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Deutsche Mgeuieiue Zeitung s «»»weit »»d Recht, Freiheit >»d vesetz!» Freita-, 8. Aagast 1879. Znserate - swd «» di« »xprditt»« t» »» fto»«. Z»str«I„»,,»Utzk Lr. 183. sttpsig. Prei» »»N. »>»»«>»« «»m»-, »V«. telegraphische Depeschen. *chre»la«, 6. Aug. Die Breslauer Zeitung meldet au»Zabrze von gestern: „Auf der Ludwig«- Glü««-Gr»be sind «folge «indriugenden Wasser« 2 Bcr-leyt« todt, 1 schwer verletzt, 11 noch verschüttet." * Musche», 6. Aug. Der bairische Landtag wird voraussichtlich am S. Aug. vertagt. Die Wieder- einbsrttfuug desselben so am -9. Sept, erfolgen. — Der Eonservator der hiesigen Steruwarte, Professor vr. Lamout, ist heute Morgen gestorben. * wie«, H. Aug. Nach den bisherigen Disposi tionen wird der Kaiser Franz Joseph am v. Aug. um 4 Uhr morgen- von Äschl »Kreisen und bis zum 10. Aüg. mittags in Gastein verbleiben. «Wien, tz. Aug. Nach Meldungen der heutige« MorgebblLtter auS Prag gilt die Frage der Beschickung de» RoichSrathe« durch di« Czecheu al» gelöst. Ein bezüglicher Antrag auf Beschickung de« Reich«- rathsS soll einer demnächst einzuherufeuden Persamm lung ssimmtlicher czechischen RrichSrathS- und Land- tagSabgeordneten vorgelegt werdeu. Die Annahme desirlbeti wirb für unzweifelhaft erachtet. «Otirua, ü. Aug. Der König und die König!» sind voll hier nach Monza abgereist. Beim Abschiede sprachen dieselben sich dem Syndikus gegenüber sehr auerkemtend über de« ihnen zutheil grwvrdeueu glänzen den Smpfqyg au». *Loä»»n, 6. Apg. morgens. Nach einem dem hiesigen peruanischen Gesandten zugegangenen Tele gramm au« Panama vpm 4, Aug. ist die Stapt ÄqOiqUe abermals von der chilenischen Flytte bom- bardirt, aber nur wenig beschädigt worden. Pa« peruanische Kriegsschiff Huaöcai hat «in chilenische« Transportschiff, an dessen Bord sich ein Reiterregiment befand, sowie drei mit Kohlen und Kupfer befrachtete chil,lischt Fahrzeuge gekapert. .. wckUeÄerstWiz««^ Äl-.O.-erUn, 6. Aug. Die «Germania» zeigt gegeuübet den umlaufenden Gerüchten über die Ver ständigung Mit Rom große Zurückhaltung, um nicht zü sagen MiStrauen. Sie weiß über diese Vorgänge auch nicht viel mehr al« andere Leute, und e- geht daran« wol wieder hervor, daß dw Cürie die Führer de« CentrumS um ihren Rath und ihre Meinung bei den Verhandlungen nicht befragt. DaS maßgebende Blatt de« CentrumS thut auch nichts, um die Ver ständigung seinerseits zu fördern, im Gegentheil, e« hält der Augenblick für geeignet, um die ultramon- tauen Forderungen noch einmal in der ganzen alten Höhe zu erheben, sich nur dann für befriedigt zu er klären, wenn die Maigesetzgebung ihren, vollen Um fänge nach aufgehoben wird. Daß dieser unzeitige Eifer den Intentionen der Curie entspricht, möchten wir bezweifeln. Da« Centrum wird sich schwerlich der Illusion hingeben, mit so radicalen Forderungen durch- zudriugen. Den» e» scheint un« doch selbstverständlich, daß auf Grundlage der Abschaffung der gesummte» neuern kirchenpolitischen Gesetzgebung mit allen daselbst festgestellteu Grundsätzen auch bei der gegenwärtig«« Strömung der Zeit überhaupt nicht unterhandelt wer den kann. Di» Curie wird sich dann auch um die Borfechter de« deutschen UltramontaniSmu« in de« Parlamenten und der Press« «ol wenig kümmern. Sie wird dieselben, die Brrständigung mit der Re- gierung vorausgesetzt, mit der vollzogenen Thatsache ebenso überraschen wie di« übrige Welt, und da« „katho- lisch- Gewissen" wird sich dabei zn beruhigen haben. D«m Centrum ist die augenblickliche Situation offenbar nicht recht behaglich. E« ist s«it der Abwendung de« Reichskanzlers von der national-literalen Partei so sehr von den, Gefühl seiner Unentbehrlichkeit durch- drungrn, daß e« auf die gegenwärtige politische Con- stellation die weitgehendsten Plane und Hoffnungen gründen zu können glaubt, und fürchtet nun, in Rom möchte man die politische Position des Centrum« untcrschStzen und um einen zu niedrigen Prei« Frieden schließen. Wenn die Verständigung, wie e« den Anschein hat, nur auf einen sogenannten blväos vivencki, eine mil dere Handhabung der kirchenpolitischen Gesetze und die Aufhebung einzelner Bestimmungen, nicht aber eine Vereinbarung in den Grund- und Principienfragen hinauSläust, dann ist dir politische Existenz de« Cen- trumS schwer erschüttert, ohne daß doch sein eigent liches Ziel erreicht wäre. Hat die Curie einen wenn auch nur äußerlichen und provisorischen Frieden mit der preußischen Regierung geschloffen, so geht mit der ganzen politischen Stellung de« CentrumS eine so fundamentale Beränderung vor, diese Partei verliert so sehr den Boden und bis Berechtigung, daß sie mit der Zeit ebenso sicher verfchwindrn wird, wie sie vor dem Beginn de». Eulturkampfr« nicht bestanden hat. Jy vttstd. Erkenntnis wie un« schiME «Nv-V-N «qsq. niffe» durchaus nicht freien Gefühlen auf eine Ver ständigung, bei der es nicht hinzugezogen wird und deren Inhalt vielleicht dem nicht entspricht, was eS in seiner mächtigen Stellung branfpruchen zu können glaubt. Der Rücktritt -es Herrn von Bennigsen und die National-Zeitung. * Leipzig, 7. Aug. Die National-Zeitung schreibt unterm 5. Aug.: „Hr. v. Bennigsen tritt, wie wir mitzutheilen in den Stand gesetzt werden, morgen eine längere Reise nach der Schweiz an. Die Erwartung, daß er den von ihm gefaßten Entschluß, dessen authentische Fassung un« dahin vorliegt, «daß er ein Mandat zum »äch- steu Abgeordnetenhause nicht wieder annehmen und sich von der parlamentarischen Thätigkit zurückziehen werd«», noch de« nähern, etwa i» einer Zuschrift an seinen bis herigen Wahlkreis, erläutern werde, ist nicht in Er füllung gegangen, und selbst die thatsächliche Frage, wie er «S mit seinem ReichStagSmandat zu halten ge sonnen sei, läßt noch Zweifel« Rau«. Wir sind also leider gezwungen, die nicht mehr aufzuschirhendru Be trachtungen, dir wir an . diese« Ereigniß zu knüpfe» habe», auf ein «och unvollständiges Matrrial zu gründe«. Wir stillen zunächst historisch fest, daß der Reichs kanzler mit Hrn. v. Bennigsen in Unterhandlung ge treten war wegen einer Verständigung auf Grund de« von dem letzter» ausgestellten BermittelungSprogramm«, der Reichskanzler plötzlich dies« Verhandlungen falle» ließ und mit dem Centrum abschloß, und daß »eiter infolge dessen Hr. v. Bennigsen bei der großen Schluß- abfiiwmung an der Spitz« der Opposition erschien, Au« dem jetzigen Entschlusse de- national-liberale» Führer« entnehmrn wir, daß er w«d«r geneigt ist, an die Spitz« einer principiellen Opposition zu treteu, noch die Möglichkeit gegeben «rächtet, dir vermittelnde Politik w«iter zu führen, deren vornehmster Träger er bisjetzt gewesen ist. Hr. v. Bennigsen vermißt un zweifelhaft die Vorbedingungen ein«, seiner Stellung eutsprechrndeu parlamentarischen Wirksamkeit in der gegenwärtigen Situation. Wie weit die Art mitwirkt, m welcher von der Regierung nah« stehender Seite der welfische» Agitation im Wahlkampfe Mit den National- Liberalen Begünstigung zutheil wird, lasse» wir dahin- gestillt. Das deutsche politische Leben geht heut« weniger al« je im Parlamentarismus auf, der durch die un glaublichsten Coalitionen und Jnteressengruppirungen heruntergewürdigt wird. Als Politiker dankt Hr. v. Ben nigsen nicht ab. Er wird als einer der erste» Führer einer großen politischen Partei außerhalb d«S Parla ment« emcy machtvollen Einfluß auSjuüben fortfahren, d«r möglicherweise den.übersteigt, welchen ihm in dep verworrnen Derhättnjssttl de« Augenblicks km DM- ment selbst auSzuüben gestattet wäre. Den geeigneten Augenblick, wieder in da» Parlament einzutreten, wird Hr. v. Bennigsen selbst zu bestimmen haben. .Wir haben keine Abdankung vor uns, sondern eine beson dere faktische Aufstellung. Hrn. v. Bennigsen ist eine groß« politische Zukunft unter allen Umständen noch Vorbehalten. Der Entschluß des Hrn. v. Bennigsen, auS dem parlamentarischen Leben auszuscheideu, tritt unabweis- ljcherweise in Parallele mit dem Entschluß des Hrn. v. Forckenbeck, die Präsidentschaft des Reichstage« niederzulegen. Wir werden Veranlassung nehmen, auf diese Parallele ausführlicher zurückzukommen. Die selben innern und äußern Unmöglichkeiten, welche die Rücktritte von Falk, Friedenthal, Hobrecht bestimmten, haben nach einander die Präsidenten des Reichstages Vom Kaiser in Gastein. i Der Neuen Freien Presse geht folgende Mitthei- lung au« Gastein zu: „DaS Interesse der Curgäste concentrirt sich ge genwärtig auf den bevorstehenden Besuch deS Kaisers Franz Joseph bei dem Kaiser Wilhelm. Man er wartet erster» am 10. Aug.; letzterer wird am 12. Ang. seine Cür beendigt haben und an diesem Tage Ga- stein verlassen. Für den Empfang deS Kaisers Franz Joseph werden bereits die entsprechenden Vorbereitun gen getroffen. Am 1. Aug. ward mit der Errich tung von zwei Triumphbogen begonnen, von denen der eine bei König Otto'S Höhe, der andere bei der Villa Meran aufgestellt wird; fleißige Hände sind mit dem Binden von Kränzen und Reifiggutrlanden be schäftigt, da sowol die Einwohner als die Badegäste des reizenden Curortes dem hohen Gaste einen solen nen Empfang berejten wollen. Wie verlautet, beab sichtigt Kaiser Franz Joseph, sich von hier nach Te gernsee zu begeben, um dort im Familienkreise seinen Geburtstag zu feiern. Sollte Kaiser Wilhelm darauf bestehen, seinem kaiserlichen Neffen in Ischl einen Ge genbesuch zu machen, so wird in dem Reiseplane deS letztem wol eine Aenderung eintreten. Inzwischen macht die Cur des Deutschen Kaisers die erfreulichsten Fortschritte, sein Befinden hat sich wesentlich gebessert, und die Heilkraft der hiesigen Thermen wie der Genuß der wunderbar würzigen Alpcnlüst übt auf den greisen Fürsten die günstigste Wirkung. Freilich, die imponirend stramme Haltung, der elastische Schritt und der heitere, lebensfrohe Ge- flchtSausdruck, den man noch vor zwei Jahren am Kaiser Wilhelm wahmehmcn konnte, sind verschwun den. Die Veränderungen, welche die Erlebnisse der letzten Zeit in ihm hervorgerufen, die körperlichen und geistigen Erschütterungen, welche in dem Organismus des alten Herm eingetreten, sind deutlich wahrnehm bar. Länger al« in frühem Jahren hat der Kaiser bei seiner Ankunft sich vor dem Badeschloffe aufge halten, und mehr Personen wurden der kaiserlichen Ansprache gewürdigt als ehedem. Der Grund lag darin, daß der Kaiser Zeit gewinnen wollte, um die Stufen, welche vom Straubmgerplatz in« Badeschloß führen, langsam hinanzusteigen. Seitdem macht der Kaiser, wie früher, täglich seine zweimaligen Ausflüge: vormittags zu Fuß auf dem «Kaiserwege», der, fast ganz eben, dreiviertel Stunden weit bis inS Kötschach- thal führt; nachmittags zu Wagen nach Böckstein. Bei seinem Morgenspaziergange wird dem Kaiser jedes mal ein Rollwägelchen nachgefahrrn, da er infolge der von einem Fall herrührenden Verletzung am Knie noch ein wenig hinkt und nicht im Stande ist, beim Rück wege die von Gruber'S Miethhause bis zum Bade- fchloffe steil ansteigende Strecke zu Fuß zurückzulegen. Drei Diener schieben den Rollwagen die Bergstraße hinan, während die Adjutanten Graf Lehndorff oder Hr. v. Lindequist neben dem kleinen Gefährt einher gehen. Man erzählt sich hier die heitersten Geschichten von den Manövern, die manche Leute anwenden, die Auf merksamkeit de« Kaiser« auf sich zu lenken, einen Son nenblick der Gnade zu empfangen oder gar einer An sprache gewürdigt zu werden. Eine Dame, welche durch das Jahr 1886 Untorthanin d«S Deutsch« Kai ser» geworden ist, sucht ihren Patriotismus dadurch iu Helles Licht zu setzen, daß sie alle Bäder besucht, in denen der Kaiser jeweilig zu Curzwecken weilt. Ein witziger Herr auS der Umgebung Sr. Maj. hat be merkt, die Dame verdiene in die Armee eingereiht, zu werden, und zwar in das Regiment der «Kaiserjäger». Einem violjährigem Herkommen gemäß speist der.Kai- ser mit seiner Suite bei seinem jeweiligen Aufenthalte in Gastein zweimal außer dem Hause: einmal im Schweizerhaust auf dem Wege nach Hof-Gastein und einmal in dem von Schnrebergen umsäumten, herrlich gelegenen Böckstein. Am 31. Juli nahm der'Kaif r am erstem Orte da« Diner ein, am 1. Aug. am letz ter«. An solchen Tagen fährt morgens ein Hofküchen wagen mit dem für die kaiserliche Tafel bestimmt«« Proviant an d«n betreffenden Ort, wo das Diner zu-- bereitet wird, während ein anderer Wagen den Flaschen keller nachsührt. Daß die Wirthe, trotzdem sie nicht viel mehr al« die Küche und das Brennmaterial k«i- zustellen haben, dabei nicht zu kurz kommen, braucht wol nicht besonders hervorgehoben zu werden." Berliner Briefe. L Lerlin, im Juli. Wenn man in den berliner Zeitungen liest, daß die berliner Gewerbeausstellung bereits von 360000 zahlenden Menschen besucht wor den ist, so kann man auf solche Ziffer wol stolz sein. DaS im vorigen Jahre von Wackern Männern ge plante Unternehmen wurde damals mit ungläubigem Kopfschütteln aufgenommen, man hatte außerhalb der