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sehr einheitlichen Werk. Formal bildet es — trotz Beibehaltung der klassischen Sinfonie form — Dvoraks selbständigste sinfonische Schöpfung, die in manchen Einzelheiten von den übrigen Sinfonien abweicht und die mu sikalischen Gedanken in neuartiger Weise verarbeitet. Mit einem choralartigen, feierlichen g-Moll- Thema der Celli und Bläser über ruhigen Kontrabaß-Pizzikati beginnt der erste Satz (Allegro con brio). Dieses Thema bleibt für den motivischen Aufbau des Satzes ohne kon struktive Bedeutung, erscheint aber in glei cher klanglicher Gestalt nochmals vor Beginn der Durchführung und vor der Reprise. Das eigentliche Hauptthema des Satzes in G- Dur, das zuerst von der Flöte angestimmt wird und dem später ein schlichtes, etwas schwer mütiges Thema in h-Moll zur Seite gestellt wird, steht in scharfem Gegensatz zu dem Ein leitungsthema. Heiter und lieblich einsetzend, unterzieht sich das Hauptthema im Verlaufe des Satzes mannigfachen Wandlungen in Ge stalt und Charakter. In vielfältigen farbigen Bildern, die Gedanken, Gefühle und Stimmun gen von lichter Freude und Heiterkeit, aber auch von tiefer, ernster Innigkeit widerspie geln, entfaltet sich das sinfonische Gesche hen. Das folgende Adagio in c-Moll, das eine na he Verwandtschaft mit einem Stück aus Dvo raks Klavierzyklus „Poetische Stimmungsbil der" op. 85, „Auf der alten Burg", zeigt und gleichsam als dessen Weiterentwicklung zu deuten ist, ist von starkem poetischen Aus drucksgehalt. Neben dem stolzen, etwas dü steren Hauptthema, das eine glanzvolle dra matische Steigerung mit feierlichen Trompe tenklängen erfährt, wird im Mittelteil eine sehnsüchtig-weiche Melodie besonders be deutsam. Träumerisch-friedvoll verklingt der reizvolle Satz. Ruhig bewegt entfaltet sich der frische dritte Satz (Allegretto grazioso). In den Violinen er klingt über Figuren der Holzbläser das kan- table, leicht schwermütig angehauchte tänze rische Hauptthema des ersten Teiles, der nach einem G-Dur-Mittelteil notengetreu wieder holt wird. Im Mittelteil zitierte der Komponist übrigens eine Melodie aus einer fünfzehn Jah re früher entstandenen Oper (Lied des Tc^ok „Sie so frisch, jugendlich, gar so alt er" „Die Dickschädel"). Die kurze Coda bringt ei nen temperamentvoll-beschwingten Tanz im Zweivierteltakt, der den Satz originell und witzig beschließt. Besonders starke Beziehungen zur tschechi schen Volksmusik weist das Finale (Allegro man non troppo) auf, in der auch das mitrei ßende, rhythmisch prägnante Hauptthema verwurzelt ist. Dieser meisterhaft gearbeitete, formal neben dem ersten Satz am komplizier testen angelegte Satz - die klassische Sona tenform wird in Exposition und Reprise durch reiche Variationen des Hauptthemas erwei tert — beendet in elementarer Lebensfreude die Sinfonie, die eine der heitersten Schöp fungen der damaligen europäischen Musik darstellt. Prof. Dr. Dieter Härtwig PHILHARMONISCHE NOTIZEN Die Dresdner Philharmoniker gastierten am 2. De zember 1987 unter der Stabführung von Herbert Kegel im Schauspielhaus Berlin. Zur Aufführung gelangte die 7. Sinfonie (Frühlingssinfonie) für Soli, Chor und Orchester von Mikis Theodorakis. Beteiligt waren au ßerdem Kari Lövaas, Sopran, Violetta Madjarova, Alt, Sergej Larinaus, Tenor, Gunther Emmerlich, Baß, der Chor Vilnius, der Rundfunkchor Prag und der Prager Kinderchor. Am 9. und 10. Dezember gab das Orchester zwei Konzerte im Prager Smetana-Saal. Chefdirigent Jörg- Peter Weigle dirigierte das 1. Violoncellokonzert von Dmitri Schostakowitsch (Solistin: Kerstin Feltz) und die 2. Sinfonie c-Moll von Anton Bruckner. Die Kon zerte waren Austausch-Gastspiele bei den Prager Sin fonikern (FOK) und damit Bestandteil des seit 25 Jahren bestehenden Freundschaftsvertrages mit diesem •gkörper. jsammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden wirken Mitglieder der Dresdner Philharmonie in der Inszenierung „Die sieben Todsünden", einem Ballett mit Gesang, von Brecht/Weill mit. Die musikalische Leitung haben Udo Zimmermann bzw. Eckehard Mayer, Regie führt Peter Konwitschny, die Choreogra phie liegt in den Händen von Arila Siegert. Premiere war am 16. Dezember im Schauspielhaus. Chefdirigent Jörg-Peter Weigle gab am 17. und 18. Dezember 1987 zwei Konzerte mit dem Chor und dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks in Mün chen. Er dirigierte die 5. Sinfonie und die Es-Dur-Mes- se von Franz Schubert. Am 15. Januar 1988 leitet er das Mozarteum-Orchester bei einem Konzert im Gro ßen Festspielhaus in Salzburg. Dort stehen die „Wil- helm-Tell"-Ouvertüre von Gioacchino Rossini, das Kla vierkonzert von Robert Schumann mit der japanischen Solistin Akiko Sagara sowie die 8. Sinfonie von An- tonin Dvorak auf dem Programm. Am 1. November bzw. 1. Dezember 1987 begingen KV Werner Hempel, Bratsche, das 40jährige und KV Sieg fried Bischof, Violine, das 30jährige Dienstjubiläum bei der Dresdner Philharmonie. Am 20. Dezember 1987 fand in Tokio das 3. Konzert des World Philharmonie Orchestra statt. Es stand un ter dem Motto „Musik und Frieden 1987", und die Einnahmen kommen dem Kinderhilfswerk UNICEF der UNESCO zustatten. Giuseppe Sinopoli dirigierte die 4. Sinfonie von Johannes Brahms und die 1. Sinfonie von Gustav Mahler. Aus der DDR waren Philharmo niker KV Karl Jungnickel, Schlagzeug, und KV Werner Legutke, Solo-Pauker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig, an diesem Konzert beteiligt. Zu den ersten beiden Konzerten 1985 in Stockholm und 1986 in Rio de Janeiro waren von unserem Orchester Solo-Hornist KV Lothar Böhm bzw. Solo-Cellist KM Matthias Bräu tigam berufen worden. Die nächsten Konzerte des Welt- Orchesters sind 1988 in Australien, 1989 paritätisch in der UdSSR und in den USA sowie 1990 in Afrika vor gesehen. Im November spielte Konzertmeister KM Ralf-Carsten Brömsel in zwei Konzerten mit dem Orchester des Lan destheaters Altenburg den Solopart des Violinkonzer tes D-Dur KV 218 von W. A. Mozart. Das von Solo-Cellist KV Peter Doß geleitete Arbeiter- Sinfonieorchester des VEB Kombinat Robotron gab An fang Dezember ein Konzert im Steinsaal des Hygiene- Museums, bei dem Ralf-Carsten Brömsel ebenfalls als Solist mitwirkte, hier in Max Bruchs 1. Violinkonzert g-Moll. Auf dem Programm standen außerdem die Zwinger-Serenade von Willy Kehrer und die 8. Sinfo nie von Beethoven. Solo-Trompeter Mathias Schmutzler gastierte vom 9. bis 12. Dezember 1937 als Solist in drei Konzerten bei dem Orchester der Bühnen der Stadt Zwickau. Er spiel te das Trompetenkonzert von Leopold Mozart. Am 23. November 1987 war er Solist des Trompetenkonzertes von Johann Nepomuk Hummel in einem Konzert mit dem Staatlichen Sinfonieorchester Greiz. Vom 21. Ja nuar bis 21. Februar 1988 reist Mathias Schmutzler als Solist mit der „Camerato musica" nach den USA und nach Kanada. Er spielt mit diesem Berliner Ensemble auf der Tournee Trompetenkonzerte bzw. -suiten von Torelli, Baldassare, Händel und Telemann. Kontrabassist KV Peter Krauß nahm am Treffen euro päischer Kontrabassisten in Debrecen, Ungarische VR, teil. Er trat dort mit der Interpretation eines Werkes für Kontrabaß und Klavier von Charles Chaine (Lied, Scherzando und Finale) in Erscheinung und brachte 6 Stücke für Kontrabaß und Streichquartett von Endre Niytrai zur Uraufführung.