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mit übergroßer Majorität an. (Wiederholt.) Eine russische Stimme sür Deutschland an den Unterschied aufmerksam gemacht, der zwischen de» eigentlich leitenden Kreisen in Rußland (oder, um es Telegraphische Depeschen, *Löi», 10. Oct. Di« Generalversammlung der Aktionäre der Köln-Mindener Eisenbahn nahm dm Ueberlassnng-vertrag mit dem preußische« Staate Nr. AS. Leipzig. '«««ch. Preis »tnMtUrltch 7«. «V. * Leipzig, 11. Oct. Erst unlängst haben wir der Hand einer deutschen Schrift, über Rußland auf * Venedig, 10. Oct. Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kron- Prinzessin de- Deutschen Reiche- sind heute Vormittag von hier nach Mailand abgerrist. * Pari«, 9. Oct. Da- Resultat der preußischen Wahle» wird hier sehr bemerkt. Die Commentare der Presse hebe» hervor, daß die Stellung der Parteien nun dieselbe wie im Reichstage und da- Centxum ge wissermaßen Herr der parlamentarischen Situation sei. Zugleich aber sichere dies Resultat auch einen Sieg der neuen Eisenbahn- und Zollpolitik des Fürsten Bismarck, und dieser sei demnach doch der eigentliche Sieger. Die bonapartistische Patrie bringt folgende- tendenziöse Telegramm aus Berlin: „Die Niederlage der National-Liberalen wird in hiesigen hohen Sphären als eine Bürgschaft des Friedens betrachtet, weil die wesentliche Bedingung der. Existenz jener Partei die Aufreizung gegen Frankreich war." * Paris , 10. Oct. Auf hierher ergangene An frage über die Begründung von Gerüchten, welche wissen wollen, daß Minister Waddington ein Dimis- sionSzesuch eingereicht habe, kann bestimmt versichert werden, daß jedwede Behauptung von einem DimisstonS- gesuche Waddington'.- dollständig falsch ist. * Lanner, 10. Oct. Die Kaiserin von Ruß land ist gestern Nachmittag hier eingetroffen und von den: Präfecten und dem Maire empfange» worden. * London, 10. Oct. Der russische Botschafter Graf Schuwalow ist gestern Abend hier wieder «inzetroffeu. * London, 10. Oct. Meldung des Reuter'schen Bureau aus Simla von heute: „General Gough P heute zum Angriff auf BarikakaS auf dem Wege nach Jellalabad . auSgerllckt. ObM H »Me S.ist M 14 Merlen über Khelatl-Ghttzal hinaus gelangt, hat aber dann mit dem Vormarsche angehalten, weil aus dem weitern Wege Provlaßtmangel herrscht. Nach richten aus Herat vom 27. Sept, besagen, daß dort alles ruhig sei." * London, 11. Oct. Dem Reuter'schen Bureau wird aus Simla vom 10. Oct. berichtet: „General Roberts stand am 8. Oct. vor Kabul. Massy, welcher beordert war- die Flucht der Afghanen nach Bamiau an der kohistaner Straße abzuschneiden, er beutete bei Halpur 78 Kanonen; Baker und Macpherson wurden mit bedeutenden Streitkräften detachirt, um von den von den Balahissahöhen herabgekommenen Feind anzugreifen. General Roberts glaubt, wenn diese Feindeshaufen angegriffen werden, so werden die Afghanen keinen Widerstand mehr leisten." Petersburg, 10. Oct. Nachdem feiten» Ruß land- die Erklärung abgegeben worden ist, baß e, geg.« eine Bestrafung d» Afghanen für de» Ge sandtenmord nicht, -inzuwenden habe, dagegen mcht dulden könne, daß Afgha^a» m Provinziell, .Ab hängigkeit von England k-mme und der eugüsche Einfluß sich auch auf Herat "strecke, ist e« ,u emer festen Vereinbarung gekommen; welche tue stncte Herbei- sührung einer Abgrenzung de» beiderseitigen Interessen gebietes ermögliche« wird. (N. Frkf« Pr.) «Bukarest, W.Oct. Dl« Deputirtenkammer setzt« gestern die Berathuva der Vorlage betreffend die Revision des Art. 7 der Verfassung fort. Au. «er- anlassung der Ueberreichung einer von nnlgen Ru- mänen eingebrachten Petition, in welcher die Deputirtcu dringend gebeten «erden, de« Entwurf der Regierung abzulehnen, entwickelte sich «ine lebhafte Debatte, in deren Verlauf Cogolniceauo erklärte, er bedauere, daß unter so schwierige« VerhLltniffen, und während da» Land sich ohnehin schon in großer Aufregung befinde, gewisse Deputirte auf nicht» andere- abzielten, al- di« Gemüther noch mehr zu erregen. Der Redner führte namentlich al« rin zu dem au-gegebenen Zweck an- gewendetes Mittel den Umstand an, daß die Land- bewohne» der Moldau in eiuem Aufruf aufgefordert würde», sich am 26. Oct, bewaffnet nach Sassy zu begeben. Cogolniceanu bat schließlich seine College», solch«» Manöver» ein End« zu machen, welche für Rumänien nur verhängnisvoll sein könnten. *Lylgrad, 10. Oct. Die Nationalskupschtina ist mittels heute veröffentlichten fürstlichen DecretS auf den S. Nov. nach Nisch «»berufen. Der Fürst und sämmtUche Minister werde« während der ganzen Dauer der Skupschtinasessio» in Nisch ihren Aufenthalt nehmen. * Nrupork, 10. Oct. Nach hier vorliegenden Nach richten wurden die unter dem General Merrit stehen den UttionStruppen am 5. Oct. von de» Indianer» angegriffen, der Angriff wurde aber zurückgewiesen, Der-Gouverneur von Colorado ist eifrig bemüht,, dje Vertheidigung de» Lande-Md dir Bewohner zu prga- iitoE He« die sich in großer Erregung befinden, Waffen und Truppen verlangt. Der Häuptling der Utahindianer ist fort gesetzt für Herstellung des Frieden- bemüht. * London, 10 Oet. Die Abendblätter veröffent lichen eine der Oriental-Banking-Corporation zuge gangene Depesche au« Valparaiso vom 8. Oct., welcher zufolge die gesammte peruviauische Flotte von den Chilenen genommen worden ist. ganz genau auSzudrücken, zwischen de» Ansichten und Absichten de- Kaiser« Alexander selbst) und einer durch die verschiedenartigsten Elemente beeinflußte» öfseutlichen Meinung im Lande in Bezug auf da- ver- hälttnß Rußland- zu Deutschland besteht. Eine rech« schlagende Bestätigung dafür erhalten wir in einem Ar tikel, den ein jenen erster« Kreisen nahe stehende« Blatt, die deutsche Petersburger Zeitung, bringt und worin geradezu für Deutschland und für Bismarck Partei ergriffen wird in der jetzt entbrannten rusflsch-deut- schen Fehde. In dem gedachten Artikel, d«r die Ueber- schrift „Deutschland und Rußland" führt, heißt e«: Seit einigen Wochen ist e« aller Welt klar geworden, daß zwischen den StaatSleitungen Rußland» und Deutsch lands nicht mehr da« ungetrübte herzliche Freundschaft«- verhältniß besteht wie früher. ... Wa« bat diesen Wandel der Dinge herbeigeführt? Wenn e« wahr ist, daß Fürst Gortschakow sagte: „Jetzt sind wir mit Deutschland quitt k", oder wenn, wie der Golo« meint, diese Worte, auch wenn sie nicht gesprochen wären, der russischen Gesellschaft au« dem Herzen kommen würden, so muß man al« die Ursache de« Zwiespalt« da« Unbefriedigtsein Rußland« mit den Re sultaten des orientalischen Kriege« betrachten, für deren Ver kürzung Deutschland verantwortlich gemacht wird. Jeder Deutsche wird diesen Standpunkt al» unberechtigt erkläre» und dagegen protestiren, daß Deutschland irgendwelche Schuld an dem Berliner Vertrage trifft. So schmerzlich den Deutschen da« Zerwürfniß auch ist, so sehen sie doch nicht in dem Fürsten Bismarck und tu seiner Thätigkir auf dem Berliner Congreb die Schuld an demselben, sondern sie stehen nicht an, dafür einzig und allein die in Rußland herrschende Auffassung von der an geblichen Schuld BiSmarck'S verantwortlich zu machen. Sie müssen sich gestehen (und all« Zeitungen, selbst die alt- conservative Kreuzzcitung, die man früher wol ein gut russische» Blatt nannte, stellen sich auf diesen Standpunkt), daß die in Rußland jetzt in den Vordergrund getretene« Elemente, wie sie sich namentlich in den nationalrusstsche» Blättern bemerkbar machen, Deutschland gegenüber un berechtigte Forderungen erhoben haben und ihm Dinge -uv Last legen, für welche Deutschland ebenso wenig die Ver antwortung übernehmen kann wie für Regen und Sonneu- schein. In Deutschland bedauert man lebhaft, daß die gut« alte Freundschaft «inen Riß bekommen hat; aber mau sieht «in, daß dieser Riß nicht etwa von dem Fürsten Bismarck- sondern von jenen Elemente», verursacht wurde, d« schon während de« Longresst« Himmel und Hölle geg« di« Bs» fchmff« d«r Diplomatie heraufzubeschwören suchten, von der panslawistischen Demokratie, welche den Berliner Vertrag sofort al« null und nichtig erklärte. Diese« DeMokrateu- thnm hat, nachdem die Herren Aksakow ukd Genossen i» ihre Schranken zurückgewiesen worden Warrn, nachher sich in der Presse breit gemacht und vornehmlich seine Spitze gegen Deutschland gekehrt; e« hat die Abneigung gegen Deutschland in Rußland neu zu beleben gewußt. - Fürst Bismarck hätte noch lange diesem Treiben in der Presse zusehen können. Aber e« erschien ihm wie eilt im Dunkel schleichende« Gist, welches nicht blo« di« russisch- deutsche Freundschaft auf immer in ihrem innersten Mark, sondern auch den Frieden zerstören kann, und deshalb hat er durch eine kühne Wendung sofort den wunden Fleck auf- gedeckt und ihn der Aufmerksamkeit aller Staatsmänner empfohlen. Fürst Bismarck hat noch niemals seinen politi schen Gedanken einen so offenen klaren Ausdruck gegeben wie jetzt. Er hat das Verhältniß zwischen Oesterreich und Deutschland von neuem fest begründet; er hat sogar die Türkei seiner Sympathien versichert und die Erhaltung der« S-lwt-a, »ck 12.Oct»b.r 187V. Deutsche Mgemm MW. -E .»-weit >»d Recht, Freiheit «d Ersetz!. Leipziger Kunstgewerbeausstellung. Die Zimmereinrichtungen. (Fortsetzung.) h Leipzig, 10. Oct. Die rechtsseitige Reihe der Zimmereinrichtungen beginnt unter der im Hintergründe der Ausstellungshalle quer laufenden Galerie mit dem von Gebr. Bernhardt in Dresden nach eigenem Ent würfe im Renaissancestil ausgeführten Herrenzimmer (Nr. 17). Zn vornehmer Pracht harmonisch ausgestattet, zählt diese Einrichtung zu den besten Leistungen, welche die Ausstellung bietet, und man kann eS als einen guten Griff der Commission bezeichnen, daß sie diese« mustergültige Zimmer als ersten Gewinn für die AüS- ftcllungslotterie erwarb. Die gediegen gearbeiteten Möbel sind in imitirtem Ebenholz auSgeführt und haben bunte Einlagen von fremden Hölzern erhalten. Mit Ausnahme einer nach Art der Gardinen bezoge- «en Chaiselongue sind die Möbel mit dem goldig schimmernden prächtigen Stoffe überzogen, den man Laurid'or nennt und der bis vor kurzem eine franzö sische Specialität bildete, jetzt aber auch in Deutsch- land fabricirt wird. Reizend wirkt das gemalte Fenster in der Mittelwand, vor welchem ein bequemer Schreib tisch aufgestellt ist, während in der linke» Ecke der schön ornamentirte Kamin seinen Platz gefunden hat. Ein sich herrlich aufbauender Schrank, Sofa mit Tisch und den entsprechenden Stühlen vollenden die anziehende Einrichtung. In dem Raum« Nr. 18 sind einige Möbel von Hölzke u. Heimbrath untergebracht, in Nr. 19 befindet sich die TapetenauSstellung von F. A. Schütz in Leipzig «nd in Nr. 20 die Teppichausstellung von Schütz u. Juel in Wurzen. Die Zimmer Nr. 21—27 begreifen die CollectivauSstellung des Magdeburger Kunstgewerbe- vereinS in sich, deren Zusammengehörigkeit durch eine eigene Fa;ade documentirt wird. Mit ihrer imposanten Säulenstellung bildet diese Fa;ade einen würdigen Rah men zu dem farbenreichen, harmonischen Bilde, das sich uns in dieser Zimmerreihe entrollt. Beginnen wir mit dem vom Architekten BahrS ent worfenen, von dem Magazin der Vereinigten Tischler meister ausgestellten Speisezimmer in deutscher Re naissance, so fällt uns sofort die originelle Disposition dieses Raumes in die Augen. Die Wände haben eine ringsherum laufende Vertäfelung erhalten, welche oben mit einem Bort endigt, das zum Aufstellen von Krügen, Tellern rc. benutzt ist. Ebenso hoch wie die Vertäfelung (circa 1*/, Meter) ist auch der sehr reich ornamentirte buntfarbige Kamin, welcher in seiner eigenartigen Form keinen günstigen Eindruck machen will. Die Decke ist an und für sich schön, erscheint aber entschieden zu schwer, was sich auch von dem sonst reizenden Kronleuchter sagen läßt. Prächtig nehmen sich dagegen das im Hintergründe befindliche Buffet und die übrigen Möbel aus, welche in Ent wurf und Ausführung gleiche Gediegenheit zeigen. Das Schlafzimmer Nr. 22 ist nach den Zeichnungen des Bildhauers Franz Kiefhaber auSgeführt von Th. Encke. Dasselbe ist freundlich hell gehalten, die Möbel sind von hellgelb lackirtem Tannenholz und haben nur Um rahmungen von dunklern Streifen in Braun »nd Bla». Vorzüglich gelungen zeigt sich da» mit einem priich- tigen Baldachin versehene Bett, dagegen finden wir die Anbringung eine» Oberlichtes für rin Schlafzimmer nicht gerade paffend. Sowol der Waschtisch al- auch Toilette und Nachtschränkchen empfehlen sich neben ihrer hübschen Form besonders auch durch ihre Zweckmäßig keit. Das Schlafzimmer ist einerseits mit dem Speise zimmer, andererseits mit dem Wohnzimmer Nr. 23 durch Thüren verbunden, welche durch wirkungsvoll drapirt« Portieren verhängt sind. Letzteres, von Franz Kiefhaber im Renaissancestil entworfen und von W. Voigt Nachf. ausgestellt, zeichnet sich durch besondere Gedie genheit aus und dürfte wol als das anmuthigste der ganzen Collection zu betrachten sein. Die Wände de» ZimmerS sind dunkel gehalten und durchaus mit Ta peten bedeckt; die Möbel auö Nußbaumholz sind in Form und Ausführung wahrhaft schön zu nennen untz heben sich prächtig von deck Wänden ab, wozu dir blau und braun schillernden Ueberzüge der Polsterungen nicht wenig beitragen. Recht gefällig ist endlich der braunglasirte Ofen und in einfacher Eleganz prangt der in Kupfer, Bronze uüd Schmiedeeisen auSgeführte Kronleuchter. Dieses Zimmer, welches, nebenbei ge- sagt, zum zweiten Gewinn der AuSstellungslotterie be stimmt ist, soll den Beweis liefern, daß man auch i« Miethhäusern mit mäßigen Kosten behagliche »nd mit künstlerischer Harmonie eingerichtete Wohnungen schaffen könne; wir glaubet«, daß e« den Ausstellern gelungen ist, diese Aufgabe vortrefflich zu lösen. Wie leicht begreiflich, ist der Salon (Nr. 24), welcher das Mittelstück der Magdeburger Ausstellung bildet, mit besonderm Aufwand an Kunst, Material und Arbeit auSgeführt worden. In den Entwurf haben sich Baumeister Zaehn und Bildhauer Kiefhaber i« der Art getheilt, daß ersterer zur Decorajiou de»