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ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydn schrieb die Sinfonia in D (Hob. I a Nr. 7) als Ouvertüre zu einer Oper, wahrscheinlich zur Aufführung im Thea ter zu Eszterhäza; sie mag das Vorspiel zu einer der verlorengegangenen Marionettenopern ge wesen sein: „Didone abbandonata" oder „Ge- novevens vierter Theil"; beide Opern wurden während der Saison 1777 in Eszterhäza aufge führt. Sie könnte aber auch als Ersatz für die Ouvertüre zu einem Werk eines anderen Kom ponisten entstanden sein. Haydn fand bald eine gute Verwendung für den Satz: er benutzte ihn zunächst als Finale der Sinfonie Nr. 53 in D an Stelle eines frü heren Capriccio; aber er muß das Gefühl ge habt haben, daß der Charakter des Werkes mehr für den Beginn einer Sinfonie geeignet ist. So änderte er ein wenig, fügte eine Flöten stimme hinzu und verwendete unsere „Sinfo nia" als Anfangssatz der Sinfonie Nr. 62 in D. Als Johann Nepomuk Hummel Haydns Sinfo nie Nr. 53 herausgab, baute er die Sinfonia wieder als Finale ein. Der 1930 in Tokio geborene und heute da selbst lebende japanische Komponist Y u t a k a Makino, Schüler von Kösaku Yamada (Komposition) und Noboru Toyomasu und Leo Shirota (Klavier), hat für sein Schaffen, das zahlreiche Opern sowie Orchesterwerke, Kon zerte (u. a. für japanische Volksinstrumente) und Kammermusik umfaßt, mehrere Auszeich nungen erhalten, so Preise des nationalen ja panischen Kunstfestes, einen 1. Preis in einem Wettbewerb der spanischen Rundfunkgesell schaften 1962 und den Musikpreis des Pen Clubs 1967. Auch einige Schallplattenproduk tionen seiner Arbeiten liegen vor. In allen sei nen Werken, in den Opern wie in den Instru mentalkompositionen, ist der Komponist be müht, seine „Liebe und Bewunderung für die traditionelle japanische Musik zum Ausdruck zu bringen". 1970 komponierte Yutaka Makino zu Ehren des 100jährigen Bestehens der Dresdner Philhar monie sein 2. Klavierkonzert, das die Tokioter Pianistin Yaeko Yamane 1971 in Dresden zur erfolgreichen Uraufführung brachte. Für Yaeko Yamane schrieb der Komponist auch das heute erklingende Werk, das im Juni 1987 in Tokio uraufgeführt wurde: Jöruri - Fantasie für Klavier, Streicher und Schlagzeug. Der Titel bezeichnet eine besondere Form der Ballade, die sich gegen Ende des 16.Jahrhunderts in Japan entwickelte. Dieses erzählende Gedicht wird singend vor getragen und musikalisch von drei auf Shami- sen — einem japanischen Saiteninstrument — spielenden Künstlern begleitet. Zunächst von Straßenpuppentheatern gespielt, wurde Jöruri später in der auch heute noch üblichen Form einer Puppenspieloper von den Theatern über nommen. Viele der auch in unserer Zeit noch häufig aufgeführten Werke stammen aus der Feder des berühmten Schriftstellers Chika- matsu. Sie haben ein betont dramatisches Gepräge: die ganze Skala menschlicher Tra gödien — aber auch Komödien — aus ej^A Zeit, als eine feudalistische Gesellschafts^BT nung individuelle Freiheit und Gefühle unter drückte, kommt in ihnen zur Entfaltung. Yutaka Makino äußerte über seine Jöruri-Fan- tasie: „Das Erzählsingspiel in seiner japani schen Jöruri-Form ist eine der wichtigsten tra ditionellen japanischen Kunstformen. Es wurde zu einem Ausdrucksmittel für alle menschlichen Emotionen: Freude und Traurigkeit, Sehnsucht und Herzeleid in den Beziehungen zwischen Liebenden, zwischen Mutter und Kind, kurz, für alle menschlichen Gefühlsverflechtungen. Die Jöruri-Fantasie ist ihrem Wesen nach ein Klavierkonzert, das im Spiel von Streich- und Schlaginstrumenten seine Ergänzung findet. Der Komponist hat versucht, die japanische Gefühlswelt in einem einzigen Satz einzufan gen, der sich inhaltlich in drei Teile gliedern läßt. Thema des Stückes ist hierbei nicht die Simulation eines bestimmten Jöruri-Werkes, sondern Jöruri selbst. Seine Auffassung, seine Interpretation dieser japanischen Kunstform hat der Komponist in ein Klangbild umge setzt." Im August des Jahres 1871 erntete Ant^ Bruckner in London als Orgelvirtuose und Improvisator ungeheuren Beifall. Er war neben anderen englischen Organisten als einziger Österreicher eingeladen worden, die von Henry Willis für die Albert Hall erbaute Rie senorgel zu spielen. Anschließend daran kon zertierte Bruckner auch im Kristall-Palast, gleichfalls mit ungewöhnlichem Erfolg. Geho benen Sinnes kehrte er daher im September nach Wien zurück und stürzte aus dem Him mel seines Künstlertums in die Hölle einer Disziplinaruntersuchung. Bruckner unterrich tete an der Lehrerinnenbildungsanstalt bei St. Anna Orgelspiel und Musiktheorie, und da YAEKO YAMANE wurde in Tokio geboren als Tochter des namhaften japanischen Musikwissenschaftlers Prof. Dr. Ginji Yamane. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie zunächst in ihrer Heimatstadt, sodann am Pariser Konservatorium (bei Prof. Lazare Levy), ferner in Zürich (bei Prof. Max Egger), in Westberlin (bei Prof. Helmut Roloff) und in Moskau (bei Prof. Jakow Flijer). Im Jahre 1958 gewann sie beim Internationalen Wettbe werb in Barcelona den ersten Preis und begann ab 1960 ihre Konzerttätigkeit. Bisher konzertierte sie höchst erfolgreich u. a. in Japan, in der DDR, BRD, in der Schweiz, in Italien, Frankreich, in der Sowjetunion, CSSR, in Jugoslawien, Polen und Rumänien. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte sie seit 1967 häufig.