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394 — Aus Löbau sind uns Klagen zugekommen über die Theilnahmlosigkeit der dortigen Bürger an al len öffentlichen Dingen. Bei der jetzigen Wahl neuer Stadtverordneter haben von 390 stimmfähi gen Bürgern nur 165 ihre Stimmzettel abgegeben. Solche Erscheinungen — die man auch schon an derwärts wahrgenommen — sind für konstitutio nelle Staatsbürger nicht ehrenhaft. Hört Jhr's wohl, die Wahlen sind der „Mündigkeitsmesser" einer Gemeinde! Die sächssche Zeitungs-Presse umfaßt gegenwärtig 154 Zeitschriften, welche sich ihrem Inhalte yach folgendermaßen vertheilen, als: 49 Localblätter, 27 belletristische, 13 bibliographische und literarische, 8 national-ökonomische und Handelsblätter, 7 medicinische, 7 Kreis- und Verordnungsblätter, 6 Volksblätter, 5 musikalische Zeitschriften, 5 theologische, 4 natur-wissenschaftliche, 4 philosophische und pädagogische, 3 juristische, 2 polytechnische, 2 jüdisch-theologische. Man sieht, wie dir politischen Interessen (in den national-ökonomischen Zeitschriften) einen be deutenden Vorsprung auch hier gewonnen haben, dagegen die Tagespresse in Sachsen noch immer kaum halb so viel ihrer Organe der Politik, als der bloßen Unterhaltung, zuwendet. Dresden, am1. Decbr. Die Bethätigung für die zuerst vom Bürgermeister Todt angeregte Idee, einen tüchtigen Juristen, welcher zugleich Landtags abgeordneter ist, zur Beobachtung des öffentlichen und mündlichen Gerichtsverfahrens in's Ausland zu senden, nimmt ihren regen Fortgang. Bis heute sind, als Ergebniß aus den zu diesem Zwecke in hiesiger Stadt veranstalteten Sammlungen, schon über 400Thlr. nach Adorf äbgesendet worden und noch immer fließen reiche Beiträge. In einem Briefe vom 26. Novbr. schreibt uns der Bürger meister Todt: „In Bezug auf Ihren Wunsch, Braun zu einer nochmaligen und zwar öffentli chen Erklärung zu veranlassen, daß er der Sen dung in Sachen der Oeffentlichkeit und Mündlich keit sich unterziehen werde, ersuche ich Sie, ver sichert zu sein , daß er bereit ist, die Reise zu un ternehmen, jedoch wird er jedenfalls die etwaige Abstimmung derjenigen abwar ten, welche Beiträge dazu liefern." — Auch die Freiberger zeigen, daß sie nicht eben so große Hcimlichkeitsfreunde sind, als man nach den Aeußerungen ihres Abgeordneten Sachse «r- theilen möchte, denn auch sie steuern zu dem oben angegebenen Zwecke reichlich mit. — In Leipzig geht diese Sammlung jetzt ziemlich gut, nachdem sie lange nicht von der Stelle wollte. In den höheren Kreisen läuft eine Unterzeichnungsliste her um > deren Betrag, wenn nicht Alles täuscht, doch wohs aus 400 Thaler steigen wird. Dazu kom men einige 70 Thaler, die bei der Redaction der Vaterlandsblätter eingegangen sind, 46 Thaler von Adv. Bertling und dann der Betrag von mehrern Sammlungen in kleinern Kreisen, der sich noch nicht genau angeben läßt. Leipzig, am I. Decbr. Am 28. Novbr. hat eine Deputation von 15 Männern unserem Su perintendenten Dr. Großmann in Bezug auf seine am letzten Landtage eingereichte Petition ge gen die Uebergriffe der römisch-katholischen Geist lichkeit eine Dankadresse überbracht, welche aus der Gegend der Städte Meißen, Oschatz, Lom matzsch und. Döbeln kommt und mit den Unter schriften von mehr als 500 Geistlichen, Advokaten, Rittergutsbesitzern, Bauern und Handwerkern ver sehen ist. — Ein Bravo! den Männern, welche so unsern Glaubenshelden, ehrten; auch wir unter zeichnen jene Adresse herzlich gern! — Unterhaltendes. Todesahnungen. Herr Lauvergne erzählt in seinem so eben er schienenen Werke: „Die letzten Stunden und der Tod," neben vielen interessanten Beispielen von Todesahnungen auch folgende aus der neuern Zeit. In dem Kriege von 1814 erwacht der Marschall Bessieres an dem Tage seines Todes mit der be stimmten Ueberzeugung, daß es heute sein letzter sei. „Mich nimmt heute eine Kanonenkugel mit; nüchtern soll sie mich nicht treffen." Er liest die Briefe seiner Frau noch einmal durch und wirft sie dann in'S Feuer. Eine Stunde darauf steigt der Kaiser zu Pferde und Bessieres folgt ihm. Das blasse und traurige Aussehen des Marschalls fällt Jedem auf. Herr de Baudus, sein Adjutant und Vertrauter, sagt zu denen, die es bemerkt ha ben: „Bekommen wir heute eine Schlacht, so wird