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7. KAMMERKONZERT im Blockhaus Sonnabend, den 7. Mai 1988, 19.30 Uh philh Ausführende: Kubin-Quartett der Janäcek-Philharmonie Ostrava, CSSR: Ludek Cap, 1. Violine Jan Niederle, 2. Violine Pavel Vitek, Viola Jin Zednicek, Violoncello Joseph Haydn 1732-1809 Streichquartett D-Dur op. 20 Nr. 4 Allegro di molto Un poco Adagio e affettuoso Menuett alla Zingarese Presto e Scherzando Dmitri Schostakowitsch 1906-1975 Streichquartett Nr. 11 f-Moll op. 122 Einleitung (Andantino) Scherzo (Allegretto) Recitativo (Adagio) Etüde (Allegro) Humoreske (Allegro) Elegie (Adagio) Finale (Moderato) PAUSE LeosJanäcek 1854-1928 Streichquartett Nr. 2 (Intime Briefe) Andante Adagio Moderato Allegro Rudolf Kubin (1909—1973), der in Ostrava be heimatete tschechische Komponist, dessen Vio loncellokonzert kürzlich in unserem 5. Außer ordentlichen Konzert zum ersten Mal in der DDR erklang, ist Namenspatron des Kubin- Quartetts, das als Streichquartett-Ver einigung der Janäcek-Philharmonie Ostrava zugehört. Die vier Musiker fanden sich 1972, in ihrer Studienzeit am Konservatorium Ostra va, zum Quartettspiel zusammen und wurden in der Folgezeit von so erfahrenen Kammermu sikinterpreten wie Prof. A. S/kora (Janäcek- Quartett) an der Janäcek-Akademie der musi schen Künste in Brno und von Prof. A. Kohout (Smetana-Quartett) unterwiesen. An mehre- nationalen und internationalen Wettbe- ^|Rjen, u. a. in Colmar und Portsmouth, hat sich das Quartett erfolgreich beteiligt, wobei zu den größten Erfolgen der zweite Preis beim Internationalen Wettbewerb des Musikfesti vals „Prager Frühling" 1984 gehörte. Rege Konzerttätigkeit in der CSSR wurde bisher er gänzt durch Gastspielverpflichtungen in der DDR, in Polen, Rumänien, Spanien und Finn land. mermusikalischer Miniaturen dar. Seine sie ben Sätze dauern nur etwa eine Viertelstunde. Die ungewöhnliche Anlage des Werkes resul tiert aus dem Anlaß seiner Entstehung. Es ist dem Andenken des langjährigen zweiten Gei gers des Beethoven-Quartetts, Wassili Schi- rinski, gewidmet und wurde von Schostako- witsch als eine kammermusikalische Porträt- Studie konzipiert. So erklärt sich die dominie rende Funktion der Violine, der meist die her ausragenden Partien anvertraut sind und der immer wieder Möglichkeiten technischer Bra vour und Virtuosität eingeräumt werden. Die kleinen Sätze dieses Quartetts, das an die alte Form der Suite erinnert, sind inhaltlich un kompliziert und nicht als Trauermusik zu ver stehen, sondern als Sinnbilder des Präludie rens, des Scherzo-Stils, des rezitativischen Mo nologs, der Etüde, Humoreske usw. Eine Aus nahme bildet lediglich die Elegie, die ein klei nes „Requiem“ für den verstorbenen Künstler und Freund ist. Das tänzerische Finale führt wieder zum Leben und zur Kunst zurück. Das Werk wurde im Mai 1966 in Leningrad vom Beethoven-Quartett uraufgeführt. (H. A. Brock haus) Joseph Haydns Streichquartett D-Dur o p. 20 Nr. 4 erlangte durch sein sinnfälliges Menuett „alla Zingarese“ Be rühmtheit, doch auch die anderen Sätze ber gen eine Fülle schönster Musik. Den Beginn macht ein Allegro di molto, dessen in Quart schritten aufstrebendes, einfaches Thema ein lebhaftes Motivspiel auslöst. Das Adagio (un poco affettuoso) erscheint hier erstmalig als Variationssatz. Sein schönes Mollthema wird zunächst von der 2. Violine und Bratsche, dann vom Cello variiert. Nur die dritte Variation bringt figurative Umspielungen der 1. Violine. |^die vierte teilen sich alle Instrumente, ^^dns Auseinandersetzung mit der Polypho- nie wirkt sich hier in einer ständig sich verdich tenden thematischen Arbeit aus. Auf das mit rhythmischen Schwerpunktverlagerungen nach Zigeunerart und mit rassigen Sforzati gebüh rend gewürzte Menuett folgt als Finale ein großartiges Presto e Scherzando, das von geistvollen Formulierungen nur so überschäumt. Das Streichquartett Nr. 11 f-Moll o p. 122 aus dem Jahre 1966 stellt unter den insgesamt 15 Streichquartetten Dmitri Schostakowitschs eine Reihung kam In den letzten zwei Jahren seines Lebens nahm Leos Janäceks Schaffen einen gewalti gen Aufschwung. Seine letzten beiden großen Werke entstanden: die Oper „Aus einem To tenhaus" und sein Zweites Streich quartett „Intime Briefe" ( 1 928) Das Quartett ist ein leidenschaftliches Liebes bekenntnis des Vierundsiebzigjährigen zu der sechsunddreißig Jahre alten Kamna Stösslovä. Vier Monate vor seinem Tod, am 15. April 1928, schrieb Janäcek über sein neues Werk: „Es ist meine erste Komposition, deren Töne von all dem Liebenswürdigen durchglüht sind, was wir miteinander erlebt haben. Hinter jedem Ton stehst Du, lebhaft, nahe, strahlend vor Liebe.“ So schwingt denn auch in diesem Werk ein ganz persönlicher Gefühlsausdruck. Es ist das lyrische Gegenstück zu Smetanas Streichquar tett „Aus meinem Leben“. Eingeleitet von einem innigen Geigenmotiv in Sexten über einem Cellotriller, bringt der erste Satz die Erinnerung an den Augenblick der ersten Be gegnung. Im zweiten Satz, aufgebaut auf einem Bratschenmotiv in b-Moll, gibt der Kom ponist in erregter Melodik seiner Sehnsucht Ausdruck. Angst vor dem Verlust des Glücks spricht aus dem außerordentlich ausdrucks starken dritten Satz, dessen Hauptgedanke sich aus einem beharrlichen Rhythmus im 9 /s-