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ZUR EINFÜHRUNG Der jugoslawische Komponist Pavel Mi- helcic wurde 1937 in Novo Mesto (Slowe nien) geboren und studierte an der Musikaka demie zu Ljubljana Komposition bei Marjan Kozina und Matija Bravnicar. Bis 1982 war er als Musikpädagoge tätig und wurde danach Leiter der Abteilung für sinfonische Musik beim Rundfunk (RTV) Ljubljana. Seit 1979 Sekretär, wurde er 1984 Präsident des Slowenischen Komponistenverbandes. Als Komponist errang er seine ersten Erfolge auf dem Gebiet der Kammermusik, die er mit zahlreichen Schaffens belegen bedachte, ehe er sich der Orchester musik zuwandte. Es entstanden sinfonische Arbeiten und Solokonzerte verschiedener Be setzung. Ferner schrieb Pavel Mihelcic Klavier werke, Lieder, Chöre, ein Ballett „Asphalt", Bühnen- und Filmmusiken. Seine Kompositio nen, die ein eigenwilliges Talent bezeugen und in letzter Zeit zunehmend volksmusikalische Elemente seiner Heimat reflektieren, wurden bereits in vielen Ländern aufgeführt und mehr fach mit Preisen bedacht. Für das heute erklingende Orchesterwerk „Bilder, die entschwinden" erhielt der Komponist 1984 den Zupancic-Preis. Die dem prominenten, auch bei der Dresdner Phil harmonie häufig gastierenden jugoslawischen Dirigenten Milan Horvat gewidmete Kompo sition wurde 1983 von der Slowenischen Phil harmonie Ljubljana unter Leitung des Wid mungsträgers uraufgeführt und auf Schall platte eingespielt. Das farbenreiche Stück be steht aus drei Sätzen — musikalischen Bildern gleichsam, die im Pianissimo entschwinden und, inspiriert von Gedichten des slowenischen Dichters Boris A. Novak, Erinnerungen des Komponisten an seine in Bela Krajina ver brachte Kindheit reflektieren. Der erste Satz, „Das Rauschen in der Muschel“, versinnbildlicht das Meer und das Leben dar in. Der zweite Satz, „Glühwürmchen“, hat zwei Bedeutungen: einerseits handelt es sich um die Darstellung der Leuchtkäfer (Tranquillo), andererseits um ein frohes Frühlingslied junger Mädchen (Moderato). Pausenlos (attacca) schließt sich der dritte Satz an: „Weißer Schmetterling der Erinnerung“. Er bedeutet Abschied (der weiße Schmetterling ist Sinnbild für ein winkendes Tuch) und gleichzeitig Erin nerung an ein Glockenspiel. Ludwig van Beethovens Klavier konzert Nr. 2 B-Durop. 19, zarter und sparsamer instrumentiert als das erste und nach eigener Aussage des Komponisten noch vor diesem komponiert, erklang zum ersten Male wahrscheinlich in einer der Wiener Aka demien des Meisters im Jahre 1795. Drei Jahre später überarbeitete er das Werk — wie auch das erste Konzert — und spielte beide Schöp fungen 1798 in Prag. Der offensichtlich zunächst mehr improvisierte Solopart des B-Dur-Kon zertes wurde erst für die Drucklegung 1801 end gültig fixiert. Der Charakter des Werkes ist lyrischer, gedämpfter als der des ersten Kon zertes. Doch tritt im Gesamtverlauf neben die Sensibilität auch die Vitalität des Ausdrucks. Chromatische Wendungen in den ersten beid^k Sätzen erinnern an Mozart. Das B-Dur-Hauptthema, mit dem die ausge dehnte Orchestereinleitung des ersten Satzes (Allegro con brio) beginnt, wird aus einer energisch-markanten und einer — gegensätz lichen — gesangvoll-melodischen Motivgruppe gebildet. Der lyrischen Entwicklung des Satzes, die dabei auf kraftvolle, virtuos-figurative Par tien nicht verzichtet, dient auch das cantable zweite Thema in Des-Dur. Im zweiten, reich figurierten Satz, träumerisch poetische Adagio-Variationen, stellen zunächst die Streicher das etwas zerklüftete Hauptthema vor, das dann vom Solisten übernommen und abgewandelt wird. Das Orchester greift gegen Schluß die Grundgestalt des Themas noch mals auf. Keck-kapriziös, den zweiten Taktteil betonend, ist das Hauptthema des Rondo-Finales (Molto allegro). Es ahmt den Kuckucksruf nach und ist mit seiner Synkopierung das treibende Element des abwechselnd melodisch und brillant kon zertierenden Schlußsatzes, der an folgende Worte Beethovens über den Schaffensprozeß erinnert: „Woher ich meine Ideen nehme? Das vermag ich mit Zuverlässigkeit nicht zu saggj; sie kommen ungerufen, mittelbar, unmitte'^^B ich könnte sie mit Händen greifen, in der freren Natur, im Walde, auf Spaziergängen, in der Stille der Nacht, am frühen Morgen, angeregt durch Stimmungen, die sich bei dem Dichter in Worte, bei mir in Töne umsetzen, klingen, brausen, stürmen, bis sie endlich in Noten vor mir stehen.“ Eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche und eigen willige Persönlichkeit war Charles Ives (1874—1954), der „Vater der amerikanischen MICHAEL ROLL, Jahrgang 1946, wurde seit dem sech sten Lebensjahr durch Fanny Waterman pianistisch ausgebildet. Als 12jähriger musizierte er bereits das Schumannsche Klavierkonzert unter Sir Malcolm Sar- gent in der Londoner Royal Festival Hall. 17jährig gewann er den 1. Preis des Internationalen Klavier wettbewerbs von Leeds als jüngster von 88 Teilneh mern. In der Jury saßen u. a. Benjamin Britten, Geza Anda und Clifford Curzon. 1978 wurde er selbst in die Jury dieses Wettbewerbes gewählt. Seit 1963 konzer tierte Michael Roll mit allen führenden britischen Orchestern auch im Ausland unter Dirigenten wie Barbirolli, Boult, Boulez, Giulini, Haitink, Leinsdorf, Sanderling. Konzertverpflichtungen führten ihn wieder holt durch zahlreiche europäische Länder, in den Fernen Osten, nach Afrika und in die USA. Sein DDR- Debüt erfolgte 1984 beim Gewandhausorchester Leip zig. Mit Erfolg konzertierte er auch im Rahmen der Festivals von Aldeburgh, Bath, Brighton, Edinburgh, Wien, Ljubljana. Mehrere Jahre war er Duo-Partner der japanischen Geigerin Mayumi Fujikawa.