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Deutsche Mgcmiiic Zeitung «Wahrheit »d Recht, Freiheit nb Sesth!» Fr. 1S5. teigig. u«"ch. ßkei* »iert-ljlHrltch 7«. «W. 2-»- ei»,rl«e N»»e« »Pf. Sreit«^ 22. «iPtft 187S. Lnfrrate . sind «« di« »kpcd»t«0 i» M !-«»—. Mr di« »»«It-rj-il« » »U« »0 W. Mit Borliebe wird zu diesem-Zweck die Furcht vor einem ungreifbaren Schreckbilde erregt, das man Re- minen würde dann ein Zusammentritt derselben in Kon stantinopel erfolgen, um daselbst einer »6 doo ernannten und im Finanzministerium tagenden Commission von dem Ergebniß ihrer Mission Mittheilung zu machen. Selbstverständlich werde die Regierung zu den vor stehenden Functionen nur solche Persönlichkeiten br- rufen, welche volles Vertrauen genießen und in jeder Beziehung die zur Erfüllung ihrer Aufgabe wünschen»- werthen Eigenschaften besäßen. unbestimmten und bei der «och nie verleugneten Vor sicht und Gewissenhaftigkeit der preußischen Finanz? Politik sinnlosen Redensart verbirgt sich möglicherweise, wie man allerdings nur vermuthen kann, der Wider stand gegen den Erwerb von Actienbahnen für den Staat. Als dritte Losung wird die Verwendung et waiger Ueberschüsse aus der indirecten Struerbelastuug zur Verminderung der directen Steuern auSgegeben. Es ist dies ein Ziel, welches die StaatSregierung zuerst und schon längst ausgestellt hat und welches die Opposition jetzt um seiner sichtbaren Heilsamkeit und Beliebtheit willen vergeblich als eine Bestrebung zu usurpiren sucht, die ihr eigenthümlich sei und von ihr verfochten werden müsse. Man erkennt, wie eS darauf abgesehen ist, unter Stein oder Knochen. Die Häuser lagen mehrere zu sammen an einer Stelle und waren theilweise aus Walfischbein und Treibholz gebaut und mit Erde be deckt. Dieselben standen durch lange Gänge sowol unter sich als mit dem Freien in Verbindung. Wahr scheinlich hat diese Bauart Aehnlichkeit mit dem Hause des JndianerstammeS JndgeleteS, welche« F. Whhmper auf seiner Reife nach Alaska abgebildet hat. Die Scherbenhaufen in der Nähe dieser alten Plätze enthalten Knochen vom Walfisch, Walroß, Seehund, Rennthier, Bär, Hund, Fuchs, Weißfisch und einigen Vogelartcu sowie Geräthe au« Stein und Knochen. Trotzdem diese Sachen 2L0 Jahre hindurch in der Erde gelegen hatten, traf mau doch auf Steingeräthe, welche noch iu ihren Holzschaften eingekeilt waren, und sogar die Riemen, mit welchen die Steinaxt am Schaft festgebunden gewesen, fanden sich noch vor. Ebenso wie bei den jetzigen Tschuktschen lieferten die Walroßzähne den damaligen Bewohnern des Platzes ein Material, welches bei Herstellung von Lanzen spitzen, Vogelpfeilen, Angelhaken, Eisbeilen rc. im Nothfall da« Eisen ersetzen konnte. Auch Walfisch- knochen und vielleicht auch solche vom Mammuth wur den in großer Menge angewandt. Die erstem fanden wir sehr reichlich. Mehrere der alten Onkilonwoh- nungen wurden von den Tschuktschen zu Speckkellern benutzt, bei andern dagegen scheint man behufs Auf. findung von Walroßzähnen Nachgrabungen angestellt zu haben. Hoch oben auf den Stcinlagern Jrkaipis fanden wir ebenfalls einige alte Wohnplätze. Diese waren, wahrscheinlich wählend der Kämpfe ausgeführt, die der actio» heißt. So hat erst in dieser Woche wieder ei» großes liberales Blalb die Losung auSgegeben: grund sätzlicher Widerstand gegen alle resctionärea Bestre bungen. Als Beweis solcher Bestrebungen kann aber nichts angeführt werden als der Präfidiälantrag im BundeSrathe, dir Berathung zweier Budgets gleichzeitig ei» Jahr um da« andere stattfinde» zu lassen und dazu di« Wahlperiode um ein Jahr zu verlängern. Da« nämliche liberale Blatt gibt als zweite Losung Brief des Professors Nordenskjöld an »v OSkar Dickson. (Schluß aus Nr. 198.) In der Nacht zum 10. Sept, bedeckte sich die Weeresfläche mit einer ziemlich starken, neugebildeten Eisdecke. Das Treibeis schien sich mehr zerstreut zu haben. Wir lichteten die Anker, um unsere Fahrt fortzusetzen. Behufs Umgehung eines Treibeisfeldes mußten wir anfänglich einen Umweg in westlicher Rich tung machen. Doch auch hier wurde unser CurS durch einen Gürtel alten Eises gesperrt; dasselbe war durch das während der Nacht neugebildete Eis so eng verbunden, daß ein Kanal erst nach mehrstündiger Ar beit mit Axt und Eisbeil gebahnt werden konnte. Jeuseit deS Eisgürtels trafen wir ziemlich eisfreies Wasser an, anstatt dessen wurde aber der Nebel so dicht, daß wir, um nicht ganz festzukommen, wieder anlegen mußten. Am folgenden Tage, als wir be reits Jrkaipi oder daS Nordcap ein gutes Stück hinter uns hatte», trafen wir auf so dichtes Eis, daß jede Möglichkeit, weiter vorzudringen, aufhörte. Wir mußten wieder wenden und konnten uns nur mit knapper Noth einen Weg zum Lande bahnen und das Schiff in der Nähe der nördlichsten Spitze des Caps ver ankern. Bis zum Cap hin ist die See recht tief, aber ein heftiger Strom trieb die Eisstücke in unserer Nähe so heftig hin und her, daß es nöthig wurde, den Ankerplatz deS Schiffes in eine offene durch zwei nach Norden auslaufende Landzungen gebildeie Bucht zu verlegen. In Erwartung günstigerer EiSverhält- uiffe würden wir hier bis zum 18. Sept, aufgehalten. Auf den Karten ist die Landspitze, in deren Nähe wir unS vor Anker gelegt, gewöhnlich mit dem Namen Nordcap bezeichnet, ein Name, der wegen der zahl reichen gleich benannten Landspitzen leicht irreführen kann. Derselbe ist aber auch unrichtig, denn die Spitze bildet nicht den nördlichsten Vorsprung, weder von ganz Sibirien noch von einem größern Theil deS Landes. Die nördlichste Spitze des sibirischen Festlandes ist Cap Tscheljuskin, die nördlichste des Landes östlich von Ler Lena Svjatoi-NoS und endlich die nördlichste Spitze östlich von der Tschauu-Bai Cap SchelagSkoj. Das Cap hat den Namen erhallen, weil es die nörd lichste Spitze deS sibirischen Festlandes war, die von Cook vor ungefähr hundert Jahren auf seiner Reise nördlich von der Beringsstraße gesehen wurde; richtiger wäre es, die Benennung der Eingeborenen Jrkaipi sür diese Landspitze anzunehmen. Auf der Landzunge, welche Jrkaipi mit dem Fest- lande verbindet, liegt ein aus 18 Zelten bestehendes Dorf. Wir haben hier auch Ruine»! Nämlich Ucber- bleibsel zahlreicher alter Wohnplätze, welche einem früher in diesen Gegenden ansässigen Bvlksstamm an» gehörten. Dieser Volksstamm wurde von den Tschukt schen vor einigen hundert Jahren vertrieben, wie sie sagen, nach weiter entfernt im Polarmeer belegenen Inseln. Wrangell nennt dieses Volt Onkilon und er zählt einige ganz romantische Sagen über die letzten Kämpfe desselben, welche an den hier steil nach dem Meer zu abfallenden Klippen auSgefochten wurden. Lieutenant Nordquist und vr. Nlmquist stellten in den alten Wohnplätzen deS OnkilonvolkeS Nachgra bungen an und sammelten einige alte Geräthe aus Die Parteistelluugt« Lei de» Wahly. Die neueste Nummer der officiösen preußischen Provinzial-Correspondenz schreibt: „Der Ausspruch der Provinzial-Correspondenz: «Die Losung der Wahlen kann keine andere sein als nationale Arbeit und Selbständigkeit, oder Abhängig keit de- Nationalwohlstandes von den Diensten für den Absatz fremder Erzeugungsländer, für die Lei stungen fremder Industrien, die e« in der Hand haben, diesen Dienst jeden Augenblick aufzukündigen», hat mehrseitigen Widerspruch erfahren. Man betont, daß die Mitfeststellung des Zolltarifs, also der Schutz der nationalen Arbeit, nicht z« den Aufgaben de« Land tage« gehört. Die StaatSregierung hat jedoch die stärksten Gründe, die Einheit der LaudeSpolitik und der Reichspolitik in diesem Fall zur vollen Geltung zu bringen. Die Haltung eine« Theile» der Parteien, welche da» Einschlagen einer neuen Handelspolitik be kämpft haben, stellt sich seit der Verkündigung de« Tarifs, in welchem diese Politik zum Ausdruck gelangt ist, dar al« Versuch, die Ausführung eine« Gesetzes zu stören. E« ist diese Erscheinung ein Zeichen, wie unvollkommen noch die Pflicht gewürdigt wird, welche der Antheil an der Gesetzgebung allen Staatsbürgern auferlegt: für den Gehorsam gegen die Gesetze und für dir wirksame Ausführung derselbe» mit einzustehen, gleichviel wie bei Schafftrng der Gesetze die Meimmgen auSrütandergegawgen find. Diese» Gefühl der Ver- antwort««^ di-se^iSigemü>«ttschloff««e4 der Gesetze ist da» Zeichen der staatsbürgerlichen Reife, aber auch die Bedingung de« Einflüsse» der Bürger auf die öffentlichen Angelegenheiten. Wenn nun nach einer wichtigen Entscheidung, welche manchen Meinungen und manchen Interessen zuwiderlaufen mag, der aber die unzweifelhafte Mehrheit des deutschen Volkes zu gestimmt hat, sich Bemühungen zeigen, einem Theil deS Volke- die neue Gesetzgebung als verderblich dar- zustellen und jeden ferner» Druck de- wirthfchaftlichen Lebens als die vorausgesehene schlimme Folge der selben, so kann die Staatsrcgieruug nicht darauf ver zichten, bei der Bekämpfung so hemmender Einflüsse den moralischen Beistand der Lande-vertretung in An spruch zu nehmen. Es würde einen seltsamen und verwirrenden Widerspruch bilden, wenn die Regierung auf daS vertrauensvolle Zusammenwirken im Bereich eine strenge und wirksame Controle «iuzufllhre», durch welche die erforderlichen Garantien gegen MiSbräuche geboten würden. Zur thatsächlichen Erreichung diese« Zwecke- werde für rathsam erachtet, aus den in der Türkei seßhaften fremden Staatsangehörigen, welche mit der Sprache und den Gebräuchen des Landes ver traut sind, solche Personen zu wählen, welche zur Uebernahme der Finanzinspection bei den Generalein nehmerschaften geeignet erscheinen und die Befähigung besitzen, in dem gegenwärtigen Rechnungswesen der Türkei die zu einer regelrechten Function der fiScalischen Finanzbehörden nothwendigen Reformen einzuführen Diese neuen Finanzinspectoren hätten speciell die Ge- ucraleinnehmer bei der Ausnehmung ihrer Rechnungen zu unterstützen und die ungeschmälerte Abführung der Steuereingänge zu überwachen. Zu bestimmten Ter- Telegraphische Depeschen. »Herlin, 20. «ug. Sr. Maj. An iso Loreleh, zwei Geschütze, Commandant Kapitänlieutenant v. Wie- tcrSheim, ist am 17. «ug. in Malta eingetroffen. »München, 20. «ug. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist mit seiner Gemahlin und dem Grafen Herbert heute früh um 8 Uhr hier eingetroffen und um 9 Uhr 40 Min. nach Gastein weiter gereist. Am Bahnhofe waren der Ministerpräsident v. Pfretzschner, der stellvertretende Polizeipräsident Regirrung-rath Schuster, der Militärbevollmächtigte v. Stülpnagel und der LegationSsecretär v. Hirschfeld zur Begrüßung de» Fürsten anwesend. * Nürnberg, 20. Aug. Der italienische Minister präsident Cairoli verweilte, dem Fränkischen Courier zufolge, gestern und heute in hiesiger Stadt und ist heute nach Straßburg i. E. abgereist. * pari«, 20. Aug. Eine jetzt erfolgte Bekannt machung des Hrn. v. LessepS bestätigt, daß di« zur Durchstechung der amerikanischen Landenge gebildete interoceanische Kanalgesellschaft bereit sei, den Betrag der gezeichneten Actien zu rcmboursiren; Hr. v. LessepS kündigt an, er sei de» schließlichen Erfolges des Unternehmens gewiß und werde nach Amerika gehen, um die Frage der Ausführung de- Unterneh mens zu lösen. (Wiederholt.) »Serajewo, 20- Aug. Die Blättermeldung von hier vorgekommenen Unruhen, durch welche das Mi- lirär zum Einschreiten genöthigt gewesen sei, ist ohne alle und jede Begründung, die Ruhe ist nirgends ge stört worden. Ebenso unbegründet ist die Angabe, daß Lei dem letzten Brande acht Soldaten umgekommen seien; thatsächlich ist, daß acht Soldaten leichte Verletzungen davontrugen und daß ein Soldat einen Bruch de» Unterschenkels erlitt. * Lonstantinopel, 20. Aug. Regierungsseitig wird mitgetheilt, daß die,Pforte in Ausführung der Rbvr- aanisation der inner» BevhälLnisse heschlosseü der Lande-gesttzgebong mit denselben Personen rechnen wollte, welche die Maßregel», sür die die StaatSrrgir» rung auf dem Bode« der ReichSgesetzgebung eingetreteu ist, al« schädlich und widersinnig noch in der Aus führung bekämpf««. Die Regierung muß die Männer, von denen sie Unterstützung im Landtage erwarte« darf, vor allem daran mit Sicherheit erkennen, wie die Bewerber um einen Sitz im Abgeordnetenhaus« sich zu der wichtigen Entscheidung der Reich«Politik stellen, für welche die StaatSregierung mit ihrer ganz« Energie einzustehen die Pflicht und den Willen hat. E« macht eine» auffälligen Eindruck, daß, «ährend di« Rede ist von StädtetNstM und gar von Städte- bündniffen zur Wiederbefeitlguug der eben beschlossene« Aallpolitik, für die Landtag-Wahlen die Frage nach der Zollpolitik al» ungeeignet befunden werden soll. Bon einer Zuständigkeit städtischer Obrigkeiten zur Kritik der Reichs- und LandeSpolitik kann gar keine Rede sein. Vielmehr erscheint der Versuch, eine solche Kritik durch die auf einen genau umschriebenen KreiS beschränkte Autorität der Städtobrigkeiten zu verstärke»,, als eine unzweifelhafte Ueberschreitung der Zuständig keit und al« ein MiSbrauch der Autorität derselbe». Es scheint beinahe, al« ob die Gegner der Zollpolitik die LandtagSwahle» für kein genügend günstige- Feld erachten, ihren Bestrebungen einen Sieg zu verschaffen. Es wird daher der Versuch gemacht, nicht «über der offenen Fahne dieser Gegnerschaft, sondern unter allerlei andern Losungen die Abgeordnetensitze zu gewinnen.