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Leipzig. Aus dem nahen Naumburg mel det man Mns brieflich Folgendes: Vor wenig Ta- gen arbeitet hiersrlbst ein , Zeugschmied in seinem Geschäfte, Richt «reit von ihm sitzt mit dem Säug- lMS an der Brust seine Gattin. Ein Wortwechsel entspinnt sich, und in der steigenden Heftigkeit desselben fliegt dem Manne das Eisen, mit dem er arbeitet, aus der Hand und erreicht nicht das eine, nein! ein doppeltes Ziel. Der Säugling ist todt, die Mutter tief an der Brust verwundet! Welche Reue wird sich des Mannes, der sonst als brav und schtungswerth geschildert wird, nur zu spat, bemächtigt haben. Unterhalten de s. Annehmlichkeiten in Ostindien. Nach einer Revue (erzählt ein englischer Offi- cier, der in Ostindien diente,) begab ich mich zu einem Freunde, bei dem wir frühstückten. Dann gingen wir in den Keller, um ein Fast Wein zu kosten, welches vor einiger Zeit aus England an gekommen war. Zu unserem großen Entsetzen fan den wir jedoch, daß eine Moschusratte über das Fast gelaufen und, -- so fabelhast es, auch für diejenigen klingen mag, welche nie in'Ostindien waren, — jeder Tropfen Weins verdorben war. . Er mußte weggegossen werden. ' Ich kehrte nach Hause zurück und begegnete.ei ner jungen Dame, die ich genau kannte, und wel che in einem Palankin getragen wurde. Ich trat Hinzu, um ein Paar Worte mit ihr zu sprechen, und erzählte ihr mein letztes Abenteuer, als sie mit einem Male ein schreckliches Angstgeschrei aus- Hieß. Ein Hundertfuß hat sich mit seinen hundert Füßen oder Krallen an ihren niedlichen Fuß ge hangen. Die Palankinträger standen bestürzt da. Ein Arzt, welcher sich glücklicher Weise neben mix befand, zerquetschte augenblicklich das Thier, wel- ,-ches ohngefähr acht Zoll lang war, durch einen heftigen Schlag auf die Gefahr hin, den Fuß zu verletzen, und befahl dann, die Dame sogleich nach Hause HU bringen. Das arme Mädchen litt II Wochen', mußte endlich nach Europa zurückkehren .und sich den Fuß qbnehmen lassen. . Auf meinem Nachhausewege sprach ich bei un- sexm Major ein, welcher das beste Haus iy dem Cantonnement hatte. Während wir mit einander Hrachen, blickte ich zufällig an einen Balken hip- ayf, welcher an der Decke sich hinzog, und be merkte, daß mehrere kleine Jnsecten an demselben hinliefen.' Eines siel herunter und, ich machte es mit dem Stocke todt, d«x. ich in der Hand hatte. Axr Major fragte mich, was ich thue; ich zeigte ihm daL kleine Thier, er aber erblaßte, sobald er es erblickt hatte, wendete sich an seine Frau, und befahl ihr, augenblicklich Alles einpacken zu lassen, und sich zum Ausziehen bereit zu halten. „Es ist eine weiße Ameise!" — Die Frau stand sogleich auf und entfernte sich mir aber sagte der Major: „Das Insect vermehrt sich- so schnell, daß der Be sitzer des besten Hauses, sobald er eines in dem» selben erblickt, lieber sogleich entfliehet, als sich dem fast gewissen Einstürze auszusetzen.' In vier- undzwanzlg Stunden nagen sich diese kleinen Thiere durch den stärksten Balken. Sie Hausen jetzt un ter meinem Dache, und ich wage nicht mehr, da zu schlafen. Auch meine Habseligkeiten kann ich nicht fortschaffen, bevor sie gereinigt und geräuchert worden sind, damit wir keines dieser Thiere mit nehmen." Von da begab ich mich zu einem Diner, das duftend bereits auf der Tafel stand. Mit einem Male aber hörte man ein leises Summen,.und Alle verließen sogleich ihre Plätze. Eine Schaar fliegender Wanzen fand sich ein und ließ sich auf den Speisen nieder, denen sie einen abscheulichen .Geruch mittheilten, daß an ein Genießen derselben nicht mehr zu denken war. Wir mußten warten bis andere 'Gerichte bereitet waren. Ermüdet legte ich mich Abends auf mein Bett, oder vielmehr auf meine Bettstelle, denn auf eine Matratze ist blos ein Tuch gebreitet; eine dünne Gaze schloß mich in eine Art Käsig ein, um die Muskitos abzuhalten, und die Bettbeine standen in kleinen Gefäßen mit Wasser, damit die Amei sen nicht hinauf klettern konnten. Nach etwa 2 Stunden erwachte ich durch den heftigsten Schmerz im Gesichte, und bei dem Lichte, welches immer brennen muß, überzeugte ich mich, daß die Plage geister durch einen kleinen Riß in dem Netze den noch eingedrungen waren. Nachdem ich mir das Gesicht mit. Cttropensaft bestrichen und den Riß hatte aushessern lassen, schlief ich eine Zeit lang ruhig; dann erwachte ich und sah eine Eobra Ma nilla, — die giftigste aller Schlangen, — auf dem Tische unweit von meinem Bette liegen. Meine Angst wage ich nicht zu beschreiben; ich wußte, daß das schöne Ungeheuer, 'durch die Wärtne an gelockt, sich gewiß bald nach meinem Bette wen den würde. Ich rief um Hülfe und mein großer