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KONZERT FÜR LEHRLINGE Dienstag, 26. Januar 1988, 19.00 Uhr im Festsaal des Kulturpalastes Dresdner Philharmonie Leitung und Einführung: Volker Rohde, Dresden Solist: Susanne Grützmann, Berlin Franz Liszt (1811-1886) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur Allegro maestoso Quasi Adagio - Allegretto vivace - Allegro marciale animato An ton in Dvorak (1841-1904) k Slawische Tänze op. 46 Nr. 1, 2, 5, 6, 7, 8 Volker Rohde Geb. 1939 Greifswald. Studium in Berlin. Solorepetitor, Chordirektor und Kapellmeister in Altenburg, Zwickau, Halle, Berlin und Dresden. Seit 1982 Honorardozent für Dirigieren und Leiter des Sinfonieorchesters an der Musik hochschule Dresden. Seit 1985 freischaffender Dirigent: am Rundfunk ständiger Gast der Sinfonieorchester in Berlin und Leipzig. Auslandsgastspiele (Oper, Konzert, Lied begleiter) in vielen Ländern. Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 1 wurde mit dem Komponisten als Solisten unter der Leitung von Hector Berlioz am 17. Februar 1855 in Weimar urauf geführt. Das Werk entstand in den Jahren 1848/49, einer Zeit, in der sich Liszt bereits von seinen großen Reisen als Klaviervirtuose zurückgezogen hatte und als einflußreicher Lehrer und Förderer einer neuen Generation von Pianisten und Komponisten in Weimar lebte. Manches in der Musik dieser bedeutenden, weithin wirkenden und ihrer Epoche unendlich viel Anregungen vermittelnden Persönlichkeit er scheint uns heute recht zcitgebunden und in seiner Wir kung ferngerückt - doch darf nicht verkannt werden, daß Liszt trotz starker Betonung des virtuosen Elements, trotz der großen, uns häufig etwas äußerlich-pathetisch anmuten den Klanggebärde stets bestrebt war, seinen Werken einen geistigen Gehalt zu geben. Berliner Karrikatur auf Liszts Konzerterfolge Auch für das dem Musikverleger Henry Litolff gewidmete Es-Dur-Klavierkonzert, Produkt langjähriger Virtuosen erfahrung, trifft diese Haltung durchaus zu. Virtuoser Glanz, mitreißender Schwung des Musizierens, aber auch reicher poetischer Empfindungsgehalt zeichnen das Konzert aus, in dem der Komponist die neue programmatische Gc- staltungsweise und die Prinzipien seiner sinfonischen Dich tungen auf diese Gattung überträgt. Trotz der äußerlich viersätzigen Anlage des Werkes nämlich sind die größten teils unmittelbar ineinander übergehenden einzelnen Sätze durch die Verwendung und Verarbeitung einiger Leit gedanken motivisch eng miteinander verknüpft und bilden so ein unlösbares Ganzes. Unverkennbar klingen im hero ischen, kämpferischen Pathos des Stückes die revolutionären Ereignisse der Entstehungszeit wider. Der 1. Satz beginnt sogleich mit dem vom Orchester vor getragenen energischen, heroischen Hauptthema, dem Liszt übrigens die Worte „Das versteht ihr alle nicht!“ unterlegt haben soll. Die vielgestaltige Verarbeitung des Haupt themas, das sich bis zum Schluß behauptet, dominiert im Verlauf des gesamten — große dynamische Steigerungen und schroffe Kontraste aufweisenden — Satzes, aber auch ein gefühlvoll-melodiöses Scitenthema des Soloinstruments wird wirksam. Orchester- wie Klavierpart sind mit größter Virtuosität behandelt. Schwelgerisch-schwärmerische Lyrik charakterisiert den langsamen Satz in H-Dur (Quasi Ada gio), auf den ohne eigentlichen Abschluß unmittelbar ein Allegretto vivace mit kapriziösem Klavierthema folgt, des sen neuartige Schlagzeugeffekte den gefürchteten Wiener Kritiker Hanslick veranlaßten, das Werk boshafterweise als „Triangelkonzert“ zu bezeichnen. Pausenlos wieder ist der Übergang ins Finale, das gleichsam als eine zündende Marschfantasie angelegt ist und noch einmal die Haupt gedanken der vorangegangenen Sätze aufgreift. Glanzvolle strahlend schließt dieser Satz, in dem der Solist nochmals reiche Gelegenheit hat, seine Virtuosität zu entfalten, das Konzert ab. Franz Liszt spielt. Unter den Zuhörern Berlioz und Czerny Susanne Grützmann Geb. 1964 Leipzig, Klavierunterricht ab 5. Lebensjahr (Musikschule Potsdam); 1974-80 Spezialschule für Musik Berlin, ab 1980 (1985—87 Zusatzstudium) Hochschule für Musik Berlin „Hanns Eisler“ (Unterricht bei Dieter Zechlin). 1971 (mit 6 Jahren!) Goldmedaille beim Fest Junger Künstler der DDR; bei den Bach-Wettbewerben der Kin der und Jugendlichen in Leipzig 1972 und 1975 2. Preis, 1978 1. Preis; beim Internationalen Robert-Schumann- Wettbewerb in Zwickau 1981 (als jüngste Pianistin) 2. Preis. 1983 Preis des internationalen Klavierwettbewerbs in Lissabon, 1984 2. Preis des internationalen Bach-Wett bewerbs Leipzig.