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Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit iib Recht, Freiheit «d Gesetz!» am Steuer des König Wilhelm ungeübte Leute waren. Jeder Seemann kann sich sagen, von welchem Ein» Doimersta-, 11. September 187S.. Inserate . Pud an die Expeditien ta So««!« »» s«»»««. Zasertt«»»-t»Stzr sür die «»«ltenjeile l» Pf^ «ter Sio-e^-Ld» »0 W. Strömungen des Arktischen und Stillen Meeres. Die Sanct-Lawrenceinseln berührt. Die BeringSinsel be sucht. Erste Nachricht aus Europa durch den residi- renden Agenten der AlaSka-HandelSgesellschaft erhalten. Fossile Ueberreste ungeheuerer Sceungethüme entdeckt, Rhythina Stellari. Insel am 19. Aug. verlassen. Angenehme Reise bis zum 31. Aug. Sturm. Blitz spaltete Großmast und verwundete einige Leute leicht. Ankunft in Zokuhama am 2. Sept., nachts 10 Uhr 30 Min. Alle« wohl. Kein Todesfall auf der Reise. Vega hat die Reise zuerst zurückgelegt. Nordenskjöld hält die Reise von Europa nach Asien durch die Be- ringSstraße für in jeder Beziehung sicher, bei nur ein wenig größerer Kenntniß der nördlichen Seen. Bon Japan nach Lena für erfahrene Schiffer keine Schwie rigkeiten. Lena berührt Crntralsibirien. Großer Han del in Aussicht. DaS Schiff verbleibt 14 Tage in Jokuhama." System fortlaufender Rahmen, der vorsorglichen Zu sammenhaltung von Offizieren und Mannschaften, um sofort irgendein Schiff mit geschulten aneinander ge wöhnten Besatzungen versehen zu könne«, besteht zur Zeit in der deutschen Marine nicht; von dem Augen blick an, wo ein Schiff oder ein Geschwader in den Hafen einläuft, ergießt sich alles in den allgemeinen Brei, und wenn eS plötzlich nöthig wird, eia Schiff für ein gewisse Bestimmung auSzurüsten, so muß alle« von vorn angefangen werden. In dieser Beziehung stehen wir sogar hinter den Russen zurück, die in ihrem Equipagensystem darauf sehen, vollständige Schiffsbesatzungen beieinander zu halte«, und die de«, halb besser gerüstet sind, plötzlich auftretenden Bedürf- nissen genügen zu können, al«, wir. Die Rekruten werden vorzugsweise auf dem Panzerübungsgeschwader eingeschifft. Den Kern der Mannschaften unserer Schiffe sollen die Obermatrosen bilden, denen die wichtigsten Dieustverrichtungen, z. B. das Steuern, anvertraut werden sollen. Von solchen Vollmatrosen sollte ein Schiff des unglücklichen vorjährigen Panzer- gtschwaderS 150an Bord haben, in Wirklichkeit waren aber nur 7, schreibe sieben Obermatrosen für die Be satzung dieses Schiffes verfügbar gewesen. Nimmt man hinzu, daß auch von den Unteroffizieren nur etwa die Hälfte vorhanden war, so wird mau sich einen Begriff davon machen können, wie weit di: Besatzung dieser Schiffe an Tüchtigkeit — die Zahl war an nähernd vollständig — hinter de» normalen Anforde rungen znrückblieb, zugleich aber auch verstehen, warum Die deutsche Marine. In der Badischen Landes-Zeitung findet sich fol gender Angriff auf die gegenwärtige Einrichtung der deutschen Marine: „Unsere Marine ist eine so wichtige Einrichtung, daß die Rücksicht auf Persönlichkeiten schweigen muß. ES sind im letzten Jahre von fachmännischer Seite so schwere Bedenken gegen das System v. Stosch erhoben wor den, daß das Volk sehr gespannt ist, ob man denn das alles mit Stillschweigen übergehen oder an «ine Nordenskjöld'«» Entdeckungsfahrt. Ueber die Reise der Vega veröffentlicht der New- Jork Herald eine längere Depesche, der wir Folgendes eqtnehmen: „Zwischen Waigatsch und dem Continent kein Eis. Bier Tage Aufenthalt im Dixonhafen, Jenisei. Nach Nordost gesegelt; durch Eis vier Tage aufgehalten. Am 19. Aug. 1878 in Lajoyr, Toejdekin, dem äußersten Punkte NordasienS; kurzer Aufenthalt. Umschifften Halbinsel. Wenig Eis. Am 26. Aug. Fluß Lena, neue sibirische Inseln, bezüglich des Eises unerforscht. Kqlwyafluß offenes Wasser. Schwierigkeiten begannen, nahmen täglich zu. Viel Aufenthalt. Coohes Cap, Balkarema. Kolintchinsbai durckfahren am 27. Sept., eingeschloffen am 28. Sept., Tschuktschen-Niederlaffung 67° 7' nördl. Br., 173° 24' westl. L. Für den Winter eingerichtet. Land eine Meile entfernt. Alles gesund und munter; keinen Skorbut. Der kürzeste Tag, drei Stunden TageShelle. Oberer Theil der Sonne sichtbar. Wissenschaftliche und ethnographische Studien; 4000 Einwohner, Tschiktschis genannt. Ver schiedene Dorfbewohner. Fisch- und Walroßfang. Lie ferten der Expedition Bären und Rennthiere. Furcht bare Kälte, im Durchschnitt 36 Centigrade. Wild im Ueberfluß, im Frühling wildes Geflügel. Im Eise 264 Tage zurückgehalten. Erlöst. Gesegelt am 18. Juli 1879. Ostcap, Beringsstraße am 28. Juli passirt. Praktischer Beweis der nordwestlichen Passage. Dann astatische Küste, Sanct-Lawrencebai. Nach dem Clarencehafen in Amerika übergefahren. Nach Koniyan zurückgefah ren. Lage besonders interessant. Zusammentreffen der Die Pflicht der Liberalen gegenüber dem Ultramontanismus. kH.6. Berlin, 10. Sept. Die «Germania» räth ihren Lesern, sich weiter in der Tugend der Geduld Rußlaud ist heute von Jugenheim uach Biarritz abgereist. "pari«, 9. Sept. Ein Mitarbeiter des Soleil, welcher Glauben verdient, hatte eine Unterredung mit Gortschakow. Dieser äußerte, er hätte wegen seines hohen Alters den Zaren schon wiederholt gebeten, ihn von seinem Posten zu entheben, die Gnade aber nie erwirken können; gleichwol müsse er mit 81 Jahren an Ruhe denken. Dem deutsch-russischen Federkriege stehe er ganz fern, da er sich «ährend seines Urlaubs jede politische Mittheilung au- Petersburg verbeten hätte, a»cch seien ihm die heftigen Angriffe der deutschen Presse durchaus nicht nahe gegangen; wahrscheinlich hätte er sich dieselben damit zugezogen, daß er stet- laut erklärt habe, eine andauernde Schwächung Frank reichs bewirke eine beklagenSwcrthe Lücke im euro päischen Gleichgewicht. Auf die Frage, wie er von der Möglichkeit einer deutsch-österreichischen und als Gegenstück einer russisch-französischen Coalition denke, lehnte Gortschakow lächelnd jede nähere Auskunft ab und sagte nur: „Wir fürchten «nS nicht vor einer Invasiv«, wir sind auf der Hut!" Er schloß mit neuen Vetheuernngen seiner freundschaftlichen Ge- sinuungen für Frankreichs *Part», 9. Sept. Der jweite Zug mit 200 Amnestirteu ist heute früh S Uhr hier eingetroffen. Bei der Ankunft der Amnestirten sind keinerlei Ruhe störungen vorgekommen. * London, 9. Sept. Meldung deS Reuter'schen Bureau auS Simla: „Der Gouverneur von Kan dahar hat den Engländern seine Ergebenheit ange- zeigt." * Brüssel, 9. Sept. Der Moniteur beige veröffent licht ein Decret des Königs, durch welches der Gouver neur der Kriegsschule, General Liagre, mit de« Functionen des Kriegsministers betraut wird. * Bukarest, 9. Sept. früh. Die Deputieren- kammer hat die Debatte über den Comitibericht be treffend die Revipön der Verfassung aus nächstenMontag vertagt, da der Minister des Auswärtigen BoereSru, welcher ^ch nach Rom begebm HK, erst gegen Ekde dieser Woche hierher zurückkehren wird. *Witn, 9. Sept. Der Politischen Cokrespondenz wird aus Konstantinopel gemeldet, der Bestand deS Cabinets Aarifi-Savfet werde neuerding« als sehr bedroht bezeichnet; man erwarte nach dem BeiramSseste sicher einen CabinetSwechfel. * Llemphi«, 9. Sept. Die hiesigen Kirchen sind, da das Gelbe Fieber wieder heftiger auftritt, ge schloffen worden. zu üben — in Bezug auf den Abschluß der Verhand lungen mit Nom nämlich. Bisher muß sie selbst i« dieser Tugend noch recht ungeübt gewesen sei«: de« sie forderte die Negierung wiederholt sehr kategorisch auf, ihre Stellung zur Frage deS kirchlichen Frieden- endlich klar und bündig zu erkennen zu geben. Hr. Windlhorst freilich «ar von vornherein klüger: so ost er von seinen Getreuen im Lande über den Zeitpunkt des bevorstehenden Friedensschlüsse« gefragt wurde, er klärte er, das könne unter Umständen noch recht lauge dauern. Und er that wohl daran. Wir glaube» nicht und haben nie geglaubt, daß Fürst Bi-marck die Ansprüche deS UltramontaniSmuS jemals auch nur Halbwegs befriedige« werde. Er scheint die Curie dilatorisch zu behandeln, wie da« seine Art und i« vorliegenden Falle auch ganz zweckmäßig ist, sintemal«« er dabei nur gewinnen, aber nichts verlieren kann. Die dem Staate der Kirche gegenüber unentbehrlichen Rechte, wie sie in dem Wesentlichen der Maigesetze niedergelegt sind, wird er, dessen sind wir überzeugt, niemals preisgeben. Diese Zuversicht soll uo« aber in dem gegenwärtigen Wahlkampf nicht lässig machen gegenüber dem Ultramontanismus. Die Regierung hat eS schon bei den letzten Reichstagswahlen für opportun gehalten, die Bekämpfung desselben eiuz«» stellen; gegenwärtig hat die Provinzial-Correspoudenz der Centrumspartei sogar die Weihe als zuverlässige Stützt der Regierungspolitik gegeben. Um so dringender wird für die Liberalen die Ver pflichtung, dieser Partei gegenüber die Hände nicht in den Scho« zu legen. Gewiß, auch wir wünschen die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens und «erden, soviel in unsern Kräften steht, dazu Mitwirken. Aber die Bestrebungen de« Ultramontanismus werden «Le stets als Todfeind behandeln. Und diese Bestrebungen find e«, was den Kern der bekannten Resolutionen de- westfälischen Klerus auSmacht; ihren vollen Aus druck finden fie in dem Ruf nach bediuguugSloser Auf hebung der Maigesetze, der in dem gegenwärtige« WahUamps vou^u UltrE überall an die Spitze gestellt wird. Ma« rühmt e« als deS Fürsten Bismarck „größte- Meisterstück", daß er bei dem Zolltarifgesetz selbst di« bisher erbittertsten Feinde de« Reiches gezwungen hab«, einem nationalen Werk zur Stütze zu dienen. Auch nüchternere Beurtheiler finden immerhin einen nicht zu unterschätzenden Gewinn darin, daß das Centrnm sich voll und ganz auf den Bod:n der Reichsgesetzgebung gestellt habe. Wir denken anders über diesen Punkt. Der Preis, um welchen dieser „nationale" Act des CentrumS erkauft wurde, war die Durchlöcherung de« Reichsfundanients vermittels des Antrages Francken stein. Wir wollen den Streit über die praktische Be deutung dieses Antrages nicht von neuem beginnen. Die einzige Erklärung aber für die Thatsache, daß derselbe eine Majorität und die Gutheißung der NeichS- regierung finden konnte, erblicken wir immer wieder Reform unserer Marine an Haupt und Gliedern heran- r. treten wird. UmeS kurz auszudrücken: Irgendwelche-j «r. L1L. Leipzig. Prei, »irrUljL-rlich IM. iOPf. Ucdk «i»,cl»k Nummer »Pf. Telegraphische Depeschen. * Königsberg i. Pr., 9. Sept, nachunttags. Se. I Maj. der Kaiser begab sich heute früh 9 Uhr vom I Pillauer Bahnhof mittels ExtrazugeS bis nach Me- I deaau, stieg dort zu Pferde uod wohnte dann dem I zwischen Medena« und Katharinenhof stattsindenden I Feldmanöver bei. Zur Kritik waren die Generale l und höheru Offiziere bei Katharinenhof um den Kaiser versammelt, welcher den Leistungen des ArmeecorpS die höchste Anerkennung zollte. Dem commandirenden General de- 1. ArmeecorpS, General v. Barnekow, ist der Schwarze Adlerorden verliehen worden, eine große Anzahl von Generalen und Offiziere« wurde gleichfalls durch Orden ausgezeichnet, ebenso find viele dienstliche Avancements erfolgt, auch an viele Mit glieder der Civilbehörden wurden OrdensauSzeichnun- gen verliehen. Se. königl. Hoh. der Prinz Wilhelm wohute der Preisvertheilung des Thierschutzverein- in der Flora bei und hat dabei eine Ansprache an die Versammlung gehalten. Vien, 9. Sept. General Döpfner, der im Namen der Kaisers den Zaren in Warschau begrüßte, ist hier aogekommen, um dem Kaiser persönlich über den aus gezeichneten Empfang, der ihm geworden, zu berichten. Wan glaubt, daß auch die russisch-österreichische Ver stimmung nunmehr etwas gemildert ist. (N.Frkf.Pr.) * Wien, 9. Sept. Ein ofsicirlleS Telegramm des Her- I zog« von Würtemberg aus Han-KovacS vom 8. Sept, mittags meldet: „Die Colonne de« Generalmajors Killic, um 6 Uhr früh von Cainica aufbrechend, er reichte um 10 Uhr vormittags die Grenze des Sand schak« von Novibazar und bezog um 12 Uhr mittags bei Han-Kovacs ein Lager. Die türkischen Posten in Goczd und Han-Kovacs hatten sich zwei Stunden früher gegen Plevlje zurückgezogen. Die spärliche Bevölkerung zeigte sich durchaus friedlich. Von der Colonue des General major« Obadich, welche gegen Priboj mLrschirte, ist noch keine Meldung eingelaufen." * Wi«y, S. Sept. nachmittags. Meld»mg der «Presse» au» Vanja bei Priboj voM 7. Sept.: „Die vom Ge neral Obadiih befehligte nördliche Abtheilung der öster reichischen Truppen ist heute Nachmittag von Wifche- !grad aus in das Sandschak Novibazar eingerückt. Die Brücke über den Grenzfluß Uvaz wurde mit den Feldzeichen und unter den Klängen des Radetzky- MarscheS überschritten. Am türkischen Ufer wurden die Truppen von dem zunächststehenden Militärkom mandanten, vom Kaimakam und von den Notabeln aus Priboj freundlich begrüßt, demnächst in Priboj vou den: Mudir und den: Gemeindevorstande feierlich empfangen und von der Bevölkerung freundlich ausge nommen. Der Marsch ging unter Beobachtung aller kriegsmäßigen Sicherheitsmaßregeln ohne jeden Zwischen fall bis Banja vorwärts von Priboj, wo eiu durch Vorposten gesichertes Lager bezogen wurde." *Aarmstadt, 9. Sept. Großfürst Alexis von