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1528 finanzielle Ordnung, am gefährlichsten für de» ohne hin schwer erschütterten Glauben an da» parlamenta rische RegicrungSsystcm in Oesterreich". Sämmtliche czcchische Parteiblätter sprechen mit Kroßer Zuversicht und Befriedigung die Hoffnungen und Erwartungen aus, die sie an die Zusammen setzung deS neuen CabiuetS knüpfen. So sagt Narodni Listy: Endlich, nach langen qualvollen Prüfungen scheint «», daß unserm Bolte in Oesterreich die Morgenröthe freund licherer und bifferer Tage ausgeht. Eine harte Vergangen heit, voll herber Erfahrungen und bitterer Täuschungen, entwöhnte un« genugsam aller Leichtgläubigkeit und de» angenehmen Einwlegen« im Schafe eitler Hoffnungen. Aber da» Bild, da» sich heute vor unsern Blicken entfaltet, ist kein flüchtige» Ideal, keine trügerische Fata-Morgana, die sich dem ermatteten Wanderer am Horizont zeigt, um ihm im nächsten Augenblick für iuimer zu entschwinden. Zum Schluffe erklärt Narodni Listy: Wer würde nicht erkennen, daß der heute bevorstehende Regierungswechsel bereits eine Folge der glücklich erzielten Uevereinkunst zwischen unsern Vertrauensmännern und der Krone ist — ein untrügliche« Kennzeichen, daß der Aus gleich gelungen ist und daß wir neuen Zuständen unser» öffentlichen Leben» entgegengehen. Rieger'» Organ, die »Politik», behauptet, die Er» Nennung de« Grafen Taaffe zum Ministerpräsidenten beweise bereits, daß die czechischen Bedingungen die „kaiserliche Sanction" erhalten haben. Die ungarischen Blätter betonen, daß sie gegen über der Neubildung des österreichischen CabinetS volle Neutralität so lange beobachten werden, als die Dinge in Oesterreich nicht eine dem Dualismus unfreundliche Wendung nehmen, sondern sich in strengen verfas sungsmäßigen Bahnen bewegen. Auch der Pester Lloyd stellt sich auf diesen Standpunkt, bringt aber die Dimission Andräffh'S, ebenso wie die» von selten der OpPofitionSblätter geschieht, mit der CabinetSbil- dnng in Wien in Verbindung und bedauert, daß der beste Bürge für Ungarn, daß die Dinge keinen ihm und dem Dualismus widerstrebenden Verlauf nehmen, in der Person des Grafen Andraffy beiseitegetreteu sei. — Die Redaction der Neuen Freien Presse theilt in ihrem Morgenblatte vom 15. Aug- mit, daß da» Abendblatt vom 14. Aug. wegen eines Revue- artikel», welcher die Ernennung de» CoalitionSmini- steriums zum Gegenstände hatte, von der k. k. Staats anwaltschaft mit Beschlag belegt worden ist. Italien. AnS Rom vom 12. Aug. wird der Magde- burgischeu Zeitung geschrieben: „Im Unterrichtsministe rium ist mau gegenwärtig damit beschäftigt, einen Re formplan für die Universitäten auszuarbeiten, der sich in den Hauptzügen dem der deutschen Uni versitäten anschließen soll. Diese löbliche Reform arbeit beginnt gerade in dem Augenblick, in welchem der Papst in einem langathmigen Rundschreiben für dir Wiedereinführung der scholastischen Philosophie im Geiste des Thoma« von Aquino bei den philosophischen Facultäten an den katholischen Lehranstalten plaidirt, um damit den Schriften de« heiligen Thoma« aufs neue eine Art von kanonischem Ansehen zu verleihen. Früher waren es bekanntlich vorzugsweise die Domi nicaner, denen der berühmte Scholastiker und da« be deutendste Kirchenlicht deS 13. Jahrhunderts al« Haupt autorität galt. Thomas begründete zuerst die Lehre von der unbefleckten Empfängniß der Maria und von duog der Kolyma auf und führte hier aus Treibholz eme durch Schnee geschützte Hütte auf, welche auch mit zwei Kanonen armirt war. Sobald das Eis im nächsten Jahre aufging, wurde die Reise fortgesetzt, konnte aber infolge anhaltenden Gegenwindes und an dern Unglücks nur bis zur Westseite deS Cap Sche- lagSkoj fortgesetzt werden. Das frühere Winterquar tier wurde wieder ausgesucht, jedoch mit dem festen Borsatze, die Reise im nächsten Jahre wieder aufzu- , nehmen. Die drei Jahre hindurch fortgesetzten Eis meerfahrten hatten aber die Mannschaft so ermattet, daß sie weiter zu folgen sich weigerte. Die Fahrt mußte deshalb unterbrochen werden, und Schalaurow selbst, dessen eigene Mittel erschöpft, war genöthigt, nach Moskau zu reisen, um neue Mittel zur Fort setzung des Unternehmens zu beschaffen. Nachdem dies geglückt, wurde neue Mannschaft gemiethet, mit wel cher er sich 1764 wieder nach dem sibirischen Eismeer begab. Hier ereilte ihn das nämliche unglückliche Schicksal wie Franklin. Wie und wo blieb 69 Jahre hindurch unbekannt, erst im Jahre 1823 fanden Ge fährten Wrangell'S östlich von SchelagSky eine alte aus Treibholz und aus Resten eines gestrandeten Schiffes . erbaute Hütte, welche nach Berichten von Eingebore nen von Schalaurow aufgeführt worden war. In der Nähe der Hütte herumliegeude Menschenknochen zeig ten, daß dieser energische und unerschrockene Eismeer fahrer mit seinen Begleitern vermuthlich am Skorbut gestorben. Dieselben hatten mehrere Jahre nöthig ge habt^ um eine Strecke zurückzulegen, auf welche wir jetzt mit Zuhülfenahme des Dampfes nur vier bi« fünf Tage zu verwenden brauchen! der Jnfallibilität de« Papste«. E« bleibt abzuwarten, ob die au« dem Schutte de« früheste» Mittelalter- neu auSgegrabene scholastische Philosophie im Stande sein wird, der heutigen katholischen Kirche und Wissen schaft neuen Leben-odem einzuhauchen." — Der »Post» schreibt man au- Rom vom 11. Aug.: „ES ist zwar schon lange her, daß auch in Italien die anständigen und vernünftigen Leute den alten, moralisch und physisch arg heruntergekommenen Gari baldi nicht mehr ernst nehmen; aber trotzdem kann eS nicht geleugnet werden, daß sein Name, — wenn Garibaldi auch da« Mögliche that, ihn zu verdunkeln, — auf die ungebildeten Massen noch immer einen Eindruck übt, der Italien großen Gefahren auSsetzen könnte. Wir halten rS mit der Würde und den Pflichten einer Regierung für durchaus unverträglich, zu dulden, daß ein Mann, und hätte er sich auch hundertmal größere Verdienste um sein Vaterland er worben als Garibaldi, es ungestraft wagen darf, an die gefährlichsten Leidenschaften der ungebildeten Massen zu appelliren, die bestehende Ordnung der Dinge, die Monarchie, die Regierung täglich in der unflätigsten Weise anzugreifen, offen zum Kriege gegen eine be freundete Macht zu Hetzen, deren beste Männer täglich mit Schmuz zu bewerfen rc. Wir möchten wssen, wa« man in Italien dazu sagen würde, wenn z. B. in Oesterreich-Ungarn eine populäre, politische oder militärische Größe täglich in dm leleidigendsten Aus drücken über Italien sprechen, offen zur Wiedereroberung des Festungsvierecks auffordern würde! Nach dem Grundsatz: »Was du nicht willst, daß man dir thu', das füge auch keinem Andern zu», sollte die italienische Regierung ihre ganze Kraft und Energie dazu ver wenden, dem gefährlichen und widrige» Treiben Gari baldi'» Schranken zu setzen." — Thomas von Aquino, dessen Lehre der Papst in seiner jüngsten Encyclica den Lehrern der Seminare und Akademien empfiehlt, war eins der größten Kirchenlichter de« 13. Jahrhunderts. Er wurde im Jahre 1225 in der Nähe de« neapolitanischen Orte» Aquino geboren. Mit 18 Jahren trat er gegen den Willen seiner Beltern in den Dominicanerorden ein. Er studirte Theologie in Köln und Pari« und fungirte in der Hauptstadt Frankreichs al- Lehrer der scholastischen Philosophie an der Sorbonne. Später hat er zeitweilig seinen Aufenthalt mit Bologna und Rom vertauscht. Er starb im Jahre 1274 und wurde 1323 heilig gesprochen. In Köln war der berühmte Albertus Magnus sein Lehrer. Weil er hier seine Studien meist schweigend betrieb» nannten ihn seine Mitschüler einen stummen Ochse»; Albertus aber soll gesagt haben: „Dieser Ochse wird mit seinem Gebrüll einst dir Welt erfüllen." Sein Lehrsystem ist, soweit solches mit einigen Worten anzudeuten ist, die Ver einigung der Aristotelischen Philosophie mit dem In halte der Lehre Augustin'». Thoma» war namentlich Anhänger der Lehre von dem Gnadenmahl, der Trans- substantiation; dagegen Gegner der unbefleckten Em pfängniß Mariä, welche letztere von den Jesuiten und Pius IX. vor wenigen Jahrzehnten zum kirchlichen Dogma erhoben wurde. In früher» Jahrhunderten waren aber die Jesuiten keineswegs Gegner seiner An sichten. Sie und vor ihnen die Dominicaner haben ihr Möglichstes zur Ausbreitung seiner Lehren gethan. Seine Nachfolger, die Thomisten, kamen für längere Zeit innerhalb der Kirche zur Herrschaft. Der Francis Die Nächte begannen von nun an so finster zu werden und das Treibeis so dicht, daß wir uns darein- sinden mußten, die Nächte stillzuliegen, gewöhnlich verankerten wir dann das Fahrzeug bei stärkerm Grundeise. Al» es am 6. Sept, morgens zu däm mer» begann, fanden wir un» derart von Eis um geben, daß e- unmöglich war, weiter nach Osten vor zudringen. ES ward deshalb nothwendig, eisfreieres Wasser entweder nördlich oder in der zwar noch immer eisfreien, aber flachen Rinne längs der Küste aufzu- fuchen. Der letztere Weg wurde gewählt. Es war aber jetzt mit enormen Schwierigkeiten verbunden, durch die uns umgebenden EiSmaffen nach dem Lande zu vorzudringen. Kaum hatten wir uns dem Lande genähert, als wir zweier von Eingeborenen überfüllter Boote gewahr wurden, die in ihrer Bauart den Umiaken der Eski mos oder Frauenbooten ähnelten. Es waren dies die ersten Eingeborenen, die wir seit Chabarova am Ju- gorschar antrafrn und wir machten deshalb halt, um dieselben an Bord kommen zu lassen. Sid wurden freundlich ausgenommen, aber leider war keiner der selben der russischen oder einer uns sonst verständlichen Sprache mächtig. Nur ei» Knabe konnte auf englisch bis zehn rechnen und berechtigt dies zu der Annahme, daß die Eingeborenen hier weit mehr mit amerikani» schen Walfischfängern al» russischen Kaufleuten iu Be rührung kommen. Seitdem kamen wir täglich mit Eingeborenen in Berührung, aber noch haben wir kei nen einzigen getroffen, nicht einmal unter den weit und breit herumreisenden Rennthiertschutktschen, der uns einige verständliche Worte in irgendeiner europäi- ca»erordm war über de» Aufschwung dieser Richtung misvergnügt; ein Mitglied diese» OrdeoS, Duns ScotuS, und seine Anhänger, die Scotisten, welche gerade die Lehre von der unbefleckten Empfängniß Mariä zum Dogma zu erheben suchten, repräsentirten da« entgegengesetzte, sogenannte semipelagianistische System. Arankrrich. «pari«, 14. Aug. Zu der von dem Papste so eben erlassenen Encyclica betreffend die Wiederher stellung der christlichen Philosophie nach dem Geiste de» ve. Angelicu», de» heiligen Thomas von Aquino, in den katholischen Schulen bemerkt der TempS unter andern,: Die Encyclica Leo'« XIU. ist nicht nur eine Umkehr zur Vergangenheit, sondern auch ein Versuch, der weiter« Ent- Wickelung de» menschlichen Denken» halt zu gebieten. Sie ist eine logische Folgerung de» Glauben«, daß man im Be sitze der ewigen Wahrheit sei. Wer immer aber überzeugt ist, daß die Wahrheit nicht entdeckt ist, sondern Tag für Tag entdeckt wird, daß sie da« flet« angestrebte und niemals vollkommen erreichte Ideal de» menschlichen Geiste» ist, daß e« für die Menschen die höchste Aufgabe und die größte Ehre ist, sic unablässig zu suchen, wenngleich sie verzweifeln müssen, sie jemals ganz zu besitzen, wer immer von dieser Leidenschaft für diese Forschung erfüllt ist, wird die Lehren, welche Hinsterben, zu ihren berühmten Erfindern sich vir- sammeln lassen und diesem Tode des Geistes, den mau un« anempfiehlt, die freie Entfaltung des Denken« vorziehen, mit ihren Zweifeln und Jrrthümern, aber auch mit ihrem Glauben an die Zukunft, ihrem gewaltigen Sweben, ihrer Größe und ihrem eben. Der Moniteur dagegen bewundert die päpstliche Encyclica und freut sich, daß der moderne» Philo sophie ein Ende gemacht und die Herstellung des mittelalterlichen Denken« befohlen ist. Er erblickt in der Philosophie de« Thoma» von Aqukn „die Fackel der Civilisatiou". Der Miuisterrath wird sich demnächst, wie bereit« mitgetheilt worden, mit der Frage der Einführung eine» nationalen Festtage» beschäftigen. Die Republique fran;aise erörtert heute eingehend diese Idee und gelangt zu folgendem Schluß: „Ern Datum drängt sich nach unserer Ansicht von selbst auf, ein glorreiche« und wirklich nationale» Datum, welche» be reit« seit langen Jahren von der republikanischen Partei gefeiert wurde. ES ist die» die Erinnerung an den großen Tag, an welchem Frankreich seine Wiedergeburt bekundet, an welchem e» zugleich seine Freiheit, seine Rechte errungen und seine Einheit, sein« socialen und politischen Grundsätze festgestellt hat, Al» nach un ser« Unglücksfällen die Republik unS noch streitig ge macht wurde, ist der 14. Juli (Jahrestag, der Er stürmung der Bastille) durch eine gewissermaßen ein stimmige Anerkennung zum Fest der Sammlung und Hoffnung, zum Sammelplatz der Parteien gewählt worden. Dieser Tag muß daher da» Fest der in Zukunft triumphirenden französischen Revolution sein trotz de« äußersten Widerstandes des klerikalen Geistes, das Fest der Revolution, welche in friedlicher Weise die Geister erobert und den Beitritt zu einer Demo kratie herbeigeführt hat, welche da- allgemeine Stimm recht al» Stützpunkt und die Republik als endgültige Regierungsform besitzt." Großbritannien. London, 14. Aug. Hr. William Russell, ein glaSgower Arbeiter, der sich al« ehemaliges enthu- schen Sprache hätte sagen können. Statt dessen hat sich Lieutenant Nordquist, der bei der sich bietenden Gelegenheit diesem Theile Sibiriens seine besondere Aufmerksamkeit widmen wird, mit Eifer und gutem Erfolge angelegen sein lassen, die Sprache der Ein geborenen zu erlernen, und ich habe außerdem einen Manu unserer Besatzung, Jonsen, mit der Bedingung von allen andern Arbeiten diSpensirt, daß er so viel al- irgendmöglich mit Tschuktschen verkehrt, um deren Sprache und Lebensgewohnheiten zu erlernen. Ich hoffe somit später ein ganz getreues Bild der Lebens art dieses Volkes geben zu können, und dürfte dies im Vereine mit den umfangreichen und vollständigen Sammlungen von Geräthen und Kleidungen von um so größerm Interesse sein, als sich die Tschuktschen theilweise noch der Stein- und Knochengeräthe bedie nen und dieses an dem ursprünglichen Hauptwege zwi schen der Alten und Neuen Welt ansässige Polk das unverkennbare Gepräge der Mongolen der Alten Welt und der Eskimos und Indianer der Neuen Welt trägt. (Fortsetzung folgt.) Da« Dresdner Journal schreibt unterm 15. Aug.: „Von einem heut« Bormittag 11 Uhr au» München ange- kommenen Reisenden wird un» die zuverlässige Mitthejlung, daß der gestern Abend 7 Uhr 5 Min. in München nach Hof qbgegangene Surierzug Nr. 3 heute Morgen in der fünften Stunde bei Oberkotzau — letzte Station vor Hof auf dairischer Strecke mit einem in Hof abgegangeneu Personenzug zusammengetroffen ist. E« herrschte starker Nebel: der Kurierzug hatte etwa« Berspätigung von Bam berg her erlitten, und soll der eine Führer, wie erzählt wurde, an einem Kreiiziing-punkte die Semaphore etwa» überfqhren und hierdurch die Katastrophe herbeigeführt haben.