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Littst»«, DtnWc Mgmmlt Zcitung. .».»qM m» »<«I, «r,W! u» «ch,!- Nr. 9L. tti,ris. Msche«»« aut»«»»»» e»,iiq. prei» »u^ildrN« »«. »M. »»« «»»»« »Vf. Telegraphische Depeschen. *8om, 19. April. Die vaticanische Presse be hauptet, Döllinger'S Unterwerfung sei eine vollendete Thatsache. ^Parir, 19. April. Aleko-Pascha hat di« Er- nenEst- -«» LeLeralgouverneur von Ostrumelirn an genommen und begibt sich am nächsten Mittwoch über- Wien nach Konstantinopel. —Der russische StaatS- sccretär v. Hamburger hat heute Abend die Rück« reise nach Petersburg angetreten. — Wie die Agence HavaS erfährt, bestätigt e« sich, daß zwischen England und Rußland über die wesentlichsten Punkte dcS neuen Arrangements in Betreff Ostrum el ienS eine Ueber- einstimmung erzielt sei. England und Rußland seien übereingekommen, durch identische Noten diese« Arrange ment bei der Pforte zu empfehlen. Ueber drei Punkte de« Arrangements werde noch zwischen England und Rußland verhandelt. * pari», 19. April. Gerüchtweise verlautet, Ruß land habe die Bermuthung, daß ein Nihilisten- comits in der Schweiz existire, und habe daher in Bern die Ausweisung, resp. Auslieferung mehrerer dort lebender Russen verlangt. Deutschland unterstütze diesen Schritt. — Da« Memorial diplomatique meldet, Schuwalow sei zur Uebernahme der Leitung der ganzen innern und äußern Politik Rußland« bestimmt. * London, 19. April. Der deutsche Botschafter Graf Münster hat sich nach Berlin begeben; die Rückkehr desselben wird am 30. April erwartet. — Die ostrumelischen Dtlegirten Gueschoff und Aancloff sind hier eingetroffen. * Petersburg, 19. April. Der Kaiser empfing ans 16. April im Winterpalai« sämmtliche Mitglieder der Stadtduma und nahm die Glückwünsche der selben entgegen. Auf die Ansprache derselben erwiderte der Kaiser, er danke für die ihm ausgedrückten Gefühle, an denen er niemals gezweifelt habe. Er wende sich an die Mitglieder der Duma, deren mehrer« Haus besitzer seien; «S fei nothwendig, daß gerade dies« die strebgst« Aufsicht Mr alle Bewohner de- H-nse- auSüdten; sie sei«n verpflichtet, der Polizei Beistand zu l«istrn und keinen verdächtigen Personen Obdach zu bieten. Der Kaiser betonte, man müsse angesichts de« Geschehenen die Lage mit vollem Ernste betrachten, sonst werde sich bald kein ehrlicher Mann mehr auf der Straße sehen lassen können. Er sei glücklicher weise von Gott gerettet worden, General Mesenzow habe aber unterliegen müssen; auch auf den General v. Drentelen sei geschossen worden. Er hoffe auf'die Mitwirkung rurd die Hülfe der Stadtduma, zu der sie verpflichtet seien. Die Worte de« Kaisers wurden mit enthusiastischen Zurufen begrüßt. * Petersburg, 20. April früh. Der «Regierungs bott« veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, wonach zu provisorischen Generalgouverneuren er nannt worden sind: Generaladjutant Todleben in Odessa, Generaladjutant Graf LoriS-Melikow in Char kow, Generaladjutant Gurko in Petersburg. * Petersburg, 20. April. Der Russische In valide veröffentlicht einen Befehl de« Kaisers von gestern, wonach 3 Regimenter der Grenadierdivi sionen und 35 Regimenter der Armee-Infan- teriedivsionen fortan aus 4 Bataillonen, zu je 4 Compagnien per Bataillon, bestehen sollen. * Petersburg, 20. April. Hente fand im Winter palai» die Feier der Volljährigkeit des Großfürsten Nikolaus, ältesten Sohne« de« Großfürsten Michael Nikolajewitsch, statt, wobei von demselben der übliche HuldigungSeid geleistet wurde. — Der im Hotel der deutschen Botschaft zu Gunsten der HülfSbedürftigen der deutschen Colonie veranstaltete Bazar wird auS allen Kreisen der Gesellschaft sehr zahlreich besucht. * Petersburg, 19. April. Die Deutsche Zeitung bringt ein Telegramm des Grafen Melikow, wonach die Niederbrennung allrr inficirten und ver dächtigen Häuser m den Dörfern Selitrennoje, MichailowSkoje und Udatschnoje am 11. April beendigt und der SchätzungSwrrth den Besitzern ausbezahlt worden. Im Gouvernement Astrachan seien mithin inficirte Häuser nicht mehr vorhanden. *Wien, 20. April. Ein authentisches Telegramm der MontagS-Rcvue au« Belgrad m«ld«t, daß die Arnauten Kurschumlja (nahe der serbischen Grenze, westlich von Risch) eingenommen und sich dort verschanzt haben. * Wien, 19. April abends. Meldung der Poli tischen Correspondenz au« Belgrad von heute: „Der Kampf der arnautischen Banden mit den ser bischen Grenzwachen bei Prepolatz dauerte gestern den ganzen Tag hindurch und wurde hente fortgesetzt, nachdem inzwischen reguläre serbische Truppen den Grenzwachen zu Hülfe gekommen waren. Die Nach richt von dem Vordringen der Arnauten bis Kurschumlja ist bisjetzt noch nicht bestätigt." * Lonflantinopet, 20. April. Infolge energischer Intervention von diplomatischer Seite, und zwar na- mentlich feiten- vr- ^englischen GHchäst-trSgrr- Malet, zu Gunsten der Convention wegen NovibazarS hat der Sultan ein Irade zur Unterzeichnung der Convention ergehen lassen. Der Großvezir Khereddin- Pascha sowie der Minister deS Auswärtigen Kara- thcodory-Pascha, welche wegen Hinausschiebung der Unterzeichnung ihre Dimission beabsichtigt hatten, haben sich infolge hiervon veranlaßt gesehen, ihre Portefeuilles zu behalten. * Kairo, 20. April. Die Commission für die ägyptische Staatsschuld Hat die stricte Ausfüh rung der Decrete vom November 1876 betreffend di« Regelung der Staatsschuldenverhältnisse verlangt. Die Dekrete betreffend das neue nationale Finanzproject sind heute unterzeichnet worden. * Keugorb, 18. April. Nach hier eingcgangenen Nachrichten au« Panama vom heutigen Tage haben Leipziger Stadttheater. -e Leipzig, 17. April. Als zweite Gastrolle gab Frl. Mielke von der wiener Hofoper die Valentine in den „Hugenotten". Auch diese Leistung vermochte keine künstlerische Befriedigung zu gewähren, ja der Eindruck derselben war im ganzen noch weniger sym pathisch als der der Elsa, welche Frl. Mielke uns zuerst vorführte. Dasselbe unablässige Tremuliren, derselbe Mangel an Innerlichkeit, ja selbst an inner licher Hingabe an die Sache; zugleich aber erschien der Ausdruck noch mehr auf die Spitze getrieben uud agf äußerlichen Effect berechnet, waS namentlich in Ler Gegenüberstellung greller Contraste und in dem tendenziösen, bei den „Abgängen" von entsprechenden Bewegungen begleiteten Ansingen des Publikum« zu Tage trat. Kalte Routine war, kurz gesagt, die Signatur der Darstellung de« Gastes. Das Duett mit Marcel im dritten Act wurde zwar mit lebhaftem Beifall ausgenommen, aber hier war derselbe doch auch nur die Folge des forcirten äußerlichen Effect- reize«. Den Pagen gab als Debüt Frl. Monhaupt, welche nach längerer Abwesenheit von hier wieder in unser Opernpersonal eingetreten ist. Wie schon früher, lei stete sie namentlich im ersten Acte Vortreffliches; den Pagengruß sang sie mit sauber durchgebildeter und gewandter Coloratur und geschmackvoll, und auch aus Lem Schlußensemble trat sie mit angenehmer Wirkung heraus. Der Graf v. Saint-BriS war diesmal durch Hrn. Wiegand befriedigend vertreten; nur möge der Sänger auf nvch edlere Bildung mancher Töne hin arbeiten. Sonst sei noch erwähnt, daß Frau Wilt als Königin wiederum mit ihrer glänzenden Virtuo sität da« Publikum elektrisirte, daß Hr. Schelper in seinem NeverS eine durch Adel der Formen und des GesinoungSauSdruckeS gleich fesselnde Gestalt schuf, und namentlich im ersten Acte vor vielen andern Dar stellern der Nolle sich durch sein sorgfältig auSgear- beiteteS, sozusagen umsichtige«, viel zur natürlichen Belebung der Situation beitragende« Spiel auSzeich- nete; daß ferner Hr. Lederer al« Ravuk weniger im ersten Acte, wo man in seinem Auftreten doch zu sehr den chevalereSken Zug und in seiner Erzählung den warmen, temperamentvollen Gemüth-ton vermißte, als in d«n spätem Acten, ganz besonder« im vierten, Vortreffliches leistete, und Hr. Reß, der seit langem bewährte Vertreter deS Marcel, im ersten Acte aus nehmend gut diSponirt sich zeigte. Da« berliner Luratorium für die Verwaltung derFelix Mendels so hn-Bartholdy-StaatSstipendsen für Musiker macht unterm 1. April Folgendes bekannt: „Am 1. Oct. d. I. kommen zwei Stipendien der Felix Mendelssohn-Bartholdy'scben Stiftung zur Ausbildung be fähigter und strebsamer Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 M. Da« eine ist für Lomponisten, das andere für ausübende Tonkünstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staate subventionirten musikalischen Ausbildungsinstitute, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechte-, der Religion und der Nationalität. Bewerbungssähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr einem der genannten Institute angehört. Ausnahmsweise können preußische Staatsangehörige, ohne daß sie diese Bedingungen erfülle», ein Stipendium empfangen, wenn da« Luratorium für die Verwaltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung dort Ruhestörungen stattgefunden, bei welchen «S zu einem vicrzchnstündigen Straßenkampfe kam. Biele Personen wurden getödtet. ES gelang, die Ruhe wiederhrrzustellen. Leipzig, 21. April. Die geheiligte Stille d«S Osterfestes ward auf grelle und unheimliche Weise unterbrochen durch ein abermaliges Attentat auf ein gekrönte« Haupt, da« fünfte binnen noch nicht ganz Einem Jahr«! Dies mal galt e« dem Zaren aller Reuffeu, Alexander ll. Der allgemeine Eindruck diese« Attentat« — neben dem Abscheu vor dem Verbrechen selbst — war der, daß einerseits die anerkannt milde, wohlwollende, für eine Verbesserung der politischen und socialen Lage seiner Uuterthanen so aufrichtig bemühte Persönlichkeit des Kaisers Alexander ganz gewiß zu einem solchen verruchten Angriffe keinerlei Anlaß gegeben, daß aber andererseits freilich die allgemeinen Zustände de« Un geheuern russischen Reiches — trotz aller trefflichen Absichten deS Selbstherrschers — noch so vielfach man gelhafte, verworrene, zwischen Unbildung und Verbil dung der ärgsten Art hin und herschwankende und von diesen beiden Extremen gleichermaßen tiefverderbte seien, daß das Aufwuchern solcher Unthateu kaum un erwartet, eine Erstickung der verbrecherischen Keime aber unendlich schwierig erscheint. Die infolge des Attentats vom Kaiser angeord- neten außerordentlichen Maßregeln, deren Summe man recht wohl als einen über einen sehr großen Theil deS russischen Reiches verhängten Belagerungszustand bezeichnen kann, sind allerdings von wahrhaft drako nischer Strenge, denn sie überantworten die persönliche Sicherheit und Freiheit aller in den betreffenden Gou vernements lebenden Personen so gut wie völlig schutz los entweder dem blos administrativen Ermessen einiger hohen Militärs, oder dem summarischen Verfahren vor Kriegsgerichten. Aber freilich ist schwer zu sagen, welche zugleich wirksame und doch vor MiSbrauch ge sicherte Maßregeln der Abwehr gegen ein so furcht bare« Uebel wie der Nihilismus möglich seien bei der so eigenthümlichen Beschaffenheit der ganzen Verhält nisse eines Reiches, auf welches fast keiner unserer westeuropäischen Maßstäbe paßt. Nur Las glaubten wir schon alsbald bei Besprechung jener Maßregeln aussprcchen zu sollen, daß mit der Strenge gegen den Nihilismus jedenfalls nur die halbe Arbeit gethan, ja wahrscheinlich so gut wie nichts er reicht sein dürfte, wofern nicht gleichzeitig den nihi listischen Umtrieben ihr, wir wollen nicht sagen, Grund, aber Vorwand entzogen wird, die unleugbar vielfach vorhandenen Schäden der gesammten staatlichen Zu stände Rußlands, ganz besonders die furchtbare Ver derbtheit deS BeamtenthumS. Der Illusion freilich, als ob mit Erlaß einer freien Verfassung für Ruß land „d«r Arm der Revolution entwaffnet wäre", wie ihrer Befähigung sie dazu für qualificirt erachtet. Die Stipendien werden zur Ausbildung auf einem der betref fenden, vom Staate subventionirten Institute ertheilt, da« Luratorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Be werbern nach Vollendung ihrer Studien auf dem Institut ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen durch Besuch auswärtiger Institute rc.) zu ver leihen. Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der obengedachten Bedingungen und einem kurzen, selbstgeschriebenen Lebenslaufe, iu welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind bi« zum 1. Juli d. I. an da« Luratorium — Berlin, UVV., Unter den Linden Nr. 4 — einzureichen. Den Bewer bungen um das Stipendium für Lomponisten sind eigene Lompositionen nach freier Wahl, unter eidesstattlicher Ver sicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihülfe ausgeführt worden ist, beizufüge». Die Verleihung de« Stipendium» für ausübende Tonküustler erfolgt auf Grund einer aui 30. Sept. d. I. in Berlin durch das Luratorium abzu haltenden Prüfung." — Erst kürzlich hat der „Musikalische Jugendfreund", von vr. F. W- Gebhardt (Leipzig, Roßberg) herau«- gegeben, zum 23. mal die Presse verlassen. Wie fast jede früher« Auslage, so ist auch diese wieder mit einigen Ge säugen, al« „Germania, mein Vaterland", von Professor O. Marbach und Kapellmeister Karl Reinecke, und „Hebe deine Auge» auf", aus dem Oratorium „EliaS", von F. Mendelssohn, vermehrt worden. In den vielen Auflagen seit 1848 hat der „Musikalische Jugendfreund" außer so manchen alten guten Volksweisen auch neue werthvollc Ge sänge zuerst gehabt uud in die Schulen, namentlich in die leipziger Schulen, eingesllhrt. Wie aber der „Musikalische Jugendfreund", so hat auch der „Musikalische Kinder- freund" in seinen vielen Auflagen (31 seit 1845) sehr viele melodienreiche Lieder zuerst in die Schulen gebracht.