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Vr. 177. Leipzig Prci» »icr-liLhrlich 7M. »Pf. Ar»« P»«,« DeuMc ALgtMint Zcitmig «Wahrheit »d Recht, Freiheit »>d Gesetz!» FreikW. 1. MS. 2»ser«1» . Po» — di« SsP«»tti»a I» M fe»»«». Z»strli»>,,»dötzr Mr » Pf^ „t«r » Pf. Telegraphische Depeschen. *<ka-eiu, 30. Juli. Se. Maj. der Kaiser Wilhelm hat heute bei sehr schönem Wetter eine längere Promenade gemacht. Das Diner findet heut« in der Gchweizerhüttr im Gastriner Thale statt. * SerU«, 30. Änli. Sr. Maj. gedeckte Corvette Bismarck, 16 Geschütze, Commandant Corvetten- kapitän Deinhard, hat am 25. 3uni im Hafen von Apia geankert. * München, 30. Änli. Die Kammer der ReichS- räthe hat die Gesetze betreffend die Entscheidung der Eompetenzconflicte, betreffend die Ausgaben des Ber- waltlmgSgerichtShoss für da- letzte Quartal 1879, be treffend die Umwandlung der 4 V.proc. Eisenbahnschuld in ei« 4«oc. und betreffend den Nachtragsetat d«< ZustizmimsterinmS einstimmig angenommen. * Salzburg, 30. Juli. Der EifenbahAtag hat den Antrag der Commission auf Ausschluß d« Grqz- Köflacher Bahn au« Lem Bcrein, nachdem die Süd bahn den Betrieb derselben übernommen hat, ange nommen. Der Abschluß der BereinSkaffe ergibt ein Deficit von 65000 M., welche» durch die Beiträge an die BereinSkaffe gedeckt werden wird. Der PensionS- fond« besitzt 86700 M. Nachdem da- erforderliche Absolutorium rrtheilt worden war, wurde al- Ort der nächsten Zusammenkunft Baden-Baden bestimmt und hierauf die Versammlung geschloffen. * Budapest, 29. Juli. Nach dem bereits geneh migten Ausweis über die ungarische StaatShau«- halt-verwaltung für da« zweite Quartal 1879 haben die directc» Steuern ein« Mehreinnahme von 1,006618 Fl. gegen den gleichen Zeitraum i« Vor jahre ergebe«. Ferner sind Mehreinnahmen erzielt worden bei der Stempelsteuer, dem Taback»- und dem Salzmonopol, den Staatsgüter«, den Forsten und Bergwerken sowie bei der Post- und Telegraphenver» waltung. Es wurde um 412840 Fl. weniger an Staat-eigrnthu« vettaust at- im zweite» Quartal WDMwiF, 98. Meü stch hier die letzten russischen Trubels«lngeschifft. vstrnm-lt-n ist mithin voüstäudtz von den RuffeNM (Mlg.Z.) * kvir», SO- Juli. Konstantinopeler Meldungen der Politischen Eorrrspondenz bestätigen dir zwischen der Pforte und Frankreich und England «egen des ÄnvrstiturfermanS für den Khedive erfolgte Einigung. Insbesondere werde in dem Ferman die provisorische Erneuerung der Privilegien von 1878, namentlich die direkte Erbfolge der Descendenz de» Khedive und das Recht zum selbständigen Abschluß von internationalen Verträgen ausgesprochen. Ein Ein spruchsrecht behalte sich die Pforte nur für den Fall vor, daß solche Verträge im Widerspruch mit bereit« bestehenden Verträgen stehen, oder die Hoheit-recht« deö SultanS antasten sollten. Ferner werd« der Khedive ermächtigt, behuf» Tilgung der ägyptischen Staatsschul- " ' > > den neue Anleihen selbständig abjuschließen, wegen anderweitiger Anleihen sei er an die Zustimmung der Pforte gebunden. Der FerMan werde, bevor er an den Khedive abgefrudrt werde, den berliner Signatar mächten mitgetheilt werden.—Wie gerüchtweise verlaute, solle das Großvez trat bet derAnknnft Savfet-Pascha'S wiedethergestellt und Savset-Phscha übertragen werden. — In Ortakioi waren Ostern mehrere hundert hauptsächlich von Juden bewohnte Gebäude durch eine Feuersbrunst zerstört worden. * London, SO. Juli. Dem Reuter'schen Bureau wird au» Konstantittopek dom gestrigen Tage ge- meldet: „Sawa-Pascha h-t dry Botschaftern England» und Frankreich- mitgetheitt, daß die Pforte alle dem Khedive in dem Ferman von 1873 zngestandenen Privilegien wiederhersttsten und dagegen nur verlangen werde, daß Ler Khedive Me^von ihm abzuschließenden Verträge der Morte zur Genehmigung unterbreite. Die Botschafter Layard uüd'Fournier wünsche« ihrer seits, daß per neue Ferman für den Khedive dahin abgefaßt werde, daß der KWive verpflichtet sein soll, alle von ihm abMchließeÄrn Verträge der Morte mitzutheilen. Der von AHypten an die Türkei zu entrichtende Tribut solle erMht werde« für den Fall, daß dem Khedive alle frikvern Privilegien wieder- gewÄrt werden, dagegen »lle eS Tewfik-Pascha ge statt« sein, den Pttrag deSlTributS herabzusetzep, so bald sihm ein« der frühem Privilegien versagt werde. — Zum türkische« Botschafter in Pari» an Stelle de» zum Minister dr» Auswärtigen emanntm Safvet- Pascha soll Essad-Pascha designirt fein/' "London, SO. Juli. Das Reuter'sche Bureau Meldet au« Konstantinopel von heute, der tür- Hche Ministerrath habe in einer gestern Abend stalt- Mabten Sitzung bst von de« Botschaftern England« Wd FrankrewbS bezüglich deö Ärade für Aegypten strlaugten ModificanoM« apgenommen und beschlossen, De dem Khedive A dem Ferman vom Jahre 1878 Mgeräsutten PrftHgien usiederherzustellen. Ve BorMtg^ i« SssfiMivspel. "Leipzig, 81. Änli. Heber die neüeste Wendung der inner« türkischen Politik bringt die «Post» au» Wien vom 89. Juli folgenden Situationsartikel! „Da- TageSereigniß bildet hier der Ministerwechsel in Konstantinopel, der fast in allen Kreisen einen sehr unfreundüchen Eindruck hervorgebracht hat. Während einige Blätter in dem Sturze Khertddin-Pascha's eine« Sieg der russischen Politik und deS russischen Ein flusses erblicken, ist man an diplomatischer Stelle mit den Urtheilen in dieser Hinsicht sehr vorsichtig, und Möchte nicht unbedingt zugeben, daß in Betreff dir Richtung der türkischen Politik durch den Minister- Wechsel eine wesentliche Aenderung eingetreten sei. Ändeß haben derartige Urtheile momentan nur einen problema tischen Werth, denn die Personen in Stambul sind so durcheinaudergewürfelt, da« neue Cabinet ist eia der art buntes, daß selbst genaue Kenner dieser Diage uur im dunkeln tappen. Go würde z. B. die aber malige Aufhebung de« Großvrzirat« die Al»«ahme rechtfertige«, daß der Sultan mindestens Heilweffe die Anschauungen Khereddin'S adoptirt und zu «uropiitschm Einrichtungen sich bekehrt habe. Allein einer solche« Annahme stehe« gar viele Bedenken entgegen, worunter auch der Umstand, daß Osman-Pascha und mehrere feiner College«, die zur Serailcliq«« gehöre«, auf ihre« Plätzen geblieben, sind. Die Berufung Ali-Fuad'«, de« Sohnes Gnad-Pascha'S, zum Erste« Sroretär de« Sultans, also zu einer der einflußreichste« Stelle«, könnte günstig gedeutet werden; ähnlich wäre die ErnemmnA Savset-Pafcha'« und de- Christen SavaS-Pascha, de« erst«» zum Minister de« Aeußern, des letzter« zum Musteschar im Auswärtigen Amte, zu beurtheil«. Aber, wie gesagt, man darf einfach keine logischen Schlüffe ziehen, denn alle« ist so unendlich vetworrtn, daß Ma« glauben muß, da« Ereigmß in Konstaatawpel habe sich nach alle» andern Gesetzen eher al« nach dem der Logik vollzogen. Ali-Fuad, der Erste Secretär des SMtawch ist der erbittertste Feind OSman-Pascha's, der ja eben falls ein Günstling de« Sultan« ist, und so ist dafür gesorgt, daß die Äntrigukn in der nächst«« Umgebung nicht aufhör«» werden. Was den neuen Premierminister Aarifi-Pascha, der schon wiederholt Grvßvezir und Botschafter war, au belangt, so ist derselbe ein gutrr Meufch, ab« «in herzlich schlechter Musikant. Da» Beste, was man Aarifi-Pascha nachsagen kann, besteht darin, daß er ein ehrlicher Man« ist, so ehrlich, wie die heutige Türkei deren nur blutwenige hat. Al» Politiker hatte «r niemals irgendein« besondere Bedeutung, a«ch nicht, als er »och gesund war, und er kann fie jitzt, wo er an einem s«hr schwere» Kopflride« laborirt, am fo weniger haben. Im übrigen ist er vollständig «in Sklave seine» Herrn und kennt nichts Höhere», «l«: die Laune« seines Sultans zu erfüllen. UebrigenS täuscht sich «irmand darüber, daß Rtgime Aarifi-Pascha'» nur sehr kurze Zeit dauern w«a>«. Nduat ma» doch heate schon in diplomatische« Kreist« setnrn Nachfolger beim Name«. Nicht uninteressant sind die Urtheile der hiesigen regierungsfreundlichen Blätter über den Ministerwechsel. Da» Fremdenblatt schreibt: Aarifi-Pascha, ob er sich nun Großvezit oder Premier- minifler nennen mag, wird aller Voraussicht nach «ur der Platzhalter eine» ander» sein. Die Niederlage ühereddin'» ist darum keine blos persönlich«, sondern ist da« Fia-co eine» System«: Asien bat am Bosporus über Europa, die Launen des Serails haben über die Staatskunst triumphitt. Aarifi-Pascha, wenn er auch von dem testen Wille« beseelt sein sollt«, wird nicht im Stande sei», sich den Zumuthüngen des Palais erfolgreich zu widersetzen. Was KheiSdin- Puscha nicht durchzusetzen vermochte, das Ministerium von dem Serail zu emancipiren, wird seinem Nachfolger, selbst wenn er es wollte, noch viel weniger gelingen. Die Durch führung de» türkischen Reformwerke» ist durch dr« Sturz Unter dem ReichStagSge-äade. Au« Berlin vom 3V. Juli berichtet man der Magdeburgischen Zeitung: „Vor einigen Jahren durchlief die deutschen Zei tungen eine Schilderung der staunenerregeuden Eiu- richttlngen, welche sich in de« Kellern des londoner ParlamentSgebäudeS vorfinden, um tks Imporiai kar- liswent in einer den Bedachungen zuträglichen Tem peratur zu erhallen. Daß auch der Deutsche Reichs tag in seinen unterirdischen Räumen Maschinerien zu Demselben Zwecke enthält, welche nicht minder cümplicirt find als die englisch««, dürft« sechst den meiste« Mit gliedern des hohen Hauses nicht in vollem Maß« be kannt sein. Bon den hintersten Räumen deS Terrains am Gewerbemuseum, welches das ReichStagSgcbäude bedeckt, bis zur Leipziger Straße zieht sich in einer Länge von mehr als 800 Meter eine Reihe von Ma schinen, Dampfkesseln, Heizkammern, Luftkammeru, Röh ren der verschiedensten Dimensionen re. hin, welche alle inSgesammt dem Zweck« dienen, da« umfangreiche Ge bäude zu erwärmen oder mit frischer Luft zu versehen und die schlechte Luft daraus zu entfernen. Das Hauptaugenmerk wird natürlich stetÄ auf den großen Sitzungssaal, in welchem zuweilen gegen 700 Personen zugleich anwesend sind, und auf dessen un mittelbare Nebenräume gerichtet. Der Sitzungssaal, die FüycrS und die Garderobe werden durch Dampf heizung erwärmt; zu diesem Zwecke sind zwei Dampf kessel vH» je 4'/, Atmosphären Druck und eine Dampf» maschiche von 8 Pserdckräfte» »usg-stM. Der Dampf wird m die bezeichneten Räume mittels HeizkammerN gyführt, von denen vier, zwei große und zwei kleine, vorhanden sind. Die großen Heizkammern sind je 7V Fuß lima, 8 Fuß breit und 8 Fuß hoch; di« klei nen 20 Fuß lang mit sonst gleichen Dimensionen. Die Heizkammern befinden sich unterhalb verschwdenrr Theile deS Saale» und der Foyer», während di« Garde robe durch vier sogenannte Register erwärmt wird, welche in dm Fensternischen angebracht find. Das Hauptdampfrohr, welches den Dampf von der Maschine au» nach den Heizkammern im Borderhause führt, hat «ine Länge von nahezu 300 Meter bei einem Durch messer von etwa 0^ Meter. Bon den untern Räu men geht die warme Luft in acht Hauptleitungen, deren jede mit zwei Mündungen versehen ist, nach dem Dachraume und strömt dort an der südlichen nnd nörd lichen Seite durch je acht Rosetten von der Decke aus in den Saal hinein. Da, wo die Einströmung statt- sindet, sind Thermometer angebracht, und ein in» Dach raume statiomrtrr Wächter meldet durch ein Sprach rohr auf Befragen die jedesmalige Temperatur nach dem Maschinenraume. Neben der obenerwähnten Dampfmaschine sind zwei Ventilatoren von 1,6 Meter Höhe, welche frische Luft aus dem nebenan befindlichen Garten des Herrenhauses aufsaugen und durch mächtige Röhren in die Keller räume hineintreibrn. Die frische Luft strömt in zwei Ausläufern aus, von denen einer nördlich und der an- der« östlich mündet. Die Luft dringt auf diese Weise in die Heizkammern, Kanäle rc. ein und wird mit der warm«n Luft gemischt in den Saal eingeführt. Un mittelbar unter dem SitzungSfaale hat ein Saug apparat seine Stelle gefunden, welcher die schlechte Luft auS dem Saale zu entfernen hat. Unter de« Sitzen der Abgeordneten sind den Sitzreihen entspre chend Reihen von Oeffnungen angebracht, durch welche Vie unbrauchbare Luft abgefogrn und in de« große« Abführungsschlund gebracht wird, der eine Länge von 28 Meter und eine Orffnung von 9 Quadratmeter hat. Am Ende deS Schlunde- befindet sich eine schwere eiserne Doppelthkr, durch deren Schluß jeder Zug im Hause abgeschlossen, beziehungsweise jede Luft-- bewegungzum Stillstand gebracht wird. Um die mittlere Temperatur von 15" R. sestznhatten, müsse« die mannichfachsten Manipulationen gemacht werden, unter ändert« muß selbst mitten im Sommer wenig sten» Ein Dampfkessel immer geheizt werden, da ohne die Beimischung von etwas Wärme da» ununter brochene Zuströmen frischer Luft die Temperatur zir sehr abkühlt. Ist die von den Ventilatoren aufgc- saugte äußere Luft zu trocken, so wird dieselbe durch einen auS zahlreichen Fäden bestehenden Wasserstrahl abgekühlt, welcher vor der Mündung der VentilationS- röhrrn niedergrht. Der Sitzungssaal und die AuSschußzimmkr de» BundeSratheS werden durch Warmwasserheizung er wärmt. Zu diesem Zwecke sind zwei unexplodirbare Röhrendampfkessel aus einer berliner Fabrik vorhanden. Das auf 70 Grad erwärmte Wasser befindet sich irr stetiger Circulation, die Dampfkessel treiben eS in die Höhe, von da läuft eS zurück, wird in einem Reser voir aufgefangen und mittels Heber wieder in de« Kessel hineingebracht. Auf diese Weise gehen täglich nur 2—3 Kubikmeter Wasser verloren. Frischt Luft: wird den genannten Räumen durch Gitter zugeführt.