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Ur. L3t. Leipzig. «ischrillt ltVich. prei« »i-N<I>L-rlich IM. «>W. g-d« «>»»-lnr »tummer «Vf. Deutsche Mgemeiuc Zeitung Arhrheit »»- Recht, Freiheit »ud Gesetz!» Freitag S. Octoter 1S7S. Inserate . find .» die «rpeditio- V» L-ipii, »» se»de«. I»sertt»»«,rSützr ft, di« S»«ltu>Me „ ys» «ter «i»^»dt « Pf. («Post».) habt habe. * London, 1. Oct. Der Ausweis über die eng lischen Staatseinnahmen im Quartal vom I.Äuli bis 30. Sept. 1879 ergibt, daß sich dieselben, gegen über den Einnahmen in demselben Quartal des Vor jahres, um 100305 Pfd. St. vermindert haben. * Loudon, 1. Oct. nachmittags. Meldung deS Reuter'schen Bureau aus Simla von heute: „General Telegraphische Depeschen. * Lasset, 1. Oct. Der seitherige elsaß-lothnngische Oberpräsident v. Möller ist gestern Abend zu dauerndem Aufenthalt hier angekommen. * Straßburg i. G., 1. Oct. vormittags. Der Statthalter von Elsaß-Lothring«, Generalfeldmarschall v. Manteuffel, ist heute Vormittag 9'/, Uhr, mit dem Schnellzuge von Basel kommend, hier eingetroffen. Am Bahnhofe wurde derselbe von dem Polizeidirector v. Saldern und dem Bürgermeisterciverwalter Back empfangen. Der Statthalter bestieg alsbald den Wagen, machte dem eommandirenden General v. Fran- secky und hierauf dem StaatSsecretär Herzog einen Besuch und fuhr fodan» in daS Schloß. * Straßburg i. E„ 1. Oct. Bei dem Statthalter von Clsaß-Lothringen, Generalfeldmarschall Frhrn. «.Manteuffel, fand heute Nachmittag auf derPrä- fectur Empfang statt. * Augsburg, 1. Oct. Der Allgemeinen Zeitung wird aus Baden-Baden von heute gemeldet: „Den Lurch eine wiener Correspondenz der Times verbrei teten Gerüchten gegenüber, welche den russischen Reichskanzler Gortschakow nach Berlin zu einer Zusammenkunft mit dem Reichskanzler Fürste» Bis marck reisen lasten, erfahren wir au« bester Quelle, daß Fürst Gortschakow keineswegs beabsichtigt, in nächster Zeit Baden-Baden zu verlassen, sondern bis Ende November hier zu verweilen gedenkt." Part«, 30. Sept. In dem heutigen Minister- rathe verlas der Minister Waddington de» Bericht Les Hrn. Teifference de Bort über seine Unterredung mit dem Fürsten Bismarck. Der Botschafter betont darin besonders die Herzlichkeit und cordiale Aufrich tigkeit, mit welcher Fürst Bismarck ihm die bekannten Erklärungen gegeben habe, und constatirt der Minister Waddington darauf, daß die Beziehungen Deutschlands und Frankreichs jetzt die befriedigendsten seien. — Der Temps bringt Detail« über die Zusammenkunft des Fürsten Bismarck mit Edhem-Pascha. Au« demfeloeti isk'hfe?b3^MH?bd.väv Fakst BllkNabck^ dem türfischen Botschafter die bündigsten Versicherungen ge geben, habe, Deutschland nehme das lebhafteste Inter- esse an der Türkei und «erde seine» ganzen Einfluß für die stricte Durchführung des Berliner Vertrage« einsetzen. — Prinz Napoleon ist in Moncalieri «ingetroffen, wo sich seine Gemahlin und Kinder be finden. Der Ordre meldet, baß der Prinz bereit« mehrfach Unterredungen mit dem König Humbert ge Mit diesem Einen Worte umfasse ich Sie, meine Herr« Richter, Sie, meine Herren von der Reichsanwaltschaft, rmt» Sie, meine Herren Rechtsanwälte, wenn Sie nun all« in der Gemeinschaft und im freudigen Zusammenwirken die hohe Körperschaft de« Reichsgericht« bilden. Diese« Reichs gericht wird, dahin geht der Wunsch und die Hoffnung i» deutschen Baterlandc, rin Hort deutschen Recht« werde», und Sie werden, indem Sie allezeit eine Gott und de» Men schen wohlgefällige rechtschaffene Justiz üben, zugleich ei« wichtige« Element im politischen Leben de« Reiche« werde». Hiermit könnte ich schließe», läge mir nicht noch ob, allen denjenigen Herren zu danken, welche diesem Eröffoung«- acte ihre Gegenwart geschenkt haben, und in gleicher Weis« der verehrten Körperschaft den Dank darzubrioge», die e« möglich gemacht hat, die Eröffnung de« Reichsgerichts-in diesem schönen Raum der Universität»«»!« vorzunthmrn. Mögen die Bilder hohen Geistesleben« der Vergangenheit, die gewissermaßen al« Zeugen für da«, wa» wir thun, uns umgeben, möge der Umstand, daß es un« beschieden ist, an der Stätte hohen Geistes und wissenschaftlichen Leben« und Wirken« der Gegenwart diesen Act vorzunehmen, mögen, sage ich, beide Umstände ein gute«, Glück verheißende» Zeichen für da« neuentstehende Reichsgericht sein! Nach diesen Worten vollzog Or. Friedberg die Vereidung de« ReichSgerichtSpräfidenten vr. Simson und de« Oberreichsanwalts Frhrn. v. Seckendorff. Präsident Simson trat nunmehr vor die Versamm lung mit folgender Ansprache: Hochverehrte Anwesende! Al« die Reich--Justizgesetze um die Weihnachtszeit des Jahres 1876 ihrer Sauctia- nirung durch die Hand des Kaisers entgegenginaen, sprach die Thronrede Sr. Maj. die Erwartung au«, daß in naher Zukunft vor allen deutschen Gerichten nach denselben Nor men werde verhandelt werden. Dank der unermüdlich« Sorgfalt und Anstrengung der Reichs-Justizverwaltung und der sammtlichen Landes-Justizverwaltungen, ist diese Erwar tung in der That noch vor Ablauf des dritten Jahre» in Erfüllung gegangen. Ueber den Pfeilern, die da» Reich seit seinem Bestehen tragen, der Einheit de» Heere», brr auswärtigen Angelegenheiten, der Beziehungen des Ver kehr«, erhebt sich mit diesem Tage ein vierter von gleicher Stärke, von gleicher Bedeutung , zu gleichem Pehuse: die Gemeinsamkeit de» Rechtslebens in unserm Vaterland«. Auch in dieser Beziehung bildet fortan das Reich ein eiu- heitliche« Gebiet und da« Reichsgericht, nicht ein Gericht mehrerer oder aller deutschen Staaten, wie deren unser« Geschichte mehr al« Ein ruhmgekrönte» qufznweisen hat, -da». Reich»gericht tritt in_dte .ordentliche Reihe unserer Reichrinstnutione», ein Zeuauiß der selbständigen Justiz- hohnt de« Reiches selber. Wir stehen am Eingänge deF Tage, und Säen ist leichter denn Ernten. Das Werk selbst, hochverehrte Anwesende, da« wir helfen sollen in» Leb« einzuführen, erhebt den Anspruch nicht, ein bereit» voll endetes zu sein; aber seine Handhabung in dem Volke von 43 Millionen muß, wie zur Aufdeckung seiner Mängel und Schäden, so, wie mir scheint, nothwendigerweise auch zu gleich zu deren Beseitigung und Heilung führen. Die Ar beit daran ist unser. Zu der verpflichten wir un», und das Vorbild, das der Staatssekretär für die Reichsjustiz uns eben zur Nacheiferung empfahl, fürwahr, meine Herren, es soll uns nicht vergebens voranleuchten. Aber das Ge deihen, den Segen erblicken wir in der Quelle, au« der allein wahrer und nachhaltiger Segen strömen kann. Im Vertrauen auf ihn wollen wir der hohen Aufgabe, die un- gestellt ist, nachgehen auf allen Wegen, in unverdrossener Mühsal, in unbeugsamer Wachsamkeit gegen jede Zersplit terung der mühevoll errungenen Einheit, alle Zeit unbeirrt hurch die wechselnden Strömungen de« Augenblick« und de» Die Eröffnung des Reichsgerichts. Leipzig, 2. Oct. Im Anschluß an unsern vorläufigen Bericht über die gestrigen Eröffnungsfeier lichkeiten theilen wir heute weiter Folgende« mit. Die Feier in der Aula der Universität ward durch den StaatSsecretär vr. Friedberg mit folgender An sprache eröffnet: Hochverehrte Anwesende! Am heutigen Tage, an wel chem die ReichS-Justizaesetze in« Leben treten, ist auch der Augenblick gekommen, in welchem da« höchste Reichsgericht, welche» die Spitze und Krönung jeue« große» Reform werke- bildet, seine von der Gesetzgebung zugewieseue Auf gabe hegipuw, soll- Indem wir zur Eröffnung diese» Reichs gericht» heute zusammentret«, übe ich eipe Micht her Pietät, wuu^ich iwLatckbarer.SrmEuug^^tLUktricht-lftft-.ae, danke, der bi-her in dieser hochansthnlschen Stadt seinen Sitz gehabt und der heute mit dem. JMebeÄtrelelr he» höchsten Reichsgericht» erlischt. DaS Reich«-Oberhandels gericht hat in der kurz« Spanne Zeit seine» Bestehen» — kurz freilich nur, wenn man denjenigen Maßstab anlegt, den die Geschichte an jene Zeitperiode zu legen pflegt — sich eine so allgemeine Anerkennung im grsammten deutschen Vaterlande, ja ich darf sagen, einen so ruhmvollen Namen erworben, daß man dem neuerstehenden Reichsgericht keinen bessern Wunsch mit auf seinen Lebensweg geben kann, al» daß es ihm beschieden sein möge, wie e» der Erbe seiner Aufgabe ist, so auch der Erbe und Mehrer seine» Ruhmes zu werden. Mit dem heutigen Tage geht ein Wunsch in Erfüllung, der lange und innig vom deutschen Volke gehegt worden ist, daß es, wie es schon jetzt gewissermaßen als Vorstufe des im Werden begriffenen groß« deutschen Gesetzbuches eine einheitliche Gerichtsverfassung, ein einheitliches Ver fahren besitzt, so von heute ab einen einheitlichen Gerichts hof für alle Lande erhalten hat. Robert« tritt heute den Vormarsch gegen Kabul an, der Gesundheitszustand der Truppen ist ein guter." * vrüssel, 1. Oct. I« der heute zu Charleroi stattgehabten, sehr zahlreich besuchten Versammlung der Besitzer von Eisenwerken wurde constatirt, daß Bestellungen auf lange Termine eingelaufeu wären sowie daß die Gesammtheit der vou den ausländischen Plätzen eingelaufeneo Berichte zu der Annahme be rechtige, daß ein Aufschwung der Industrie eiogetreten sei, der um so mehr Aussichten auf Dauer habe, al« er sich auf alle Länder zu erstrecken scheine. * Petersburg, 1. Oct. Der Kaiser hat sich von Livadia nach Sewastopol begeben und hielt daselbst gestern eine Truppenschau ab. Er kehrte um 5 Uhr nachmittags nach Jalta zurück. — Der Generaladjutant Tergukasow ist zum Commaudeur des 2. kaukasi schen Armeecorps durch kaiserlichen Uka« ernannt. (Wiederholt,) *Lonstantinopet, 1. Oct. Die griechischen Commissare haben die Pforte davon verständigt, daß sie nunmehr weitere Instructionen ihrer Regie rung erhalt« hätten, und beantragten, die nächste Conferenz am 2. Oct. abzuhalten, während Savfet- Pascha den 4. oder 5. Oct. Vorschlägen dürfte. Die 34. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Trier. Ueber die Arbeiten der Versammlung berichtet die Magdeburgische Zeitung: Am Mittwoch, 24. Sept., 11^ Uhr, wurden die einzelnen Sectionen constituirt und mit geschäftlichen Mittheilungen eröffnet. Die archäologische Section hat sich weg« mangelhafter Theilncchme (in Trier!?) än die kritisch-exegetische Section angefchloffm. In dieser wurde ein sehr formvollendeter und anregender Vortrag über Campanim von vr. v. Duhn gehalten. Dieser »wist darin nach, daß von einer etruskische« Besiedelung diese« Landstrichs nicht die Rede sein könne. Der Vortrag gewinnt an Interesse durch Vorlegung von Gräberfunden und Abbildungen der Alterthümer Lieser Gegend. Die Zahl der für den Morgen des 25. Sept, an gesetzten Vorträge war eine fast erdrückende. Von 8— 10 Uhr tagten die Sectionen. In der pädagogischen Section wurde von Professor Egenolff auS Manheim über die griechische Grammatik Melanchthon's gespro chen, was zu einer Reihe von gesalzenen Bemerkungen Eckstein's führte, die leider nur zu berechtigt waren. Weiter folgte ein Vortrag über die Einheitsschule von Director Steinbach aus Duisburg. Die Vereinigung der Interessen des Gymnasiums und der Realschule wird von dem Vortragenden als unmöglich hingestellt; erst der Freitag wird die Stellung der Section zu der Einheitsschule klar stellen. In der kritisch-exegetischen Section sprach Director Uhlig aus Heidelberg über zwei Handschriften griechischer Grammatiker und da« Unter ¬ nehmen de« „Oorpvs Orswwatioorum Ornsooruw"; Professor Blaß au» Kiel über den prosaischen Rhythmus, besonders des Demosthenes; Oberlehrer Heidenreich aus Freiberg über den Roman „Vs Öcmstüutillo ölagno vjusqus matrv Uelsva". Die germanistische Section hatte einen wenig übersichtlichen Vortrag des Professor« Martin aus Straßburg über die ArtuSsage und inter essante Mittheilungen über Heinrich v. Veldeke von vr. O. Behaghel au« Heidelberg. Um 10^ Uhr begann die allgemeine Sitzung mit einem Vortrage deö Professors Nissen auS Straßburg über altitalienisches Klima; richtiger hätte der Vortra gende sein Thema neuitalienisches Klima bezeichn« sollen. Darauf hielt Professor S. Schmidt aus Straß burg einen sehr formgewandten Vortrag über Komödien von Studentenleben auS dem 16. und 17. Jahrhun dert. Er entrollt ein anschauliches Bild de« etwas rohen Lebens und Treibens an den deutschen Hoch schulen an drei Komödien von Wikraff, Stummel und Schock. In weiten Kreisen hat der anregende Bor trag erfreut. Die schon abgespannte Versammlung konnte Director Eberhard aus Elberfeld nur durch eine List für seinen Vortrag theilweise zurackhalten, indem er eine kurze Mittheilung ankündigen ließ, die sich schließlich als ein Vortrag über ein mittelgriechi- scheS EpoS von DigeniS entpuppte." Der 25. Sept, brachte den schon etwas abge spannten Gästen wieder eine ganze Flut von Vor trägen. In der pädagogischen Section einigte man sich bei der DiScussion über die Einheitsschule dahin, daß bis inclusive Quinta Gymnasium und Realschule zusammengehen solle. In der orientalischen Section sprach Professor Oppert aus Pgri« . über die Frag mente der Epopöen, welche die Schöpfung und SÜnd- flut nach babylonischer Auffassung betreffen. Die philologisch-archäologische Sectio» besichtigte diö Alter thümer der Stadt und da« hochinteressante Museum. In der deutsch-romanischen Abtheilung hielt PH. We gener einen Vortrag über Dialektforschung und legte Thesen über die Abfassung deutscher Dialektgrammatiken vor. Zn der allgemeinen Section sprach Director Schmitz aus Köln über lateinisch« Tachygraphie, Pro fessor Rohde aus Tübingen über Leukipp und Demo krit, vr. Birt aus Marburg über den Begriff de« Buches bei dfn Alten. Der 26. Sept, war der letzte für die Verhand lungen der Philologenversammlung angesetzte Tag. Wieder begannen diese mit den Sectionssitzungen. Der Eifer der ersten Tage war schon wesentlich ab- gekühlt, schon so mancher hatte sein Bündel geschnürt und war in das untere Moselthal gezogen oder nach Metz,' oder wohin ihn sonst seine Reiselust zog im schönen- Westen. Zu bedauern waren die Redner; schwach besetzte Zuhörerreih« und unaufmerksame Zu hörer, das war ihr Geschick. In der pädagogischen Section sprach ein vr. Brand au« Bielitz über die Frage: „Wie könnte die behauptete Ueberbürdung der Gymnasialschüler auch bewiesen werden?" Die son derbaren Mittel, welche der Herr vorschlägt, würden kaum in weitern Kreisen interessiren, interessant möchte nur sein, daß die Section gegen vier Stimmen con- stätirt, daß eine Ueberbürdung überhaupt nicht vor- liegt. Weiter ward über die in der Gymnasialaul» ausgestellten Lehrmittel Bericht abgestattet. Die Au«-