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Ur. 157. kcip)is «rschrin» »uterE-uat,»«- ««»U». prei« »t«r<«Ijrriliq ?M. LV Pf. s<»< »iummn »Pf. Deutsche Allgemeine Zeitung »Wahrheit ,»d «echt, Freiheit mid Gesetz! Mittt»»ch, 9. Juli 1879. Iosrralt find »» die Gsprdili»» t» L»tp,i» M se»dc». Z«srrlI„»,r»She st» die kpoliex^ile « Ps, «t« »0 Pf. Telegraphische Depeschen. *<m», 7. Äuli. Se. Maj. der Kaiser machte gestern eine Spazierfahrt und erschien abends im Theater. * LerUu, 6. Juli. Die Behauptung, daß ein hoch gestellter Staatsmann eine verletzende Aeußerung über Minister Friedenthal gethan, ist pure Erfindung, eS liegt nichts vor, was einer solchen Behauptung irgendeine Unterlage oder eine» Anhaltspunkt geben könnte. , * Merlin, 7. Äuli. Sr. Maj. GlattdeckScor- vette Ariadne, acht Geschütze, Commandant Cor- vettenkapitän v. Werner, ist telegraphischer Nachricht zufolge am 6. Äuli in Batavia eingetroffeu. *wien, 7. Äuli abend«. Bei der engern Wahl in dem steirischen Wahlbezirke Leibnitz wurde Vr. Magg mit 477 Stimmen gewählt gegen den Ministerpräsi denten vr. Stremayr, welcher 404 Stimmen erhielt. * Ludapefl, 7. Äuli. Der Minister Frhr. v. Wenck- Heim ist heute Vormittag 11 Uhr gestorben. * Wien, 7. Äuli. Meldungen der Politischen Cor- respondenz. Aus Konstantinopel: „Der Fürst von Bulgarien wurde vom Sultan bei Ueberrei- chung des Änvestiturberat in Person empfangen; der Fürst war in Uniform ohne FeS. Derselbe speiste spater bei dem russischen Botschafter Fürsten Loba now."— AuS Cattaro: „Der an der Grenze vor- gekommene Conflict ist wieder ausgeglichen worden. Dir türkischen Truppen haben sich von dem montene grinischen Gebiete zurückgezogen und die Bewohner aus Zubci und Antivari, welche sich zur Gegenwehr be waffnet hatten „ sind dahin wieder zurückgekehrt." — AuS Belgrad: „Wegen Abreise deS türkischen Dele- girten hat die internationale Grenzcommission bei Branja neuerlich ihre Arbeiten suSpendirt." *Nuftsch«k, 6. Äuli. Fürst Alexander von Bulgarien ist heute Mittag in Varna eingetroffen, woselbst das Dejeuner eingenommen wurde. Hier wird der Fürst morgen Nachmittag und in Tirnowa am Dienstag Eintreffen. i. ' vormalige Sultan Murad auf einem Schiffe ent flohen sei, ist unbegründet. Verschiedene polizeiliche Vorkehrungen im Hafen scheinen zu dem Gerüchte Anlaß gegeben zu haben. Bom Deutschen Reichstage. Ä Lerliu, 7. Äuli. In der heutigen Sitzung des Reichstages, welcher der Präsident des ReichSkanzler- amtS, StaatSminister Hofmann, und mehrere andere Bevollmächtigte zum BundeSrathe und Commissarien desselben beiwohnten, gelangte ein Schreiben deS Abg. ve. Hammacher zur Verlesung, wonach derselbe infolge deS Beschlusses der Wahlprüfungscommission, auf Grund der amtlichen Ermittelungen die Ungültigkeits ¬ erklärung der Wahl beim Hause zu beantragen, sein Mandat uiederlegt. Der Abg. vr. Lasker lenkte die Aufmerksamkeit deS HauseS auf die ihm glaubwürdig hinterbrachte Thatsache, daß das dem obigen Commis sionsbeschlusse zu Grunde liegende amtliche Material, obwol eS schon seit drei Monaten bei der Regierung in Schleswig liege, erst vor wenigen Tagen an das Hau» gelangt sei, al» der Abg. Vr. Hammacher an gefangen habe, von der jetzigen Majorität de» Reichs tages zu diffentirm Folgerungen aus dieser That sache wolle er nicht ziehen, er ersuche aber den Prä sidenten um amtliche Constatirung derselben, um even tuell da» Hau» zu einem Beschlusse zu veranlassen, welcher ein solches Verfahren der Regierung künftig verhindere. Der Präsident versprach, diesem Wunsche nachzukommen. Sodann theilte derselbe mit, daß die zu Bern am 24. Äuni d. Ä. unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem Reiche und der Schweiz we^en Regelung der Grenze bei Konstanz eingegaugen sei. Das HauS tritt dann in die zweite Berathung des Gesetzentwurf« betreffend die Statistik de» aus wärtigen WaarenvcrkehrS und genehmigte die ersten fünf Paragraphen desselben unverändert und ohne De batte nach den CommissionSbeschlüssen. Än Z. 6 wird bestimmt: Für die Ausfuhr kann ausnahmsweise die Nachlieferung des Anmeldescheine« binnen längsten« achttägiger Frist gegen Einreichung eine« JnterimSscheine« gestattet werden. Hierfür beantragten die Abg. vr. Karsten und vr. Witte-Mecklenburg, um den Verkehr zu erleichtern: Der Reichstag wolle beschließen: den Eingang des zwei ten Alinea von 8- 6 wie folgt zu fassen: „Die Nachliefe rung des Anmeldescheines binnen längstens achttägiger Frist ist gegen Einreichung eines JnterimSscheine« gestattet. Der Referent Abg. v. Knapp und der Abg. Stumm erklärten sich im Änteresie der Sicherheit der Statistik gegen diesen Antrag, worauf derselbe abgelehnt und die 8Z. 6—10 nach den CommissionSbeschlüssen an genommen wurden. Die HZ. 11—15 handeln von der statistischen Ge- MÜL. Di« UdgxDr^ Witte-Mecklenbnrg, ve. Karsten mw M AlügMM MaMragtett, dieselben z« streichen, resp. den 8- 14 Entsprechend zu modificiren. Alle drei Antragsteller hoben die Nutzlosigkeit einer solchen Ge bühr für die Sicherheit dex Statistik hervor. Die selbe könne nur erreicht werden durch ein reges In teresse des HandelSstandeö ak derselben, welches durch eine solche Gebühr vermindert werde. Der Abg. Stumm bestritt die letztere Thatsache; die Gebühr sei unum gänglich nothwcndig für die Sicherheit der Statistik, worin ihm der Referent und der Commifsar deS BundeS- rathes Director des kaiserlichen Statistischen Amtes vr. Becker beistimmten. Der Antrag Witte wurde darauf abgelehnt. Zu Z. 12 erklärte der Commissar deS BundeS- ratheS Geh. OberregierungSrath Huber, auf Wunsch deS Abg. Meier (Schaümburg-Lippe), daß der Durch fuhrverkehr auch dann frei von der statistischen Ge bühr sein werde, wenn die Waaren auf verschiedenen Transportwegen befördert würden, dies aber gleich von vornherein in den Begleitpapieren angezeigt sei. Äm übrigen wurde die Vorlage unverändert nach den CommissionSbeschlüssen angenommen. ES folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurf« betreffend die Besteuerung des TabackS. 8- 1 lautet nach dem CommissionSantrage: Bom ... Termin des Zolltarif« an ist an Eingangs zoll zu erheben von 100 Kilogramm: 1) TabackSblätter, unbearbeitet und Stengel, auch Ta» backssaucen 85 M. (120 M. in der Regierungsvorlage); 2) fabricirter Taback: ») Cigarren und Cigaretten 210 M-, b) anderer 180 M. (200 M.). Der materiellen Zusammengehörigkeit wegen wird mit 8- 1 gleichzeitig auch 8-2 zur Debatte gestellt. Derselbe lautet nach dem CommissionSantrage: Der innerhalb de« Zollgebiet» vom 1. April 1880 an erzeugte Taback unterliegt der Besteuerung nach Maßgabe dieses Gesetzes. Die Steuer beträgt: ») für da« Jahr 1880 20 M., b) für da« Jahr 1881 30 M., «) für da« Jahr 1882 und folgende 45 M. für 100 Kilogramm nach Maßgabe de« Gewichts de« Taback in fermentirtem oder getrocknetem fabrikationsreifem Zu stande. In welchen Fällen an Stelle dieser Steuer dir Entrichtung einer Abgabe nach Maßgabe de« Flächenraume« des mit Taback bepflanzten Grundstücke« tritt, ist in den 88. 23 fg. bestimmt. Die Regierungsvorlage hatte folgenden Wortlaut: Der innerhalb des Zollgebietes vom ... an erzeugte Taback unterliegt einer Steuer von 80 M. für 100 Kilo gramm »ach Maßgabe des Gewichts des TabackS in ser- mentirtem oder getrocknetem fabrikationsreifem Zustande. Abg. Graf v. Fugger-Kirchberg erstattet zunächst namens der Commission Bericht über die Vorlage und schließt mit der Bitte» dem Anträge der Commission unverändert zuzustimmen. Abg. v. Schmid-Würtemberg: Der Taback könnte zwar nach der Meinung meiner Partei eine höhere Steuer tragen al« die von der Com mission vorgeschlagene, welche voraussichtlich nur eine» Er trag von 42—44 Mill. M. abwerfen wird. Wir werden un« jedoch der Majorität fügen, weil wir dieses Gesetz für einen iutrgrirenden Bestandtheil der großen Steuerreform gleich wird auf nicht »bfr-bare Zett ein für die TabackS» uidustrie erwünschter Ruhepunkt geschaffen. Das Gesetz hat endlich den Vorzug, daß e« den Uebergang zu einer andern Besteuerungsform offen läßt; denn obgleich wir wünschen, daß diese Frage zur Ruhe komme, so betrachten wir doch den Taback als eia Regreßsteuerobject, zu welchem da« Reich in Zeiten finanzieller Krisis immer wieder seine Zu flucht nehmen muß. Abg. v. Marschall: Alle Bedenken gegen die CommissionSbeschlüffe müssen gegen den Vortheil zurücktreten, den die endliche Erledigung der Frage dem Staate und der Industrie verschafft. So entschieden ich gegen die hohe von der Regierung vorge schlagene Nachsteuer war (eine mäßige hätte ich gebilligt), so entschieden hielt ich eS für nöthig, gegen die übermäßige Einfuhr einen Ausgleich zu schaffen. Der Ausgleich wird nun dadurch herbeigesührt, daß der inländische Taback eine Zeit lang gegen den ausländischen concurrenzfähig erhalten wird. Wir wollen den inländischen TabackSbau, so wie er Bom Prinzen Louis Napoleon. Der augSburger Allgemeinen Zeitung schreibt man au« London: „Die Ursache de« Todes des Prinzen Louis Napoleon, wegen deren au« napoleonistischen Cirkeln so heftige Angriffe gegen die Engländer ge richtet worden sind, ist in seiner Eigenwilligkeit, Un erfahrenheit und körperlichen Schwächlichkeit zu suchen — Eigenschaften, die am allerwenigsten beim Kundschafter dienste durch bloßen Muth wieder gut gemacht werden können. Wären die Rathschläge des Lieutenant« Carey befolgt worden, der einen fünfzehnjährigen Dienst hinter sich hat, so befände sich der Sohn Napoleon'« Ul. noch heute am Leben. Leider bestimmte Oberst Harrison, der die Streifwache aussandte: e« solle sich Carey in allem den Anordnungen de« Prinzen fügen, da «Se. kaiserl. Hoh. ganz den Ruhm davon haben solle, den Ort für da« aufzuschlagende Lager gewählt zu haben». Die« stimmt vollkommen mit de« Prinzen eigener ruhmrediger Aeußerung gegenüber ÄuleS Amigue«: »er wolle etwaS thun, über da» man in Frankreich von ihm sprechen könne; erst dann gedenke er sich in Frankreich persönlich zu zeigen.» Da AmigueS Bona- partist ist, wirft die Mittheilnng schon Licht auf da nach einer Befehlshaberstellung begierige Gebaren deS ganz unerfahrenen Cadetten. Vergeben« mahnte Lieu tenant Carey den Prinzen, «zu warten, bi« die sech- berittenen landeskundigen Basutos angelangt seien». «O nein», sagte der Prinz, «wir sind stark genug.» Bon Eingeborenen ging daher nur ein einziger Zulu niit. Er war zur Streifwache von einem im Haupte quartier angestellten Manne geliefert worden, welcher der Sproß eine- schottischen AdelShauseS ist und sich jahrelang am Cap und im Zululande aufgehalten hat. Statt auf einer Anhöhe abzusatteln, von der man das umliegende Land leicht Überblicken konnte — wie Carey es anrieth — bestand der Prinz darauf, in der Nähe deS Flusses abzusatteln, wo sich in einem verlassenen Kraal Spuren eines kurz vorher genom menen Aufenthalte« von Zulu« fanden. Ermattet, gab er keinerlei Befehl, Vorsichtsmaßregeln zu treffen; nicht einmal die Carabiner wurden geladen. Als Carey wieder zu satteln rieth, sagte der ebenso schwäch liche und ermüdete wie eigenwillige junge Mensch: «Wartet noch 10 Minuten!» Än 5 Minuten än derte er indessen seine Meinung und gab Befehl: «Zum Aufsitzen bereit!» Doch kaum war das Wort gesprochen und er mit dem Fuße in dem Steigbügel, als die Schwarzen aus dem hohen Grase empor tauchten und feuerten. Nun folgte ein: «Rette sich wer kann!» Lieutenant Carey, der sich ursprünglich freiwillig zur Begleitung der Streifwache angeboten hatte, aber von dem eigenmächtigen und hirnlosen Verfahren des Prinzen, das den lleberfall verschuldete, ohne Zweifel angewidert war, dachte nun, gleich allen andern, nur an seine eigene Rettung. Gute Kamerad schaft bildet sich unter Umständen wie die obengeschil- derten nicht leicht aus." Selbst der Morning Advertiser, der unter seiner jetzigen Redaction stet« die freundlichste Haltung gegen über der Familie Bonaparte gezeigt hat und von Ca rey'« Handlungsweise nicht erbaut ist, schreibt: „Es ist höchst zweifelhaft, ob irgendein Versuch, den Prinzen zu retten, etwa« anderes zur Folge hätte haben kön ¬ nen als den Tod aller. Es ist ebenso sicher, daß, als Carey zuerst erfuhr, daß der Prinz sich in Gefahr befand, eS zu spät war, ihn zu retten. Der Höhe punkt der Gefahr — in der That das eigentliche Trauerspiel — war in etwa einer halben Minute vorüber, sodaß wenig Zeit zum Nachdenken blieb, vom Handeln ganz zu schweigen. Durch die plötz liche Gefahr emporgeschreckt und von den scheu ge wordenen Rossen fortgeriffen, hatte allerdings niemand einen andern Gedanken als den, sich selbst zu sichern. Da hieß es: «Äeder für sich und der Teufel hole den letzten!» So geschah eS denn auch. Der Prinz, als der körperlich Schwächste, der eben durch seine Thor- heit die ganze Kundschafterwache in diese Gefahr ge bracht, vermochte auf den Grauschimmel — den er gemäß napoleonischer Ueberlieferung gewählt, obgleich das Roß etwas unbändig war — nicht hinaufzukom- men, erhielt Huftritte, wurde von den Zulu- ereilt und hülflos niedergestochen. Er siel als Opfer seiner den Rath eines Erfahrenen verschmähenden Unfähig keit und eiteln Selbstüberschätzung. So hat er denn wol, wie er Hrn. AmigueS sagte, von sich reden ge macht, ist aber nicht nach Frankreich zurückgekehrt, um dort den Adler oder den Geier eine» neuen Decrmber- kaiserthumS gegen den Freistaat fliegen zu lassen." Leipziger Stadttheater. -e Leipzig, 5. Äuli. Suppe'S „Fledermaus", welche in diesen Tagen im Alten Theater zum ersten nial in Scene ging, gehört zu den Operetten neuesten Schla ges, an deren Sujet eine ernsthafte Kritik wenig an-