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1718 düng mit den britischen Linien isolirt, au- Simla amtlich bestätigt worden ist. Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Revolte größere Dimensionen ange nommen hat, al- anfänglich geglaubt wurde, und die unter dem Befehle dcS Generals Roberts stehende Streitmacht wird als unzureichend zur Niederwerfung des Aufstandes betrachtet. Es ist wahrscheinlich, ja fast gewiß, daß von dem Ergebniß der Conferenz Lord Cranbrool'S mit dem Premier die diesseits zu ergrei fenden militärischen Maßnahmen abhängen werden. BiSjctzt sind Befehle für die Bewegung von Truppen nicht ertheilt worden. Lord Cranbrook kehrte nach mittags aus Hughenden nach dem Indischen Amte zurück und präsidirte einer Sitzung des Indischen RatheS. Ein CabinetSrath ist bisjetzt noch nicht au- beraumt worden." Aus anderer Quelle wird gemeldet: „Das 2. Ba taillon deS 5. Füsilierregiments sowie das in Chatham stationirte 30. Regiment haben Marschordre nach In dien erhalten. Mehrere Batterien Artillerie sind eben falls angewiesen worden, sich zur Einschiffung nach Indien bereit zu halten." Kircheupolitisches aus der Schweiz. Aus Genf vom 5. Sept, schreibt man der Kölni schen Zeitung: „Vor einigen Tagen hat Hr. Harry Fazy eine be kannte politische Seeschlange von neuem im Großen Rathe erscheinen lassen, nämlich den Antrag wiederholt, die Verbindung zwischen Kirche und Staat in Genf aushören zu lassen. Es ist dies seit 1862 ein belieb ter, oft angestellter Versuch der Radicalen. Diesmal liegt er in der abgerundeten Form eines Gesetzantrags vor, dessen fünf Artikel den Versuch machen, die schwie rige Frage dadurch zu lösen, daß man sich lediglich auf den Standpunkt des Zahlens, beziehungsweise Nichtzahlens seitens deS Staates stellt. Da heißt eS iij Art. 1: Der Staat und die Gemeinden besolden keinen Geistlichen; niemand kann gezwungen werden, zu den Kosten irgendeines CultuS beizutragen. Durch Art. 2 werden die religiösen Gesellschaften allen übri gen gleichgestellt und demnach auch ihre Gottesdienste unter das allgemeine Versammlungsrecht gestellt, ihr Besitzrecht an Immobilien jedoch auf Kirchengebäude und Pfarrhäuser beschränkt. Art. 3 will bestimmen, daß die in Communalbesitz befindlichen Kirchengebäude wie alles andere Eigenthum der (Civil-) Gemeinden behandelt, auch verkauft werden könne; vorläufig sollen je nach der bisherigen Verwendung der Kirchen, sei es dem protestantischen, sei eS dem katholischen CultuS, ferner dienen. Nur bezüglich der genfer PeterSkirche — bekanntlich trägt dieses Gotteshaus, von dessen Kanzel einst Calvin die Curie und die katholische Kirche so heftig und erfolgreich angriff, denselben Namen mit dem großartigen römischen Tempel — wird gesagt, daß sie unveräußerliches Eigenthum der Stadt Genf und dem protestantischen CultuS verbleiben soll. Der Art. 4 verlangt die Einstellung der bisherigen jähr lichen Zahlungen auS Staatsmitteln für das Consi- stoire, d. h. die Vertretung und leitende Behörde der genfer protestantischen Kirche; der Art. 5 endlich die Abschaffung von mehrern Verfassungsartikeln, welche der bezweckten Umwälzung im Wege stehen. Und in der That, eine durchgreifende Umwälzung würde sich durch Annahme deS Antrags vollziehen. Zwar ist die! Verbindung von Kirche und Staat auch in Genf nicht! mehr so eng wie einst zu Calvin'S Zeiten, als das Consistoire über alle Bewohner der Stadt die strengste Kirchenzucht übte und die weltliche Behörde dessen De krete nur einfach auöführte, oder als beide Behörden vereint dem Protestantismus den Schandfleck der Hin richtung des Spanier» Michael Servet aufdrückten, welcher theologische Meinungen geäußert hatte, die heutzutage manchen noch als sehr conservativ erscheinen. Der Antrag Fazy'S ist seinerzeit einer Commission übergeben worden, welche am 3. Sept, im Großen Rathe durch Fazy selbst hat Bericht erstatten lassen. Man sieht schon aus der Wahl des Referenten, daß, er die Mehrheit der Commission auf seiner Seite hat. Fazy wies auf die verschiedenen, noch 1874 blo« wegen «Inopportunität» beiseitegeschobenen Versuche hin, welche gemacht worden seien, um im Großen Rathe die beregte Frage zu lösen. Jetzt dränge sich dieselbe um so unabweiSlicher vor, da die katholischen Bürger in zwei Lager gespalten seien, von denen die liberale Mehrzahl für die Cultuskosten der römisch ge sinnten Minderzahl aufzukommen gezwungen sei. Gegen Fazy trat in derselben Sitzung der Correferent al« Vertreter der Minderheit der Commission auf, welche die Berathung deS Antrags, sck oslsnclss graooaz ver schoben sehen will. Hr. Cheneviere erkennt an, daß der Gedanke absoluter Trennung von Kirche und Staat in den letzten Jahrzehnten in immer weitere Kreise gedrungen sei: die einen wünschen sie in der Meinung, daß die demokratischen Grundsätze sie ver langten, andere, weil sie in kirchlichen Dingen indiffe- rent sind, andere endlich, weil sie durch Ausmerzung der Ausgaben für den CultuS das Staatsbudget er leichtern wollen. Hr. Cheneviere macht darauf auf merksam, daß der eben dahin zielende Passus der Con stitution James Fazy's von 1847, eine Anticipation der berühmten Cavour'schen Formel von der freien Kirche im freien Staate, zwar bei vielen Anklang ge funden habe, daß es aber au» zahlreichen Gründen, die er der Reihe nach eingehend entwickelt, doch nicht gerathen sei, an Stelle einer allerdings wünschenS- werthen Unterscheidung zwischen dem, was der Kirche, und dem, was deö Staates sei, so weit zu gehen bis zur absoluten Trennung beider. Die jedenfalls unbe deutende, vielleicht durch nothwendige weit größere Ausgaben für entstaatlichteS Kirchenthum ganz illuso rische und'in ihr Gegentheil umschlagende Erleichterung de» steuerzahlendenPublikumS könne Anbetracht be günstigen moralischen Einflusses, den man der Landes kirche bisher verdankt habe, gar nicht in Betracht kom men. Die Verhandlung über den Antrag Fazy und den Gegenantrag Cheneviere, sowie über noch zwei andere vermittelnde Anträge von Bard und Necker soll am 27. Sept, beginnen, nachdem mittlerweile alle vier -Rapporte» — denn die Antragsteller gehörten sämwt- lich der Commission an — in 1000 Exemplaren ge druckt und vertheilt worden sind. Man kann auch auswärts auf die Verhandlung über diese Anträge, welche begreiflicherweise hier alle Gemüther beschäftigt, gespannt fesn, nicht allein mit Rücksicht auf den so ungemein wichtigen Gegenstand, sondern auch auf den Ort, an dem diese Fragen jetzt öffentlich und eingehend verhandelt werden sollen." Deutsches Re'ch. X Berlin, 12. Sept. Die Mittheiluugen der Blätter über die Abreise des Fürsten Bismarck von Gastein und über seine weitern RcisediSpositionrn sind durch weg voreilig. Hier sind noch keine Nachrichten dar über eingegangen. Der Fürst übt übrigen« auch in Gastein eine sehr vielfältige und sehr lebhafte Thätig- keit in Staatsangelegenheiten; die verschiedensten wich tigen Angelegenheiten der nächsten Zeit werden von ihm persönlich vertreten werden. — Die National-Zeitung schreibt: „AuS Wien schreibt man uns, daß die Nachricht dort verbreitet sei, Fürst Bismarck werde erst am 20. Sept, dort eintreffen. Es sei sicher, daß Hr. v. Haymerle dort sein werde. Auch Kaiser Franz Joseph'- DiSposttio- ncn seien zunächst so getroffen, daß er den deutschen Reichskanzler in Wien empfangen könne. Wä» man sich in Wien erzählt, geht auS folgender Stelle eines an uns gelangten Schreibens hervor, da- wir als dortiges Stimmungsbild mittheilen: «Ich weiß nicht, ob es in Berlin bekannt ist, daß Kaiser Franz Joseph für seinen ehemaligen großen Gegner ein Faible bc- sitzt, wie er auch einer der ersten Oesterreicher war, der ihn richtig beurtheilte zu einer Zeit schon, als die hochadeligen Diplomaten sich über den College« Lieu tenant lustig machen zu dürfen glaubten. Der per sönliche Einfluß BiSmarck'S in der Hofburg wird, was er auch plant, ein großer sein.»" — De» verschiedenartigen Nachrichten, welche über die Handelsbeziehungen zwischen Deutsch land und Oesterreich durch die Presse gehen, liegen (nach einem Privattelegramm der Hamburger Nach richten auS Berlin vom 11. Sept.) folgende That- sachen zu Grunde: „Vor etwa vier Wochen hat das österreichische Auswärtige Amt an die Reichsregierung eine Frage dahin gerichtet, ob und inwieweit Deutsch land angesichts de» mit dem 1. Jan. künftigen Jahre« ablaufenden jetzigen Handelsvertrag« zum Abschlusse eine« neuen bereit wärt; gleichzeitig wurde die Ge neigtheit bekundet, österreichischerseits Delegirte zu Ver handlungen nach Berlin zu entsenden. Die deutsche Regierung hat darauf erwidert, sie behalte sich eine Entscheidung vor. Seitdem ist von keiner Seite ein weiterer Schritt gethan; man weiß nur, daß in Oester reich seitens der Zollconferenz Instructionen für die Delegirten auszuarbeiten sein würden. Wie weit es richtig ist, daß die von Deutschland erbetene Bedenk zeit zu Unterhandlungen der Reichsregierung mit den zunächst betheiligten BünVeSstaaten Baiern und Sach sen benutzt werden soll, muß dahingestellt bleiben, zu- mal diese Angabe in unterrichteten Kreisen Zweifeln begegnet." ,, — Der -Tribüne» schreibt man aus Petersburg vom 9. Sept.: Unsere gesammte Kaufmannschaft, namentlich die grö ßern Exporteure, widmen ihre Aufmerksamkeit gegenwärtig der hier tagenden Versammlung von Delegirten sämmt- licher Bahnen, die zu dem Deutsch-Russischen Eisen bahnverein gehören. Diese Versammlung soll da« Schicksal de« direkten Verkehr« zwischen den beiden Nachbarstaaten entscheiden. Nicht ganz gleichgültig erscheint zunächst der Umstand, daß den Vorsitz in dieser Versammlung, welche in der russischen Hauptstadt zusammengetreten und zumeist au« Delegirten der russischen Eisenbahnen zusammengesetzt ist, der Delegirte der Preußischen Ostbahn, Hr. Gerlach, führt. Letzterer hat bereits Gelegenheit genommen, gewisse Bedingungen an die russischen Eisenbahnverwaltungcn zu Der Lentralverein schlägt vor, zu erklären, daß die Ten denz de« Anträge« die volle Sympathie de« Verein« habe; in Anbetracht aber, daß solche Kapitalisirungen durch den Sesammtverein gegen die auf die fortgehende freie Liebe«, thätigkeit der Gemeinden sich stützende Tendenz de« Verein« sind, und in Anbetracht, daß die Stiftung zum Theil, mit der österreichischen Jubiläumsgabe materiell und ideell colli- dirt und sie schädigt, ebenso die geordnete Thätigkeit de» Verein« selbst, beschließt die Hauptversammlung: al« Ge- sammtverein den Antrag sich nicht aneignen zu können. An der weitern DiScussion betheiligten sich noch Confistorialrath Lohmann, Superintendent Großmann, Pfarrer WolterS, Pfarrer Fischer, Hofprediger Rogge. Der Antrag dcS Centralvorstandes wird mit sehr großer Majorität angenommen und damit der hanno verische Antrag beseitigt. Hierauf befürwortet Confistorialrath Natorp fol genden von dem Hauptverein Düsseldorf gestellten Antrag: Die Hauptversammlung wolle die Vorstände der Haupt- vereine ersuchen, bei den zuständigen kirchlichen, resp. staat lichen Behörden ihrer Staaten dahin zu wirken, daß für die Festgabe, welche der Gustav-Adols-Verein zur hundert- zährmen Jubelfeier de« Josephinischen Toleranzedict« am 18. Oct. 1881 der evangelischen Kirche Oesterreich« widmen wird, eine einmalige allgemeine Kirchencollecte in den evan gelischen Kirchen abgehalten werde. Der Antrag wird mit der geringen Modifikation angenommen, baß die Initiative in Betreff der Col- trete von dem Centralvorstande auSgehen soll. Line längere Verhandlung ruft endlich der nach- folgende, auf das jährliche Liebeswerk bezügliche An trag des HauptvcreinS Nassau-Homburg hervor: 1) Unter die in Z. 28 der Satzungen bezeichneten Ge schäfte der Hauptversammlungen al- Pos. 6 aufzunehmen.- Berathung und Beschlußfassung über da« gemeinsame LiebeS- werk. 2) Da« Verfahren dabei in folgender Weise festzu stellen: ») Zur Ausführung de« gemeinsamen Liebeswerkc» contribuiren Lentralvorstand und jeder Hauptverein eine Summe Geldes. Die Hauptvereine dürfen dieselbe nur au« den nach Z. 11 der Satzungen ihnen zur freien Ver fügung zustehenden Mittel nehmen, b) Der Betrag der Liebesgabe, soweit er au» den Beiträgen de« Lentralvor- stande» und der Hauptvereine erwächst, wird auf 2400V M. festgesetzt. Von jedem Hauptverrine wird eine seinen Mit teln entsprechende Beisteuer erwartet. Da» übrige leistet die Eentralkaffe. o) Zur Bewerbung um die Liebesgabe werden die Gemeinden gruppenweise in einem fünfjährigen Turnus zugelaffen. E» werden zunächst fünf Gruppen gebildet. Erste Gruppe: die Gemeinden der Hauptvereine Düsseldorf, Münster, Ansbach, alternirend mit Wiesbaden; zweite Gruppe: die Gemeinden der Hauptvereine Breslau, Stuttgart, Baden, alternirend mit Darmstadt; dritte Gruppe: die Gemeinden der Hauptvereine Königsberg, Posen, Me- diasch; vierte Gruppe: die Gemeinden der Hauptvereine Wien und Ungarische HülfSqnstalt; fünfte Gruppe: die übrigen Gemeinden de« Unterstützuogsplane». Die Vor stände der genannten Hauptvereine bringen, wenn sie die Reihe trifft, je eine Gemeinde. Wien zwei aus verschiedenen Provinzen in Vorschlag. Bei der fünften Gruppe schlagen die Vorstände, beziehentlich Behörden, dreier vom Lentral- vorstande ausgewählten Bezirke je eine Gemeinde vor. cl) Nur nach HZ. 1—3 der Satzungen gceigenschaftete Ge meinden können in Vorschlag gebracht werden. Die Namen der drei concurrirenden Gemeinden theilt der Lentralvor- stand sämmtlichen Hauptvereinen mit und läßt über die Verhältnisse derselben in der Hauptversammlung ein Referat erstatten, e) Bei der Abstimmung hat jeder auf der Haupt versammlung vertretene und zur Liebesgabe beitragende Hauptverein, sowie der Lentralvorstand nur eine Stimme. Eine Vinculirung der Vota durch die Vereinsvorstände ist unzulässig. 1) Die siegende Gemeinde darf für das Liebes werk nicht wieder in Vorschlag gebracht werden, die unter liegende, so oft ihre Gruppe wieder an die Reihe kommt. Auch dieser Antrag wird nach längerer Debatte abgelehnt mit Annahme einer vom Centralvorstande in Vorschlag gebrachten Resolution, nach welcher die bisherige glückliche Verbindung von Freiheit und Ge bundenheit in Betreff der Behandlung deS Liebes- Werkes beibehalten, jedoch die dem nassauischen An träge etwa zu Grunde liegenden Beschwerden, zu welchen im einzelnen hier und da ein Anlaß gegeben sein möchte, möglichste Berücksichtigung finden sollen. Die ZeitungSpreiSliste der deutschen Reichs postverwaltung. Die ZeitungSpreiSliste der deutschen ReichS-Pos!» verwaltung für da« Jahr 1879 gewährt einen hoch interessanten Einblick in pnser Zeitungswesen, und wenn man aus der Zunahme der Zeitungen auf Zunahme deS Bedürfnisse- nach Bildung schließen darf, einen nicht minder interessanten Schluß auf die Fortent wickelung deutscher Intelligenz. Einem ausführlichen, im Post- und Telegraphenarchiv veröffentlichten statistischen Artikel entnehmen wir hierüber folgende Einzelheiten. Seit dem Jahre 1876 beziehentlich 1877 hat nicht allein die Zahl der Blätter in deutscher Sprache und in fremden Sprachen, sondern auch die Zahl der Ver- lagSorte einen wesentlichen Zuwachs erhalten. So ist gegen 1877 die Zahl der zum Postbetriebe augemel deten Blätter in deutscher Sprache um nicht weniger al« 330 Stück — von 43K0 auf 4680 — und die Zahl der zum Postbetriebe angemeldeten Blätter in fremden Sprachen um 247 Stück — von 2020 auf 2267 — gestiegen, während gegen das Jahr 1876 sich