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Franz Liszt war ein hervorragender ungarischer Komponist und der berühmteste Pianist des 19. Jahrhunderts. Seit seinem 8. Lebensjahr konzertierte er erfolgreich in ganz Europa. Der Violinvirtuose Niccolö Paganini, aber auch Fryderyk Chopin und Hector Berlioz beeinflußten seine weitere Ent wicklung. Ab 1848 unternahm er keine Konzertreisen mehr, lebte bis 1858 als Hofkapellmeister in Weimar, wo er sich u. a. für die Opern Richard Wagners einsetzte und eine Reihe von Schülern ausbildete. Nach 1861 lebte er ab wechselnd in Rom, Weimar, Paris und Budapest. Er för derte mit Nachdruck die Entwicklung einer nationalen ungarischen Musik. Seine „Ungarischen Rhapsodien“ stehen in diesem Zusammenhang, auch sein Buch „Die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn“ (1861), in dem er allerdings irrtümlich die Zigeunermusik mit der ungarischen Volks musik gleichsetzt. Liszts Klavierwerkc sind auch heute noch Prüfstein eines jeden Pianisten. Seine Bearbeitungen von Liedern, Opern melodien, Sinfonien usw. für Klavier werden heute mit Vorbehalt betrachtet. Mit sinfonischen Dichtungen und Pro grammsinfonien war er vielen nachfolgenden Komponisten Vorbild. Er komponierte auch einige große Chorwerke. Antonin Dvorak ist neben Bedfich Smetana der bedeutendste tschechische Komponist des 19. Jahrhunderts. Er wurde von Johannes Brahms gefördert, und nach dem Erfolg seiner Slawischen Tänze (1. Reihe 1878, 2. Reihe 1886) gewann er rasch internationales Ansehen. 1892-95 war er Direktor des IKonservatoriums in New York. Dort entstand u. a. seine 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ (1893). Als Dirigent eigener Werke reiste er durch ganz Europa; er stand auch der 1896 gegründeten Tschechischen Philharmonie vor. Von Dvoraks Opern wurde im Ausland nur „Rusalka“ (1900) in weitem Maße bekannt. Auch von seinen 9 Sin fonien wurden lange Zeit nur die beiden letzten anerkannt; heute zählen beide jedoch zu den meistaufgeführten der sinfonischen Literatur. Er komponierte außerdem Solokon zerte für Klavier, Violine, Violoncello, sinfonische Dichtun gen, Konzertouvertüren, zahlreiche Kammermusikwerke, Lieder, Chöre, ein „Stabat mater“ und ein Requiem. Die Slawischen Tänze von Antonin Dvorak ver danken ihre Entstehung den Anregungen des Berliner Ver legers Simrock, den Brahms auf Dvorak aufmerksam ge macht hatte. 1878 war Simrock mit der Bitte um Kompo sitionen in der Art der Ungarischen Tänze von Brahms an Dvorak herangetreten. Und bereits wenige Monate später lieferte der Komponist „Acht Slawische Tänze“ op. 46 in der vom Verleger gewünschten vierhändigen Klavierfas sung. Kurze Zeit später instrumentierte Dvorak die aus gesprochen orchestral konzipierten Tänze, die in dieser Fassung weltberühmt wurden. In den meisten Tänzen hat Dvorak keine originalen Volks melodien verwendet, sondern eigenschöpferisch den Cha rakter der tschechischen Volksmusik erfaßt. Nur im 1. Tanz greift er auf eine um 1600 in den Kirchen gesungene Melo die zurück, und im 3. Tanz zitiert Dvorak ein tschechisches Volkslied. Der Begriff „Slawische Tänze“ ist etwas all gemein gefaßt; denn mit Ausnahme des 2. Tanzes (hier diente eine ukrainische Dumka als Vorlage) werden nur böhmische Tanztypen als Vorlage verwendet. Mit seinen Slawischen Tänzen hat Dvorak innerhalb der Kunstmusik mit folkloristischen Mitteln ein Bild seines Volkes gezeich net, das dessen Lebensfreude besonders betont. Die mit reißenden Melodien, die packenden Rhythmen, wechseln den Klangfarben wie auch die kunstvolle Verarbeitung der Gedanken ließen die Slawischen Tänze - acht Jahre später folgte eine zweite Reihe als op. 72 - zu den beliebtesten Kompositionen Dvoraks werden. Begonnen wird der Zyklus op. 46 mit einem Furiant, der wie alle Tänze dreiteilig angelegt ist und durch den Wech sel von Zweier- und Dreiertakt und seine feurige Melodie zündende Kraft hat. Charakteristisch für den 2. Tanz ist der schnelle Wechsel von träumerischen und leidenschaft lichen Stimmungen. Dem 3. Tanz, einer humorvollen Polka, folgt eine Sousedskä, eine Abart des Menuetts, mit fest lichem Charakter. Der 5. Tanz ist ein fröhlicher Spring tanz im 2 / 4 -Takt, dem eine Abwandlung der Sousedskä folgt. Der 7. Tanz erinnert an die mährische Tretka, und beschlossen wird der Zyklus, wie er begonnen, mit einem Furiant. Herausgeber: Rat der Stadt Dresden, Abt. Volksbildung Einführungen: Dieter Härtwig Komponistcn-Biografien: Jugendlexikon Musik Abbildungen: Franz Liszt, Reclam RUB 399 Redaktion und Gestaltung: Heinz Linke III 9 28 It 2913/87 MEIN KONZERT