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405 fen. Sein vollkommen elegantes Cystüme war das eines jungen Elegants, der seinen Spaziergang in daS Boulogner Hölzchen unternimmt. Alle Of fiziere blickten einander verwundert an, indem sie unmöglich glauben zu können schienen, daß er diese Kaltblütigkeit bis zum entscheidenden Augenblicke beibehalten werde. Nachdem man am Rande des Sumpfes ange langt war, machten die Offiziere nochmals einen dringenden Versuch, den Graf von einem weitern Vordringen abzuhalten. Während der Erörterung und gleichsam als Warnungszeichen, ließ sich ein kaum hundert Schritte entferntes lautes Geheul vernehmen; die Pferde hierdurch beunruhigt, fin gen an sich zu strauben und zu wiehern/ „Sie sehen, meine Herren, es ist zu spät, wir sind bemerkt worden; das Thier weiß, daß wir da sind, und ich will bei meiner Abreise von Ost indien, welches ich nie wieder besuchen werde, bei Niemandem, ja nickt einmal bei einem Tiger, eine ungünstige Meinung von mir zurücklassen; drum vorwärts, meine Herren!" Bei diesen Wor ten spornte der Graf sein Pferd, um, längs dem Sumpfe vorrückend, den Felsen zu, erreichen, von dessen Spitze man das Schilf übersah, welches den Tiger und seine Jungen barg. (Beschluß folgt.) Buntes. Vor Kurzem wurden die Berliner des Abends durch Kanonenschläge auf den Straßen erschreckt, bei denen sich Zettel mit der Androhung des Ver derbens gegen alle Privilegirten fanden. Die Ur heber, ein Handwerksgeselle und ein Handlungs diener, sind entdeckt. Dem Lehtern dürfte noch kein Muster von der Elle vorgekommen sein, mit der man ihn jetzt messen wird. Erfindung. Vielleicht fahren wir mit der Zeit auf Glasbahnen statt auf Eisenbahnen. Scherz bei Seite! In Frankreich will man wirklich Schienen von Glas in Anwendung bringen, auf welchen hölzerne Räder laufen sollen. In Bordeaux und Paris waren seit längerer Zeit unerhörte Weinverfälschungen vorgekommen und' Tausende von Fässern dieses säubern Fabri kats ließen die Behörden in die Rinnsteine fließen. Die zweckmäßigste Entscheidung' wäre ohnstreitig die gewesen, die Schuldigen unter polizeilicher Aufsicht ihren eigenen Wein bis auf die Neige leeren zu lassen; an manchen Orten in Sachsen wäre ern gleiches Vornehmen auch mit dem Biere sehr anpaffend. Eine (Fräulein oder Frau?) Thusnelde Stern berg hat ein Sckriftchen für SHn herausgegeben: „Dir Kunst, die Männer zu erobem und sie zu fesseln." Bewährt sich diese Kunst, so ist allen Hagestolzen, so zu sagen, das Brod gebaxken. Das Buch muß einen rasenden Absatz finden. Merkwürdiger Verein. In dem kleinen schlesischen Städtchen Oels soll sich ein „Jung srauen-Reit-Verein" gebildet haben. Allen Stt- syect vor solchen Vereinen! Die Monumentoma- nie ist nun etwas vorüber und die Vereinomänie ist an deren Stelle getreten. Was für Vereine werdet: wir noch erblühen sehen, wenn das so fort geht! Schon sieht man vor lauter Vereinsbäumen den Wald nicht mehr und bald erhalten wir ge wiß auch einen Verein gegen Vereine; im Gan zen schreitet die Menschheit mit Riesenschritten voran, aber im Einzelnen merkt man gar nicht viel davon. Getraidemähmaschine. Finanzreferendair Hochstetter in.Reutlingen zeigte in der Ver sammlung der Wandergesellschaft würtembergischer Landwirthe in Göppingen das Modell einer von ihm erfundenen Getraidemähmaschine vor, die mit einem Mann und einem Pferd bedient, für 20 Handschnitter arbeiten soll. Die dazu ernannte Prüfungskommission fand die Sache für wichtig, um damit Versuche im Großen anzustellen, um so mehr, als sich der Mechanismus durch große Ein fachheit auszeichnet, ein Vorzug, den die nach ei ner solchen Maschine lüsternen Engländer bis jetzt noch nicht zu erringen verstanden. Sonderbare Spießruthen. Als der Ca- pitain Otto von Kotzebue um die Welt segelte, sollte auf einer Insel der Südsee eine Erecutiön an'einem Matrosen Statt finden. Der Profoß brachte die Ruthen, die er im nächsten Gebüsch geschnitten hatte, und es waren Myrthenruthen. Bei unS wächst die Myrthe zum Brautkranz nicht so hoch, und doch meinte ein Nachbar, daß mancher geschlagene Ehemann Myrthen-Spießruthen laufen müsse sein Leben lang. Das schöne Geschlecht wird in den kleinen Er zählungen des Talmud durchgängig sehr übel mit genommen. Der Rabbi Sabat-Cjajim behauptet: „Gott habe zehn Maaß Plauderkorn auf die Erde geworfen, wovon die Weiber neun für sich gx- nommen." -