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Nr. 174. Lrip)1g. »rjchciat -utrrSovxi-,^ Ullich. Prn» 'M- »»M. z« ««»wk. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Fesch!» DieuStig, L9. Juli 187S. Zastrale Pud «» di« EkP«diti»o t» ketpti, »» sc»»«». für »t« e»«llcs»cile w W, »»t«i Ei»«es»»»« »o Ps. R«chah»«me»t- für die Monate August und September werden von -Sen Postämtern des Deutschen Reiches und der Oesterreichisch-Ungarischen N»u»rchie sowie siir Leipzig non der Expedittou der Deutschen Allgemeine« Setting in Leipzig (Querstraße Nr. 29) zinn Preise von 5 Mark onaenonunen. Bon auswärts können NachabouuementS fiir liefe Zeit auch direkt bet der Expedition erfolgen zum Preise von 6 Mark und ist dieser Netto, futnro einzpfchilken, woraus die Zusrndun- jeder Nuutwet unter ftantirte» Srenzband geschieht. Telegraphische Depeschen. oDosttin, 27. Luti nachmittags. Se. Maj. der Kaiser hat gestern und heute gebadet und darauf bei heiterm Wetter eine» Spaziergang und später «io« Ausfahrt gemacht. Heute wohnt« Se. Maj. dem Gottesdienste in der evangelischen Kapelle bei, welcher von dem Hofprediger Frommel auS Berlin abgehalten wurde. DaS Befinden des Kaisers ist ein vortreffliche». Essen, 27. Juli. Da« hiesige Stadtverordneten- collegium hat dem Reichskanzler Fürsten Bismarck einstimmig das Ehrenbürgerre ch t verliehcn. («Post».) wie-, 27. Juli. In Budapest ist daö Gerücht ver breitet!, der StaatSsecretLr Graf Zichy, gegen wel chen- bekanntlich verschiedene Anklagen erhoben sind, habe einen zweimonatlichen Urlaub nachgesucht. — Morgen begiünen die Russen die Linie Jamboli- Ienisagra zu raumen.— Di« Montagö-Revpe bringt ein«» Artikel über die innere Situation, worin die Zudringlichkeit der feudalen Czech rn zurückgewiesrn wird. Das genannte Blatt sagt, e« kaUn kein Cabi- net Taäffe geben, in dem nicht da« deutsch« Element und deutsche Ideen einen maßgebenden Einfluß auS- üben werden. («Post».) * Innsbruck, 27. Juli mittags. Bon der hiesigen evangelischen Gemeinde ist heute die feierliche Legung de« Grundsteins zu der ersten protestantischen Kirche in Tirol vollzogen worden. Nom, 27. Juli. Der soeben erschienen« klerikale Courrier d'Jtalw, bekanntlich eine Wochenschrift, beant wortet energisch da« DLmenü der Norddeutschen All gemeinen Zeitung über di« Reise Masel la'S nach KissMge», erklärt die Informationen deö Deutsche« MontagS-BlattrS darüber für durchaus zutreffmv und versichert neuerdings, daß der BefehlfÜr' Muftllä, nach Kisstngen zu gehen, biSjetzt nicht widerrufen wor den sei. (Bgl. unter Baiern.) (D. M.-Bl.) Paris, 26. Juli. Nachrichten auS London zu folge hat die Kaiserin Eugenie ein Schreib«» an die Königin von England gerichtet und darin die Bitte ausgesprochen, gegen den Lieutenant Carey kerne Strafe vollziehen zu lassen. («Post».) * Paris, 26. Juli abends. Der belgische Fitranz- mann Philip pari ist auch bei der zweitinstanzlichen Verhandlung de«, gegen ihn geführten Procefses frei gesprochen worden. pari«, 27. Juli. Die Nipublique franeaise schreibt: „Pariser Correspondenzen, deren Ursprung bekannt (An spielung auf dje journalistische Thätigkeit des Sohnes von JkleS Sinton in der JndLpcndance beige als deren erster pariser Correspondent), stellen die Minister W ad- Ein yruer Abstimmungsapparat. Uebcr «inen solchen, welchen d«r wiener Ingenien« Mayrhofer erfunden, meldet die «Presse»: Wenn der Mayrhofer'sche Abstimmungsapparat im Sitzungssaal« irgendeiner parlamentarischen Körperschaft angebracht ist, wird seine Einrichtung und Function dir folgende sein: Jede« Mitglied de« Hauses hat auf! dem Alte feine« Sitzes zwei verschließbare Taster, den rechten für Ja, den linken für Nein. Mit jedem dieser Taster correspondirt eine mit Sümmkugeln im der Größe von Billardbällen gefüllte, geneigte Röhre; also so viele Taster, so viel« Röhren, und doppelt so viele Taster als stimmberechtigte Mitglieder. Die bei den Röhrensysteme, das eine mit den Ja«, das andere mit deü Neiu-Kugeln sind in irgendeinem Nebettlocale untergebracht, man sieht sie gar nicht. Di« Kraft, welche den ganzen Mechanismus in Bewegung setzte ist, wie bei den pneumatischen Uhren, comprimirte Lust, die an« einem ebenfalls durch sinnreiche, automatisch wirkende Apparate gefüllten und voll erhaltenen Re servoir bei Oeffnung von Ventilen in die Röhren strömt und dort wirkt. Ein leiser Fingerdruck auf einen Taster läßt die comprimirte Luft au« dem Re servoir der zu dem Taster gehörigen Stimmkugelröhre zuströmen, dort durch einen leichten Kolben einen Dop pelstift heben und senken, wodurch die vorderste Kugel in der Röhre frei, die ihr nachrückende aber aufgehal ten wird. Die frei gewordene Kugel fällt au« der ge neigten Röhre in eine ebenfalls geneigte Sammelrinn« und geht- an« dieser mit allen andern Ntrch das Drücken auf di- Tasten in Bewegung gesetzten Kugeln dington, Jule« Ferry und ihre College» al« im stillen mit Jule« Simon, dem Berichterstatter de« Senats für da« neue UnterrichtSgesetz, dahin einver standen hin, daß diese Vorlage vertagt und noch ein mal umgrarb«it«t werde." „«« ist nothwendig", sagt da« gambtttistische Blatt, „gegen solche da« Ministe rium verleumdende Ausstreuungen zu protestiren. Wenn da« Cabiuet solchen beleidigenden Zweifeln nicht ener gisch eutgegentritt, wird eS in der Stunde der Gefahr keine Freunde mehr finden." (D. M.-Bl.) *2lmsitvvamz 26.Juli. Nach Meldung der Abend- blätter hat der Führer der Conservativeu und ehe malig« Minister de« Innern Heemskerk vom Könige den Auftrag zur Bildung eine« neuen Cabmet« erhalten und provisorisch angenommen. * Petersburg , 26. Juli. Gegenüber den Aeuße- rungen hiesigrr ZertUngt» übt» die Lage in der Türkei hebt die Agene« rufst hervor, daß der Wider spruch in dieser Lage ein« Folge der Schwankungen der Pforte sei. Nichtsdestoweniger sei zu constatiren, daß die internationale Commission für Ostrumelien nach lange» Debatten za einer Einigung über di« Frage de- obligatorischen Charüktdr« ihrer Beschlüsse gelangt sei. Dieser obligatorische Charakter solle nur aufrecht erhalten werde» bei der Berufung türkischer Truppen nach Ostrumelien. Wenn die Pforte hier gegen auf Grund de« Berliner Vertrage« Einspruch erheben wolle, so sei dem gegenüber zu bemerken, daß au« dem Art. 16 de« Berliner Vertrages (welcher bestimmt, daß die Pforte von ihrem Beschlusse, die Truppen einmabschiren zu lassen- und von der Noth- wrttdigkeit, die diesen Beschluß begründet, den Reprä sentanten der Machte Kenutniß geb«), folge, daß die Milchte sich da« Recht vorbchÄten habe», zu entfchei- E iw eitw" Nche ÄM nicht. Wenndie Pforte hierbei hinsichtlich ihrer Würde Bedenken habe, so würde diese Schwierigkeit beseitigt werden könne». Die Pforte könne im übrigen sich versichert halten, daß sie, wenn ihre Sicherheit ernstlich bedroht fein sollte, in der internationalen Commission genug Freunde haben werde, um die Bestimmungen des Berliner Vertrage« anfrrcht zrr erhalten, indem man entweder die Bulgaren zur Ruhe bringen würde, oder indem man d«S Einrücken der Truppen gestatte. Die Agence will nicht glauben, daß sich hinter dieser Opposition der Pforte die Absicht verberge, Rußland hinzuhalten bis zum Abzug« des letzten russische» Sol- baten; um dann nach und nach da« Work Europas und die Resultate des letzten Kriege« zu zerstören. Wenn die Pforte inmitten der große« Schwierigkeiten, mit denen dieselbe in Mäcedonien, EpiruS, Thessalien, desselben Röhrensystems durch einen Zählapparat, den sie ihreStheil« nm eine Ziffer verrückt und den man während des Därchrollen« der Kugeln am Zifferblattt de« Sitzungssaales von Null bk« zu jede« beliebigen der Mitgliederzahl entsprechenden Zifstr zählen sieht. Da« geschieht gleichzeitig auf beiden Zifferblätter» und in beiden Röhrensystemen, dem für Ja und dem für Nein, wenn dürch beide gestimmt wird, nicht etwa blos mit den Ja-Tasten, um z. B. schnell die Anzahl der anwesenden Mitglieder und die Beschlußfähigkeit der Versammlung zu constatiren. Wenn di« letzte Kugel die Zählapparate passtrt hat, was, wie gesagt, auch in so zahlreichen Versamm lungen, wie die beiden französischen Kammern sind, weniger al« eine Minute Zeit erfordert, dann kann jedermann im Saale an den Zifferblättern ablesen, wie viele mit Ja und wie viele mit Nein gestimmt haben. Der Präsident bekommt e« gleichzeitig sozu sagen gedruckt zu lesen, wer mit Ja und wer mit Nein oder auch gar nicht gestimmt hat, und wenn etwa eine namentliche Abstimmung verlangt wird, so kann er sie sogleich herunterleseu: „Mit Ja stimmten die Herren X v 6 v rc., mit Nein die Herren l. Ll K 0, nicht abgestimmt haben die Herren X V 2." Der Prä sident hat nämlich auf seinem Pulte zwei Apparate, in welchen Papierbogen mit den fortlaufend gedruckten Sitznummern und Namen der Mitglieder des Hanse« liegen; der eine Bogen steht mit dem Röhrensysteme der Ja-, der andere mit dem der Nein-Kugeln in Ver bindung. Durch denselben Fingerdruck auf den Ja- oder Nein-Tasten, womit der Abstimmende durch die Kraft der comprimirte» Luft seine Stimmkugel au« I Albanien und Aegypten zu kämpfen habe, ein der- artigrü Revirement wirklich im Auge habe» sollte, so würde da« nicht« weiter beweisen, al« einen Fatalis mus, der stärker wäre al« alle Rathschläge und alle BemühuUgen der Weisheit und Klugheit. Der rus sische Botschafter Fürst Lobanow hat Konstantinopel nicht verlassen. * Bukarest, 26. Juli. Nahezu sämmtliche rumä nische Journale erklären sich bereit, das neue Ca- , bin et unter der Voraussetzung zu unterstützen, daß da« von demselben aufgestellte ministerielle Programm zur vollständigen Durchführung gelange. »Wien, 26. Juli abends. Die Politische Corre- - spondenz meldet: „In Nordalbanien brach am 20. Huli ein blutiger Conflict zwischen Moham- ; medauern und Fandesen au« infolge der unbe straft gebliebenen Ermordung eine« bosnischen Flücht- < lmgS durch einen Muselman. Am 22. Juli pkün- derteu Fandesen da« Dorf Raice. Pie Kirche in Ajakova mußte gesperrt werde». Ein Theil des Kleru« , flüchtete. Für die nächstfolgenden Tag« war «in Au- , griff der Malissoren auf die Fandesen und eine Be drohung de« HoSpicinm von Zumbi stgnalisirt. Die Pforte traf bereit« energisch« Maßregel» zur Be endigung der Unruhen und erließ entsprechende Befehle an Nazif-Pascha, den Bali von Kossows, und Mukthar- , Pascha, den Gouverneur yon Monastir. Letzterer ent- , sttrdete einen Sprciakommissar zyr Untersuchung der Vorgänge und Verhinderung weiterer Ruhestörungen " . — Aus Konstantinopel wird der genannte» Cor- resondeuz gemeldet: „Die Großvezirkrisis ist durch, die Annahme der Forderungen Khereddin-Pascha'S feiten« des Sultan« endgültig gelöste Eingreifende Peräude-. rungen in dem Cabiuet werden für unmittelbar be» vorstehend «achwt» Frömy soll numv«hr beauftrag» sein, seine Münzreform auf dex Grundlage der Zurückziehung der schlechte« Geldsorten und ,des Aus schusses an die lateinische Münzconvrntion vorzubereiten." Khilippopel, 25. Juli. Auf Befehl Aleko-Pascha'« wurde gestern die bulgarische Tricolore auf der Maritzabrücke entfernt. Abends entstand ein großer Tumult. Die Milizsoldaten und der Pöbel verlangten die Wreveraufrichtung der Tricolore, welchem Verlangen Folg« gegeben wurde. (Allg. Z.) * Äthen, 26. Juli. In der Deputirtenkammer sachten heute die Führer der Opposition «ine Entschri- dü»g daEer, ob da« Ministerium da« Vertraue» der Kammer besitze, herbeizuführen; Ministerpräsident Co- mvndouros verla« darauf ein königliche« Perret, durch welches die Kammer aufgelöst wird. > > - - - der betreffenden Röhre in da« Nebengemach rolle» läßt, setzt er einen Stift in Bewegung, welcher auf dem correspondirenden Ja- oder Nein Bogen de« Prä- sidententischeS das seine Sitznuwmer und seinen Na men aufweisende Quadrat durchbohrt n»d somit con- statirt, daß und wie er gestimmt hat, mit Ja oder Nein. Will er etwa die abgegebene Stimme noch während der Abstimmung wenigstens in der legiSlato^ rischen Wirkung wieder aufheben, so braucht er nur da« Ja dem Nein oder da« Nein dem Ja gleich nach- zufchicke», und er hat dann jeder Partei gleich viel, d. h. gar nichts geholfen. Wie ist nun aber einem etwaigen geheimen Mio- brauche de« pneumatischen Abstimmungsapparat« vor gebeugt? Kann da nicht ein eifriger Parteimann, der die Seinigen in Gefahr sieht, bei der Abstimmung zu unterliegen, ihnen, allerdings unbefugt, aber zugleich unbemerkt durch fleißiges Nachdrücken auf den Stimm taster zum Siege verhelfen? Nein, da« kann er nicht; er mag drücken, so oft er will, während einer und derselben Abstimmung kann er eben mit Einen» Taster nur Eine Kugel aus der betreffenden Röhre lösen, die andern bleiben alle, durch einen Hemmstift festgehalten, zurück, bi« der Präsident durch den Druck auf einen Knopf seines Pults den Zählapparat wieder auf Null stellt und so zu einer neuen Abstimmung bereit macht. Gerade diese Hemmungsvorrichtung, welche jeden MiS- brauch des Apparats ausschlicßt, ist der sinnreichste Theil deS letzter«, d. h. sinnreich in der Erfindung; in der Einrichtung ist er sehr einfach und die Sicher heit seiner Wirkung augenfällig. Ein kleiner Hebel hält an jeder Röhre den Hemmstift für die folgende