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ZUR EINFÜHRUNG Krzysztof Meyer, der prominente polni sche Komponist, Pianist und Musiktheoretiker, wurde 1943 in Krakow geboren. Er studierte an der Musikhochschule seiner Heimatstadt, an der er seit 1966 selbst lehrt (1972 Dozent und Prorektor), bei St. Wiechowicz, A. Fraczkiewicz und vor allem bei K. Penderecki, dem er be sondere Anregungen verdankt. Seine Ausbil dung vervollständigte er in den 60er Jahren bei N. Boulanger in Paris. Seit dieser Zeit et wa auch wurde — dank internationaler Aus zeichnungen — sein inzwischen umfangreiches und vielfältiges kompositorisches Schaffen be kannt. Nachdem sich Krzysztof Meyer zunächst mit der Dodekaphonie auseinandergesetzt hatte, tra ten in seiner 1. Sinfonie (1964) Klangstrukturen in den Vordergrund. In der 2. Sinfonie (1968) wurde dann Aleatorik bestimmend, während in den 70er Jahren — in weiteren zwei Sinfo nien, einer Oper, in verschiedenen Solokonzer ten, Kammer-, Klavier- und Vokalmusik — ma thematische Kombinatorik und philosophische Orientierung als charakteristische Merkmale erschienen. Des Komponisten Streben, einerseits Elemente der polnischen und westeuropäischen Avant garde zu verschmelzen und andererseits heu tiges musikalisches Denken gleichzeitig in die historische Kontinuität der Entwicklung, sozu sagen in die Musikgeschichte einzubringen, er reichte nach der „Sinfonie in D-Dur im Stile Mozarts" mit dem Orchesterwerk „H o m m a- ge ä Johannes Brahms" op. 59 einen weiteren Kulminationspunkt. Mit diesem im Auftrag der Hamburger Sinfoniker für die Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag von Jo hannes Brahms geschriebenen und am 15. Mai 1983 in Hamburg uraufgeführten Werk — ei ner Huldigung für den großen Sohn der Stadt — bekannte sich Krzysztof Meyer in tiefer Ver ehrung zu dem deutschen Meister des 19. Jh. Er äußerte darüber: „Hommage ä Johannes Brahms ist ein kurzes sinfonisches Stück. Die Anfangsepisode knüpft deutlich an die Einlei tung der 1. Sinfonie des Schöpfers des .Deut schen Requiems' an — nicht nur, was das Mo tiv anbetrifft, sondern auch die Instrumenta tion. Außer dieser deutlichen Analogie wird das Hauptmotiv des Werkes von einer gan zen Reihe von Klängen B — Re — A — H — Mi — Es gebildet, die gleichsam ein Musikanagramm des Namens des großen Komponisten ist. Die Musik von Brahms war mir immer sehr nah.“ So bietet die expressive Komposition, die einen großen, jedoch höchst differenzierten Orche sterapparat einsetzt, eine Reflexion Brahms- schen Geistes, seines streng sinfonischen wie frei rhapsodischen Denkens. Krzysztof Meyer stellt jedoch die persönlichen Konflikte Brahms' den Auseinandersetzungen unserer Gegen wart gegenüber, aus der „Verfremdung" ge wissermaßen Eigenes entwickelnd und durch setzend. Das Konzert für Klavier und Or chester in G-Dur von Maur i«i' Ravel gehört mit dem zur gleichen Zeil^B 1930/31 — entstandenen Konzert für die linke Hand zu den letzten und reifsten Kompositio nen des großen französischen Komponisten. Es zeigt Ravel auf dem Höhepunkt seiner kompo sitionstechnischen und stilistischen Entwicklung. Am 7. März 1875 in dem Pyrenäenstädtchen Ciboure geboren, studierte er bei Gabriel Faure und gelangte stark in die Einflußsphäre Claude Debussys. Gleich den Werken dieses großen musikalischen Impressionisten ist auch in den imponierenden frühen Kompositionen Ravels eine starke Auflösung der Form zugun sten schillernder Impressionen zu bemerken. Die Schulung an Rameau und Couperin („Le Tombeau de Couperin"), ein starker Hang zur tänzerischen Geste („La Valse") und eine enge Verbundenheit mit der vitalen Folklore des be nachbarten Spanien („Bolero"!) lassen jedoch in seiner kompositorischen Entwicklung immer mehr eine klare Zeichnung und ein gestalten des Formbewußtsein Raum gewinnen. Davon gibt das G-Dur-Klavierkonzert, für die be rühmte Pianistin Marguerite Long geschrie ben, deutlich Zeugnis ab. Ganz klare themati sche Erfindungen sind zu beobachten, die knapper und präziser Form spielerisch und viel Sinn für klangliche Delikatesse vorgetrcT gen werden. Dabei fällt dem Soloklavier eine brillante Rolle zu. Die Harmonik atmet glas klaren romantischen Geist, fern jeder Schwül- stigkeit und Überladenheit. Den Ton des ersten Satzes — Allegramente — gibt ein heiteres Thema der Pikkoloflöte an. Das Soloinstrument trägt eine lyrische Stim mung hinein. Vor einer ausladenden kadenz artigen Solostelle des Pianisten steht eine klanglich interessante Hornkantilene, von ra schen Holzbläserläufen begleitet. Dann setzt sich die heitere Anfangsstimmung wieder durch. Die amerikanische Pianistin und Dirigentin MARIOARA TPIFAN stammt aus Los Angeles. Den ersten musikali- PRfcn Unterricht bekam sie von ihrem Vater, anschlie- ^Prcl studierte sie am Curtis Institute of Music in Phil adelphia bei Eleanor Sokoloff und an der Juilliard School in New York bei Rosina Lhevinne. Danach folgte das Studium bei Dieter Weber in Wien und Alfons Kontarsky in Köln. Weitere Anleitungen erhielt sie in Meisterkursen bei Vladimir Ashkenazy, Wilhelm Kempff und Jorge Bolet. Zwischen 1971 und 1981 ge wann Marioara Trifan nicht weniger als 19 Preise bei internationalen Klavierwettbewerben. Darunter sind die 1. Preise im Wettbewerb „Paloma O'Shea” in Santander (1975), der Mendelssohn-Preis in Berlin- West (1977), beim Ersten Internationalen Klavier wettbewerb in Tokio (1978), beim Festival und Wett bewerb in Maryland (USA; 1979) sowie der 2. Preis beim ARD-Wettbewerb in München (1980) zu erwäh nen. Seither ist Marioara Trifan in zahlreichen Kla vierabenden und Orchesterkonzerten sowie im Rund funk und Fernsehen in allen Kontinenten aufgetreten. Mit der Dresdner Philharmonie konzertierte sie erst malig 1986. Seit 1985 ist die Künstlerin neben ihrer solistischen Karriere als Solorepetitorin mit Dirigier verpflichtung am Nationaltheater Mannheim tätig und gastiert immer häufiger auch als Dirigentin.