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1526 wurde sein Dekil (Stellvertreter) — Murad gelangte wieder zur Vernunft, damit ist er wieder Padischah, und Abd-ul-Hamid muß die Stellvertretersckaft nieder legen. Solange er dies nicht thut, ist das OSmanen- reich ohne wirklichen Padischah, und Allah schaut mit MiSfallcn und Zorn auf alle herab, die den augen blicklichen rechtswidrigen Zustand dulden; denn im Koran steht: «Jeder Rechtgläubige ist verpflichtet, den Befehlen Gottes unter allen Umständen Geltung zu verschaffen», und »kein Gehorsam gebührt dem (er schaffenen) Wesen, das den Gesetzen Gottes den Ge horsam verweigert.» Dies ist der Gedankengang der Reden und Erörterungen, die jetzt wieder in den tür kischen Kreisen an der Tagesordnung sind, und der Gedankengang der Drohbriefe, die alltäglich auf ge heimnißvolle Weise im Palast und den Moscheen auf tauchen. Der kleine Theil der Bevölkerung, welcher nicht zu Gunsten Murad's gesinnt ist, spaltet sich nun in Anhänger der Prinzen Reschad und Nureddin, von welchen der erstere ein lasterhafter, beschränkter und eigensinniger Mensch ist, während Prinz Nureddin- Efendi als ein gutherziger, freundlicher und offener Charakter erscheint. Erziehung haben beide Prinzen eigentlich gar keine genoffen, und der Umfang ihrer Kenntnisse ist sehr gering. WaS Murad selbst betrifft, so hat mir eine hochstehende Persönlichkeit, welche durch ihr Amt jeden Tag mit dem Exsultan zusammengeführt wird, erst vor wenig Tagen versichert, der unglückliche ehemalige Herrscher der Türkei sei zwar geistig völlig gesund, aber aus Verzweiflung über sein Los dem Laster deS übermäßigen Trinkens verfallen und gänz lich unfähig, jemals wieder die Zügel der Regierung zu übernehmen. Diese Nachricht ist zuverlässig. Be- mcrkenSwerth ist übrigens, daß sämmtliche Prinzen des kaiserlichen Hauses (gegen die Abd-ul-Hamid sich bis- jetzt stets sehr gütig und freigebig benommen hat) seit einigen Wochen in ziemlich scharfer Aufsicht gehalten werden und in ihrem Verkehre mit dem Palast fern stehenden Persönlichkeiten sehr beschränkt worden sind. Einer meiner Bekannten, der mit einem der Prinzen in freundlichem Verhältnisse steht, hat eS seit Wochen nicht mehr fertig gebracht, bis zu dem letztern zu dringen, obwol er von demselben durch Adjutanten und Palastdiener mehrmals dringend eingeladen wor den war. So liegen die Verhältnisse in Stambul, und in diesen Verhältnissen liegt der Grund, weshalb die besten Ele mente der Bevölkerung, die gebildetsten und urtheils- fähigsten Leute mit dem Gange der Ereignisse, inS- und Boden hinein unzufrieden sind. «Was nützt uns», sagte mir dieser Tage ein hoher Ulema, «was nützt uns heute ein Ministerium deS Zuwartens, des La- virens, des Hinausschiebens? Wir müssen Entschei dung haben, unsere Lage verträgt keinen Aufschub. Entweder Midhat und mit ihm ein energischer Re formversuch, oder Mahmud-Nedim und mit ihm Auf- grhen in Rußland. Ein drittes ist nicht möglich. Ver suchen die Machthaber noch lange die jetzige Krisis durch Palliativmittel lange hinauszuschieben und zu verlängern, so haben sie es sich seinerzeit selbst zuzu schreiben, wenn der bis zum Zerspringen geheizte Kessel der öffentlichen Stimmung zerplatzt....» Der Mann, von dem ich hier rede, vielleicht in nächster Zeit der Scheikh-ul-Jslam, kennt die Bewegungen in Stambul beim vierten Schlage manifestirt sich der Schmerz in keuchend hervorgestoßenen Lauten: «O Gott! O Gott! schlagt mich auf die Schultern!» schreit er, den Schaum vor dem Munde. Calcraft nimmt keine Rücksicht dar auf und läßt die Katze mit größerer Wucht wie zu vor auf den Rücken des Unglücklichen herabfallen. Einen Augenblick scheint es, als ob Terry die Ma schine, welche ihn gefesselt hält, zerbrechen werde. «O Gott! O Gott!» heult er, «wie heiß ist mir! wie heiß! Habt Mitleid mit mir! Sie reißt mir den Körper entzwei! O! habt Mitleid! Wie will ich für euch beten! O Gott! Sie tödtet mich! Ach wie heiß!» Diese Tortur entreißt dem Opfer so herzzerreißende Laute, daß der Chirurg ein Zeichen gibt. Calcraft tritt zwei Schritte zurück. Der Mann der Kunst nähert sich dem Opfer, dessen Augen auS ihren Höhlungen heraustraten und das an allen Gliedern zittert, fühlt ihm den Puls, und zu Calcraft sich wendend, sagt er: «ES ist nicht die geringste Gefahr. Fort, fort!» Calcraft macht sich wieder an die Arbeit. Die Ruhe einiger Secunden hat seinem Arme Kraft und Wucht wiedergegeben. Die Katze schwirrt in der Luft und fällt nieder. Blutunterlaufene Stellen werden auf dem Rücken sichtbar. Jeder Schlag bringt einen blutigen Streifen. Schrecklicher Anblick! Das Gesicht de» Opfers ist entsetzlich verändert; von seinen Lippen fließt der Schaum herab, seine Augen füllen sich mit Blut, Terry zerfleischt die Faust und die Fußknöchel, indem er wahnsinnige Anstrengungen macht, sich loS- zureißen. Bald wirft er heulend den Kopf nach Hin te«, bald zerkratzt er sich die Stirn an dem aufrecht wie kaum ein zweiter. Möchten seine Worte an zu ständiger Stelle Beherzigung finden!" De»tscheS Reich. X Berlin, 15. Aug. Die Mittheilung deS Ber liner Börsen-Courier, daß man entschlossen sei, dem im Herbst zusammentretenden Reichstage eine Vorlage betreffend die Revision der Actiengesetzgebung zu gehen zu lassen, ist durchaus unrichtig. Abgesehen da von, daß keine Thatsachen vorliegen, welche eine Herbst session des Reichstages in Aussicht nehmen lassen, ist in Bezug auf die Vorlegung eines revidirten Actien- gesetzes kein Beschluß gefaßt. Es ist dieses Gesetz im Reichs-Justizamte allerdings in vorbereitender Arbeit begriffen, die Materie desselben bietet aber so umfang reiche Schwierigkeiten, daß zur Zeit die Arbeit sich noch in demjenigen Stadium befindet, in welchem sich noch keine bestimmte Angabe über die Fertigstellung der Arbeit machen läßt. — Folgendes Schreiben deS Reichskanzlers (in Ver tretung: gez. Hofmann) betreffend die Eisenbahn- Freifahrkarten der Reichstagsabgeordneten bringt der Präsident des Reichstages, Hr. v. Seyde witz, zur Kenntnißnahme der Mitglieder deS Reichs tages : Berlin, 12. Juli 1879. Au« der irrthümlichen Be- Nutzung ungültig gewordener Eisenbahn-Freifahrkarten von feiten einzelner Reichstagsabgeordneten sind den letztern mehrfach Unannehmlichkeiten erwachsen, welchen für die Zu kunft vorzubeugen sein wird. Dieser Zweck ist nur dadurch zu erreichen, daß jede ungültig gewordene Karle zur Ein ziehung gelangt. Nach bisherigem Brauch hat zwar bei Ersatzwahlen eine Einziehung der Karten durch Vermittelung der Landesregierungen stattgefuuden, dagegen sind die mit dem Abläufe einer Legislaturperiode ungültig gewordenen Karten den sämmtlichen Abgeordneten belassen worden. ES empfiehlt sich, das Verfahren einheitlich zu regeln, und zwar dürste mit der Einziehung in allen Fällen zweckmäßig das Bureau des Reichstages zu betrauen sein, da demselben die Adressen der Herren Abgeordneten stets am besten bekannt sind und die Abgeordneten ohnedies beim Erlöschen des Mandats in der Regel noch Verschiedene« mit dem Bureau zu ordnen haben. Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich ganz ergebeust zu ersuchen, im Falle de« geneigten Einver ständnisses da« Bureau gefälligst mit Weisung versehen, demselben auch aufgeben zu wollen, die bezüglichen Karten demnächst an das Bureau des Reichskanzleramts gelangen zu lassen. Außerdem dürste es sich empfehlen, den Mit gliedern de» Reichstages demnächst eine entsprechende Mit theilung zu machen. — In einer Polemik des Schwäbischen Merkur gegen die Provinzial-Correspondenz wird die Ausgabe des Stichwortes „Frelhunvet-«nd Schutzzoll" für die nächsten Wahlen scharf getadelt. DaS Blatt sagt: Noch peinlicher als diese vielleicht nur unvorsichtige Ver irrung der Provinzial-Correspondenz berührt in den ge mäßigten Kreisen das täglich unklarer schillernde Berhältniß der Regierung zur Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, die ja noch jüngst in der Lage war, eine historische Berichti gung über das zwischen dem Reichskanzler und Hrn. v. Ben nigsen während der letzten Krisis des Zolltarifs Borgegan gene oder vielmehr nicht Vorgegangene zu geben, für deren ständigen Mitarbeiter eine dem Reichskanzler „sehr nahe stehende" Persönlichkeit und die mit ihren täglichen Argo nautenfahrten nach neuen Revisionsobjecten tue Regierung, man weiß nicht, ob mehr bloßstellt oder in eine verhängniß volle Richtung hineindrängt. Klarer als irgendein anderer hat bei der Berathung des Socialistengesetzes Fürst Bis marck den Unterschied betont zwischen den socialdemokra tischen Umsturzbestrebungen, gegen welche die Repression des Gesetzes gerichtet sein solle, und den „ehrlichen Bestrebun gen nach Verbesserung des Loses der Arbeiter, die uns stehenden Balken, bald gräbt er die Zähne in den Balken ein. Calcraft dagegen ist immer noch ruhig und ernst, sein Arm hebt sich und sinkt herab mit der Regelmäßigkeit eines Pendels. Beim 20. Hiebe ist Terry im Paroxysmus der Verzweiflung. Sein Schmer zensschrei hat nichts Menschliches mehr. Seine Haut wird immer von neuem zerfleischt wie Papier, das zu viel Wasser cingesogen. Die Riemen der Katze ver wirren sich, und Calcraft muß ab und zu sie zwischen den Fingern hindurchziehen, um sie von dem ankleben den Blute zu befreien. Beim 25. Hiebe fühlt Terry nichts mehr oder fast nichts mehr. Calcraft dagegen scheint Geschmack an der Execution gefunden zu haben, erhebt nochmals die Hand, aber die Beamten rufen: «Genug!» Terry wird von der Maschine herabgenommen, als regungs lose Masse liegt er in den Armen der Wachen, die ihn in das Spital bringen. Die Maschine wird verschlossen. Calcraft reicht die Katze zurück — und der menschlichen Gerechtigkeit ist Genüge geschehen." Brief des Professors Nordenskjöld an »r OSkar Dickson. (Fortsetzung aus Nr. 190.) Um die Erdschichtenvertheilung am Schluß der Tertiärperiove zu erforschen, die Wirbelthiere kennen zu lernen, welche gleichzeitig mit dem ersten Auftreten des Menschen auf unserer Erdkugel existiren, um neue Beiträge zur Lösung der schwer zu beantwortenden Frage zu sammeln, wie es für die Stammväter der allen am Herzen liege", und bereu energische Aufnahme durch di« Regierung die positive Ergänzung der Repressiv- maßregeln bilden solle. Klingt es aber nun nicht wie Hohn auf diese» staatsmäunifche Programm, wenn jetzt der An- fang dieser socialen Reform mit der Rückkehr zu den Ehe schließungsbeschränkungen aus Furcht vor der Armenpflege gemacht werden soll? Soll sich der leitende Staatsmann von dieser mit der ganzen Zuversicht des „Nichts gelernt und nicht« vergessen" wieder auftretenden pseudoconserva- tiven Weisheit de» vorsorglichen Einknebelns aller lebendi gen Regungen „unterstützen" lassen, die, wenn keinen an dern, doch sicher den Erfolg haben werden, der in die Massen von allen Seiten in wildem Wettlauf hineingewor- fenen Gärung eine Nahrung zu geben, gegen welche zu letzt alle wohlmeinende Beruhigung sich hülflo» sieht? Auch wer heute noch, nicht in blinder Vertrauensseligkeit, sondern in nüchterner Schätzung der Personen und Thatsachen, an der Ueberzeugung festhält, daß die Regierung eine „Reactiou" nicht will, nicht wollen kann, weil mit der Summe de» seit 12 Jahren Geschaffenen die heutigen Träger der Regierung enger verwachsen sind, als sie vielleicht selbst glauben, auch der muß bei solchen Anzeichen ehrlich sagen, daß man unter geordnete Gehülfen in einer Weise mit der Reaction spie len läßt, die ähnliche Folgen droht, wie man auf der an dern Seite durch dar seit Jahr und Tag gedankenlos oder be rechnend angestimmtc ReactionSgeschrei heraufbeschworen hat. — Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung fährt fort, Propaganda für die Wiedereinführung der Prügel strafe zu machen. Sie wird in diesem Bestreben auch von anderer Seite unterstützt. So schreibt ihr ein hochgestellter Freund unter andern,: Man mag hinkommen, wohin man will, in die Schulen, zu Handwerkern, auf das Land, znm Militär, zu Richtern rc., ausnahmslos wird einem mit einem tiefen Seufzer ent gegengetragen: „die Prügelstrafe muß wieder eingeführt werden." Wir wollen deshalb auch Fälle aus der Praxis heraus anführen, welche beweisen, daß der Wunsch ein ge rechtfertigter ist. Wer hätte nicht schon von Lehrern, und wenn sie von der liberalsten Färbung sind, es anssprechen hören: „wenn ich den nichtsnutzigen Jungen doch nur ein mal recht durchwichsen könnte"; welcher Handwerker ward nicht durch die Frechheit eines Lehrjungen zu einer Maul schelle verleitet; kommt es auf dem Lande nicht ausnahms los vor, daß Bauer, Jnspector, Gutsherr bei Roheiten, z. B. beim Malträtiren des Viehes, die Strafe auf dem Fuße folgen lassen; kann ein Unteroffizier, welcher von der Dickfelligkeit und Malice eines Soldaten bis aufs Blut gepeinigt und geärgert wird, nicht gar zu leicht verleitet werden zu prügeln; gibt es dafür, daß ein frecher Vaga bund im Verhör dem Richter da« Tintenfaß an den Kopf wirft — eine Thatsache —, eine andere gerechte Strafe als eine tüchtige Tracht Prügel? Die vielen entsetzlichen Roheiten, nicht nur solche, welche man aus den Zeitungen erfährt, noch mehr diejenigen, welche man täglich zu sehen und zu hören bekommt, wodurch würden sie wol wirksamer curirt werden — durch gehörige Prügel, oder durch ein bis zwei Tage Gefängniß? Ein roher Giselle, der seinen Mitmen schen ohne alle und jede Veranlassung durch Messerstiche »der sonst irgendwie wochenlange körperliche Schmerzen zu- fügt, wird mit einigen Wochen Gefängniß bestraft, wo er neben der regelmäßigen Beschäftigung auch noch seinen Lebensunterhalt hat, während der Mishandelte Wochen- und monatelang arbeitsunfähig ist, die Familie während der Zeit mit der bittersten Noth zu kämpfen hat und höchsten« der Verwundete Aufnahme in einem Krankenhause findet. Wäre hier nicht eine tüchtige Prügelstrafe, wobei der Ver brecher auch empfindet, wie körperliche Schmerzen thun, wirksamer, in Verbindung mit der Freiheitsstrafe? Ist e« für einen Besitzer von Vieh eine Genugthuung, wenn der Knecht, welcher ein Pferd total zu Schanden geprügelt, wegen Beschädigung fremden EigenthumS nur mit acht Tagen Gefängniß bestraft wird? Mit Einem Worte, e» würde ein wahrer Segen sein, wenn die Prügelstrafe, so wie sie im Princip abgeschafft ist, auch im Princip wieder eingeführt würde. Wir wollen die Prügelstrafe einmal al« Erziehungsmittel bei der Jugend und sodann als Besserung«, mittel gegen den gemeingefährlichen Verbrecher angewendet wissen; nicht jeder Lehrer soll rücksichtslos den Stock schwingen indischen Elefanten möglich gewesen, in den Eisfeldern Sibiriens zu leben, um die Gewächse und Seethiere früherer geologischer Zeitperioden in diesen Gegenden kennen zu lernen und größere Kenntnisse über die Be schaffenheit deS sibirischen Eismeeres zu erlangen — eine Frage, welche nunmehr von wirklicher Bedeutung für die Schiffahrt zu werden scheint — muß eine ge naue Erforschung aller nördlich vom sibirischen Fest lande belegenen Inseln sobald als möglich vorge nommen werden. Nachdem nun die Vorurtheile, mit welchen diese Gewässer früher betrachtet, verscheucht worden sind, scheint eine von Jakutsk mit einem klei nern Dampfer ausgehende Expedition am sichersten zum Ziel zu führen und zwar dürfte der Dampfer Lena besonders dazu geeignet sein. Die geringe Tiefe desselben gestattet ein Befahren fast aller Punkte bis dicht an die Küste heran , das Boot ist leicht zu re gieren und bietet einem Sturme, wie sie in diesen Gewässern vorkommen, Trotz. Endlich aber gewähren die SchiffSwände aus Bessemer-Stahl einen so guten Schutz gegen Eis, wie man ihn von einem Schiff von so kleinen Dimensionen nur verlangen kann. Dasselbe zerfällt in drei wasserdichte Abtheilungen, sodaß eS im Fall eines Lecks nicht verloren gehen kann, und ist endlich mit besonder» Rosten und einer Dampfsäge versehen, für den Fall man sich genöthigt sehen sollte, Treibholz als Brennmaterial zu benutzen,. Die Straße zwischen den südlichsten der neusibi rischen Inseln und dem Festlandc ist nur 30' breit. Nach dem Festlande zu wird dieselbe von einer Land spitze begrenzt, die früher häufig da» Ziel der von der Lenamündung aus unternommenen Küstenfahrten