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5. ZYKLUS-KONZERT PROGRAMMATISCHE MUSIK Sonnabend, den 30. Januar 1988, 19.30 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonntag, den 31. Januar 1988, 19.30 Uhr dresdner oHlhairnoorni^ Dirigent: Libor Pesek, CSSR Solistin: Jindra Kramperovd, CSSR, Klavier Edvard Grieg 1843-1907 Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 Allegro molto moderato Adagio Allegro moderato molto e marcato PAUSE Josef Suk Sinfonie c-Moll op. 27 - „Asrael“ 1874-1935 . , „ t ... Andante sostenuto — Allegro Andante Vivace Adagio Adagio e maestoso — Allegro appassionato LIBOR PESEK schloß 1956 seine Dirigentenausbildung an der Akademie der musischen Künste in Prag ab und wirkte zunächst als Korrepetitor am Theater Plzen und danach am Nationaltheater Prag. Mit zwei von ihm »ündeten Kammerensembles erlangte er in den Jahren sowohl in- als auch ausländische Erfolge. -1969 war er Dirigent des Nordböhmischen Sin fonieorchesters Teplice. 1969—1975 leitete er das hol ländische „Frysk Orkest" in Leouwarden, danach wur de er Chefdirigent des „Overijssels Philharmonisch Orkest" in Enschede (Niederlande) und arbeitete auch ständig von 1970—1977 mit dem Staatlichen Kam- Die tschechische Pianistin JINDRA KRAMPEROVÄ, die heute anstelle des ursprünglich verpflichteten, je doch erkrankten Marian Lapsansky das Klavierkon zert Griegs interpretiert, studierte bei Prof. R. Ma- cudzinski an der Musikhochschule in Bratislava und ab 1965 bei Prof. F. Maxian an der Akademie der musischen Künste in Prag. Anschließend setzte sie ihre Studien bei Prof. Jemeljanowa am Moskauer Konservatorium fort. Schon 1964 war sie 1. Preisträ gerin des Smetana-Wettbewerbes in Hradec Krä ¬ merorchester Pardubice zusammen, mit dem er zahl reiche Länder bereiste und Schallplatteneinspielun gen vornahm. Inzwischen gehört Libor Pesek längst zu den führenden Dirigentenpersönlichkeiten der CSSR, ist ständiger Gast bei den großen Orchestern und Theatern seines Landes und Chefdirigent des Royal Philharmonie Orchestra Liverpool. Auslandsver pflichtungen führten ihn, der mit dem Titel „Verdien ter Künstler" geehrt wurde, in die meisten Länder Europas und in die USA. Etliche seiner Schallplatten produktionen erhielten internationale Preise. Bei der Dresdner Philharmonie gastierte er erstmalig 1986. love geworden. Ihre rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland führte sie u. a. in die UdSSR, VR Polen, SR Jugoslawien, nach Kuba, Spanien, in die Schweiz und die BRD. Jindra Kramperovd unterrichtet an der Musikhochschule und an der Akademie der musischen Künste in Prag. Sie spielte zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen ein und arbeitet auch stän dig mit namhaften Kammermusikvereinigungen ihres Landes zusammen. ZUR EINFÜHRUNG dann in fließende melodische Bewegung über gehende Hauptthema vor, das auch vom Kia vier aufgegriffen wird. Der Solist leitet sodann zum lyrischen Seitenthema über, das zuerst in den Celli erklingt; rhapsodisch freizügig, ge drängt ist die Durchführung. Zum pianistischen Höhepunkt des Satzes wird die große Kadenz, in die die Reprise mündet. Das Hauptthema wird hier prächtig ausgeschmückt. In der kur zen Coda erklingt nochmals das Einleitungs motto. Echten Griegschen Personalstil bietet der zwei te Satz (Adagio) mit seiner ruhig strömenden Des-Dur-Melodie, die gedämpfte Streicher vortragen, bis sie der Solist aufgreift und einer imposanten Steigerung führt. Nur du^J eine Fermate getrennt, schließt sich das Finale an. Norwegische Volkstanzrhythmen bestimmen das Hauptthema. Einer energiegeladenen Ka denz folgt eine stürmische Stretta. Dann wird der Satz mit dem lyrischen Seitenthema in ju belnder Ausdruckssteigerung gekrönt und be schlossen. Der zu seiner Zeit auch als Pianist und Dirigent angesehene norwegische Komponist Edvard Grieg hatte in seiner Eigenschaft als erster Nationalmusiker seines Landes keine Vorgän ger, keine Tradition, an der er hätte anschlie ßen können. Er war der erste skandinavische Komponist, der die Volksmusik seiner Heimat in die Sphäre der Kunstmusik hob, nicht aber, indem er folkloristische Elemente wörtlich zi tierte, sondern indem er sein eigenes Schaffen an der charakteristischen Wesensart norwegi scher Volksmusik ausrichtete. Am Ende seines Lebens schrieb Grieg einmal: „Künstler wie Bach und Beethoven haben auf den Höhen Kirchen und Tempel errichtet. Ich wollte . ■ . Wohnstätten für die Menschen bauen, in denen sie sich heimisch und glücklich fühlen ... Ich habe die Volksmusik meines Landes aufge zeichnet. In Stil und Formgebung bin ich ein deutscher Romantiker der Schumann-Schule geblieben. Aber zugleich habe ich den reichen Schatz der Volkslieder meines Landes ausge schöpft und habe aus dieser bisher noch uner forschten Emanation der nordischen Volksseele eine nationale Kunst zu schaffen versucht." Mit seiner bodenständigen Kunst, seinen schwer mütig-lyrischen, aber auch kräftigen Liedern, seinen eigenwilligen, häufig tänzerisch profi lierten kleinen Instrumentalformen eroberte Grieg die Gunst der Musikfreunde in aller Welt. Seine immer und im guten Wortsinne volkstümliche Musik ist gekennzeichnet durch eine sinnenhafte Melodik, eine herbsüße Har monik, farbig-satte Instrumentation und eine aparte, von skandinavischer Folklore beein flußte Rhythmik. Unter Edvard Griegs wenigen größeren Kom positionen ragt das 1868, also mit 25 Jahren geschriebene Klavierkonzert a-Moll o p. 16 bedeutsam heraus. Der Komponist widmete es dem norwegischen Pianisten Ed mund Neupert, der es 1869 in Kristiania er folgreich uraufführte. Das Beispiel des Schu- mannschen Klavierkonzerts a-Moll hat maß geblich die Gestaltung dieses Griegschen Ju gendwerkes beeinflußt, das übrigens eben falls mottohaft vom Soloinstrument eröffnet wird. Aber auch die virtuose Klaviertechnik Chopins und Liszts mag Anregungen geboten haben. Nicht ohne Grund hat Hans von Bü low Grieg einmal den „Chopin des Nordens" genannt. Nach dem energischen Vorspruch stellt das Orchester das anfangs rhythmisch-markante, Josef Suk darf mit seinem Schaffen wie Leos Janäcek und Vitezslav Noväk als Wegbe reiter jener tschechischen Musikergeneration angesehen werden, die nach dem zweiten Weltkrieg in das Blickfeld der Öffentlichkeit trat. Aber nicht nur für die weitere Entwicklung der tschechischen Musik wurde sein Oeuvre au ßerordentlich bedeutungsvoll — es besitzt vor allem genügend künstlerische Eigenständig keit und Überzeugungskraft, um selbständig bestehen zu können. Suks Stil wurde stark durch den Impressionismus und Richard Strauss beeinflußt, erhielt jedoch seine persönliche No te durch den kompliziert-grüblerischen Cha rakter des Komponisten, seine lyrisch-melodi sche Erfindungsgabe und seinen eigenartige^ Formwillen. Er schrieb u. a. bedeutende chesterwerke (darunter die Streicherserenade Es-Dur, die sinfonische Dichtung „Praga“, die Sinfonien „Asrael", „Das Reifen" und „Epi log"), Kammermusik, Klavierstücke, Chorwerke und Bühnenmusiken. Einer alten Kantorenfamilie entstammend, 1874 in Krecovice (Böhmen) geboren, zeigte Suk schon frühzeitig Äußerungen einer außer ordentlichen musikalischen Begabung. Als Elf jähriger kam er bereits an das Prager Konser vatorium, wo er die Aufmerksamkeit Dvoraks, seines späteren Lehrers, erregte. 1892 gründe te er das weltberühmt gewordene „Böhmische Quartett", dem er bis 1933 angehörte, bei et-