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Leipziger Kunstgewerbeausstellung. Gruppe V. Graphische Künste und Gewerbe. (Fortsetzung.) Wir wenden uns nun speciell zu den Erzeugnissen der Buchdruckerkunst. Das Buchdruckergewerbe ist von Anfang an als eine der freien Künste aufgetreten. Schoa in frühester Zeit waren die Buchdrucker bemüht, durch die Schönheit und Zierlichkeit ihrer Erzeugnisse den Künstlernamen zu rechtfertigen. Wie diese Kunst von jeher als ein mächtiges FörderungSmittel des geistigen Lebens erscheint, so verdankt sie andererseits ihre technische Ausbildung dem intellrctuellen Fortschritt der Völker. In einer geistig so vielbewegten Zeit wie die unsere muß diese Kunst auf einer sehr hohen Stufe der Entwickelung stehen; demgemäß ist sie auf der Ausstellung in würdiger Weise repräsentirt. W. Drugulin in Leipzig hat in einem großen Tableau die verschiedenartigsten Schriftzrichen veran schaulicht. Man erhält einen Begriff von dem Reich? thum dieser Druckerei an fremden Typen, wenn man die zahlreichen Werke betrachtet, deren jedes Schrift bildungen einer andern Sprache zeigt. Die Blätter aus der „Chronik des sächsischen Königshauses" mit von Professor Graff entworfenen und von Professor Bürkner geschnittenen Verzierungen sind ganz nach altem Muster, mit breiter Randeinfassung, großen, roth- eingedruckten Initialen und ebenso altmodischer Titel schrift in Altgothisch und Schwabacher auSgeführt, im Druck gut und gewähren ein stilgerechtes Ensemble. Andere Werk«, zum Theil mit Illustrationen, wie der „Arme Heinrich", „Germanisches Museum", sind gleichfalls vortrefflich auSgeführt. Die Schrift zeigt Die Evangelische Generalsyuode in Berlin. Der erste Gegenstand der Tagesordnung in der Sitzung am 15. Oct. ist die Berathung über den An trag des Generalsuperintendenten Schultze betreffend die Einführung eines Gottesdienste» und die Einsammlung einer Collecte für die Heidenmission. Der Antrag- «tipzig. Utzlich. Preis Ze», eiljel« N«««, Die Geographische Gesellschaft in Berlin beging am 11. Oct. den hundertjährigen Geburtstag Karl Ritter'» im Frstsaale des Architektenhauses. DaS Lultu-ministerium war durch den Ministerialdirektor Greiff, die Universität durch Rector Professor Zeller, die Kriegsakademie durch Generalmajor v. Flatow vertreten. Die Geographischen Gesellschaften von Frankfurt, Leipzig, Dresden, Bremen, Hamburg, Halle, München, Metz, Hannover und Gotha sowie die Gesellschaft für HandelSgeographi« zu Berlin hatten Deleairte entsandt. Auch der Biograph Ritter'«, Professor Vr. Kramer, befand sich unter der Gesellschaft. Prinz Friedrich Republikaner in der Legislatur ünd damit auch die, Wahl eine» republikanischen Senator» gesichert. In Iowa wurden für den Gouverneurposten sowie in die Legislatur und zum Congreß die von den Republi kanern aufgestellten Candidate» mit einer Mehrheit von 20000 Stimmen gewählt. Bei den vorigen Wahlen betrug die republikanische Majorität 10000 Stimmen weniger. steller theilt zunächst mit, daß eine au» allen Theile» Deutschland« besuchte MissionSconferenz sich einstimmig dafür ausgesprochen habe, daß für die Heideumisfioa ein besonderer Sonn- und Feiertag ausgewählt werde je nach den besondern Verhältnissen der einzelnen Pro vinzen. Die Mission lebt nicht von unS; wir lebe« von der Mission, diesem großartigsten aller LiebeS- werke, das mehr und mehr die Augen aller Welt auf sich zieht; 70 MissicnSgesellschaften mit 2300 Missio naren und mehr al» 23000 Helfern au» den Ein- - geborenen arbeiten an diesem Werke mit einem Budget von mehr al» 4 Mill. M. Aber wir wünsche», daß nicht das Werk bloS auf die Kirchenleitung, auf die Geistlichkeit beschränkt bleibe — die ganze Gemein schaft der Kirchenangehörigen soll lebendigen Antheil an diesem gottgefälligen Werke nehmen. Zu diesem Zwecke soll unS die Centralleitnng der Kirchenregie rung ihre geneigte Hülfe leihen, indem sie die Pro vinzialregierung zur Einleitung der betreffenden Schritte veranlaßt. MisflonSdirector vr. Wangemann glaubt, innere und äußere Mission müßten gleichmäßig berücksichtigt werden. Professor Christlieb-Bonn hebt mit Genugthuung hervor, daß auch in den Kreisen der liberalen Theo logie der weltwirthschaftlichen Bedeutung der Mission mehr und mehr Rechnung getragen wird. Die Anträge Schultze und Wangemann werde» fast einstimmig angenommen. Die Generalsynode geht jetzt über zu dem Anträge de» Oberconsistorialrath» vr. Kögel: Die Generalsynode wolle an den Evangelischen Ober- kirchenrath da» Ersuchen richten, mit dem Herrn Minister der geistlichen Angelegenheiten darüber in Verhandlung zu treten, daß die Staatsprüfung für die evangelischen Theo logen, wie e« §. 27 de« Gesetze« über die Vorbildung der Geistlichen gestattet, überall mit der ersten theologischen Prü fung verbunden und durch Mitglieder der theologische» Prüfung«commission abgehalten werde. Zu diesem Anträge geht noch ein zweiter ein, ge»' stellt von de» Synodale» Krafft, Hermann und Ptzy» gbdr, auf gänzlichen Wegfalkdrr Staatsprüfung: vr. Kögel: Die theologische Staatsprüfung hat sich seit ihrem Be stehen nur wenig Freunde erworben, am wenigsten unter denen, die sie zu bestehen hatten. (Heiterkeit.) Sie ist auch vollständig überflüssig. Bestehen denn nicht schon genug ab schreckende Bestimmungen? Da« geringe Einkommen, vor allem der berühmte Kanzelparagraph, der über allen Kan zeln wie ein umgekehrter Schalldeckel schwebt? (Große Heiter keit.) Ich meine nun nicht, daß un« damit geholfen wäre, daß, wie e« ein Amtsbruder jüngst in Stuttgart verlangte, auch noch ein Examen in der Musik abzulegen sei, damit, wenn den Geistlichen die Philosophie nicht über sein ge ringes Einkommen tröstet, er zur Harfe greift. (Große er neute Heiterkeit.) Wir haben keinen Beruf, auf eine Aen- . derung der Maigesetzgebung zu dringen; ich warne eiu- dringllch davor, hier den Weg der Disputation zu betreten. (Zustimmung.) Wir können un« nur in Resolutionen äußern. Man hat Sammlungen von falschen Antworten veröffent licht, welch« die Unwissenheit evangelischer PredigtamtScandi- daten beweisen sollten; ist es denn einzig da« Vorrecht der anschaulicht durch die Notenstichplatten in verschiedene» Stadien der Bearbeitung, durch die Lithographiesteine und die verschiedenen Handwerkzeuge in vollständigster Weise den Proceß der Notenstecherei. Die umfang reiche und außerordentlich instructive Ausstellung der leipziger Typographischen Gesellschaft gibt in einer Collection von Accidenzarbeiten ein klares und um fassendes Bild von der Bedeutung des Druckgewerbes; die Betrachtung einer großen, aus sehr schwierigem tabellarischen Satz bestehenden Satzform gewährt einen instructive» Einblick in die typographische Technik. Ein Album der Pierer'schen Hofbuchdruckerei in Alten burg enthält allerlei Accidenzarbeiten in geschmackvoller Ausführung; hervorragend sind die kunstvollen Ar beiten in Linienmanier. Den Eindruck eines vorzüglich geordneten und gut beleuchteten GesammtbildeS mit dem Charakter des würdigen Ernstes und der inner» Abgeschlossenheit macht die in einem besondern Raume untergebrachte historisch-typographische Ausstellung, welche Gelegenheit bietet, die Entwickelung des Druckgewerbes an zahl reichen interessanten Proben zu stndiren. der Großfürst-Thro»fvlger von Rußland und der Prinz von Wales mit ihren Gemahlinnen von hier abgrreist. *veter«d»rg, 15. Oct. Der StaatSsecretär im Ministerium de« Aeußera, Grheimrath v. Hambur ger, ist nunmehr zum Gesandte» in der Schweiz er- uannt worden an Stelle des Grheimrath« v. Kotzebue, welcher au» Gesundheitsrücksichten zurückgetreten ist. * Bukarest, 15. Ort. Drputirtenkammer: Blaremberg verlangte, obgleich noch zahlreiche Redner vorgemerkt waren, namentliche Abstimmung über die Regierungsvorlage und theilte mit, da eine geheime Abstimmung voraussichtlich sei, werde er schon jetzt eine von 56 Mitgliedern unterzeichnete Erklärung vor legen, worin die Regierungsvorlage abgelehnt werde. Die von sämmtlichen Oppositionsführern unterzeichnete in« Protokoll aufzunehmende Erklärung wird verlesen. Blaremberg hielt sodann «ue weitere Rede, in welcher er sich über jede von dem Auslände auSgeübte Pression misbilligend aussprach und der Regierung anheimgab, die Kammer aufzulöfen. — Das Journal Romanul meldet, in einer gestern Abend abgehaltenen Privat versammlung habe der Ministerpräsident Bratiano die kategorische Erklärung abgegeben, daß die Regie rung nur im äußerste» Falle die Kammern auflösen werde. Solange er aber von der Majorität unter stützt werde, werde er die RegierungSgewalt uner- fchütterlich handhabe», bi» die Iudeofrage eine die Forderungen der Mächte befriedigende Lösung gefunden habe. * Keuxork, 15. Oct. Nach den bisher vorliegen den Resultaten haben bei den gestrigen StaatS- wahlen im Staate Ohio die Republikaner mit einer Majorität von 25000 Stimmen gesiegt. * Neugork, 15. Oct. Nach den weiter eingegan- genen WahlnachriHten haben bei den StaatSwahleu m Ohio alle von der republikanischen Partei aus gestellten Candidaten mit einer Majorität von über 25000 Stimmen,, demnach mit ein«M Mehr von hier ein reineö tiefes Schwarz; fast immer ist die typographische Ausstattung im alten Stil gehalten und sind demgemäß Kopfleisten, Vignetten rc. auge wendet. Sehr schön sind die von Fischer u. Wittig in Leipzig in einem Tableau sowie in den „Meisterwerken der Holzschneidekunst" auSgrführten Holzschnittdrucke. Unübertrefflich ist die Wirkung des Bildes „Dame und Kätzchen", sowol durch die naive Koketterie der Zeich nung als durch die vollendete Technik der Ausführung. Verschiedene Miniaturausgaben und Prachtwerke geben der Firma bezüglich ihres Bücherdruckes ein gleich gün stiges Zeuguiß. Die Holzschnittdrucke von Otto Dürr in Leipzig lassen im allgemeinen sehr verständnißvolle Behandlung erkennen. Ein großes Tableau von Hundert- stund u. Pries in Leipzig enthält Holzschnittdruck- und Äccidenzproben. Während die Illustrationen al- her vorragende Leistungen bezeichnet werden müssen, ist di« typographische Ausführung der Accidenzen weniger zu loben. Unbedingtes Lob verdienen die in großer Anzahl auSgelegten Holzschnittdrucke von Grimnie u. Trömel in Leipzig. Bon G. Kreysina in Leipzig sind eine Reihe sorgfältig ausgeführter Werke vorhanden, welche die Leistungsfähigkeit der Firma im Druck orie»talischer Schriften kennzeichnen. Die lithogra phische Anstalt, Buch- und Steindruckerei von Friedrich Gröber in Leipzig bringt in zwei elegant gebundenen Musterbüchern Proben ihrer vielseitigen Production. Eine reichhaltige Sammlung von Kunstdrucken, Ab drücke von Notenplatten, Mustkalien und Titelblättern, zum Theil mit prächtigen Randverzierungen, hat die Notenstecherei und Druckerei von C. G. Röder in Leipzig ausgestellt. F. W. Garbrrcht in Leipzig ver- Telegraphische Depeschen., * Saden-Saytt, 15. Oct. Ihre Maj. die Kaiserin ^suchte gestern mit Ihrer königl. Hoh. der Frau Groß. Herzogin die zu« Beste» de» evangelische» Kirchenbau fond» veranstaltete Abe»d»nterhaltung. Heute findet bei den Majestäten eine größere Matinee statt. «Bertin, 15. Oct. Sr Maj. Panzercorvette Hansa, 8 Geschütze, Commandant Corvettenkapitän HeuSner, ist am 8. Sept, in Callao eingetrosfen. Sr. Maj. gedeckte Corvette Bineta, 1S Ge schütze, Commandant Kapitäu zur See Zirzow, ist am 14 Oct. von Kiel aus der Reise nach Ostaflen in See gegangen. Hannover, 15.Oct. Hrn. v. Bennigsen wurde heute eine Adresse angesehener politischer Männer von hiir und au» der Provinz überreicht, worin die Bitte ausgesprochen wird, er möge das Mandat zum Abge ordnetenhaus« zum Segrn d«S Vaterlandes und seiner liberalen und nationalen Interessen wieder übernehme». Hr. v. Bennigsen erwiderte, er werde e» nochmal« ernstlich erwägen, ob er da« Mandat annehme» könne. (Magdeb. Ztg.) * München, 16. Oct. Der Schriftsteller vr. Fer- dinand Nürnberger ist gestern Abend im hiesigen Krankenhaus« gestorbtn. « Stuttgart, 15. Oct. Der Ministerpräsident und BuudeSrathSbevollmächtigte v. Mittnacht ist heute uäch Berlin abgrreist. «Wit«, 15. Oct. Dem Abgeordnetenhause wurden heute die Gesetzentwürfe betreffend die Ver waltung Bo«nien» und der Herzegowina sowie die Ver- längerung de« Wehrgesetzes bis zu Ende de« Jahre« 1889 vorgelegt. Der vom Hause gewählte, 24 Mit- glieder zählende AdreßauSschuß besteht au« 15 Con- servativen und 9 Liberale». «vom, 1H. Oct. lieber die Annahme de« Ent- laffungSgefuch« de« diesseitigen Botschafter« in Pari«, Gea«rÄ» Ciatzditn, iss bisher »och keine-Entscheid «Neapel, 15. Oct. Wie das Journal Piccolo meldet, soll am 26. Oct: in Neapel ein Meeting zu Gunsten einer gleichzeitigen theilweisen Abrüstung dir europäischen Mächte stattfinden. Alle Friedens- Vereinigungen Italiens, Englands, Frankreichs und Deutschlands sind zur Theilnahme an dem Meeting geladen, welchem auch mehrere italienische Deputirte beiwohnen werden. «Brüssel, 14. Oct. Der partiell« Arbeiter- strike, welcher vor einigen Tagen in dem Becken von Charleroi begann, ist an Umfang gewachsen und scheint noch größere Ausdehnung annehmen zu wollen. (Wiederholt.) «Kopenhagen. 15. Oct. abends. Der König hat heute Nachmittag 4 Uhr über Lübeck die Reise nach Gmunden zum Besuche seiner Tochter, der Herzogin von Cumberland, angetreten. Zu gleicher Zeit sind Freitag, DtiWc MgtMM Zcitmg. «Mchrheit «ch Acht, Freiheit >»d Echtz!»