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365 stände erlauben nicht mehr, Weiber mit sich zu führen. Er selbst habe eine Frau zu Hause, und er müsse ihr rathen, schnell nach Moskau, zurück, zukehren, dort werde sie wahrscheinlich jetzt ihren Bräutigam finden, auch ihre Eltern und Geschwi ster. Die arme Kathinka stand da, einer Bild säule gleich, ohne Bewegung und einer Sterben den ähnlicher als damals, wo sie aus den Grä- bern des Kremml heraufgebracht wuHe. Keine Thräne kam in ihr Auge, kein Laut aus ihrem Munde. Einige Minuten lang starrte sie bewußt, los vor sich hin, und siel dann ohnmächtig nieder. Der General benutzte diesen Augenblick, sich zu entfernen, nicht weil er das Erwachen der Mensch lichkeit in sich fürchtete, sondern weil er diesen Au genblick das Rachegeschrei der sie noch verfolgenden Rüssen zu Horen vermeinte, und die Hand der. Vergelterin über seinem Hau,te fühlte. Von der unglücklichen Kathinka hat man nie mehr etwas erfahren. Buntes. - Wer in Hamburg Mittags ausgeht, ist nicht sicher, daß ihm nicht etwas in die Hand oder in die Tasche gesteckt wird, nehmlich Traktätlein. Es sind gewöhnlich Handwerksgesellen von der Sekte der Wiedertäufer, die in Hamburg täglich zunimmt. Es sollen binnen Kurzem an 40V ausgenommen worden sein.. Die Deutschen kommen jetzt immer mehr und mehr zu der Einsicht, daß dort drüben, in dem vielgepriesenen Amerika, die gebratenen Lauben noch höher fliegen, als in Deutschland selbst. So kamen Anfangs dieses Monats in einigen Tagen 12 Auswanderer, auS dem Badenschen, in Cob- lenz an, die von Nordamerika zurückkehrten. Sie haben nach ihren heiligen Versicherungen in der neuen Welt nicht gefunden, was sie hofften, und versichern, daß viele ihrer deutschen Landsleute zu rückfahren würden, wenn sie die Mittel hätten, die Rückreise zu bestreiten. Die Engländer sind auf einmal von der tiefsin- nigen Gelehrsamkeit und der unübertrefflichen Weis heit der Chinesen überzeugt worden. Nur ein Volk, sagen sie, gebe es auf der großen weiten Erde, das es ihnen in dieser unerhörten Weisheit gleichthue: das seien die Deutschen. Denn der neue chinesische und der deutsche Zollvereins-Tarif seien sich ähnlich wie ein Ei dem andern; jener wie dieser fei ein Muster eines Tarifs, wie er so eben recht für England tauge und das «o» plus ultr» der Seelengröße und Selbstaufopferung — übermenschlicher Selbstentäußerung — wie sie den Engländern selbst — armen schwachen Sterblichen — nie in den Sinn kommen könne. — Dafür werde es aber auch den Chinesen und den Deut schen in jenem Leben recht gut gehen; dortkönnten sie Beefsteak und Plumpudding essen und sich für den Hunger entschädigen, den ihre sublunarische Weisheit ihnen hier unten einträgt. Die Englän- lander sollen ganz zerknirscht von der chinesischen Großmuth sein und geschworen haben, doppelt nnd dreifach so viel Waarenballen hinzusenven, als sie sonst eingeschmuggelt— natürlich alles gegen baare Bezahlung. ' ' . Der Frau Leserin, die gerne einen guten und wohlfeilen Tbee trinkt, können wir die erfreuliche Nachricht melden, daß in diesem Jahr die Thee- Ernte in China außerordentlich reich ausgefallen ist und daß bereits in England die Preise der bes seren Sorten um ein Bedeutendes geringer gewor den sind. ' . " Bemerkung. Die arithmetische Lösung in vor. Nr. d. Bl. v. W, in G. ist falsch, die richtige ist: 157 Lag« o u. rcrM.-Lieutn. Richter. Lösung der in Nr. 43. befindlichen Charade: Todtenkranz. (Gelöst von Otto Pflug und Llexit Schien) Frankenberger Kirchennachrichten. Am .23. Sonntage nach Trinitatis früh 7 Uhr hält die Beichtrede Hr. Archidiak. Al. Hennig: Vormittags predigt Herr Pastor lv. Körner. Nachmittags Herr Kandidat Pflug hier. Am Bußtage, den 24. Nov., predigt Vormittags Hr. Pastor l» Körner. Nachmittags Herr Dmk. lU. Gilbert, Lac. tkeol. , Geborene: K. H. Webers, B. und Maurermstrs. h., S. — Der CH. K. Brocks h., unehel. S. CH. F. Forbergs, B. und Handelmanns h., S. — Hrn. F. A. Uhlemanns, Bleichenbesitzers in Gunners- dorf, S. — Getraute: Mstr. E- F- Großer, B. und Hufschmied hier, mit CH. W. Baumann v. hier. — F. A. Schir-