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langen. Das kleine Mädchen ist merkwürdiger Weise das fünfundzwanzigste Kind der Gärtnerleute. Leipzig, den 18. Decbr. Unsre Weihnachts'- ausstellnng in der TuchhaAe — der Bazar — ist seit einigen Tagen eröffnet und unser schau» und kauflustiges Publikum findet es von höchstem In» terdsse, besonders des AbendS die von brillantem Gaslicht magisch erleuchteten Verkaufsräume zu durchwandeln. Und in der That, wir selbst müs sen gestehen, daß ein ähnlich imposanter Weihnachts markt, als hier auf einen geringen Flächenraum zusammengedrängt und unter einem Dache ver einigt, wohl in keiner andern Stadt Deutschlands zu finden sein dürfte. Luxusgegenstände, deren Anwendung man öfters nur mit Mühe erratheN kann, europäischen und außereuropäischen Ursprungs, werden neben den unentbehrlichen Bedürfnissen hier feilgeboten. Mehr aber als dieser prunkvolle laute Markt, mehr als die in diesen Wochen stattfindende elegante und prächtige Ausschmückung aller Ver kaufsläden — was uns nur zu sehr an's „Ge schäftemachen und Procentegewinnen" erinnert — macht uns die jetzt in allen Familien und.elterlichen Kreisen herrschende Thätigkeit, um nur am Christ fest seinen Theuren und Lieben eine Freude zu schaf fen, wahres Vergnügen. Wohin man nur hlickt —-— giebt's Schaffen, Sorgen, Streben, Und wer da kann, der denkt mit Lust daran: Dem Kind zu schmücken seine stille Bahn. Schon wird der Kreis der Kleinen überzählt, Für jeden Liebling Liebstes auserwählt, So jung und zart auch noch sein Leben ist: Erfreuen doch soll es der heil'ge Christ. Die Leitern schau'n auf früh're Zeit zurück Und glücklich sind sie in der Kinder Glück. Drum, — ward mit Fleiß das Tagewerk vollbracht: — Es tritt der Fleiß auch in die späte Nacht, Oft für die Kinder wird sie durchgewacht, Denn auch den Schlaf entbehrt die Lieb' und Treue, Damit das Kind am Weihnachtssest sich freue. Und näher kommt das schöne Fest gegangen, Mit Früchten wird der grüne Baum umhangen, Mit Gold und Silber sieht man ihn bekränzen Und bunte Lichter sollen ihn umglänzen, -Damit er, wie die Sitte fromm es lehrte, Ein Chrkstbaum für des Hauses Kinder werde. Briefliches. Hamburg. Weil in den neu zu erbauenden Stadttheilen die Straßen breiter werden sollen, so suchen die Bauherren den verlorenen Raum nach der Höhe zu wieder zu gewinnen. — Da können sie denn allerdings unbesorgt noch ein Weilchen fortbauen, ehe sie oben anstoßen.-- Neuerdings sind wieder einige Hauser in Folge der Nerwrn»' düng schlechtere Materials und nachlässiger Arbeit eingestürzt,— Düsseldorf, den 28. Novbr. Ein so eben begangener schrecklicher Mord hat viele Gemüthet aufgeregt. Diesen Nachmittag befanden sich zwei Metzger in der Schlachthalle der hiesigen Flinger- straße und geriethen in Streit. Plötzlich ergreift einer derselben, der Lehrling Mathias Kauhausen aus Neuß, das Schlachtmesser und stößt es dem Gesellen, einem Torgauer, in die Seite, worauf dieser sogleich niedersank und in einigen Minuten sein Leben endete; er war erst 24 Jahr alt. Ob schon noch viele Leute in der Halle beschäftigt wa ren, ist es dem Thätcr Kauhausen doch gelungen, sich zu entfernen, und unsere thätige Polizei ist bereits damit beschäftigt, sich desselben zu versi chern. (Wie man hört, soll man des Lhäters bereits habhaft geworden sein.) Unterhaltendes. Der Kampf mit -ey» Tiger. (Ein Gegenstück zu der in Nr. 48. und 49. d. Bl. befind!, Erzählung: „Die längste Stunde meines Lebens.") Der Muth, diese erhabene Eigenschaft der Seele, zeigt sich so verschiedenartig in seinen Aeußerungen, daß es schwer werden dürfte, zu entscheiden: wel cher Art derselben der höchste Preis gebühre? — Während jener Muth, der thatkrästig die Gefahr aufsucht und am feurigsten aufflammt, wenn sie am höchsten ist, unsere Bewunderung fordert; nimmt eine andere Art desselben, welche die Gefahr weder sucht noch feig meidet, unsre entschiedenste Achtung in Anspruch, wenn sie in der Gefahr die größte Unerschrockenheit und kälteste Entschlossenheit zeigt; indeß eine dritte Gattung, welche mit ruhiger Dul» düng und höchster Selbstverläugnung das Schlimm» ste erträgt und das Schmerzvollste, die Thräne des Mitgefühls hervorlockt, die Erhabenheit der Men» schenwürde beurkundet. Nicht immer wohnt der Muth in einem kräfti gen Körper, aber wohl ist der Muth stets der Sohn einer kräftigen Seele. Der Mann, der einzelne, kann öfters mehr als im Verein mit Lausenden, — und ein persisches Sprüchwort sagt: der Löwe ist nicht im Stande mehr als einen Tiger zu beseitigen und wenn er auch eine ganze Heerde Hammel zumBeistand hätte.