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1393 im Larola-Theater unwiderruflich zum allerletzten male Seine Königreich Sachse«. ! Scene gegangen, bot den trefflichen Hamburgern Gelegen- ! heit genug, noch einmal Zeugniß ihrer vorzüglichen Kunst, sowol im Einzel- Wit auch im Gesammtspiel, abzulegen. So der durch Hrn. Hungar charakteristisch und lebenswahr auS der Umgebung des Sultans verlange. ProscriptionSliste umfasse gegen 40 Personen. — Im Anschluß an das Telegramm au» Konstan tinopel, nach welchem die Forderungen Khereddin» Pasch a's angenommen und die CabiyetSkrisi« somit beendet sei, entnehmen wir der «Presse», daß Khereddin» Pascha nunmehr die Absetzung der Minister Osman-, Said-, SawaS- und Kadri-Pascha, die Entfernung des ersten SecretärS des Sultan», Riza-Bei, der drei ersten Kämmerer, de» ersten und zweiten Chef« der schwarzen Eunuchen und mehrerer anderer Personen durchgefjthrt« Oberst v. Rembach, des hinlänglich bekannten und gewürdigten Veilchenfresser« selbst nicht zu gedenken, der von Hrn. Mittest mit einer Fülle interessanter Züge, die auf die schärfste Beobachtung schließen lassen, dabei voll und ganz aus dem Leben gegriffen, wiedergegeben wird und so ein Lebensbild darstellt, da« die Charakteristik de« Dich ter« weit hinter sich läßt. Sehr gut füllte auch Frl. Rossi die Rolle der Frau v. Wildrnheim au«, der Rose, die bei der geringsten Attake de« Schmetterlings entweder ihren Kelch schließt oder die Dornen herauskehrt. Frl. Horn al« Valeska, Hr. Jensen al« schüchterner Referendar, Frau Größer als Frau v. Berndt, — wozu sollen wir die be kannte Vorzüglichkeit der betreffenden Künstler noch beson ders hervorheben, da doch jeder, der die Genannten in ent sprechenden Rollen gesehen hat, wissen muß, welchen Beifall sie sich auch diesmal erwarben. Wie bei dem trefflichen von Koblenz kommend, auf dem hiesigen Magdeburger- Bahnhöfe ein und fuhr 9 Uhr 20 Min. nach Dres den weiter. — Die hiesig« KunstgewerbeauSstel- lung zeigte am gestrigen Tage einen Besuch von 4500 Personen; es war somit lm Verhältnisse zu den vorhergehenden Sonntagen eine Abnahme in der Zahl der Besucher bemerkbar. * Leipzig, 28. Juli. Vorgestern Nachmittag 4 Uhr waren die ordentlichen und außerordentlichen Profes soren der Universität zahlreich versammelt, um eine doppelte Wahl zu vollziehen. Die erste, die Wahl eine- Rector» der Universität für da» neue aka demische Jahr (vom 3 k. Oct. an) ging rasch und glatt vor sich: von 60 abgegebenen Stimmen erhielt sogleich im ersten Wahlgange Professor vr. Lange 34, war somit gewählt. Die gegnerischen Stimme» hatten sich zumeist auf Professor vr. Zarncke, welcher deren 20 erhielt, conceutrirt, zum Theil auch zersplit tert. Viel schwieriger war da- Geschäft bei der nun folgenden Wahl eine» Vertreter» der Universität in der I. Kammer auf dem zum Winter bevorstehenden Landtage. Der bisherige Vertreter, Professor vr. Overbeck, hatte eine Wiederwahl im voraus entschie den verbeten. Gleiche Ablehnungen erfolgten sowol seitens der Herren Geh. Hofrath Professor vr. Osterloh und Professor vr. Zarrzcke, welche nacheinander beide rite gewählt waren, al« auch seitens der Herren Pro fessoren vr. Kuntze und vr. Fricker, welche in einem unentschieden gebliebenen Wahlgange beide die höchste Stimmenzahl erlangt hatten. Auch von dem sodann mit absoluter Mehrheit gewählten, in der Versamm lung nicht anwesenden Geh. Justizrath vr. A. Schmidt ist e«, wie wir vernehmen, mehr als ungewiß, ob er sich zur Annahme der Wahl entschließt. Es ist eben für einen akademischen Lehrer mit zu viel Opfern, persönlichen und Opfer» für de» von ihm vertretenen Wissenszweig, verbunden, wenn er feiner Berufsthätig- keit auf ein Halbjahr entsagen soll, wie er doch fast nothwendig muß, sobald er in die Kammer cintritt. "" Leipzig, 28. Juli. Se. Maj. der König hat dem von der Regierung der Vereinigten Staaten zum Cousul für Leipzig an Stelle des Hrn. John L. Steuart ernannten James E. Montgomery das Exequatur ertheilt. ""Leipzig, 28. Juli. Das Organ der hiesigen Fortschrittspartei, die Leipziger VolkS-Zeitung, hat ihren Redacteur gewechselt. Hr. Arnold Perl», der mehrjährige seitherige Redacteur dieses Blatte», hat sein Amt niedergelegt und an seine Stelle ist Hr. HanS Paulus getreten. UebrigenS protestirt die Leip ziger VolkS-Zeitung gegen die Unterstellung der Ber liner Bürger-Zeitung, als ob die Leipziger VolkS- Zeitung und ihr Anhang „eine Vereinigung des linken (demokratischen) Flügels der Deutschen Fortschrittspartei mit der Svcialdemokratie auf einem rein politischen Programm, unter völliger Beiseitelassung der wirth- schaftlichen Fragen"", anstrebe. Daß einzelne ehemalige Socialdemvkraten daS Programm der leipziger Fort schrittspartei annähnien und auf Grund desselben innerhalb des Rahmens der bestehenden Gesetze wirk ten, das allerdings sei denkbar. — Der Dresdner Anzeiger berichtet aus Dresden: „Die zu dem am 15. und 16. Sept, hier stattfindenden Congreß städtischer Hausbesitzervereine (resp. Hausbesitzer) Deutschlands vorläufig festgesetzte Tages ordnung umfaßt: DiScussion über die Mittel zur Hebung des GrundcreditS, DiScussion über die Ent lastung des städtischen Grundbesitzes, DiScussion über die Abänderung der den Grundbesitz betreffenden Gesetze (Hypothekenordnung, SubhastationSverfahren, Miethgesetze rc), eventuell Beschlußfassung über hierauf bezügliche Anträge."' D Leipn», 28. Juli. Heute sind wir leider in der Lage, über da» Ensemblegastspiel des Hamburger Thalia-Theater« 9 Leipzig, 28. Juli. Heute Vormittag 8'/, Uhr „ traf Sr. königl. Hoh, Priuz Georg uebst Familie, Ensemble der Hamburger nicht anders zu erwarten, wäre» Sprache ist die eines Besessenen.» Die Link« brach in stürmischen Beifall au», und >gla van Schoor auf seinen Platz zurückgekehrt war, ergriff der Minister» Präsident Frere-Orban da» Wort, um in strengem Tone die von den beiden klerikalen Senatoren behaup teten Thatsachen als unwahr und gehässig übertrieben zu bezeichnen. Allmählich beruhigte sich die durch die sen Vorfall sehr erregte Versammlung und beschäftigte sich dann mit den Vorlagen der Tagesordnung. — In der Repräseutanteukammer ergriff heute zu nächst der Justizminister Bara da» Wort, um auf «die Schmähungen von draußen», di» giftigen Anklagen der klerikalen Presse zu antworten und seine Stellung zu dem Einschreiten de» Gerichts gegen van Hamme und Genossen darzulegen. Das Parket sei seit 1847 ver- pfiichtet, wenn e« in einer politischen Sache eiuzu schreiten habe, der Regierung davon Anzeige zu machen. Dies habe eS in diesem Falle gethan und er, der Justizmiuister, habe dem Generalprocurator darauf ge- sqgt, «S stände dem nichts im Wege, daß eine gericht liche Untersuchung eingeleitet würde. Zunächst sei nur von van Hamme die Rede gewesen, aber das Parket habe ganz freie Hand gehabt, die Untersuchung auSzu- dehnen. Er, der Minister, habe erst am andern Tage erfahren , daß auch der Frater Nicolai im Jesuiten- colleg als verdächtig verhaftet worden sei. Daß er dazu besondern Befehl gegeben, wie behauptet worden, sei einfach gelogen; daS Gericht handle nach Amts pflicht und Gewissen." Türkei. Der Natioual-Zeitung geht von ihrem Special- correfpondenteu in Konstantinopel Folgendes un ter« 22. Juli zu: Es ist von einer Art von Ultimatum die Rede, welches England und Frankreich in der ägyptischen Angelegenheit und zwar im besondern bezüglich de« In- vestiturferman« der Pforte gestellt hätten. Wie man weiß, drangen die beiden Mächte auf eine schleunig« Erledigung dieser Frage. Wenn ich nicht irre, wurde bereits am Sonnabend (19. Juli), nachdem früher di« Forderung ge- strllt worden war, daß der Ferman den Botschaftern Englands und Frankreich« zur vorherigen Einsichtnahme mitgetheilt werden solle, ein andere« Verlangen vorgebracht, wonach diese Sache binnen drei Tage ihre Erledigung finden solle. E« ist nicht undenkbar, daß zwischen der Ministcrkrist» und dieser heikel» Angelegenheit ein inniger Zusammenhang be- strhe. Die erwähnten angeblich identischen Noten gingen dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten am Sonn abend zu. Unmittelbar darauf trat da« Labinet zum Eon seil zusammen. Dasselbe war noch versammelt, als sich Karatheodory-Pascha mit dem Ersuche» zu d»n beiden Bot schaftern begab, einen Aufschub zu bewilligen, da bei der außerordentlichen Schwierigkeit der Jnvestttursrage eine so rasche Erledigung unmöglich sei. Diese Meldung des Specialcorrespondenten der Natioual-Zeitung in Konstantinopel wird durch die Politische Correfpondenz bestätigt, welcher aus Paris folgende Nachrichten zugehen: Die französische» Diplomaten beschäftigen sich in diesem Moment fast ausschließlich mit der ägyptischen und griechi- scheu Frage- Die unsichere Lage de« türkischen Ministerium« läßt nichts zur Entscheidung kommen, und das türkische Berschleppungssystem findet in Konstantinopel eine ausge dehnt« Anwendung. Di« Westmächte haben endlich die Ge duld verloren und in ihren jüngsten identischen Noten die Pforte für alle Eonsequenzen ihrer dilatorischen Politik verant wortlich erklärt. Die französisch-englische Note war drängend genug, um den Minister des Aeußern Karatheodory-Pascha einigermaßen besorgt zu machen; denn schließlich ließ er sich herbei, den ägyptischen Jnvestiturfermau den Westmächten mitzutheilen. Dieser Ferman hat übrigen» noch nicht seine definitive Redaktion erhalten, und e» dauern die Verhand lungen fort, um für Tewfik-Pascha eine selbständigere Stellung zu erlangen; denn sicherlich braucht derselbe grö ßere Autorität, al« sein Vater besessen, um rigorose, finan- zielte und administrative Maßregeln durchführen zu können. Man hat behauptet, daß die Westmächte gegen die Aufhebung gewisser Privilegien de« Khedive keine Einwendung erheben. Da« Richtigere ist, daß dir Westmächte die Rechte des Sul tan« im Prineip anerkannt haben. In Wirklichkeit aber per) nicht denken, daß die Regierung wünsche, «och einmal mit dem gegenwärtige» Parlament zusammen- zukommeu. Freilich habe sic darin eine starke Mehr heit. Diese habe aber nur dazu gedient, um jeden Anlauf zur Opposition zu unterdrücken, und da« sei hfioe richtige Verwendung einer Mehrheit. Ein« solche sei nur dann von wahrem Rutzen, wenn sie von Män nern gelenkt werde, die auf den Namen von Staats männern Anspruch hätten. Sicherlich habe das Par- tament sich unter der Leitung der gegenwärtigen Re gierung nicht al» ei» sehr nützliche» Mittel zur För derung der heimische» Gesetzgebung erwiesen. Nun frage «S sich, auf tvelche Leistungen hin die Regierung die Berufung an da» Land vornehmen könne. Sicher lich nicht auf Grund gesetzgeberischer Ersätze noch auch auf Gruud wohl erwogener und deutlich festgestellter Grundsätze für zukünftige gesetzgeberische Bemühungen. Man kenne kaum auf irgendeinem Gebiete die wahren Aysichten der Regierung. Zum Schluffe rechtfertigt der Redner dann seine Haltung bezüglich der Prügel strafe. Er habe sie auf Erklärung von Sachverstän digen für nothwendig zur Aufrechthaltung der Man neszucht im Heere gehalten und deshalb früher für ihre Beibehaltung gestimmt. Erst als die Minister im Unterhaus« sich derart ausgesprochen, daß jeder unparteiisch Urthrilende habe glauben müssen, daß sie die Prügelstrafe abschaffen wollten, habe er ftincrseitS die Abschaffung befürwortet. Inzwischen seien die Minister durch eiurn Theil ihrer Partei zu einer Aen- deruyg ihres Entschlusses gedrängt worden. Auf die Regierung also und nicht auf die Führerschaft der Liberale» falle der Vorwurf de» Schwankens. Die World schreibt: „GrafBeust wünscht wirk lich zurückzulreteu. Als er London verließ, sagte der Kaiser zu Audräffy: «Geben Sie ihm eine Sinecure!» «Sire», erwiderte Andrässy, «ich bin glücklich, Sie be nachrichtigen zu können, daß eS jetzt keine Sinecuren in Oesterreich gibt. Graf Beust verdient seine wohl- «rworbeue Ruhe.» Der Kaiser hatte indeß Hrn. v. Beust «inst da» Verspreche« gegeben, daß er stets Anspruch auf einen diplomatischen Posten ersten Ranges haben solle. DaS brachte ihn nach Paris; aber der hochbe tagte Staatsmann leidet an Augenschwäche und muß die praktische Leitung der Botschaftsgeschäfte dem Grafen -Kuefstein überlassen. Jntriguen sowie misliche Ge sundheit dürften den altmodischen Diplomatm bald Dom politischen Horizont verschwinden lassen." Dem Griechischen Ausschuß ist aus Janina Dom 22. Juli folgendes Telegramm eines dortigen -englischen Einwohner« zugegangen: Hier herrscht starker Glaube an Krieg. Alle musel manischen Notabel» (Thiess) sind nach Agrafa zu einer Zu- sammenkunft mit dem commandirenden General geladen worden. Der Erzbischof stellt amtlich in Abrede, daß er da« in d«r Depesche des englischen Gesandten zu Athen vom 27. Mai erwähnte Schriftstück unterzeichnet habe. In dieser Depesche hatte Mr. Corbett dem Marquis vf Salishuxy berichtet, zwei Epiroten Namen« Mela« und Basilio und ein Grieche Namens Skoulondi seien voy einer Anzahl von Bewohnern Janina» und der Umgegend beauftragt wordm, sich »ach Konstantinopel zu begeben, um der, wie damals erwartet wurde, dort zusammentrctenden Confereyz von Botschaftern an» Herz zu legen, daß Janina in da» an Griechenland abzutretende Gebiet eingeschlossen werde; die ihnen auf den Weg gegebenen Weisungen seien von den an gesehensten Einwohnern, namentlich von den meisten Geistlichen und dem Erzbischof, unterzeichnet worden. Belgien. Au» Brüssel vom 24. Juli wird der Kölnischen Zeitung geschrieben: „Im Senat verlas der Vice- präsident Baron dAnethan da» ihm vom Fürsten v. Ligne zugegangene Schreiben, in welchem der bis herige Präsident erklärt, seinen Abschied nicht wiker- rufen zu können, und so schwer ihm auch die Tren- nung von den lieben College« falle, zurücktreten zu Müssen. «Unabhängig von den Gründen des Alters und der Gesundheit, die mich bestimmen, auf meinem Entschlusse zu beharren, gibt e« noch einen Grund, den Sie gewiß verstehen werden; mein Rücktritt ist «in Act politischer Aufrichtigkeit.» Aus diesem in dem Schreiben enthaltenen Satze nahm der Senator de Limburg-Stirum Veranlassung, an die Auftritte zu er» inner», welche, nach Angabe der klerikalen Matter, a» dem Tage stattgesunden hätten, wo da» Schulgesetz vom Senat genehmigt worden sei, trotz de» Wider spruches de« Präsidenten Fürsten v. Ligne. Letzterer sei dabei schmählich beleidigt und die Minister von zügellosen Banden mit Jubel begrüßt worden. Se nator de Coninck wollte den Vorredner noch überbieten und sagte, in Brüssel stehe die Erneute in hohen Ehren. Da rief mit zorniger Stimme der Senator für Müffel, van Schoor: «Das spricht «in Besessener, im Namen der Bevölkerung Brüssel» protestire ich gegen diese schändlichen Worte.» Al» de Coninck darauf schrie: «Da« soll Ihnen theuer zu stehen kommen», ging van Schoor direct auf ihn zu, blieb zwei Schritte vor ihm stehen und sagte mit bebender Stimme: «Ich habe gesagt: ein Besessener, ich bleibe dabei, Ihre verlangt Frankreich die Wiederherstellung der Ismail-Pascha gewährten Prärogative. In dieser Beziehung herrscht voll ständige« Einvernehmen zwischen dem französischen Cabinet, —> >--7 »—» dem Eabinrt von Saint-J-me« und Lewfik-Pascha. Letz- ! Bericht zu erstatten. Dw gestrige Aufführung de« „Verlchen- terer wird um so geneigter sein, die ihm von Pari, und sresser" war, wie die Aufführung der „relegirten Stuben- London »ukommenden Rathschläge zu befolgen, je mehr Pri- ten" am Sonnabend, nur ein« von Hrn. Direktor Maurice vilegieu er durch di« Schutzmächte «rzielt. D«r französische freuudlichsterweise gestattete Zugabe. St« fand al» aller- Botschafter in Konstantinopel Mr. Fournier erhielt auch die letzte Vorstellung selbstverständlich vor ausverkauftem Hanse Weisung, vor allen für den Bicekönig da» Recht zum Ab- I statt. Der „Veilchenfreffer", aus dessen Aufführung bereit» schluffe von Handel,Verträgen mit den Mächten zu erlangen, ! seit lange die vielen Verehrer des Hrn. Mitte« gewartet und die« bildet den wesentlichsten Punkt. Ueberdie» soll die hatten und der auch wol nur dieseS^Künstler« wegen in direct« Thronfolgeordnung beibehalten werden.