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später die Bezeichnung „Memorial Day" (Er innerungstag). Die Feierlichkeiten dieses Tages sind verbunden mit Umzügen der Bevölkerung zu den Friedhöfen, wobei die Gräber der Sol daten mit Blumen geschmückt werden. In diesem Satz zeichnet Ives zunächst Morgen stimmung. Später zieht sozusagen mit Pauken und Trompeten die Bürgerparade auf den Friedhof. Die städtische Blaskapelle, das Mili tär, die freiwillige Feuerwehr, Kutschen, hinter herlaufende Buben — das ist der bunte Zug, der musikalisch ein nicht zu überbietendes Ge räuschbild hervorruft. Als das Beste, was er je geschrieben habe, wer tete Ives das Stück „Der vierte Juli“, das er 1912/13 komponierte und in dem er ein lebendiges Bild (mit glänzenden Orchester farben) von jener Aufregung in der kleinen Landstadt malte, wie er sie selbst in seiner Kindheit oft erlebte, wenn der 4. Juli, der Tag der Declaration of Independence (der Unab hängigkeitserklärung der USA vom 4. Juli 1776) festlich begangen wurde (1976 feierten die USA an diesem Datum ihr 200jähriges Grün dungsjubiläum). Das Programm dieses Satzes erläuterte der Komponist folgendermaßen: „Ein Junge feiert hier den 4. Juli, keine Festreden — keine patrio tischen Großsprechereien Erwachsener — kein Programm hat er auf seiner Fahne! Aber er weiß, welches Fest er feiert, besser als so man cher Politiker. Und er packt es auf seine eigene Weise an, mit echter Liebe zum Vaterland, die nichts mit Nationalismus zu tun hat. Das Fest, das er sich bereitet, beginnt in der Stille der Mitternacht und wird mit Sonnenaufgang immer ausgelassener. Der festliche Tag endet mit einer Rakete über dem Kirchturm und dem alljährlichen Feuerwerk am Rathaus." Der vierte und letzte Teil der „Holidays Sym- phony" nennt sich „Danksagung oder Der Tag der Vorfahren". Dieses Fest, das im Herbst gefeiert wird, ist unserem Ernte dankfest vergleichbar. Die Komposition stand bereits 1904 und wurde nach zwei gelstücken, die der Komponist als einzelnen Satz für Orchester und Chor einrichtete, ge schrieben. Im Gegensatz zu der eigentlich sehr ausgelassenen Festlichkeit will Ives hier Ernst, Strenge und Herbheit des puritanischen Cha rakters dargestellt wissen. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 30. April 1988, 19.30 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 1. Mai 1988, 19.30 Uhr (Anrecht C 1) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Antoni Wit, VR Polen Solistin: Marioara Trifan, USA, Klavier Werke von Krzysztof Meyer, Ravel und Schostakowitsch Das Foyergespräch am 16. April 1988 findet in den Klubräumen im 2. Obergeschoß des Kulturpalastes, Seite Schloßstraße, statt. Wir bitten, die Garderobe unmittelbar nach Konzertende abzuholen. Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1987/88 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 JtG 009-21-88 EVP -.25 M