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lt«NA Leipzig, 3. November. Der eks in Leipzig, Dilhelmine g. — Frau Hr. LouiS HSoberhan- t Römer Immanuel in Leipzig reuditz. — enkau mit erinspector eipzig mit Alexander ice Ayrer, in Leipzig Apelt. - i in Ehem ¬ ieder det e» Statuts.) ipzigerstraße befanden Gold. s in Reub- Skar Hey- . — Hrn. ne Tochter, re-den ein tobernotrou st ein vor- ekulso vi« 12027) 12020, Wz 'gestellt Prediger Diestelkamp: Ich bin der festen Ueberzeugung, daß solche Worte, wie sie eben gesprochen, mit dazu Helsen werden, die maßlosen Angriffe, die gegen Hrn. Stöcker von verschiedenen Seiten gerichtet sind und noch täglich gerichtet werden, zu verrin gern. Ich bin überzeugt, daß Hr. Stöcker die, die ihn an greifen, nicht einmal verachtet, sondern daß er da» tiefste Mitleid mit diesen Menschen hat. (Bravo!) Hr. v. d. Marwitz: Ein großer Reformator, ein neuer Luther ist erstanden, der ebenso wie dieser Politik und Religion mit feinem Verstände zu verbinden weiß, da- ist unser Stöcker. (Stür mischer Beifall, der da» Gelächter der Minorität unter drückt.) Die Rede unser» Stöcker gegen die Juden hat eine ähnliche Wirkung hervorgerusen wie die Thesen Luther'» (Sehr wahr!); mit Windereile ist sie in alle Welt verbreitet, in fremde Sprachen ist sie übersetzt. Stöcker ist aber auch insofern ein Luther unserer Tage, als er sich nicht vor Menschen fürchtet, nicht vor Zeitungen, die ihn verleumden und seine herrlichen und schönen Worte in den Schmuz zu treten suchen. (Pfui!) Ich bitte Sie, einzustimmen in rin dreifache« Hoch auf den Luther der Neuzeit, den Refor mator Stöcker. (Die Versammlung kommt dieser Auf forderung nach.) Hr. v. d. Decken: Hr. Stöcker hat uns zum Frieden gemahnt, beherzigen wir da»! Wir haben in letzter Zeit manche» gethan, wa« nicht einem Christen entspricht, ich erinnere nur an die letzte Sonntagsversammlung, an unsern Beschluß, einen Theil unserer Mitmenschen, ja sogar eine Frau, die natur gemäß unsere Bundesgenossin sein müßte, die Verdienste hat, um deswillen, weil sie nicht widerstehen konnte, ihre spitze Feder gegen uns zu richten, der öffentlichen Verachtung pre,»zugeben. Die« ist ein Beschluß, der tief beklagt wer den muß. (Oho!) Oefsentliche Verachtung ist moralischer Mord, und wir sollen nicht morden, wir sollen lieben, wir nennen uns christlich und dürfen darum unsere Brüder und Schwestern nicht verachten. Gestehen wir e» öffentlich, daß dcS Deutschen Reichstage- ist. Wenn man ferner von manchen Seiten eine Be zugnahme in der Thronrede auf den Stand der Ver handlungen mit Rom vermißt hat, so erscheint un» dieses Schweigen als ein günstiges Zeichen dafür, daß keinesfalls die preußische Regierung gewillt ist, von dem gesetzlichen Standpunkte, den sie der Römischen Curie gegenüber einnimmt, zurückzugehen, da sonst Ab änderungen der betreffenden Gesetze hätten angekündigt werden müßen. Im preußischen Abgeordnctenhause haben sich be- wir darin gefehlt haben! (Zuruf: Nein! Redner verläßt die Tribüne.) Hr. v. d. Marwitz: Indem diese Dame unsern Stöcker angegriffen, hat sie uns angegriffen, und wenn wir auch Christen sind, wir werden uns doch Vertheidigen können, wir brauchen un« doch nicht alle» gefallen zu lassen. (Sehr richtig!) Was haben wir ihr auch gesagt? Sie soll sich um ihre Wirth- schaft kümmern, da« ist nichts Feindliches, da haben wir sogar noch sehr sanft und liebreich geantwortet. Hr. Grund: Frau Morgenstern hat alles gethan, um uns zu schä digen. Diese Dame ist eine öffentliche Dame. (Gelächter; Tumult.) Frau Morgenstern hat schon vor fünf Jahren für die «Gartenlaube» gearbeitet. (Zuruf: In der «Garten laube», Gelächter. Der Tumult erhebt sich von neuem und noch stürmischer.) Prediger Diestelkamp erklärt nunmehr, jedem da» Wort entziehen zu müßen, der nicht bei der Sache bleibt. Lina Morgenstern geht uns heute gar nichts an, eS ist viel zu viel Aufhebens mit dieser Dame gemacht. Im Hintern Theil des Saale» entsteht wie derum Tumult. Ein Kirchendiener der Domgemeinde ist mit Israeliten in Streit gerathcn und fordert auf, sie „rauszuschmcißen". Bäcker Knönagel spricht von Nathan und Shylock, von Deborah, Judith und Ruth, der Herz und der Rahel Levin, und kommt zu dem Schluß, daß man die Juden ebenso achten und ehren müße wie die Christen, daß man aber auch ihre Laster zu erkennen habe; wenn man vieS thuc, könne von Judenhetze keine Rede sein. Redner, bereits vorher wiederholt zur Sache gerufen, bricht endlich auf Wunsch des Vor» sitzenden ab. Die Debatte wird geschloßen, 4. N»ve»ker 1N7». Inserate P-» «» die «kpeditioa t» Leipzig »a seid«». Jasrr t«»»» btlh« für »ie ep«lt«»tctle »» W», »»Ul «i-gepuwt »o Pf. >u bestimmt, i eine ge- Darstelluug r. in« Lebt« :ben, unter 'Weichlingen preußischen s1938-40) ldung von Telegraphische Depeschen. "Herlin, I. Nov. Sr. Maj. gedeckte Cop'vette U Lineta, 19 Geschütze, Commandant Kapitän zur I See Zirzow, ist am 29. Oct. von Plymouth nach I Madeira in See gegangen. * Straßburg i. L-, 1. Nov. Die ReichStagSabge- I ordneten Bezanson, Dollfuß, Germain, Grad, Guer- I ber, Heckmann ^Stintzy, Jaunez, Schmitt-Batiston, I Simonis und Winterer erlaßen heute in dem hier er- I scheinenden Elsässischen Volksblatt einen Wah lauf- I ruf an die Gemeinderäthe als die Urwähler zum I LandeSauSschuffe. In dem Wahlaufruf wird erklärt, I daß der WahlmoduS, den sie bekämpft hätten, weil er I im Lande neu sei, nicht den Ideen und Gewohnheiten I entspreche, die Rechte des LandeSauSschuffe» seien un- I vollständig. Jndeß könne der Landesausschuß allein I aus die Regierung des Landes einen Einfluß auS- I üben, habe eine Stimme in Bezug auf die Landeö- ! gesetze und das Budget und könne in wichtigen An gelegenheiten seine Wünsche aussprechen. Die Ge- I nannten erklären schließlich, daß sie sich als Wahl- comite vereinigt hätten und fordern die Gemeinderäthe auf, nur unabhängige Wahlmänner zu bezeichnen. "Wien, 2. Nov. Die MontagS-Revue bezeichnet die von den Blättern über eine bevorstehende Ergän zung deSCabinetS gebrachten Meldungen als Er findungen und bemerkt, die parlamentarische Situation laße diejenige Ergänzung des CabinetS, welche dem Ministerpräsidenten Taaffe al» wünschenSwerth gelte und seinem Programm homogen sei, vorerst als un- thunlich erscheinen. — Der demnächst zur Veröffent lichung gelangende Steuerausweis wird bei den direkten Abgaben ein kleines Minus, bei den indirecten Abgaben abermals ein erhebliches Plus dem Vorjahre gegenüber constatiren. * Innsbruck, 2. Nov. Heute ist hier unter Theil- nahme der Behörden und unter großem Andrang der Bevölkerung die erste protestantische Kirche in Tirol feierlich cingeweiht worden. Genua, 2. Nov. Sobald die Königin MarOerita, die augenblicklich einen leichten Fieberanfall zu über winden hat, wieder völlig hergestellt ist, stattet das italienische KönigSpaar dem deutschen Kron prinzenpaare in Pegli einen kurze» Besuch ab und geht dann nach Rom. Unser Kronprinz war gestern Vormittag in Genua und machte nachmittag» uiit Frau und Kindern und dem Grafen Seckendorf eine Aus fahrt. Er kaufte in dem eben eröffneten genueser Salon das Bild Degrossi'S: Bersagliere. (D. M.-Bl.) * Madrid, 2. Nov. Die Verbindungen zwischen Valencia und Barcelona sind wicderhergestellt. Die ungünstige Witterung dauert noch immer fort, am Wasserstande des Ebro ist jedoch jetzt ein erhebliches Sinken wahrzunehmen. * Äthen, 1. Nov. Die Kammer ist heute mit einer Thronrede eröffnet worden. Letztere betont, daß Nr. 85«. «Ufer '»«lich. Preis ^nieltlf'lich,«.»^. z«»« ei»zel»e Nu»»«, «Pf. reitS die Parteien — anläßlich der Präsidentenwahl — gemessen. DaS feste und loyale Zusammengehen der beiden gemäßigten Mittelparteien bei dieser Gelegen heit läßt für eine immer engere Verbindung derselbe» daS Beste hoffen, wenn auch da» Gerücht von einer versuchten förmlichen Verschmelzung („Fusion") beider vorzeitig war und ein solcher Versuch selbst vielleicht zur Zeit noch versrüht sein möchte. Was die con- servativ-klerikale Mehrheit betrifft, so ist ihr Einigung«- punkt eigentlich nur der gemeinsame Haß gegen die Liberalen, da im übrigen ihre Interessen nicht durch aus die gleichen sind. Eine solche künstliche Coalition hat noch nirgends auf die Länge sich zu halten, vollend« einen großen parlamentarischen Körper zu beherrschen vermocht. Die Darlegung der Finanzlage Preußens im Ab- geordnetenhause durch den neuen Finanzminister Bitter brachte die zwar nicht unerwartete, aber unerfreuliche Gewißheit eines nicht unbedeutenden Ausfälle- in der Bilanz der Ausgaben und Einnahmen des Staate».' Die Regierung gedenkt diesen Ausfall durch eine An leihe zu decken. Es hat dies insofern etwa- für sich, als der Ausfall wesentlich mit veranlaßt ist durch die Ausgaben für productive Anlagen des Staate», die bei der augenblicklichen Conjunctur sich nicht selbst übertragen, bei der zu hoffenden Wiederkehr besserer Zeiten dagegen einen Ueberschuß zu geben versprechen, der zur Abtragung jener jetzt contrahirten Schuld verwandt werden kann. In Preußen ging abermals ein Ministerwechsel vor sich, der indeß mit der Politik nichts zu thun hat. Der um die RechtSgesetzgebung und Rechtspflege erst in Hannover, dann in Preußen, zuletzt im Deutschen Reiche so vielfach hochverdiente Justizminister Vo. Leon hardt trat, nachdem die großen Justizgesetze, die vor zugsweise mit sein Werk waren, glücklich ins Leben eingesührt sind, in den Ruhestand, um seiner angegrif fenen Gesundheit wieder aufzuhelfen. Sein Nachfolger ist der bisherige Vorsitzende de- ReichS-JustizamteS, StaatSsecretär vr. Friedberg, ebenfalls ein« im Justiz- Wesen bereit» erprobte und bewährte tüchtige Kraft. Ob He dadurch ängebahnt« Verbindung de- ReichS- Justizamte» mit dem preußischen Justizministerium wei ter ausgebildet und befestigt werden wird, scheint noch nicht gewiß. In Baiern hat nun auch der ReichSrath dem Vorschläge der Regierung wegen Erhöhung der Malz steuer beigestimmt. Ein Antrag auf Wiedereinführung der obrigkeitlichen Taxen auf Lebensmittel (Brot- und Fleischtaxen) ward zwar von der Volkskammer an genommen, doch erklärte die Regierung sich nicht für geneigt, demselben zu willfahren. Im österreichischen ReichSrathe fanden während der verflossenen Woche die Adreßverhandlungen in beiden Häusern statt. Dieselben waren namentlich im Ab- geordnetenhause ziemlich lebhaft. VerfaßungStreue und Autonomisten lieferten sich Schlachten. DaS End? Die christlich-sociale Arbeiterpartei. Am 1. Nov. fand wieder eine Versammlung oben genannter Partei in Berlin statt. Der erste Redner war Hr. Stöcker: In längerer Rede schilderte er die Reformation in ihrer Beziehung zur socialen Frage, zeigt«, wie die Re formation nicht nur der Schrei eine« ehrlichen deutschen Gewißen» nach dem Frieden mit Gott gewesen, sondern wie mit ihr alle-, wa- den Menschen umgibt, Staat, Kunst, Wissenschaft, rege geworden, wie seit jener Zeit der Ge danke einer wissenschaftlichen Bolkswirthschaft, einer socialen Frage entstanden sei, gerade der Protestantismus infolge besten, mit einziger Ausnahme von Frankreich, die betrieb samsten, werkthätigsten Nationen erzeugt, weil in ihm am meisten der freie Geist der Persönlichkeit, der Wettkampf ber Erwerbung, die berechtigte Concurrenz lebendig wurde. Jetzt freilich sei es dem zu viel geworden, die Industrie sei der Religion vorauSgeeilt und stehe nun der Lösung der socialen Frage hülslo« gegenüber, der Lösung, die erst ge funden werden könne, wenn die moderne Welt wieder die Religion als feste« Fundament erkannt hat. Zu einer persönlichen Bemerkung meldet sich Hr. Dagobert Joseph (Israelit). Er sei zweimal bei den Christlich-Socialen gewesen, um sich zu überzeugen, ob man wirklich hier Judenhetze treibe. Er habe dies nicht gefunden. (Bravo! Oho!) Hr. Stöcker erscheine ihm viel zu sehr von seinem Beruf durchdrungen, der Menschenliebe, nicht Menschenhaß predigt. (Bravo!) Stöcker wolle nicht die Religion des Menschen, son dern den Menschen selbst prüfen. (Bravo!) Wir wollen alle Deutsche, alle brave Menschen sein (Bravo!), und Hr. Stöcker hat uns selbst feine. Brüder genannt (Bravo!), ich möchte daher meine Glaubensgenossen bitten, mit der Rederei gegen Hrn. Stöcker aufzuhören. preußische Landtag ward von Sr. Maj. dem Kaiser und König in Person eröffnet, dessen frische», kräftige- Aussehen bei dieser Feier allseits mit großer Befriedigung und Freude bemerkt ward. Die Thronrede war wesentlich geschäftlicher Natur. Nur am Schluffe betonte sie den Wunsch und die Hoff- nung deS ungestörten Frieden» „auch" im Innern, wo- mit zugleich indirect die Zuversicht einer gleichen Er haltung de- Frieden» »ach außen, de» europäischen Frieden«, ausgesprochen war. Nähere Andeutungen über die auswärtige Politik hat die Thronrede sich wol deshalb versagt, weil diese auswärtige Politik Sache de« Reiche» und folglich auch nicht der preußischen Landesvertretung, sondern di. griechische Grenzfrag. nunmehr einer Erörterung unterzog«, wird, Und fE d» H°ff.mng au- daß diese Fraae unter dem Beistände der Machte endlich eine befriedigende Lösung finden werde. Zugleich em- pfiehlt die Rede eine militärische Ausbildung de» Volke-. * Äthen 1. Nov. Di« Thronrede bei der Heu- tiaen Eröffnung der Deputirtenkammer constatirt ferner die bei den allgemeinen Wahlen bewiesene Ordnung und Loyalität, durch welche da- Vertrauen des Königs zur Nation gerechtfertigt fei, und betont die zu den auswärtigen Mächten bestehenden freundschaftlichen Be- zichungem Die Regierung lasse es sich ernstlich an gelegen sein, die Bestimmungen des Berliner Con- greffeS hinsichtlich der griechischen Frage zu verwirk- lichen; von Tag ,u Tag nehme die Lösung der in- lernen Fragen einen glattern Verlauf. Ich bin über zeugt, schließt der König, daß die bedeutenden Inter essen der benachbarten Staaten und der Beistand der Signatarmächte die eingeleiteten Unterhandlungen zu einem glücklichen Abschluß führen werden, welcher die Absichten deS CongreffeS verwirklicht. Griechenland muß sich aber auch mit der Ausbildung der Armee beschäftigen, denn daS wesentlichste Element, welche» die Stellung eine» Volkes bestimmt, ist seine Stärke. * Washington, 1. Nov. Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat October um 10,353000 Doll, abgenommen. In der Staatskasse sich ultimo October 229,845000 Doll, in Deutsche MgtMim Zeitung. «Wahrheit »ad Recht, Freiheit »d Erseh!» Gottschall, euilleton. 1. — Zur 'lnische und k; Aus dcr (Beschluß) euilleton. . Schriften M. — Pä- Rustk; Aus Kulemann. atur. Bon (Deutsche >en. nicht streng so anregend iteratur im Journalcir» s2026) l BreSlau