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Deutsche Allgemeine Zeitung. Mittwoch, 27. August 187S. Inserat« - Pud »» die Erprditt»» tu trch,i, M seudeu. 2»srr«t„»,tbützr «Wahrheit uud Recht, Freiheit »ud Sesetz!» stk die SpellcutrUc »0 W, »ut«, »o W. «r. 1S9. «chyi-. Illich. ptei» »tnkljthHii»»«. Ilde eii^elu« »««»er »Wk- Telegraphische Depeschen. * «erlin, 25. Aug. Sr. Maj. Fregatte Niobe, 10 Geschütze, Commaudant Kapitän zur See v. Kall, ankerte am 20. Aug. im Hafen von Christiansand. Er. Maj. GlattdtckScorvette Luise, 8 Geschütze, Commandant Corvettenkapitän Schering, und Sr. Maj. Kanonenboot Wolf, 4 Geschütze, Commandant Co» vettenkapitän Becks, sind am L. Juli, von Kobe kom mend, in Jokuhama eingetroffen. »Lüftchen, 25. Aug. Der Großherzog von Sachsen-Weimar ist im strengsten Incoguito zum Besuche der Ausstellung hier eingetroffen. * Stuttgart, 25. Aug. Auf dem heute hier er- öfftietrn 20. Deutschen GenossenfchaftStage e» stattete der GenoffenschaftSanwalt Schulze-Delitzsch über die Entwickelung des Genossenschaftswesens im letzten Jähre eingehenden Bericht. Derselbe constatirte die erfreulichen Fortschritte, die sowol in Bezug auf die Zahl wie in Bezug auf die Solidität der Genossen schaften sich ergeben hätten, betonte die sociale und nationale Bedeutung der Genossenschaften und schloß seinen Bortrag mit dem Wunsche, daß die Genossen schaften fortfahren möchten, zur wirthschaftlichen und sittlichen Hebuug des Volkes und zur Förderung der Wohlfahrt hrS Vaterlandes beizutragen. Hieraus folgte die Berathung der Angelegenheit der Vorschußvereine. * SadtU-Saben, 25. Aug. Der russische Reichs kanzler Fürst Gortschakow ist heute Nachmittag von seinem AuSfluge nach Wildbad hierher zurückgekehrt. * Wit«, 25. Aug. Wie verschiedene hiesige Blätter melden, begibt sich Gräf Andrassy morgen früh nach Gastein. * Men, 25. Aug. Baron Jovanovics ist, wie das SrmeeverordnungSblatt meldet, von seinem bis herigen Posten als Stellvertreter des commandirenden GentralS und Chefs der Landesregierung von Bosnien und der Herzegowina auf eigenes Ansuchen Mn Vor behalt ayderweitiger Wiaderverweudupg eMobe» M FelvutarfchaMniemüit BLE SckMir M Nachfolger auf diesem Posten ernannt worden. * Lournai, 25. Aug. Bei dem hier stattgehabten Festbauket sprach der König in Erwiderung auf einen Toast den Wunsch auS, daß die Parteispaltungen, welche gegenwärtig noch im Lande vorhanden seien, anläßlich deS im Jahre 1880 stattfindenden 50. Jahres tages der UnabhängigkeitSerklärung Belgien« möglichst gemildert sein Möchten. Die Parteien sollten ein Bei spiel hoher Gesinnung und Mäßigung sowie weiser Voraussicht geben, wie dies das Interesse und die Zu kunft Belgiens erheischten. Die preußische Finanz- und Steverfrage. Ein Mitglied des Abgeordnetenhauses, der frei- conservative Abgeordnete v. Zedlitz, zeichnet, wie die Etwas vom Sport. ' In Trouville hat sich am 18. Aug. ein Hr. A. B. auS Verzweiflung über die Spitlverlustt, die er bei dem Wettrennen in Douville erlitten hatte, vom Hafcndamm in das Meer gestürzt; sein Leichnam wurde des andern Morgens bei den sogenannten Schwarzen Felsen ans Land gespült. Bachaumont widmet im Constitutionnel diesem Vorgänge eine ernste Betrachtung. Er findet, daß dieses traurige Ereigniß bei den Un geheuern Verheerungen, welche die Sportswuth und die mit ihr verbundenen Hazardspiele anrichteten, nicht lange vereinzelt dastehen werde. Die Spielhäuser der RestaurationSzeit, sagt er, waren Paradiese der Un schuld und Sittlichkeit im Vergleich mit dem Turf. Dort macht sich die schamloseste Betrügerei breit und ein wirklicher Gentleman scheut sich heutzutage, ein Pferd rennen zu lassen, weil er an da« Sprichwort denkt: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich werde dir sagen, wer du bist." Die Wettrennen haben ihre Falschspieler, die viel gefährlicher sind als die jenigen, denen man in Clubs und Casinos begegnet, da ihre Stückchen sich jeder gerichtlichen Strafe ent ziehen. Jemand läßt z. B. zwei Pferde von ungefähr gleicher Stärke an einem Nennen theilnehmen. Beim Wiegen setzt er in recht geräuschvoller Weise 200 LouiS auf eins der beiden Pferde. Sogleich beeilt sich alle Welt, auf dasselbe Pferd zu wetten. Beim Beginn des Rennens setzt er dann in aller Stille selbst oder durch einen Strohmann 500 LouiS auf das andere Pferd. Natürlich gewinnt da« letztere, da der Jockey Lie nöthigen Weisungen erhalten hat, und unser Eigen augSburger Allgemeine Zeitung sagt, in dem August heft der Preußischen Jahrbücher unter dem Titel: „Die direkten Steuern in Preußen", das Bild eines ReformplaneS, wie er in den der Regierung nahe stehenden Kreisen für der Sachlage entsprechend und durchführbar gehalten wird. Von dem bekannten Zukunftsprogramm deS Fürsten BiSmarck unterscheidet sich der Standpunkt, von welchem Hr. v. Zedlitz auS- geht, am wesentlichsten dadurch, daß er die directen Steuern als eine nothwendige Ergänzung deö Systems der indirekte» Besteuerung btlhehalten wissen will. Der Verfasser hilft sich über diesen Gegensatz mit der Bemerkung hinaus: „Mag eS hem leitenden StaatS- manne ziemen, zur Erreichung großer Zwecke eine weite Aussicht in die Zukunft zu eröffnen, für uns gilt eS, unbeschadet weiterer Ziele, den Weg zu zeigen, auf welchem der nächste Schritt vorwärts zweckmäßig geschehen kann." Dieser Schritt verkörpert sich nun in folgendem System: Die theilweise quotisirte Ein kommensteuer bildet die Hauptsteppr. Sie zeigt für die Einkommen von weniger al« 5—6000 M. eine doppelte Degressiv», einmal durch die unbeschränkte Berücksichtigung der besonder» die Steuerfähigkeit be dingenden Verhältnisse, zweitens durch allmähliches stetige- Sinken deS ProcentsatzeS» bis von 900 M. ab gänzliche Steuerfreiheit eintritt. Die Einkommen steuer wird ergänzt durch Ertragssteuern, welche ledig lich da« auS BermögenStheilen fließende Einkommen treffen und nach dem Kapitalwerth der VermögenS- stücke bemessen sind. Dabei ist die Grund- und Ge- bäudesteuer in ihren Grundlage» beizubehalt/n, die Gewerbesteuer, abgesehen von der au« socialpolitischen Gründen bedingten Sonderbesteueruna einiger Betriebe, in eine nach dem Maßstabe de« Betriebskapitals um zulegende Abgabe umzuwandelu, eine nach dem Kapital bemessene Besteuerung der Rente au« zinsbaren Kapi talien neu einzuführen. Jedoch wäre durchweg rin Minimum, das nur eine Einzelwohnung enthaltende Häuschen, da« i» der Sparkasse angelegte Kapital, MMKLKVWVOU schiedenen Steuer» zu erörtern. Darüber, daß der NorMälsatz der Einkommensteuer mit höchstens 3 Proc. von dem Iahresbetrage beizubehalten ist, herrsche all seitiges Einverständuiß. Die in Aussicht genommene Reform aber würde zur Folge haben, daß sich bet der Klaffen- und Einkommensteuer im ganzen ein Minder- ertrag von 27 Mill. M. ergäbe. Der Autor schreibt: Bezüglich der Grund- und Gebäudesteuer wissen wir au« dem Munde de« preußischen Finanzministers, daß die Beibehaltung der Hälfte der Steuer als StaatSabgabe für nothwendig erachtet wird. Wir halten ein Hcrabgehen unter diesen Satz für sehr wohl möglich, würden vorerst und als ersten Schritt uns damit aber begnügen können. Wird die Hälfte der Grund- und Gebäudesteuer beibe- halten, so ist, um wenigstens annähernde Gleichstellung der verschiedenen Formen des Eigenthums herzustellen, das im Gewerbe werbende wie das zinsbar angelegte Kapital jähr lich mit einem Tausendstel seines Mittlern Betrages heran. trimer streicht einen prachtvollen Gewinn ein. Den Arglosen aber, die im Vertrauen auf sein erstes Pferd mitgewettet haben, bleibt nichts anderes übrig, als dem Beispiele des Hrn. A. B. zu folgen. Einige Skandale, die Aufsehen genug gemacht haben und in denen vornehme historische Namen figu- rirten, hätten zur Behutsamkeit gegenüber den geheimen Vorgängen in den Coulissen des Turf ermahnen sollen; aber niemand nahm sich die Lection zu Herzen und das Spiel bei den Wettrennen ist zu einer frenetischen Leidenschaft ausgeartet. Um die Pferde kümmern sich nur gar wenige; daS Spiel ist die Hauptsache. Daher die Unzahl der Rennen; mag eS regnen oder die Sonne scheinen, im Sommer wie im Winter arbeitet der Turf und mit ihm das Spiel der Wetten. Nichts ist merkwürdiger zu beobachten als daS Publikum, welches die Kundschaft der doakmslcers bildet: neben Millionären, Müßiggängern und Lebemännern sieht man da Handlungsdiener, kleine Beamten, Dienstboten, eine ganze Welt von Glücksjägrrn mit bescheidenen Börsen unter Kutscher und Roßtäuscher gemischt. Die selbe Leidenschaft und Aufregung, wie an der Roulette von Monte-Carlo, findet man auf diesen niedrigen Gesichtern wieder; welche stürmische Freude, wenn daS Pferd, auf welches man gesetzt hat, gewinnt, welche Verzweiflung, welche Verwünschungen im entgegenge setzten Falle! Es ist hohe Zeit, die Stimme gegen diesen Krebsschaden zu erheben. DaS Spiel bei den Wettrennen ist viel gefährlicher und lange nicht mit den Garantien umgeben, wie die Roulette und daS Trente-et-Quarante, welche der Gesetzgeber gleichwol im Interesse der Mafien verpönt hat. Bei einem zuzieheo. Wie hoch bei diesem Satze da« Gesammtauf- kommen an Gewerbesteuer sich belaufen würde, läßt sich na- türlich nicht Voraussagen. Immerhin wird angenommen werden können, daß die Freilassung der Kleinbetriebe durch die stärkere Heranziehung der großen Unternehmungen au«- geglichen werden wird. Der Ertrag der Kapitalrenten- steuer würde unter Zugrundelegung de« oben vermittelten Gesammtbetrage« de« rentbaren Kapital« auf 12 Mill. M. «nzunehmen sein. Da die Herabsetzung der Grund- und Gebäudesteuer auf die Hälfte «inen Ausfall von jährlich etwa 33Mill. M. bedingt, so ergibt unser Vorschlag bei den Ertragssteuern einen Minderertrag von 21'/, Mill., bei der Einkommensteuer einen solchen von 27 Mill. M., im ganzen also bei allen directen Steuern von 48—49 Mill.M. Unter Hinzurechnung der zur Deckung de« Deficit« erfor derlichen Summe würde e« zur Durchführung der vorge- schlagenen Reform mithin für Preuße» eine« Antheil« vou mehr al« SV Mill. M. an den neuzubewilligenden Zölle» und Verbrauchssteuern bedürfen. Wenn in den nächsten Jahren noch nicht voll« Deckung für da« Erforderoiß vor handen wäre, so würde es bei der vorgeschlagenen Umfor mung der Einkommensteuer erheblichen Bedenken nicht »»- terliegen, den Bedarf, vorauSgeseht, daß er in mäßige» Grenzen sich hält, vorläufig durch Mehrbewilligung einiger Monatsraten der Einkommensteuer zu decken. Die Magdeburgische Zeitung bemerkt Lazu: Der Reformplan für die preußischen Finanzen, den der freiconservative Frhr. v. Zedlitz, bekanntlich HülfSarbeitrr im Handelsministerium, in dem Augnsthefte der Preußischen Jahrbücher entwickelt hat, ist einstweilen ohne praktische Be deutung, da es dem Preußischen Finanzminister an den Mitteln zu einer auch noch so unbedeutenden Verminderung der bestehenden Steuern fehlt, nämlich an den Ueberschüfsen. Lharakteristisch ist e« aber doch, daß selbst Frhr. v. Zedlitz e« für unmöglich erachtet, durch vollständigen Erlaß der Grundsteuer, der Klassensteuer und der Einkommensteuer von allem Einkommen unter 6000 M. die preußlsche» Finanzen ausschließlich auf die Erträge der Stempelsteuer, der Betriebsverwaltungen des Staate« und der Ueberschüssr au« den Reichssteuern anzuweisen; also auf Erträge, welche in Handelskrisen erheblich sinken und dann den Staat sofort auf den Weg der Anleihen verweisen. Je mehr aber die Ueberzeugung von der Unentbehrlichkeit wirksamer direkter Steuern — eine Einkommensteuer von Einkommen über 6000 M. ist, wie Hr. v. Bennigsen im Reichstage nach» gewiesen hat, durchaus illusorisch — Bode» gewinnt, um so deutlicher zeigt sich die Unmöglichkeit, die Versprechungen Die Rede Waddiugton's in Laon. Der Rede, welche der französische Ministerpräsi dent Waddington auf dem Banket in Laon gehalten hat und die jetzt im Wortlaute vorliegt, entnehmen wir noch einiges Nähere. Nachdem der Ministerprä sident an die Lösung erinnert, welche den Fragen der Amnestie, des MinisterprocefieS und der Rückkehr der Kammern uach Paris zutheil geworden sei, fährt er fort: Darüber wurden aber andere, nicht minder wichtige In teressen nicht außer Acht gelassen. Der StaatSrath wurde reorganistrt, eine neue Subvention von 300 Mill. Fr«, wurde für die Vicinalwege bewilligt, die Gesetze zurKlasst- rung de« neuen Eisenbahnnetzes und für die in unsern Seehäfen auszuführenden Arbeiten wurden votirt, der höhere Unterricht wurde in Algerien eingeführt, die Errichtung von einzige» Rennen hat kürzlich ein doobmglcer 800000FrS. eingestrichen. Woher kommt dieser Gewinn, wenn nicht von vielen Gimpeln und Leichtgläubigen? Diesem Unfug muß gesteuert, die Ersparnisse des Arbeiter« müssen vor den Streichen der Falschspieler geschützt, eS muß dafür gesorgt werden, daß diese Wetten sich nicht demokratisiren. Wie ich höre, soll in der nächste» Session von einem der „angesehensten Männer" der republikanischen Partei ein Anttag dieser Tendenz ein gebracht werden — möge er seine Früchte tragen; Vorgänge, wie der Selbstmord von Trouville sprechen zu seinen Gunsten beredt genug. Die internationale Ausstellung von Seifen, Parfümerien :c. in Hamburg. Der Hamburgische Correspondent berichtet auS Hamburg vom 21. Aug.: Die Ausstellung, welche von dem jetzt hier tagenden ersten Seifenfabrikantencongreß veranstaltet worden, wurde heute Vormittag gegen 10 Uhr in den mit Fahnen, Suir- landen, Emblemen -c. aufs reichste und geschmackvollste ge schmückten Räumen der Concordia unter zahlreicher Bethei- ligung sowol der Eongreßmitglieder wie auch des Publi kums eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt nach einer von der Kapelle de» zukünftigen EoncordiatheaterS in trefflicher Weise zu Gehör gebrachten Musikpiice Hr. Gamm au« Königsberg. Anknüpfcnd an da« auf allen Gebieten seit langer Zett sich mächtig geltend machende Sweben nach vorwärts wie« derselbe in kurzen zündenden Worten darauf hin, wie sich seit einem Menschenalter diese« Streben auch auf dem Gebiete der Seifenfabrikation geltend gemacht habe. Nicht ein glücklicher Gedanke, sondern die eiserne Eonsequenz de« Fortschritte«, so fuhr Redner fort, hat uns auf da«