nd Knnst. Dresden, 3. April. Mit einer Segeljacht rund um die Erde. Der Plan, mit einer Jacht eine mehrjährige Rundfahrt um die Erde zu unternehmen, kl ngt im ersten Augenblick etwas phantastisch. In Wirk- leit handelt es sich um keine Phantasterei, sondern um eine ernste Angelegenheit, die gerade heule in Deutschland größtes Interesse wecken dürste. Aus eigener Initiative haben sich 14 deutsche Künstler, Wissenschaftler, Kaufleute und Ingenieure zu dieser Fahrt entschlossen. Die Namen sind folgende: Kapilän Pe«cr Lassen (Flentbury), Schifssmgenieur I. Paulsen (Rendsburg) als erster Steuermann, Maschineningenieur Burghardt als Maschinist, Kunst maler Prof. A. Wasner (Breslau), Kunstmaler Richard Janihur und W.lli Steinert (Berlin), Re dakteur Victor Klages (Bremen, Weser-Zeitung), Berginspeklor L. Watner, vr. I. Schneider (München, Verlag Braun X Schneider). Vr. L. Hörmann als Arzt und medizinischer Wissen schaftler, vr. «dem. Scholz, Spezialist sür Labak- Pflanzen, Filmdramaturg vr. Alois Klimke, ein Filmregisseur und ein Filmoperateur. Das Expedition- chisf, ein Tourenkrcuzer mit Ol- moloren, befindet sich zurzeit im Bau aus der Werst von W Bauer in Laboe und wird Anfang Mai fertig sein. Rach einer Probefahrt so» die Reii« Mitte oder Ende Mai beginnen. Ihr Zweck ist durchaus ncht auf lünplersche Studien be schränkt. Selbstredend will man auch diese treiben, und zwar soll die Ornamentkunst der Südsee- Insulaner, deren Kerbherstcllung und die Batik- kunst der Javaner eingehend studiert werden. Viel breiteren Raum aber wird im Programm der Reise ein« umfangreich« Propaganda für die deutsche Industrie und den deutschen Hend l ein- nehmen. Die geplante Rout- geht über Holland, Spanien, Nordamerika, Mexiko, Westindien, Süd amerika, Südsee-Jnse!«, NiederlLndisch.Jndren, Vrilisch-Ostindien, Suez. Mittelmeer. Überall wird Station gemacht. Es sollen nicht nur Mustermessen aögehalten werden, sondern ver schiedene Ter'nehmer werden auch Vorträge über deutsche Wirtkckas», Politik und Kunst halten, in deutscher, englischer und spanischer Sprache. Zahl reiche Abschlüsse liegen bereits vor. Ferner werden mitgenommene deutsche Filme vorgefüh t, Spielsime und Rekta meßt ine. Daß man selbst Filmaufnahmen machen wird, bedarf im Hinblick auf die mitreisenden Fachleute nicht der Be tonung. Man denkt m erster Linie an Land- schasts- und wissenschaftliche Aufnahmen, aber auch kleinere Spielfilme, die das kolotflale Interesse der Jugeud wecken und in tencn einige Expeditionstcilnehme, als Schau spieler wirken, werden eingcscha tet, ebenso eine Filmberichterpattung. Die Maler veranstalteten weiterhin BilderauSficvungen; die Kaufleute und Inge ieure werden die Anbahnung von Gejchästs- verbi' düngen im Ausland versuchen. Die fchrist- stellersche Auswertung des Unternehmens geschieht durch den beteiligten Redakteur. Die Zentrale für die illustrierte Presse in Deutschland über nimmt der bekannte Zeichner H. Zille. Sämt liche Teilnehmer sind entweder geschulte Sports iegler oder haben beruflich auf Segelschiffen ge- fahren. Daß diese Expedition draußen ganz Wesentliches im Interesse des Deutschtums, der de.utschen Wirtschaft und der dcu scheu Kunst leisten wird, kann keinem Zweifel unterliegen. Tas Unternehmen wurde zm ächst aus den Mitteln der Teilnebmer bestritten. Um ihren Zweck zu erreichen, haben sie fast ihren gesamten Besitz veräußert; der Unterhalt während der Reise er folgt duich di« Einnahmen aus Vorträgen, Bild,r« Verkäufen, Filmvorführungen usw. Nun haben sich t uck verschiedene Firmen «nd Privatleute sür das geschilderte Vorhaben interessiert und zum Teil namhafte Summen geststet. Opernßan». (Richard Wagner« „Lohen- grin".) Die Vorstellung erhielt eine desonver« Anzichnngskrast durch La» Wiedera«ftreten Fritz BogelstromS. Man begrüßte den Künstler gern wieder an der Stätte seiner Erfolge, an der man seine Künplerschast nicht missen möchte. N cht am wenigsten ist es ja seine volle Stilver trautheit gerade mit Wagner, die ihn heute bereits als den Erhalter einer großen überliese- rung erscheinen läßt und seinen künstlerischen Leistungen, seinem Porsifal, Siegfried, Siegmund u. a. Rollen geradezu vorbildlichen Clarakter verleiht. Vor allem auch seinem Lohengrin, dessen ganzer Gestalt er in StimmbeHandlung und Darstellung jenen visionären Charakter gibt, auf dessen poetischer Auswirkung die ganze Handlung gestellt ist. Tem Künstler zur Seite stand Elisa Stünzner, deren Elsa man nachrühmen muß, daß sie kaum minder die Poesie der Gestalt er- schöpft. Sine ihm nicht ganz gewach eue Part nerin hatte der prachtvolle Telramund in einem Gast, Eugenie Burkhardt-Chemnitz. Aber man wird ihr persönlich das nicht zu schwer an- rechnen dürfen. Tie junge Sängerin, die ich als Marietta in der „toten Stadt" mit Jnteiesse begrüßte, ist, wie ich meine, vorzeitig in das hochdramatijche Fach gedrängt worden, zu-dem man die Paitie der Ortrud rechnen muß, wenn man sie nicht der Venreterin der ersten Mezzosopran- und Alipartien gibt. Eugenie Burkhardt sieht bei noch mangelnder Stimmentwick ung sich zu forcierter Tongebung duich die dramatischen Akzente gezwungen und kann doch das wuchtige Pathos, das sie erfordern, mit ihrem Organ noch nicht erreichen. Ich sage ausdrücklich noch nicht; denn ich habe die Empfindung, al- habe man hier eine jener Stimmen vor sich, die bei kluger Verwendung im Spielplan die natürliche Entwicklung von den jugendlich-dramatischen zu den hochdramatischen Partien m säst sichere Aussicht pellen. — Es ist eben do« alte Lied und da« alte Leid, daß unsre mittleren Bühnen viel ach nicht mehr die Bil- dungcpäiten sind, die pe srüher waren, daher de, erschreckend« Mangel an küm lerisch vorbereitetem Rachwuchs, an dem all« großen Bühnen leiden. Auch die unsere, wie nicht verschwiegen werden darf. O. S Must««svor1r»g. Tas Interesse sür die staatliche» Museumsvorträge ist erfreulicherweise wieder im Zunchmen begriffen. Die letzten der artigen aus Veranlassung der Staatsregierung ge troffenen Veranstaltungen hatten den Hörsaal im Albertinum vollständig gefüllt und auch gestern hatte sich hier eine zahlreiche Zuhörerschaft ein- gesunde«. Sie verlebte eine köstliche Stunde, denn den Erschienene» wurde ein Blick i» das künstlerische Leben Altgriechenlands gewährt und e» geschah in solch ansprechender Form, daß Alles gespannt bis zum Schluffe lauschie. Der Direktor der weltberühmten Dresdner Ckulpturensammlung, Hr. Pros. vr. Herrmann, hatte sich diesmal ol- Thema „Die griechischen Basen und die Zeichenkunst der Hellenen" gewählt und er führte seine Hörerschaft in die höchste Blütezeit des allen Griechenland und deutete dabei, was man im allgemeinen unter klassischer Kunst zu verstehen habe. Meistens werde hierunter die Plastik und die Architektur verstanden und doch nähme eine gleichwichtige Stellung hierbei die Malerei ein. Mit ihr beschäftigten sich aus- giebig die Schriftsteller jener Zeit, wofür als Beweis der Lyriker Pindar angeführt wurde. Von den großen Gemälden der altgriechijchen Maler sei heute nichts mehr vorhanden, Ze gen chrer Kunst sind nur noch die auf Ton ausge- sührten Malereien und Zeichnungen, und unsere Skulpturensammlung besitze dasür herrliche Bei spiele. Ter Vortragende schilderte dann näher Wesen und Art jener Malerei, die mit dem Gesäß logisck, ge stig und künstlerisch untrennbar ver bunden sei. Die Vorwürfe dieser Malerei wurden meist der Götter- und Sagenwelt der alten Griechen entnommen, aber auch da» Haus, die Familie, sowie Ler Spiel- und Kampfplatz bildeten die S-offe. Im weiteren eifuhr die Technik jener Vasenmalerei eingehende Schilderung, und da- dorüter Gejagt« belegt« der vortra ende mit der Vorführung einiger kostbarer Stücke aus der Slulp-
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