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Ur. S49. Preis °In<«lIwrN4 1«. „W. Z«U «<»,«>»- «»«»«, »N. DtüWc Mgcminc ZciMg «Wr-rheit »d Nicht, FrHtit »id Tchtz!» Freit«,, S4. October 1E Lusrrat« »« »ie t» «ei»,!« M ft—X. I>f r« fit» 1» - W» »t« „N. Eia großer kaiserlicher Entschluß. * Leipzig, 23. Oct. DaS nachfolgende hochwich, tige Telegramm au» Berlin geht uns soeben in der Maischen Zeitung z» Wir brauchen demselben kein Morl hiuzuzufügm; dii eminente Wichtigkeit der darin rertkndeten ThaisacheU, fowol wa« die Handlungsweise Sr. Maj. unser« hochherzigen Kaiser«, als auch die de» Fürsten- Reichskanzler« betrifft, springt in die Augen, und e» ist daher gewiß nur gerechtfertigt, wenn wir diese „gute Neuigkeit" an die Spitze unser» Blatte« stellen. DaS Telegramm lautet: „Herlin, 22. Oct. Soeben fuhr Kaiser Wilhelm im offene» Wagen «ich dem Anscheine nach wohl und munter vom Potsdamer Bahnhöfe zum Palais. Das Boll jubelte ihm zu und hatte zu diesem Jubel mehr Beranlassung, als. e« vielleicht wußte. Der Kaiser hat quch diesmal sein« eigenen Empfindungen beiseite- gesetzt und ist dem strengen Gebote der Pflicht gefolgt, indem er nach schwerem Kampfe der vom Reichskanzler in Wien inaugurirttn Politik seine Zustimmung und Unterschrift ertheilt hat. Von dem Tage an, wo Fürst Bismarck nach Berlin zurückkehrte, bis zu seiner Ab reise nach Barzin, hat unser Staatsleben eine der schwersten Krisen durchgemacht. In der ersten Sitzung de« Staatsministeriums, wp angeblich von der Re form unserer Verwaltung die Rede gewesen sein sollte, wurde über ganz andere Dinge verhandelt; .der Reichs kanzler und Ministerpräsident hielt einen tiefd'urch- dachten Vortrag über die Lage Deutschland» und Euro pa« und über die innern und äußern Gefahren, denen eS vorzubeugeu und nöthigenfalls entgegenzutreten gilt. Diejenigen, die diesen Vortrag auhörten, wurden da von sehr ergriffen und versichern, wenn der Fürst öffentlich so gesprochen hätte, würde ganz Deutschland ihm zugejabett haben. > ,. Mit, dem vielbesprochenen Vertrage -wische» Deutsch! land und Oesterreich-Ungarn Verhält t» sich folgender maßen: Nachdem BiSMärck und Audräffy sich voll ständig geeinigt hätten, wurde indegenwart de» Kaiser« Franz Joseph über diese Vereinbarung ei» Protokoll ausgenommen und von diesem Protokolle zwei Exem plare ausgefertigt, jede« dazu bestimmt, von einem der beiden Kaiser unterschrieben zu werden. Das gesammte preußische Staatsministerium wurde vom Fürsten Bis marck von der Nothwendigkeit jenes hochwichtigen poli tischen Schrittes überzeugt und machte gemeinschaftliche Sache. mit ihm. Graf Stolberg reiste nach Baden- Baden, um die Zustimmung des Kaiser» zu erlangen. Für de» Fall der Nichtgenehmigung lag das Ent- lassungsgesuch des Reichskanzler» im Cabinet des Kaisers. Man kann sich denken, daß der Kaiser, der stets durch die innigste Freundschaft mit dem russischen Hofe verbunden war, sich nur sehr schwer entschloß, «in Abkommen zu genehmigen, das zwar nur friedliche Zwecke verfolgt, aber doch möglicherweise uns in eine» «-7 l .. ^..'.''.7 /^.'.^.','"'^ .^.,^'..7'77'57-!---- Ein Brief Blücher s. Ein Leser der Magdeburgischen Zeitung hat der- jelben die folgende völlig wortgetreue Abschrift eines in alter Makulatur gefundenen Briefes Blücher'» zur Veröffentlichung eingesandt: Vrrsaillte, d. 5. Oct. 1815, Mein lieber Herr Winter! Ich habe ihr Schreiben erhalten, und danke ihnen vor das andenken, die so rechtmässige Forderungen an mich haben beruhigen sie nuhr, ich werde noch diesen Monat von hier nach Berlin gehen, und dann will ich sie alle befriedigen: nur O»»»iUi«o sollen nichts haben. Mehr wie S Procent Zinsen zahle ich an die aäniioistrLtioa nicht. Lindekamp und OhlsferS die ich schon 2000 Thlr. auf ihre Forderung bezahlt habe haben mich auch nicht mehr augerechnet. Die Äbegsche Forderung ist ganz eine Sache zwischen mich und Abeg. mein Herr Koch und Bedienter die mich beide weg- gelaufen ohne abschid und kas» werde ich zur verantwor- ,chung ziehen und die mehr als Intams damahlige Mün- stersche Regirung soll sich doch ausweisen aüf welche ahrt sie sich ermegtigt hat diesen, vagabomion Reise zu zu er kennen. ich bin aus Münsterraner so auf gebracht wie mög lich nicht auf die Stadt und Landbewohner aber auf dre Regierung und den vornehmen pöboU, meine Sachen die man mich nicht herausgeben will, werde ich schon bezahlt erhalten. Zeigen sie doch die einlage in Münster, dieser Michau wahr da zu mahl Eommandant, er schrieb mich und verlangte eine List« von meinen in Münster zurück gelasse nen Sachen um sie vor mich zu »auviroa, will es auch gc> than haben aber man gab mich meine sachen nicht heraus unter den vorwandt man könne so lang die französischen 6«aoralv das Schloß bewohnten es nicht äs weubUreo, -meine Kupferstiche, und andere Sachen verschleppte man in - der Stadt nun sind alle sachen verdorben und ich mag sie nicht, aber ich werde mich vor den Verlust Rächen, ich habe mich verwundert, daß so mancher Schurke in Münster in die Lolsgleo wider ist genommen, dem König habe ich hier in kario noch gesagt, daß die Münsterländer guht wehren Kampf mit Rußland verwickeln könnte. Dem Grafen Stolberg gelang <S b«i seiner achttägigen Anwesenheit, die Bedenken de» Kaiser« zu überwinden. Se. Maj. hat seine Zustimmung und Unterschrift ertheilt. LP die» ganz in der ursprünglich beabsichtigten Weise ge schehe» ist oder ob, um die Gefühle Sr. Maj. zu schonen, irgendeine Aenderung beliebt ist, lassen wir dahingestellt. Genug, e« handelt sich hierbei um eine bloße Förmlichkeit, auf die nur diejenigen Gewicht legen können, die den ganzen Zusammenhang nicht kennen. Allein wichtig ist, daß Kaiser Wilhelm ebenso wie Kaiser Franz Joseph sein« allerhöchste Zustimmung und Unterschrift ertheilt hat, und zwar, wenn wir recht unterrichtet sind, am 18. Oct. Die übrigen Mit glieder der kaiserlichen Familie sind mit den wiener Abmachungen und der Politik de» Reichskanzler» voll kommen einverstanden." Telegraphische Depeschen. * München, 22. Oct. Die Abgeordnetenkam mer lehnte nach längeres lebhafter Debatte mit großer Majorität den Antrag Daller betreffend die Einfüh rung einer Wein- ünd Branntweinconsamsteuer ab. (Wiederholt.) ' ^Eave»'-Saven, 22.Oct. Die Fürstin Elisa beth pon Rumänien ist heute Mittag über Kon stanz nach Krauchenwies zum Besuch de» Fürsten von Hohenzolletn abgereist. "Wien, 21. Oct. Amtliche Meldung: „Die feier liche Werbung de» Königs von Spanien um die Hand der Erzherzogin Marie Christine fand am 21. Oct. durch den außerordentlichen Botschafter Herzog v. Bahlen bei dem Kaiser statt. Unmittelbar nach er haltener Zustimmung de« Kaisers hat der Herzog v. Bahlen da» Jawort der Erzherzogin im Beisein des Mutter derselben eingehvlt. > ' ' °f ippvvpest, 2L Ott. Der Tllenör theilt Met däL'KrffliminüEzuven «Mer OLM M, dMM-MnG 1V mit den bosnischen Kosten 17 Mill. Fl. und einigt hunderttausend; die Transportsteuer 800000 FL mehr al» das Vorjahr; die Lottogewinnsteuer werde erhöht. Aus der Militärtaxe werden 2—3^ Mill. Fl. erwartet. (Wiederholt.) *Sukarest, 21. Oct. Der Senat berieth auch heute den Revisionsentwurf in den Sectionen. * Selgrad, 22. Oct. Die Regierung beschloß den Eisenbahnbau öffentlich zu vergeben und eine lOproc. Caution zu verlangen. (Wiederholt.) * ivien, 22. Oct. Meldung der Politischen Cov- respondenz aus Konstantinopel: „In der Conferenz über die griechisch-türkische GrenzregulirungS- frage, welche heute stattfinden sollte, beabsichtigten die türkischen Dekcgirten ein neues Memorandum über di« territorialen Zugeständnisse an Griechenland vorzulegen. das aber die Regirung die zu der zeit bestaubt wie wier das Land Verlohren großen Theil« au« schlegten gliedern bestanden, und ich mich wundert«, daß so Ville schlegte jetzt belbehalteu wehren, er meinte man müsse nun auSmerzen. Habe ich wohl verdient, daß die Ehlenten Menschen da« Holz, was in Münster auf den Hoff und im Keller stehen blib, mit 300 und ringe 30 Thlr. von den meinigen be zahlt magten. wie konnten diese mi»«r»bl« Menschen denken, daß ich auf Oiestion mit dlapolson von gotte« gnaden an- ing erscheinen oder mich einlaffen, würde wen es ville tau ende Betragen so Helte ich sie verloren aber mich nie vor olchen Ehelenden Richter gestellt ich werde ihnen auf die dortige Oas« geld an weisen bezahlen sie den Schücking und tragen ihm auf, d«S er m-in kor««I«in guht packen lest und nach Läagäsburg absendet, wen ich davon avertirt bin, will ich meinen Sohn den Hrn. v. ^»ssdnrg auf tragen, daß er es von Lksgäekurg holen lest nun Adio mein alter Winter ich wünsche da« e« ihnen wohl geht, empfehlen sie mich dem Bischof und Vincke, und vergessen sie mich nicht Lluoedor. Leipziger Stadttheater. -e Leipzig, 20: Oct. Mozart'» „Don Juan" ging gestern zum großen Theil neu besetzt in Scene. Die Donna Anna gab zum ersten mal, soviel wir uns erinnern, Frl. Widl, und zwar in durchaus edler Auf fassung, voll warmer Empfindung und dramatisch be lebt. In letzterer Beziehung leistete sie namentlich in der Scene an der Leiche ihres Vaters und in der Arie mit dem voraufgehenden großen Reeitativ: „Du kennst den Verräther", die sie mit Leidenschaft und großem Schwung vvrtrug, Bedeutende«. Im Sextett im zweiten Acte, in welchem Donna Anna bei ihrem Auftreten und in ihren ersten auf die Trauer um Savfet-Pascha bleibt erster türkischer Commiffa» für die GrenzregulirungSfrage. Derselbe soll auf dieErnerumUG zum obersten Inspektor der Reformen verzichte» wollen." *n«uxorü, 22. Oct. Staack»secretär Ev^rt» hat hier eine Rede gehalten und dabei unter ander« geäußert: Wenn da« allgemeine Stimmrecht gefährdet sei, so werde da» Volk dasselbe aufrecht zu erhalte« wissen wie bisher. Die Nation habe dem General Grant nach dem Secession-kriege die höchst«« Ehre« verliehen. Wenn die Freiheit de» Landes nochmal» bedroht werden sollte, werde da« Volk seine Wohlfahrt übermal« dem Bürger anvertraukn, der die Rechte der DolkSwahl am besten aufrecht erhalten könne. — Art« Mexico vom 15. Oct. wird hierher gemeldet, daß Justo Benitez, dessen Name vielfach bei der Candidatur für den Prästdentenposten genannt wurde, zum Minister des Auswärtigen ernannt worden ist. Die Wiedergeburt der national-liberale« Partei. — Leipzig, 23. Ock. Während «ach den Vorgänge« im letzten Reichstage und bei den preußischen Wahle« die national- oder gemäßigtliberale Partei nicht blo» von ihren Feinden so gut wie tvdt gesagt, sondern selbst wol von manchen ihrer Freunde nahezu aufgegebea ward, steht dieselbe plötzlich allem Mscheinr »ach wie der leben«, und actionsfähig d», al» Bundeggenosfia gesucht nicht bloS von dem gemäßigten Theil der Cvw- servativen, sondern selbst von der Regierung. Wa» beweist die»? Daß der Bestand mW Vit Wirksamkeit einer solchen Partei wie die naticmab- dder gemäßigt-liberale nicht da» Werk einer willkürliche« Parteikildung, sondern eine sachliche Nothwondigkeit ist. Gibt die« aber der national- oder gcmäßigtlibe- ralen Partei ein Recht, auf ihre unverwüstliche Lebens fähigkeit zu pochen? Keineswegs , fouba« es legt ihr «ur vis Pflicht auf, diese Fähigkeit dadurch fichzu er halten, daß sie der Aufgabe, welch« dm Oemg der Dinge selbst me flo Mlh voll »nv gmkz entspwchtr Die national-liberale Partei ist nur Heilw-ise i» daS preußische Abgeordnetenhaus zurückgÄehrt; aber sie ist, auch soweit sie wiedergewählt worden, nicht als dieselbe wiedergekommen; eine Läuterung derselben hat offenbar stattgefunden — zum Th«l in Ven Personen selbst, zum Theil in der vorherrschenden Stimmung der Partei. Wenn daS Jahr 186K —i« Preußen wenigsten» — da» Geburtsjahr der national-liberalen' Partei war, so wird man da« Jahr 1873' hoffentlich als das Jahr einer Wiedergeburt der Partei, allerdings» einer schwere» und schmerzcüSvollen, bezeichnen können. Bei allen menschlichen Einrichtungen trifft e» mehr oder weniger zu, daß ihre Entstehung fast immer be stimmend ist und bleibt auch für ihre weitere Ent wickelung. Nicht bloS von den Regierungen gilt da»:: ihre» Vater sich beziehenden Aeußerungen von der Musik wie von einem Heiligenschein umwoben 'er scheint — auch in ihrer letzten Arie klingt eS wie TodeSsrhnsucht hindurch — hätte dis äußere Haltung sowie der Ausdruck deS Gesanges noch etwa» mehr dem bezeichneten Charakter der Musik entsprechen kön nen, der Gesang vielleicht durch eine noch gedämpftere Färbung de» Tone». Im allgemeinen blieb noch — .was schon bei andern Gelegenheiten von uns bemerkt worden ist — da» öftere im Interesse eine- rein sinnlichen Effects angvwendete Dehnen des Tone», namentlich bei Schlußfällen, hinwegzuwünschen. Solche Effectmittel wirken, besonders in Momenten, wo wir eben durch die echt künstlerische Darstellung der Sängerin ergriffen worden sind, mit einem mal wie eiskalte- Wasser. Möchten doch unsere Künstler von solchen, wir können nicht ander» sagen, zopfigen Manieren ein für allemal sich lossagen. Hr. Sigmundt al» Octavio bekundete in seinem Gesangs entschiedene Fort schritte, namentlich in der ersten Aritz; seine Tongebung, wen» auch zuweilen zum Detoniren neigend, zeigte doch größere Festigkeit. Im Sinne ein« Aufmun terung war der ihm hier, wo eS sich um keine an spruchsvolle Rolle handelt«, zutheil gewordene, von manchen Seiten bestrittene, Beifall wohl zu gönnen. Eine vortreffliche Leistung war die Donna Elvira von Frl. Schreiber, bei edler Haltung doch leidenschafts voll. Bei der musikalischen Durchführung der Rolle war das schöne Ebenmaß, die künstlerische Correctheit des Vortrages (im weitesten Sinne) wohlthueud. Mit verdientem lebhaften Beifall wurde die Wiedergabe der Arie mit vorausgehendem R«citatip: „Mich verläßt