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«r.LW. Preis »in«ltt»rN«,«. »M. 2U« et»4«l»c «V- Dc«We Mgemtinc Zeitung. «Wahrheit aa» Recht, Freiheit >»d «eseh!» 4. L>Ättt 1»7S. »nsrr»tr «» <m PK «s»e»iti«» t» rn»,tz « >«»««. 2>striI»^»He»ithr M »<- «»«MiAtzMW» » U. Telegraphische Depeschen. *O«rU«, 2. Oct. Sr. Maj. Glattdecktzcor- vette Freya, 8 Geschütze, und Sr. Maj. Kanoneu- L,ot Hyäne, 4 Geschütze, find am 1. Oct. d. I. in Wilhelmshaven, Sr. Maj. gedeckte Corvette Vi- ueta, 1- Geschütze, ist an demselben Tage in stiel in Dienst gestellt. «München, st.Oct. Se. königl. Hoh. d«r Prinz Wilhelm von Preußen ist heute vormittag 9^ Uhr, von Ulm kommend, hier eingetroffen und im Hotel Zu dm vier Jahreszeiten abgestiegen. Se. kaiserl. und kömgl. Hoh. der Kronprinz wird dem vernehmen »ach gegen Ende der Woche hier eintreffen. «Audapeft, 2. Oct. Beide Häuser des Reichs tage- hielten heut« «ine formelle Eröffnungssitzung ab. * Pom, 2. Oct. Die Liberta schreibt, die Unter redung des Ministerpräsidenten Cairoli mit dem seitherigen österreichisch-ungarischen Botschafter v. Hay- merl« sei ein« sehr herzliche gewesen. Letzterer habe versichert, daß in dem Besuch des Fürsten Bismarck in Wien keinerlei Anzeichen von bevorstehenden Ver wickelungen erblickt werden dürften, Deutschland und Oesterreich wünschten nur einen wahren dauerhaften Frieden; er hege die feste Zuversicht, daß die Be ziehungen Oesterreich» und Italien» entsprechend den zahlreichen gemeinsamen Interessen beider Nationen und der gegenseitigen Achtung fortdauernd herzliche bleiben würden. Cairoli drückte gleiche Gesinnungen aus und fügte dem Wunsch hinzu, daß die zwischen Oesterreich und Italien bestehenden Bande sich noch mehr befestigen möchten. — Bezüglich der Ankunft des italienischen Botschafter» in Petersburg, Nigra, be merkt die Liberta, daß dieselbe ohne eine politische Bcdeütüng sei. * Patis, 1. Oct. Der hier eingetragene neue Runnus, Msgre. Czacki. ist Ueberbringer eine» eig«- hrudigen Briefe- des Papste» an den Präsidenten GrevY- Di« Instructionen de» Nuntius sylkn äußerst versöhnlicher Natur sei« und demselben aufgeben, mög- lichst^eM B<jiehmlM^zwischM d« E«i« «utz der Republik herzustellen. Demnach wird auch die Curl« keine directe «Stellung zu Art. 7 nehmen, sondern in dieser Hinsicht Yem französischen Episkopat völlig freie Hand lassen und auf diese Weise einen Unterschied machen zwischen den diplomatischen Beziehungen der Curie und den kirchlichen Angelegenheiten als solchen. *LonVon, 2. Oct. Die Times erfährt, daß der Gouverneur von Sudan, Gordon, beabsichtige, von seinem Posten zurückzutreten, sobald der ägyptisch abessinische Streitfall erledigt sein werde. — Au» Shutargardan wird der Time» vom gestrige» Tage gemeldet, daß die Aufständischen in Kabul durch vier turkestanische Regimenter Verstärkung erhielt. * Lonstanttnopel, 1. Oct. Regierungsseitig wird Folgendes mitgetheilt: „Die in Kurdistan durch die Empörung VeSScheikh Abdullah hervorgerufenen Ruhe ¬ störungen waren nicht so bedeutend, al» man anfang« geglaubt hatte. Der Scheikh hatte sich au die Spitze von etwa 1000 Personen gestellt und die Fahne der Empörung aufgepflanzt; da abrr die Stämme, auf deren Unterstützung er rechnen zu dürfen glaubte, ihm bei seinem verbrecherischen Unternehme« nicht folgte», warf er sich mit den Seinigeo auf einige Dörfer, welche er plünderte. Seiten- der Regierung waren alle Vorkehrungen getroffen worden, um diese Be wegung im Falle eine- WeiterumfichgreifenS auf da» schleunigste zu unterdrücken. Seiten- des Seraskicrats waren über Trebisonde Truppt» nach Kurdistan dirie girt worden, doch hatten bereit» ine Streitkräfte, welch« in den dortigen Ortschaften standen, den Scheikh Abd ullah und seine Anhänger in die Flucht geschlagen und die Ruhe und Sicherheit im ganzen Lande wiederher gestellt. Samih-Pascha, welcher im Begriff steht, nach Erzerum abzureisen, um dort den Oberbefehl über da» 4. Armeecorps zu übernehmen, ist übrigens noch besonders beauftragt worden, in den betreffenden Orten alle erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, um die Schuldigen zu verfolgen «no zur Bestrafung zu ziehen." * Neuxork, 2. Oct. Nach hier eingegangenen Nachrichten haben die Utah-Indianer die UnionS- truppen von Colorado am 29. Sept, morgen- ange griffen. Der Kampf währte de» ganze« Tag hin durch. Di« UniouStruppeU verloren 17 Mann und 1 Offizier. C- sind auf da» schleuuigste Verstär kungen abgesandt worden, indeß wird befürchtet, daß sammtliche Mitglieder der Röthflußageutur, zu deren Entsatz die Unionstruppen unterwegs waren, von den Indianern niedergemetzelt worden seien. Die preußischem Wahlen. Unter der Ueberschrift „Zur letzten Wahlentschei- düng" bringt dir preußisch« Provinzial-Cürrespondenz einen Artikel, dessen Schlußadschnitt wie folgt lautet: : „Pim.liberaler Seite Werden täuschende Wahl- varole» außaeaehe«, um die Wähler glaube» zu wachen^ daß in der Regierung"«!» UmsHwu»^ zu^reihMi^ feindlicher Reaktion eingetreten sei. Alle solche Be hauptungen sind lediglich Erfindungen des ParteiwrsenS. Allerdings ist es der Regierung yoller Ernst mit der Pflicht, die umfassende Gesetzgebung der letzten zehn Jahre vor dem wünschen-werthen weitern Fort bau gründlich darauf zu prüfen, inwieweit sie sich im wirklichen Leben bewährt hat. Diese Prüfung hat vornehmlich in Betreff der Re form der inner« Verwaltung bereit» i» eingehendster Weise stattgefunden und zu dem Ergebniß geführt, daß die betreffende Gesetzgebung in der That vielfache Verbesserungen sowol in Betreff der Regelung der Zu ständigkeit, wie in Bezug auf das Verfahren bedarf, daß jedoch keine Veranlassung vorliegt, an den Grund zügen der Reform zu ändern, daß es sich vielmehr empfiehlt, auf den bisherigen Grundlagen fortz«Mww» und gleichzeitig Mit den durch da» praktisch« Bedürf- niß gebotenen Verbesserungen im einzelnen auch die weitere Ausdehnung der Gesammtreform in Angriff zu nehmen. Von einem Aufgeben der Reform und der bisher leitenden Grundsätze ist daher keine Rede. Bor allem aber hat die liberale Agitation in de« letzten Wochen die schwebenden Verhandlungen zwischen der Regierung und der Römischen Curie zur Erregung von Besorgnissen auSzubeuteu versucht. Da» berühmte Wort de» Kalmier« von dem Gange nach Canossa wird in leichtfertigster Weise gegen >y« gewandt. Bei den betreffenden Verdächtigungen ver- gißt man, daß der Ausspruch des Kanzler» nicht etwa eine rednerische Wendung, sondern der Ausdruck einer seit Jahren gereiften Ueberzeugung war, man vergißt, daß Fürst Bismarck schon in den ersten vorbereitende« Stadien des Vatikanischen Concil» in Mahnungen und Warnungen nach Nom die grundsätzliche maßgebende Stellung der preußischen Kirchenpolitik festgestellt hatte, daß er gleich nach dem Concil den Bischöfe» gegen-, über diesen staatlichen Standpunkt wahre« ließ und daß er seitdem alles weitere Vorgehen der Regier«»- durch seine Autorität ermöglichte und deckte, -daß von - der Durchführung des gewaltigen Kampfe« ohne seine grundsätzliche Mitwirkung überhaupt nicht di« Rede sein konnte. Man vergißt aber ferner, daß der Kanzler in derselben Rede, in welcher er laut verkündete: «Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht», alSbald hinzufügte: «di» Regierungen de« Deutschen Reiches suchen emsig, suchen mit der ganze« Sorgfalt, die sie ihren katholischen wie ihren evangv- lischen Unterthemen schulde«, nach den Mittel«, um i« einer möglichst friedlichen Weise au» dem jetzigtu Austand« in einen annehmlicher» zu gelang«, die Re gierung schuldet uusern katholischen Mitbürgern, daß str nicht müde werde, die Wege aufzusuchen, auf den«, die Regelung d« Grenze zwischrn der geistlich« und weltlichen Macht, der wir im Jnteresse unser» inner« Fried«» absolut bedürfen, in der schonendsten und confessiouell am wenigsten verstimmend« Weise ge- darauf, unter Hinweis auf die Nethwendigkeit, zuvör derst gewisse Lücken unserer Gesetzgebung auszufüllen, und auf die Möglichkeit, daß demnächst ein friedlicher Papst a« die Regierung gelange, der Hoffnung Aus druck gab, mit Gottes Hülfe den Frieden zu find«,, denselben Frieden, unter dem unsere Väter jahrhun dertelang in einem starken Staate und gestützt durch unsere Dynastie miteinander in ronfessioneller Einig keit gelebt haben. Der von dem Kanzler in Aussicht genommene Fall ist inzwischen ««getreten: der Papst Leo hat sein» friedliebende Gesinnung vielfach bekundet, und damit war nicht bloS die Gelegenheit für die Regierung er wachsen, sondern die Pflicht, der Frage näher zu treten, ob sich jetzt durch Erörterungen eine Grund- Leipziger Kunstgewerbeausstellung. Die Zimmereinrichtungen. 2s Leipzig, 30. Sept. Die Ausstellung ganzer Zimmereinrichtungen hat zum ersten male bei der wie ner Weltausstellung 1873 eine mehr als sporadische Aufnahme und, wie wol zu erwarten war, auch reich lichen Beifall gefunden. In Deutschland fand dieser Vorgang auf der Münchener Kunstgewerbeausstellung 1866 ausgedehnte Nachahmung, und auf den beiden neuesten größern Ausstellungen Berlin und Leipzig sehen wir die Zimmereinrichtungen bereits eine große Rolle spielen, ja, in Leipzig hat man sogar schon beim Bau der Ausstellungshalle auf die Einrichtung zweier Zimmerreihen Rücksicht genommen und an jeder Lang seite der Halle zu diesem Zwecke eine Reihe kapellen- artiger Räume geschaffen. Zn diese wurden Zimmer eingebaut, welche mit wenig Ausnahmen an der gegen die Halle gekehrten Seite offen sind, also nur drei Wände haben, während die vierte, nur theilweise durch Portieren verdeckt, den Einblick in das Innere gestattet. Durch die Einführung dieser Neuerung, zu der übrigens die Franzosen die erste Anregung gegeben haben, wurde der praktische Werth der Kunstgewerbe ausstellungen bedeutend erhöht, denn erst durch daS Zusammeustellen der für einen Raum bestimmten Möbel und DecorationSstücke wird es möglich, die Wirkung und demgemäß auch den künstlerischen Werth der einzelnen Objecte zu beurtheilen. Wie die Wir kung eines Gemäldes auf dem harmonischen Zpsam- menstimmen oder auch theilweist auf dem Contrast der einzelnen Partien beruht, welche, aus dein Rahmen deS Ganzen herauSgcnommen, oft grell und misfarbig er scheinen würden, so kann auch die Wirkung der für ein künstlerisch correcteS Ensemble bestimmten Theile nur dann auch von Laien erkannt und beurtheilt wer den, wenn dieselben ihrer Bestimmung gemäß in einem Raume vereinigt und in Form und Farbe zusammen- gestimmt sind. Dieses Zusammenstimmen aber bedarf mancher HülfSmittel, welche, oft an und für sich un scheinbar, dennoch in ihrer wohlberechneten Wirkung für den Totaleindruck von nicht zu unterschätzender Be deutung sind. Der aufmerksame Beobachter wird des halb auch bald von dem noch vielseitig herrschenden Ärrthume zurückkommen, daß es nur einer entsprechen de» Harmonie der Farben de- Zimmers und der Möbel und im äußersten Falle der Durchführung eines gewissen Stils in der Form der letzter» be dürfe, um ein kunstgerecht auSgestatteteS Zimmer zu schaffen, er wird sich überzeugen, daß selbst kleinere Gegenstände, wie Bilder, Basen, Garnituren au» Bronze oder Porzellan rc. nicht regellos in einem Zimmer untergebracht werden dürfen, sonder», in ihrem Effect wohl berechnet zur Ergänzung der harmonischen Gesammtwirkung benutzt, demnach auch bei dem Ent würfe in Rücksicht gezogen werden müssen. Wer in dieser Beziehung Studien macken will, findet in der leipziger Ausstellung vortreffliche Gele genheit. Man kann behaupten, daß die Anordnung und Durchführung der Zimmereinrichtungen noch in keiner Ausstellung so vollendet und zweckentsprechend zu finden waren als in der leipziger, und die leiten den Persönlichkeiten sowol wie die dabei betheiligtcn Aussteller haben alle Ursache, darauf stolz zu sein, daß sie ein hochzufchätzendes Vorbild geschaffen, das sicher Nachahmung finden und zu weitern Fortschrit ten Anregung geben wird. Wenn wir bei unserm Ruudgang in der Aus stellung den Nummern des Katalogs folgen, so erblicken wir in Nr. 1 ein Herrenzimmer im Renaissancestil von F. Hofmeister u. Großer in Koburg, welches i» seiner mustergültigen edel» Eleganz besonders geeignet ist, den Besucher aufs beste in hie Wanderung durch die Zimmerreihe einzuführen. .Die reichgeschnitzte« tief braunen Möbel aus Eichenholz stimmen vortrefflich zu der prächtigen Wandbekleidung mit grüngelbem Muster auf braunem Grunde, an die sich ein hohe» Holz paneel anschließt, während die Decke, durch eine« Unterzuz in zwei Theile zerlegt, ebenfalls eine Täfe lung von hellerm Eichenholz mit dunkler Umrahmung erhalten hat. Die Mitte der Rückwand nimmt da» dem Renaissancestil eigene bankartige Sofa ein/ dessen erhöhte Rücklehne mit einer doppelten Etagere auSgestattet ist. Rechts befindet sich eine Thür mit schönem Beschläge und gegenüber derselben an der link« Wand ein mit Wappen bemaltes Fenster, über da» eine schwere braune Gardine herabfällt. An Möbeln enthält das Zimmer außer dem schon genannten Sofa einen großen Trumeauspiegel, einen Schrank, einen Schreibtisch und mehrere Stühle. ES ist zu bedauern, daß der Raum für dieses Zimmer nicht etwas größer gewählt werden konnte, dasselbe hätte entschieden be deutend gewonnen, wenn die Möbel nicht so eng bei- sammenstehen müßten. Als zweites Zimmer zeigt sich uns ein Boudoir von Heinrich Barthel in Leipzig, welches die Kunst