Volltext Seite (XML)
Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit N»d Recht, Freiheit »id GesetzI» Soimtag, 31. August 187S. Inserate fin» «I die «rpediti»» da Leipzig M teü e». 2»srrtti»»,rbiihr Mr di« iSp-lle»teile da »»ler «tageM»dt »o M. Ar. 203. Ltip-i-. «richci»» «uher Es»nia»» Uglich. Preis vinleljLhrliq rM. 50Pf. 2ed« et»tel»c riumser »Vs Telegraphische Depeschen. Serliu, 29. Aug. FeldmarsLatt Manteuffel begibt sich von Warschau au« zum Kaiser nach König«, berg zur Berichterstattung über da« Resultat seiner Reise. — Die der Generalsynode zugehörenden Mit- glieder derAugustconferenz erachteten heute in ver traulichen Besprechungen für angemessen, eine Revision der Kirchcnverfassung nicht zu beantragen, sondern nur unmittelbare kirchliche Schäden abzuwehren. Diese Verabredungen entsprechen den gestrigen vertraulichen Berathungen der Angustconferenz. (Magdeb. Z.) * Weimar, 29. Aug. Der altenburgische Minister v. Gerstenberg-Zech ist heute früh auf seiner Be sitzung in Sulza gestorben. Wien, 29. Aug. Graf Andrässy ist hoch be. friedigt vom Ergebnisse seiner Unterredung mit dem Fürsten Bismarck zurückgekehrt. Derselbe wird zur Erledigung der noch schwebenden Angelegenheiten noch einige Zeit hindurch die Geschäfte führen. Die Er nennung seines Nachfolgers ist nicht vor Mitte Sep- tember zu erwarten. (N. Frkf. Pr.) * Paris, 29. Aug. König Alfons von Spa nien ist heute früh von Arcachon wieder abgereist; die Erzherzogin Christine tritt heute Abend über Paris die Rückreise nach Oesterreich an. — Anläßlich Ler über einen Verzicht d-S Änfanten Don Carlo« auf seine spanischen Thronrechte circulirenden Gerüchte veröffentlichen die heute erschienenen legitimistischenJour- nale eine Note, wonach sie zu der Erklärung ermächtigt sind, daß Don Carlo« seine mit dem Degen vertheidigten Rechte weder aufgeben wolle noch aufgeben dürfe. * London, 29. Aug. nachmittags. Meldungen aus der Capstadt vom 12. Aug. besagen: „General Wol- feley ist mit der Clarke'schen Truppenabtheilung in Ulundi angekommen, die ZuluS zerstreuen sich und kehren nach ihren Wohnplätzen zurück. Die Verhand lungen zwischen General Wolseley und den vornehm sten Zuluhäuptlingen dauern fort; letztere versprachen sich zu unterwerfen. König Ketschwayo befindet sich kn ^ Nachbarschaft von LUmrdic" * Petersburg, 29. Aug. Da« von dem «Regie rungsboten» veröffentlichte officielle Communiquc hat folgenden Wortlaut: Ein gewisser Theil der russischen Presse wandte in der letzten Zeit besonders lebendige Aufmerksamkeit der inner» Politik auswärtiger Regierungen zu, hat sich aber in diesem Falle mit fortreißen lassen von dem Verfahren bekannter ausländischer Preßorgane, welche sich hinsichtlich Rußlands und seiner Politik einen feindlichen und bis zur Unschick lichkeit scharfen Ton aneigneten, sodaß dieser Theil unserer Presse in dasselbe Extrem der Leidenschaftlichkeit verfällt. Die Urtheile unserer Presse über innere Fragen, welche diesen oder jenen Staat in Aufregung versetzen, und über die ver änderte Stellung dieses oder jenes Staates in der auswär tigen Politik, grenzen an Misbrauch de« gedruckten Wortes. Die Uriheile unserer Presse über ausländische Regierungen und deren leitende Staatsmänner überschreiten die Grenzen einsichtsvoller Zurückhaltung. Die Regierung misbilligt Die Aufstellung einer Büste Theodor Körner's an dessen Grabe in Wöbbelin. lAus der Kölnischen Zeitung.) Daö Grab Theodor Körner's, des begeisterten Sängers der deutschen Freiheits- uüd Unabhängigkeits kämpfe der Jahre 1813—14, der nicht allein KriegS- liedcr zn dichten verstand, die noch jetzt unserS Volkes Freude und Schmuck bilden, sondern auch selbst muthig zum Schwerte griff und sein Herzblut für sein Vater land vergoß — Theodor Körner's Grab unter hoher Eiche auf einsamer Heide, unweit des mecklenburgischen Dorfes Wöbbelin, war schon oft der Schauplatz pa triotischer Feste. Besonders die Schüler der Gym nasien und Bürgerschulen und die Scharen der mun tern Turner oder die Sänger und Liedertafeln aus Len nahen mecklenburgischen Städten Schwerin, Par chim, Neustadt, Grabow und Ludwigslust pflegten gern am 26. Aug., als dem Todestage Theodor Körner's, nach dessen Grabstätte zu pilgern, dort in wohlgeübten Chören dessen kräftig-schöne Lieder zu singen, patrio tische Reden zu halten und zu hören und dann erst in dunkler, lauer Sommernacht wieder den Heimweg anzutreten. Manch echt deutscher Gedanke ward bei Liesen patriotischen Festen unter der Körner-Eiche ge weckt, manch kräftiges Wort gesprochen. Das Grab mal Theodor Körner's unter einem mächtigen Eich baum, der ganz vereinzelt ungefähr 300 Schritte von dem Dorfe Wöbbelin auf einer weiten, ziemlich un fruchtbaren und unbebauten Heide steht, ward schon im Anfänge der zwanziger Jahre auf paffende Weise ge schmückt. Der damals in Mecklenburg-Schwerin solche Haltung der Presst entschieden und findet dieselbe unvereinbar sowol mit unser» freundschastlichen Beziehungen zu allen fremden Staaten, als auch mit der ernfiea Auf fassung der Presse von ihrer patriotischen Pflicht. Dit Ageuce ruffe enthält einen Artikel über die Broschüre de« Professor« Martens: „Rußland und England in Centralasien", und tritt der Ansicht de- Verfassers bei, daß ein solidarische« Vorgehen bei der Mächte nothwcndig sei, da der Sieg der einen Macht über die andere gleichzeitig auch das Ende der Herrschaft derjenigen Macht bedeute, welche siegreich geblieben sei. * Petersburg, 28. Aug. abends. (Verspätet ein getroffen.) Der Kaiser ist in der Nacht vom 27. zum 28. Aug. von Zarskoje-Selo aus nach Warschan abgereist. * Wilna, 28. Aug. abends. Der Kaiser, welcher heute Nachmittag um 1 Uhr in Dünaburg ankam und daselbst eine Truppenschau abhielt, ist heute Abend 7*/, Uhr von dort hier eingetroffen und von den Spitzen der Behörden empfangen worden. Der Kaiser besuchte das Kloster und begab sich sodann nach dem PalaiS, wo sich die Generalität zur Begrüßung Sr. Maj. eingefunden hatte und eine Ehrenwache aufge stellt war. In den Straßen, welche der Kaiser Passirte, wurde er von der zahlreich anwesenden Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen. * Warschau, 29. Aug. Feldmarschall Frhr. v. Manteuffel ist mit den Offizieren seiner Beglei tung heute Nachmittag 2^ Uhr hier augekommen und von dem Gehülfen des Grneralgouverneurs, General Baron Krüdener, und dem Stabschef Generallieutenant Fürsten SchachowSkoi sowie von dem Polizeichef But turlin am Bahnhofe empfangen worden. Vom Bahn hofe aus begab sich der Feldmarschall nach dem Lust schlosse Lazienki, wo iw sogenannten Weißen Hause Wohnung für denselben bereitet und eine Ehrenwache von dem Grenadierregiment König Friedrich Wil helm llk. aufgestellt war. Zwei Wahlmstufe W^Mk^MjchM Landtag. Es siegen heute wieder zwei Wahlaufrufe vor, von der national-liberalen und von der freiconservativen Partei. Der erstere hat eine Art Geschichte. Wäh rend nämlich die preußischen Blätter den Aufruf noch nicht veröffentlicht hatten, war derselbe infolge einer JndiScretiou, wie die «Tribüne» bemerkt, bereits der Neuen Freien Presse zugegangen. Das veranlaßt nun die national-liberale «Tribüne», den Aufruf ebenfalls mitzutheilen. Er lautet: In wenigen Wochen werden die prcnßischen Wähler zur Neuwahl von Abgeordneten berufen. Die große Bedeutung, welche diese Wahlen für unsere ganze innere Entwickelung haben, legt unsern Freunden im Lande erhöhte Pflichten auf. Unsere Gegner haben sich bereit« zu dem Rufe vereinigt: regierende alte Großherzog Friedrich Franz, der trotz vieler menschlichen Schwächen ein sehr deutsch fühlendes Herz besaß und 1813 als der erste deutsche Fürst, dem Beispiele Preußens folgend, den Kampf auf Leben und Tod gegen die Napoleonische Zwingherrschaft be gann, schenkte dem Vater des Dichters einen Platz von mehrer» hundert Quadratfuß um das Grab und ließ solchen auf Kosten seiner Privatkaffe durch eine hohe Hecke umfriedigen und den dahin führenden Weg mit einer Birkenallee einfaffen. So gewann die ganze Grabstätte, auf welcher sich auch noch die Gräber von einem andern Offizier der Lützow'schen schwarzen Jäger und einer Schwester Theodor Körner's befanden, bald ein sehr freundliches Ansehen. An dem Stamme der wirklich prachtvollen Eiche, die das einfach-würdige Grabmal beschattet, ward eine Lyra und ein Römer schwert aus Gußeisen als Zeichen des Dichters und Kriegers angebracht und der Schütze des Domanial- dorfes Wöbbelin mit der Pflege und Beschützung des Grabmals beauftragt. Auch der jetztregierende Groß herzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg, der ja selbst sich blutige kriegerische Lorbern im Kampfe gegen Frankreich erstritten hat, widmete ebenso wie sein Ur großvater Friedrich Franz I. dem Körner-Grabe stets die liebevollste Pflege und besuchte solches wiederholt. Er ließ die allmählich im Laufe der Zeit wol etwas in Verfall gekommene Umfriedigung der Grabstätte auf seine Kosten erneuern und die Gartenanlagen darum vergrößern und verschönern und auch für eine bessere Bewachung sorgen, nachdem ruchlose Hände ein mal vandalische Verwüstungen daselbst verübt und selbst Las gußeiserne Schwert an der Eiche gestohlen hatten. „Niederwerfung der liber-len Majorität im Abgeordoeten- hause, Umkehr in der Gesetzgebung, Umkehr in Schule und Kirche!" In der Staatsregierung sind während der letzten Wochen wesentliche Veränderungen eiugetreteu. lieber den Gang, welchen unsere innere Politik nehmen wird, herrschen in weiten Kreisen Zweifel und Unsicherheit. Die handelspolitischen Fragen, welche in dem Deutsche« Reichstage so heftige Kümpfe hervorgerusen haben, werben den preußischen Landtag nicht beschäftigen. Wohl aber find wir alle einig in der Ueberzeugung, daß hoch über de» Sonderinteressen stet» da» Gemeinwohl stehen muß; daß auch das materielle Gedeihen des Volke« abhängig ist von der Festigkeit und dem Geiste seiner politischen Organisation, und daß vor allem der deutsche Nationalstaat jener Kraft nicht entbehren kann, welche durch freiheitliche Institutionen erzeugt und erhalten wird. Unsere verfassungsmäßigen Einrichtungen und die Rechte der Volksvertretung wollen wir ungeschmälert aufrecht er halten; wir wollen insbesondere keine Aenderung der Betc- fassungsbestimmungen, welche der StaatSregicrung die Pflicht auferlegen, jährlich den Landtag zu berufen und demselben den Staatshaushalt vorzulegen. Unter ausdrücklicher Genehmigung seitens der Krone hat auf da« Andrängen unserer Partei die Staatsregierung in der letzten Session eine Erklärung abgegeben, welche für die Zukunft dem Landtage einen wirksamen Einfluß auf die Bemessung der Höhe der directen Steuern einraumt. Jeder aufrichtige Liberale hat die Verpflichtung, darüber zu wache«, daß diese« Recht zur Wahrheit werde und daß der Ver mehrung der Last indirecter Steuern, welche jetzt eine fest stehende Thatsache ist, nach Maßgabe der vorhandenen Mittel eine Entlastung bezüglich der directen Steuern zu Gunsten, der Lrmern und Mittlern Volksklaffen sowie eine Erleichte rung der durch Abwälzung staatlicher Aufgaben überbürde ten Gcmeindeverbände nachfolgt. Auch wir wünschen mit dem ganzen Volke lebhaft die baldige Herbeiführung de« kirchlichen Friedens. Dem Ruse aber nach Aufhebung oder Sistirung der Maigesetze werde» wir entgegentreten. Kann eine Revision derselben den Streik zwischen dem Staate und der katholischen Kirche schlichte», so werden wir uns derselben nicht widersetzen, vorausgesetzt, daß dadurch die dem Staate allen kirchlichen Verbände» gegenüber unentbehrlichen Rechte nicht beeinträchtigt werden. Das Gesetz über die Schulaufsicht wollen wir nicht preis geben. Wir werden dahin wirken, daß bis zum Abschlusse de« nach wie vor von uns erstrebten Unterricht-gesetzeS die Verwaltung der Schule in demselben Geiste geführt werd«, welcher die Amtsführung de« Minister» Fall beseelte. In der Reform unserer inner» Verwaltung ist seit Meh rern Jahren ein Stillstand eiugetreteu. Da« Reformwerk ist unvollendet geblieben. Noch fehlt die unerläßliche Grund lage, eine den Anforderungen der Gegenwart entsprechende Landgemeindeordnung, noch besteht die alte Organisation der Behörden, noch fehlt die Ausdehnung der Selbstverwal tung aus den ganzen Staat. Soll das preußische Volt endlich der Vorzüge dieser Reform theilhaftig werden, so ist dieselbe nach einem festen, einheitlichen Plane zum Ab schluß zu bringen. Wir werden dabei unter Festhaltung der Grundlagen der Reformgesetze im wesentlichen aus eine klarere Regelung der Competenzen, Vereinfachung des Ju stanzenzuges und Billigkeit der Einrichtungen sowie des Verfahrens hinwirken. An die Prüfung der zu erwartenden Vorlagen über de« Ankauf von Eisenbahnen werden wir mit Üubefangenheit herantreten. Wie auch der einzelne über die weitere Ver staatlichung der Eisenbahnen denken mag, wir werden ge meinsam dafür Sorge tragen, daß die finanzielle Leistungs fähigkeit des Staates nicht beeinträchtigt und daß die Jetzt aber, gerade 66 Jahre nach dem Todc Theodor Körner's, an dessen Todestage, am 26. Aug., eine aus Erz gegossene Büste desselben unter entsprechenden Feierlichkeiten auf dieser Grabstätte aufstellen zu lassen, war der hochherzige, ganz aus seiner eigenen Inten tion hervorgehende Entschluß des Großherzogs, der auch sämmtliche nicht geringe Kosten für die Anferti gung der Büste wie für deren Aufstellung und die da mit verbundenen Feierlichkeiten aus seiner Privatkasse bezahlte. Nachdem die voni Bildhauer Heltfch in Dresden mit Benutzung der besten Hülfömittel im Körner- Museum daselbst vortrefflich modellirte fünf Viertel Lebensgröße betragende Büste Theodor Körner's mit der Bahn nach Ludwigslust und von dort auf einem Wagen nach dem noch eine Meile entfernten Dorfe Wöbbelin gebracht war, begannen am 26. Aug. um 4 Uhr nachmittags daselbst die entsprechenden Feier lichkeiten. An dem ersten Hause des ziemlich großen und weitläufig gelegenen Dorfes ordnete sich der Fest zug, um von dort aus nach der geschmückten Grab stätte zu ziehen. Am Grabmal ward, von dem Trom petercorps begleitet, zuerst Körner's Gebel vor der Schlacht: „Vater ich rufe dich", gesungen, worauf der PräposituS Dannul eine kurze, würdige Festrede hielt, und dann erscholl Körner's „Schwertlied" in vollem Männerchor. Die bisher verhüllte Büste des Dich ters und KriegerS auf ihrem sehr geschmackvollen hohen Postament von geschliffenem Granit ward nun ent hüllt und die Versammelten stimmten daS prächtige, so rechte und echte Kriegs- und Kampfeslust athmende Lied „Lützow'S wilde, verwegene Jagd" an, womft