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Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit «ld Nicht, Freiheit md Scsetz!» «r. 246. «V4. Preis ^nNljlhlNch »ops. z,»« er,»»«. Die»««», 2t. Ock-ber l«7v. Inserate «»» «m die Aipkditt»» t» ««»,,>, M I»srrlt,»,,,bützr ftr »t« »» Pf, »U«r «Ui-ks«N »o «. Telegraphische Depeschen. »Maden-Haven, 18. Oct. Der Statthalter von Elsaß-Lothringe», Generalfeldrmar schall v. Man- liusfel, traf Henle Vormittag 11 Uhr voN Straß burg hier et» nüd hatte von 1—2 Uhr Vortrag bei Sr. Maj. dem Kaiser. AbtÄ» 6 Uhr wohnte der selbe dem Diner bei Ähren MajDUtt» -ei, an wel chem auch die badischen Herrschaften theLnahmrn, und lchrk um 8 Uhr 40 Min. abend« nach Gtraßbürg zurück. LrrU», 18. Oct. Da» Dckndniß zwischen Deutschland und Öesterreich-Üngnrn kann al« unzweifelhafte Thatsache angesehen werden. Man hat Gründe, zu glauben, daß der Vertrag bereit« ick Laufe der vergangene« Woche durch die allerhöchste Unterschrift beider Majestäten sanct'ionlrt worden ist. (Köln. I.) * Srerlau, 19. Oct. früh. Nach einer aüS Glri- witz eingegangenen Meldung fand dort gestern ei« Zusammenstoß eine« Rangirzüge« mit einem Per sonenzuge stätt, wobei zehn Wagen zertrümckert wur den. Ein Schaffner erlitt einen Rippenbruch, ein Bremser wurde durch eine Quetschung beschädigt. * Äugoburg, 18. Oct. Heute Nachmittag 1 Uhr wurden des dem Einsturz eine« Theil« de« Aanalge- wölbeS in der Karmelitergasse zwei Arbeiter ver schüttet. Die Rettungsarbeiten hatten bisher keinen Erfolg und sollen während der Nacht fortgesetzt werden. Wien, 19. Oct. Äm AdreßauSschuß de» Ab geordnetenhauses erklärte Ministerpräsident Taaffe auf die Interpellation der Verfassungstreue», daß Vor lagen über Verfassungsänderungen nicht unterbreitet werden sollen Und daß die RegieWng auch im admi nistrativen Wege dem Geiste der Verfassung entspre chen werde. Der Finanzleiter Chertek gab «in Budget- expoft und versicherte, daß bei der Botirung der Steuer reform das Gleichgewicht de« Budget« hergestellt sei und zur Deckung de« 1880er DeficitS «ine Anleihe nicht nothwrndig erschein«, welche Erklärung von den verfaffungStteueN MgeördnttrN unglmMg äuMnoMi men wurde. Der Handelsminister Frtzr. v. Korb- Weidenheim drückte seine beste» Hoffnungen bezüglich der wirthschaftlichen Verhältnisse aus unter Hinweis auf Deutschlands Annäherung. Er gab aber dabei keinerlei bestimmte Erklärungen über die Geneigtheit Deutschlands zu Tarifermäßigungen ab; er hoffe, die Bedürfnisse der österreichischen Industrie und de« Hau- dcls zufrieden zu stellen und die bestehenden Hindernisse wegzuräumcu. Auch diesen Aeußerungen gegenüber zeigte sich auf verfassungstreuer Seite eia großer Skep- ticismus, da die Versprechungen Deutschlands keines wegs zu so überschwenglichen Hoffnungen berechtigen. — Fürst Karl Schwarzenberg und sieben andere feudale Pairs meldeten -im AdreßmrSschuffe des Herrenhauses eine Minoritätsadresse an. (D. M.-Bl.) * Wien, 19. Oct. Der Montag«»Revue zufolge ist der Rest der österreichischen Goldrente im Betrage von 6 Mill. Kl., zu dessen Emittirung der Finanzminister im Mai ermächtigt worden war, be reit« durch di« Bodeacreditanstalt commission-weise ver äußert worden. s "Part», 18. Oct. Dat Journal Messier de Pari« erklärt die Gerüchte Über die bevorstehende Convertir»»» der Vproc. Anleihe für unbe gründet und schreibt, daß über diese Frage in dem jüngsten HadinetSrathe diScutirt und auch beschlossen worden sei. Man habe sich dahin entschieden, daß die ConvertitzuaaSoperätion inföde der ungenügenden Ernte, welche die Einfuhr von RährungSmutelproducten für mehr alS 600 Mist. Fr». «othwendig mach«, unaus führbar sei. Diese« Motiv allein würde genügen, die Convertirung auf unbestimmte Zeit hinauSzuschieb«», selbst »eitu die auf die politische Ordnung bezügllchen Erwägungen nicht in so hohem Maße sich in der nämliche« Richtung geltend machen sollten. *MstycheAer, ^8. Oct. Salisbury hielt bei einem Pauket eine Rede, worin er erklärte, England besetzt« Cypern, um zu beweisen, daß die Regierung eS für ihre Pflicht hielt, einen neuen Eingriff Ruß land« z« verhindern. Wa« die Vertheidigung de« Balkan» angeh«, sei er der Ansicht, daß bei der gegru- wärtige« Situation wenig Uvlach« vorhanden fei, einen Angriff zu fürchten. Gleichviel, welche bedenkliche Politik die Türkei treibe, dürfte England da« nicht abhalten zu verhindern, dass Rußland nach Konstan tinopel gehe. Di« Aufgabe, zu verhindern, daß ein slawisches Reich sich von einem Me«re zum andern ausdehne, falle Oesterreich zu. Wenn England kein Vertrauen mehr zu den türkischen Soldaten habe, so könne e« den österreichischen vertrauen, welcht an der Pforte Wache stehen. England Habe in der Türkei keine große Nationalität aufrichten könne«, um Ruß land Widerstand z« leisten, weil dort keine homogene Nationalität vorhanden sei. Rußland könne nicht weiter vorrückt«, weil Oestchneich stark sei. Die Stärke und liMhäp-Wj^HxMreich- seien die DürMaftfür dir 'BWWtr-UWÄttDsHk MkMWW'hrw letzten Wochen berechtigen bi« Regierung zu glauben, daß, wenn Oesterreich angegriffen werd«, e« nicht allein stehen werde. Die Nachricht von dem Abschluß eines Offensiv- und Defensivbündnisfes Oesterreichs und Deutschlands habe lebhafte Freude hervörgerufen. Salisbury gab einen historischen Ueberblick über die Vorgänge in Afghanistan, und erklärte, der Zweck Englands sei Vertheidigung, nicht Vergrößerung. (Wiederholt.) * Brüssel, 18. Oct. Da« Journal Europe will wissen, der belgische Gesandt« beim Vatikan werde sich demnächst nach Brüssel begeben, wohin er von seiner Regierung berufen sei, um mit derselben über die Lösung der zwischen Belgien und dem Vati- can bestehenden Differenzen zu tonfetiten. Petirsburg, 19. Oct. Nachrichten, welche vis Orenburg hier eingetroffen sind, besagen, daß die be hufs Erforschung des Amu-Darjaflnffe« entsendete rus sische Expedition bei ihren Forschungen von 100 berittenen Tekke-Turkomanen angegriffen worden ist. Der Angriff wurde abgeschlagen. Die Afghane« boten dagegen den Russen Gastfreundschaft an, obschon sie sich sehr reservirt verhielten, um nicht den Ver dacht hervorzurufen, als ob sie in besonder« Bezie-' Hungen zu Rußland ständen. Der ganze Lauf petz' Amu-Darja sowie dessen Zuflüsse find al« schiffbar befunden worden. (D. M.-Bl.) ' "Bukarest, 18. Oct. abend«. Die Deputrrt««»' kammer hat heute den Gesetzentwurf zur Lösung de« Iudeufrage in der von dem Delegirtenevmite im' Einvernehmen mit der Regierung und der Opposition modificirtrn Fassung ohne Debatte mit 183 gegen 9 Stimmen angenommen; 2 Deputirte hatte« sich der Abstimmung enthalten. Da« Resultat der Abstimmung wurde mit Beifall ausgenommen. Die Regierung war' zu der Üebcrzcugung gelangt, daß ihr ursprünglicher Entwurf nicht die erforderliche Zweidrittel-Majorität er langen würde, und sah sich daher veranlaßt, in Unter- Handlung mit der Opposition zu treten und einige Amendements anzunehme», welche sich ausschließlich auf die zur Erlangung de« Indigenat» zu erfüllenden, Formalitäten beziehen, ohne da- Wesen der Regierungs vorlage zu ändern. Da« im Art. 44 de« Berliner Vertrages ausgesprochene Princip der Gleichberechti gung der religiösen Bekenntnisse wird in die rumänische Verfassung an die Stelle de« bisherigen Art. 7 der- stlben ausgenommen. Nur die NamenSlisten sind' unterdrückt; indcß sind nach dem votirten Gesetze alle Personen, welche dem Lande wichtige Dienst« geleistet haben, ferner diejenigen, welche große Etablissement« besitzen, sowie diejenigen, welche in Rumänien geboren und erzogen worden sind, von einem Aufenthaltsnach weise befreit. E« wird denselben die Naturalisation von de» gewöhnlichen Kammern auf ihr persönliches Verlangen zugestanden. Da zu diesem Votum nur Vf« einfache Majorität erforderlich ist, -so hofft man dadurch leichter zur sofortigen Emantipirung derjenigen zu gelangt«, welche ein Recht auf Emancipirung be sitzen ünd dieselbe wünschen. Diejenigen Israeliten, welche während des Krieges bei der Fahne gedient habt«, werden vn-bloo durch ein und dasselbe Votum naturalisirt. Das neue Gesetz hält die Bestimmung aufrecht, daß nur rumänische Bürger ländlichen Grund besitz erwerben können. Nach der Verkündigung de- ResultatS der Abstimmung erklärte der Präsident der Kammer, Rosetti, daß die Revisionskammer ihr« Ar beiten beendigt habe, und fügte hinzu, er sei so glück lich, abermals constatiren zu können, daß in alle« schwierigen Verhältnissen, welche Rumänien zu über winden gehabt habe — und es habe sich niemals in schwieriger» Verhältnissen befunden als gegenwärtig — die Vertreter Ve» Landes ihren innersten Gefühlen Schweigen aufzuerlegen gewußt hätten, um einmülhig Eine Versammlung der christlich-sociale» Arbeiterpartei in Berlin. Am 17. Oct. hielt die Partei wieder ein« Ver sammlung ab, über welche die «Post» berichtet: „Nachdem Hr. Stöcker erschienen war, wurde die Sitzung mit dem Gesang« «Heil Dir im Siegerkranz», mit dem, wie Stöcker bemerkte, Berlin auch seine» König am Tage der Rückkehr von der Schlacht bei Leipzig beim'Eintritt inS Theater begrüßt hatte, er öffnet. Mit kurzen Worten wies Hr. Stöcker sodann auf die doppelte Bedeutung des Tages hin, der dtr Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig gilt und zu gleich der Vorabend de« Geburtstages unser« Kron prinzen, des Fürste» de«.Friedens und doch de- tapfer sten Feldherrn ist, und ertheilte alsdann sogleich da« Wort dem Hauptmann a. D. v. Schmettau, der ein vom schönsten Patriotismus durchglühte«, scharf ge» zeichnete« Bild der Geschichte von 1806 bi« zur Völkerschlacht entrollte, da« Preußenvolk m den Tagen seiner Erniedrigung und in denen der Erhebung schil derte und mit einigen Blicken auf die Gegenwart schloß. «Die schöne Saat der Völkerschlacht, der innere Friede», so etwa äußerte er sich, «ist unserm Volke ver loren gegangen. Niemals gab eS so viel Unzufrieden heit wie heute, niemals so viel Parteien, und wenn man den Parteilärm beleuchtet, dann findet man de» Kern der ganzen Frage iü dem einen Worte: ,Wie dünkt euch um Christo?' In der Stellung, die der eine oder der ander« zu dieser Frage einnimmt, be- gründet sich auch seine politische Stellung. (Bravo!) ES handelt sich jetzt nur noch um die Frage: Soll daS deutsche Volk noch das Christenthum hochhalten oder soll eS abfallcn in das Heidenthum, ja in die Teufelei, denn Abfall vom Christenthum ist schlimmer wie Heidenthum, daS ist eben Teufelei. Äm Jahre 1813 war Ein Gott, Ein König, Ein Glaube, eine Treue, damals gab «S noch nicht jene schandbare Presse, an der wir jetzt unsern Ekel empfinden. (Bravo!) Wenn damals Leute aufgetreten wären und hätten die Zeitungen beschrieben mit so ekelhaften Gemeinheiten wie heute, kein anständiger Mensch hätte den Schmuz in die Hand genommen. (Bravo!) Kein Drucker hätte daS Zeug gedruckt. (Bravo!) Ohne Religion kann keine Nation, am allerwenigsten die deutsche, be stehen (Bravo!), darum mit Gott für König und Vaterland!» (Stürmischer Beifall.) Es tritt nunmehr eine kurze Pause ein, während der Hr. Stöcker zur Betheiligung an einer zum Besten der UnterstützungS- kasse des 6. Wahlbezirks entrirten Lotterie cinladet und seine als Broschüre erschienenen beiden Reden über daS moderne Judenthum empfiehlt. Dann wird die Debatte eröffnet und erhält zu nächst Bäcker Knönagel das Wort, der unter dem Widerspruche eine« Theile« der Versammlung erklärt, daß 1848 die «Demokratie oder VvlkSfrechheit» nicht lebensfähig gewesen, ja sich ein ArmuthSzeugniß ge geben. «Unser Volk geht seinem Untergange entgegen (BravoI), aber zum Bortheil einer gewissen Klasse. (Bravo!) Die Fortschrittspartei hat auf ihren Wahl ruf geschrieben: ,Auf die Schanzen!' Im Jahre 1848 stand eS ähnlich, da schrie Ma»: ,Auf die Bar rikaden!' (Bravo! Sehr richtig!) Da ist ein Beamter her Stadt, beim Geburtstage dtS König« ist er krank, als aber kurz darauf der Städtetag tagt, da ist er schnell wieder gesund. (Bravo!) Zum Glück ist deck FortschrittSesel jetzt daS Löwenfell abgezogen.» (Beifall.) Hr. Stöcker mahnt den Redner wiederholt, sich kurz zü fassen. Derselbe schließt infolge dessen mit dem Aus rufe: «Mit Gott für König und Vaterland!» Hr. v. d. Decken: «Meine Ahnen wurden von Karl dem Großen zu Rittern geschlagen, mein Großvater aber hat die Tochter eine« Bäckers geheirathet, und meiüe Mutter ist die Tochter eines Bergmannes, eS rollt also Volksblut in meinen Adern, ich stelle Ihnen meine ganze Kraft zur Verfügung, ich will Ihnen dienen unter der Leitung des Heldengideon, unferS Stöcker!» (Beifall.) Hr. Elias Cohn meldet sich zum Wort und ruft: «Mit Gott für König und Vaterland, das ist daS einzige Richtige. Und er lebe hoch!» (Zuruf: Wer denn?) Hr. Stöcker bittet, das HochbringeU nicht einreißcn zu lassen. Die Debatte wird hierauf geschlossen und ergreift das Wort Hr. Stöcker, um über die Angriffe zU sprechen, die seine Thätigkeit und er erfahren. «Viele von Ihne» haben», so äußert sich Hr. Stöcker, «die friedlichen Debatten gehört, die wir über das moderne Iudenthum gehalten, selbst zwei Israeliten haben die« anerkannt, und was hat man in der Lügenpressc daraus gemacht? Äudenhetze hat man's genannt, aber wider legt hat man nichts von dem, was wir gesagt. (Sehr richtig!) Man lügt, und das ist das erste Mittel, daS man gegen un« zu Felde führt. DaS zweite heißt boshafte Verleumdung. Außer den Beziehungen zu Gott gibt eS nichts Heiligeres, als daS Verhältniß zwischen Sohn und Mutter. (Anhaltender Beifall.)