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2 Vr. 210. Kti»rtg. —Itch. prri» I«. I-»- nl»'I»k *«»i> Dinistil, DtüWt Mgmtiic Zcitung. ' M" ' EM 2»s«ktt»»,,rdßtzk ««ahrhnt «d «echt, Freiheft >.d »«st». Telegraphische Depeschen. * »ö»tH*derg i. Pr., 6. Sept, abend«. De. Maj. der Kaiser hat heute Vormittag dem CorpSmanvver in der Gegend von Trenk, nordwestlich von Königs berg, beigewohnt und ist von 11—1*/, Uhr den mili tärischen Bewegungen bei verschiedenen Truppentheilen zu Pserdt gefolgt. Ihre Maj. die Kaiserin wohnte dem Manöver zu Wagen bei. Nachmittag« empfing Ihre Maj. die Damen de« ostpreußischen Adel« sowie eine Anzahl höherer Offiziere ünd Beamten. Nach mittag« um 5 Uhr fand ein 380 Gedecke zählendes Diner im Mo-kowitersaale de« königlichen Schlosses statt, zu welchem die Spitzen der Civilbehörden geladen waren. Se. Maj. der Kaiser brachte bei Tafel fol genden Trinkspruch au«: Di« Kaiserin-Königin und ich haben mit freudigem Ge- fühle Ostpreußen und die alte Krönungsstadt, welche für un« so reich an Erinnerungen ist, wieder betreten. Mir sind diese Gefühle der verschiedensten Art und der Wechsel der Geschicke im Leben nirgend« wie hier lebhafter entgegen- getreten; denn ich war hier in der Zeit der größten Noth de» Baterlande« und dann erlebte ich hier den größten Glanz meiner irdischen Laufbahn, Die Freudigkeit, mit der wir hier empfangen worden, gibt Zeugniß von der patrio tischen Gesinnung, in welcher Stadt und Land zu allen Zeiten sich in freudiger Opferwilligkeit hervorragend gezeigt haben. Ich erhebe daher mein Gla« und trinke auf da« Wohl von Ostpreußen und der Stadt Köüig«berg. Der Oberpräsident v. Horn richtete hierauf an Se. Maj. den Kaiser eine längere Ansprache, in wel cher er dem daukbewegten Gefühle für die ausgespro chene Huld und Gnade warmen Ausdruck gab. * Lö»i-«berg i. »r., 8. Sept. Beim Erscheinen im Theater wurden Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin vom Publikum mit enthusiastischen Kund gebungen empfangen. Mit den Majestäten wohnten die königlichen Prinzen und die Gäste der Majestäten der Vorstellung bei. Nach dem Theater fand auf dem inner» Schloßhvfe großer Zapfenstreich sämmt- licher Musikcovpö de« 1, Armeecorp« statt; Se. Maj. der^ SLstse» Ihvee di«^ Kaiserin hörten dir. > Vorträge der einzelnen Musikstücke von den Fenstern des Salon« der Kaiserin an. * Königsberg i. pr., 7. Sept, nachmittag«. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten heute Vormittag 10'/, Uhr dem Gottesdienste in der Schloßkirche und mittags 12 Uhr dem Gesangvortrage der Musikalischen Akademie im Schlosse bei. Hierauf empfing Ihre Maj. die Kaiserin die Damen des Va terländischen Frauenvereins und mehrere Deputationen von außerhalb. Nachmittags 2 Uhr begaben sich Ihre Majestäten mit Extrazug vom Pillauer Bahnhofe nach Metgethen und wohnten dem dort stattfindenden Offi zierpferderennen bei. Uni 6 Uhr beginnt da« vom Provinzialverband Ostpreußens in der Börse veran staltete Festdiner. * Serbin, 6. Sept. Sr. Maj. Kanonenboot Nautilus, vier Geschütz«, ist am 5. Sept, iu Siu- gapore emgetroffen. * München, 6. Sevt. Der Präsident de« prote- stantischen Oberconflstorlum«, vr. Adolf Harleß, ist heute gestorben. * Vien, 6. Sept. DK Wiener Zeitung meldet, der König von Spanien hab«, während seiner An wesenheit in Arcachon um die Hayd der Erzherzogin Marie Christine angehalten, di« Bewerbung sei mit Einwilligung de« Kaiser- als obersten Chefs des kai serlichen Hause« von der Erzherzogin freudigst zustim mend angenommen worden. Die bevorstehende Ver bindung werde gewiß nicht pur die beiden Regeuten- häuser, sondern auch die Bevölkerung der beiden Reiche mit der lebhaftesten Freude und Befriedigung erfüllen. * wie», 6. Sept. Zu Ehren de» Fürsten von Montenegro fand heute beim Kaiser ein Galadiner statt, an welchem auch sämmtliche Minister theilnahmen. D«r Fürst tritt morgen di« Rückreise nach Cettinje an. — Der rumänisch« Minister des Auswärtigen, Boere«cu, hatte gestern eine zweistündige Confereuz mit dem Grafen Andräffy und ist heute nach Rom abgereist, von wo er nach Bukarest zurückzukehren be absichtigt. * Wien, 7. Sept. Die Montags-Revue schreibt, der ReichSrath werde Ende dieses Monats mit einer Thronrede eröffnet werden; die Regierung sei gewillt, die Consequenzen der Adreßdebatte vorbehaltlos zu acceptiren, damit müsse aber die politische Campagne jetzt zu Älde sein. Das Budget sei rechtznlig zu er ledigen, die Stcurrgesetze und da« Wehrgesetz müßten rasch beschlossen werden. Wenn die VerfaffungSpartei sehe, daß das Ministerium kein Attentat auf die Er rungenschaften der letzten 20 Jahre plane, werde der Moment zur VoHndung.des CoalitionSwerke« gekom men sein. M * Linz, 7: Sept. DaMa iser ist heute Vormittag hier eingetroffeu und Mn den Behörden uud der Geistlichkeit sowie von Deputationen und Corpora- «« ganz Oberöstemeich festlich «qchmgt» und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt wyrde». Vor der auf dem VolkSfestplatze errichteten Tribüne richtete der Präsident deö Festcomite eine huldigende Anrede an den Kaiser, welcher die versammelte Menge begeistert zustimmte. Der Kaiser besuchte hierauf die Ausstellung. Lom, 7. Sept. Der Courricr d'Italie versichert, daß eine Unterredung zwischen Bismarck und Msgre. Jacobini in Gastein unter Wahrung des strengsten Geheimnisses trotz aller DimentiS stattgefunden habe. — Die Gazzetta d'Jtalia erfährt, die Mission Tor- nielli'S, des GeneralsecretärS im italienischen Mi nisterium deS Aeußern, nach Belgrad bezwecke die Hintertreibung der serbisch-österreichischen Militärcon vention. — Die Nazione meldet, Prinz Amedeo gehe augenblicklich nach Paris als Ueberbringer eine» Schreiben« de» König« Humbert an den Präsident«» «rtvy. (D. M.-Bl.) *L«ndo», 6. Sept, nachmittag«. Da« Reuter'sche Bm«u meldet au« Simla von heute: „Von auf ständischen afghanische» Regimentern, die ihren rückständigen Sold verlangten, wurde am 3. Sept, ein Angriff auf die englische Gesandtschaft in Kabul gemacht. Der Emir suchte den Aufstand zu beschwich tigen und sandte seinen eigenen Sohn und mehrere andere Personen an dir Aufständischen ab, aber die erregte Menge ließ gar nicht mit sich verhandeln, der Aufenthaltsort de» Emir» selbst wurde von den Auf ständischen belagert, der Angriff auf die englische Ge sandtschaft wurde am Mittwoch den ganzen Tag hin durch fortgesetzt. Am Abend dieses Tagt« kam ein« Feuersbrunst zum Ausbruche. Da« Schicksal de- Ma jors Cavagnari uud der andern zur englischen Ge sandtschaft gehörigen Personen ist bisjetzt unbekannt. ES ist Befehl gegeben, daß die in der Nähe befind lichen englischen Truppen sofort nach Kabul marschire» und daß eine allgemeine Truppenconcentrirung iu der Richtung de» afghanischen Gebietes stattfinden soll." * Srest^Litowrki, 5. Sept, abends. Kaiser Alexander traf in vergangener Nacht 2 Uhr hier ein, übernachtete in feinem Salonwagen, besichtigte vormittag« 9'/, Uhr die hier stehenden Truppen und reiste um 11 Uhr nach Odessa weiter. * Odessa, 6. Sept, abend«. Der Kaiser Alexander ist heute Nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen. Nach einem Besuche der Kathedrale und Abhaltung einer Truppenschau setzte derselbe abend« 7 Uhr seine Reise mittel» kaiserlicher Jacht nach Jalta fort. * Petersburg, 6. Sept. Infolge de« heftige» SturuzeS war das Wasser in der Newa und in sämmtliche» hiesigen Kanälen 8 Fuß übe, den ge wöhnlichen Stand gestiegen. Nach den eingelauftn« Nachrichten sind keine Verluste an Menschenleben z» beklagen. Heute ist da» Wasser wieder gesunken; da« Wetter ist prachtvoll. * Wie», S: Sept, abend«. MeldusAwder Poli tischen Correspondenz. AuSSarajewo vom 6. Sept.: „Der Feldzcugmeister Herzog von Würteniberg ist heute mit seinem Generalstabschef, Oberst Albori, über Gorazda nach Cajnica aufgebrochen, um den am 8. Sept, erfolgenden Einmarsch der österreichischen Truppen in das Sandschak von Novibazar zu leiten." — AuS Athen: „Den griechischen Delegirten in Konstantinopel ist der Adjutant deö Königs, Koloko tronis, als weiterer Delegirter zugetheilt worden. Von der Regierung werden die Rüstungen zu Wasser und zu Lande fortgesetzt." Wie», 7. Sept. AuS Belgrad wird gemeldet: „An der serbischen Grenze haben sich Arnauten- massen angesammelt; es ist unbekannt, ob behuf» eine» Einfalle« in Serbien oder gegen die da» Lim- gebiet occupirendenOcsterreicher." Die «Presse» meldet: Ein Baumwollkönig. In der Stadt Lodz, Gouvernement Piotrokow, feierte, wie die Nowosti mittheilen, am 6. Sept. Karl Scheubler, der Besitzer einer ganzen Fabrikstadt, seine. Silberne Hochzeit und verheirathete seine Tochter an einen reichen schlesischen Baron. K. Scheubler aus Burtscheid bei Aachen war früher Director der Fabrik Schlosser in Osorkow, Gouvernement Kalisch, und hatte schon vor 30 Jahren 10000 Rub. Gehalt, er heirathete 1854 eine Verwandte Schlosser's, begann mit kleinen Mitteln seine «igeue Fabrik und errang in den folgenden 25 Jahren den Titel des „Baum wollkönigs", dem Ssawwa Morosow erst in zweiter Linie folgt. Nur durch seinen nüchternen, praktischen Verstand, seine ungewöhnliche Energie und gründliche praktische und theoretische Kenntnisse in seinem Fache erreichte er solche Erfolge, sodaß in seinem Leben und Emporkommen weder Legenden noch besondere Glücks fälle irgendwelche Rolle spielen. Er selbst macht seine Baupläne, führt sie auch selbst au«, ist selbst Spinner, Weber, Färber rc. Auf seinen Fabriken macht die Rohbaumwolle alle Phasen bis zum fertigen Stoffe in seinen eigenen Apparaten durch und außerdem ist er bei einer Production von 50 Mill. Arschinen im Stande, andern Fabrikanten in Lodz, der Umgegend und bis Rußland eine sehr beträchtliche Quantität Baumwollgarn zu verkaufen. Scheubler arbeitet mit 42 Dampfmaschinen, dar unter solche vou 1200—1300, 600, 500, 180, 100, 80, 50 rc. Pferdekräften; 208000Spindeln und 3200— 3500 Webstühlr sind in Thätigkeit und eine eigene Papierfabrik liefert feit einigen Jahren das nöthige Papier. Eisenbahnen verbinden die Fabrik unter sich und mit der Lodzer Eisenbahnstation, Telegraph und Telephon erlauben directeste Verbindung vom Cabinet aus (als Centrum) an alle Enden deS großartigen Etablissement«; natürlich fehlt die eigene GaSfabrik nicht. Für den Arbeiter ist in jeder Beziehung aufs beste gesorgt, materiell, sanitär sowie geistig; er ar beitet hier verhältnißmäßig am meisten und ist am gesundesten; 5000 Arbeiter sind in den billigsten, ge sunden Wohnungen einquartiert; Trunkenheit ist selten. Diese Einrichtungen fanden an I. PoSnanskij u. Heinzel bereits Nachahmer. Für Lodz selbst hat Scheubler durch Nivellircn, Planiren, durch Anlage von Stein pflaster und schließlich durch große Opfer für den Bau einer russischen Kirche sehr viel gethan; sogar zum Bau einer Reformsynagoge gab er 15000 Rub. und dadurch bethciligte sich Heinzel mit 3000 Rub. Mit Rath und That hilft Scheubler, wo und wem er kann, auch seinen Concurrenten, den übrigen Fabri kanten. Er ist jetzt zwar über 50 Äahre alt, aber von jugend licher Energie und hat verschiedenste Auszeichnungen an Orden, Diplomen, Medaillen rc. wohlverdieut er halten. Man schätzt ihn auf 35—40 Mill. Rub. Vermögen, mit Einschluß seiner Fabriken, Wälder und Güter. Zu seinem Ehrentage hatte er an alle seine Geschäftsfreunde Einladungen ergehen lassen und wurden aus Deutschland, England, Frankreich und andern Ländern viele Gäste erwartet, für die bereits ein ganzes Hotel gemiethet ist. DaS Gelbe Fieber in Memphis. Ernst v. Heffe-Wartegg, welcher seinerzeit al« Ab gesandter der Newyorker StaatSzeitung die Gelbfieber- gegenden Nordamerikas bereiste und die kommende Epi demie vorhersagte, veröffentlicht in der Frankfurter Zeitung einen Aufsatz, dem wir folgende charakteristische Stellen entnehmen: Der Krebsschaden der Stadt waren die corrupte Verwaltung, die Trägheit und der Egoismus ihrer Bewohner, die nur auf ihren eigenen Erwerb bedacht und zu blind und gierig war«n, um einzusehen, daß ein paar Dollar« zur Reinigung der Straßen, zur Herstellung einer ordentlichen Kana lisation rc. sich nicht nur tausendfach bezahle», sondern da« Leben der Einwohner sichern und verlängern würden. Der Zustand der Straße» und vieler Höfe und Seitengäßchen ist schrecklich. Zwei Abflüsse de« Mississippi haben sich ihr tiefe« Bett durch die Stadt geriffen, und ihr Wasser ist der Concipient aller Ab fälle und Aeser, all dieser organischen Substanzen, deren Fauloiß MiaSmen erzeugt. Die Straßen sind mit Holzwürfeln gepflastert, die häufig auf bedeutende Strecken herauSgedrückt wurden und den Straßengrund bloßlegten. E« sind förmliche Schluchten und Höhlen von zwei und drei Fuß Tiefe, die hier jede Straße ohne Ausnahme durchschneiden. Dazu kommt aller dings noch ein höchst wichtiger Umstand: das unsolide Leben und die Ausschweifungen, denen sich ein Theil der Bevölkerung ergeben hat. Der Genuß von Opium und Morphium soll in Memphis erschreckende Dimen sionen angenommen haben. DieGeschichte derStadt ist grauenerregend. „Bellow