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Intelligenz- und Wochenblatt - für Frankenberg mit Sachsenburg und Amgegend. Mit KSnigl. Sachs. Aürrgnädigstrr LlMttssion. ^4-^ 42. Sonnabends, den 21. Octbr. 1843. Jeden Sonnabend erscheint eine, I Bogen starke, Nummer dieses Blattes. Preis: jährlich I Thlr., vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf., wöchentlich 6 Pf., wofür es auch durch sämmtliche Königl. Sächs. Post-Expeditionen zu erhalten ist. Anzeigen aller Art werden in demselben gegen die Gebühr von S Pf. für die gehaltene Corpuszeile oder deren Raum ausgenommen und Beilagen möglichst billig berechnet. Geselliges Vergnügen. Vergnügen und Geselligkeit Sind wahrlich schöne Worte, Es ändert sich ihr Sinn gar oft Nach Zeit, Person und Orte. Luch sieht man mit einander oft Sie beid' im Kampfe liegen: — Einst gab es gar ein anderes - Geselliges Vergnügen. Drum will ich jetzt die vor'ge Zeit An gegenwärt'ge halten, Und d'raus soll sich ein kleines Lied Voll frohen Sinn'S gestalten. Gelingt es mir, so macht vielleicht In lust'gen kleinen Zügen Geselliges Vergnügen euch Geselliges Vergnügen. Wenn früher ein'ge alte Herrn Beim Kruge Bier sich sanden Und über,die j^vLItie» Erklärend sich verstanden, Und dann fünf Groschen in dem Skat Sic suchten zu ersiegen, So nannte man dies dazumal Geselliges^ Vergnügen Wer jetzt sich recht vergnügen will, Wirst um sich mit Malicen, Dabei wird, was auch Andre thun, Herunter stet« gerissen; Wenn Hinterm Rücken solch ein Held Dir meinet obzusiegen, So nennt er dies ein köstliches Geselliges Vergnügen. Beim Strickstrumpf schwatzten alte Fräu'n Des Nachmittags recht heiter Mitsammen über Hauswirthschaft, Garn, Kinder und so weiter, Vermischet mit Cichorien Der Kaffee mußte gnügen. Und dies galt für ein herrliches Geselliges Vergnügen. Jetzt muß es reiner Mokka sein, Des guten Strumpfes Stelle Nimmt Stickrahm oder gar nichts ein, Man schwatzet über Bälle, Man schneidet andern Ehre ab, Bespricht, wie zu betrügen Der liebe Mann, und dies ist jetzt Geselliges Vergnügen. Und junge Mäöchen, junge Herrn, Die lasen eine Stunde Ein Stück aus Weißes Kinderfreund Dann stellt' man sich zur Runde, Spielt' „blinde Kuh" und „stirbt der Fuchs," Auch Räthsrl mußten gnügen, Und sand in unschuldsvollem Scherz Geselliges Vergnügen. Jetzt giebt's kein Spiel mehr ohne Kuß, Die Zeit ist matt verronnen. Sind kleine Lieb's-Jntriguen nicht In Masse angesponnen? Der Bursch' äfft große Männer nach, Das Mädchen sucht zu siegen Mit einem welschen Sang; das ist Geselliges Vergnügen. Ein Tänzchen war in vor'ger Zeit Auch Lust für alle Stände, Doch fing man's schon um sechs Uhr an, Um zehn Uhr war's zu Ende. Die Menuet war anmuthsvoll, Das Walzen sanftes Wiegen, Und nur im Anstand suchte man Geselliges Vergnügen. Jetzt tanzet man im deutschen Land Fast lauter fremde Touren, Sie lernen's den Kalmücken ab, Den Schotten und Masuren-