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Nr. 146. Lnp,is - E^chetut außer »«glich. Preis »i«^«lir»rli» Nys. »rd« «in,klar Nummer «V«. Deutsche Mgmcinc Zcitung Wahrheit »ud Recht, Freiheit uud Gesetz!» Doo«ersta§, 26. Jmi 187S. Zaseratr . - fiud <« »ic «r»rditi»ll t» «rip,i, M I-ud«». 2,strti«»»stbützr , >ür »i« ey»lt«»»»ll« L0 Pf» »rter Siugrsaud» 10 Pf, x Telegraphische Depeschen. *<mr, 24. Zum. Ihre Maj. die Kaiserin traf gestern Mittag von Koblenz zum Besuch Sr. Maj. des Kaisers hier «in. Zum Diner bei Sr. Maj. waren gestern der Oberpräfident v. Bardeleben, der General v. Beyer, der Regierungspräsident v. Wurmb und der Badecommiffar v. Lepel geladen. * Wien, 24. Äuni. Gegenüber der Neue» Freien Presse ist die Politische Correspondenz zu der Erklä rung autorisirt, daß in der ägyptischen Frage eine österreichische Note nicht existire. Alles, waS seitens Oesterreich-Ungarn» in dieser Angelegenheit ge schehen, beschränke sich auf die einfache Mittheilung de» Beitritt» Oesterreich-Ungarn- zu dm Schritten Englands und Frankreichs in Aegypten. — Die vom londoner Standard gebrachte Nachricht von einem Schlaganfalle de- österreichisch-ungarischen Botschafter in Petersburg Baron v. Langenau wird von der Politischen Correspondenz als erfundm bezeichnet. — AuS Belgrad wir» der Politischen Correspondenz gemeldet: „Christie hat den ihm »«gebotenen Posten eine» Gesandt« in Wien au» Gesundheitsrücksichten abgelehnt. Der Minister de» Innern Milojkowie soll nunmehr die weistm Aussichten auf diesen Posten haben. Die serbische Regierung hat die Absicht auf- gegÄen, sich bei der Ankunft de» Fürsten von Bul garien in Sofia durch einen besonder« Repräsentanten vertreten zu lassen. Der provisorische Handelsvertrag zwischen Serbien und Fraykreich ist unterzeichnet worden." *Srrn, 24. Juni. Der BundeSrath hat die Bestellung eine» in erster Stell« einzutragenden Pfand recht» an sämmtlicken Linien der Bahn weg«» der am 12. Ftbr. 1878 zwischen der Gotthardbahn und einem FinanzcoNsortium abgeschlossenen Anleihe vo« 74 Mill, bewilligt. *Uom. 23. Juni. Der Senat beriech heute über Lie Mahlsteuer. Der Finauzminister bekämpfte die Anträge de« Berichterstatter» und wir» »ach, daß die MiMWkgr IM Berichterstatter hielt feine Berechnungen aufrecht. MimsinPräsiPent Depreti» besprach die Frage der Comprtenz de- Senat« i« Bezug auf eine wesentlich« Abänderung der von der Kammer votirten Steuerge setze und erklärte, daß er vor der Eventualität eines Conflicts zwischen den, Senat und der Kammer zurück- schr«ck« und die Ablehnung de- Entwurfes den ge machten Modifikationen vorziehe. Der Deputirte Serra beantragte eine Tagesordnung, in welcher die Regierung aufgefordert wird, einen Gesetzentwurf be treffs Abschaffung der Mahlsteuer vor dem Jahre 1883 vorzultgen. Der Ministerpräsident Depretiö sprach sich bestimmt gegen diese Tagesordnung aus, die er ablehnen müsse. Die Berathung wurde dann auf morgen vertagt. Paris, 23. Juni. Ueber Prinz Ieröme'S Au- sichten herrscht noch immer Unklarheit, doch erzählte man heute in Versailles, daß er nicht als Prätendent auftreten würde und auch für seinen Sohn die Erb schaft des kaiserlichen Prinzen zurückwrise, daß er viel mehr auS seinen Wünschen für den Bestand der Re publik kein Hehl mache. Trotz der Bestimmtheit, mit welcher diese Nachrichten verbreitet werden, dürften sie noch der Bestätigung bedürfe«; jedenfalls steht vor Rouher'S Rückkehr nicht» Entscheidendes zu erwarten. — Janvier La Motte (Sohn) hat sich bereits bei der Union republicaine einschreiben lassen, der Uebertritt anderer bonapartistischer Deputirte« steht bevor. (»Post».) * pari», 24. Juni nachmittags. Nach hier ein- gegangenen Nachrichten hat Rouhcr seine Abreise von London verschoben und trifft erst Donnerstag hier ein. Ueber das angeblich vom Prinzen LouiS Napoleon hinterlassene Testament ist bisjetzt Nähere« noch immer nicht bekannt, man will wissen, daß ein Testament vorhanden sei, daß dasselbe aber keinerlei politischen Charakter habe. * London, 24. Juni. Die Königin hat der Kaiserin Eugenie eine« Beileidsbesuch abgestattet. In dem Zustande der Kaiserin ist eine wesentlich« Besserung «ingetrete«. Rouher hat Chislehurst wieder verlassen. — Daily New- erfahren, die Führer der Opposition hätten beschlossen, die ägyptisch« Frage zum Gegenstand einer Debatte im Unterhaus« zu machen. * Petersburg, 24. Äuqi. Ein Telegramm des Gouverneurs von Cherson vom 23. Juni meldet, daß die Felder der am Strande siegenden Dörfer Koblewka und Adschiaska von enormen Massen durch die MeereS- wellen an da« Ufer geschleuderter Kornkäfer bedeckt sind. Es sind Maßregeln ergriffen, um die Käfer auSzurotten. Born Deutschen Reichstage. O Lertin, 24. Juni. Präsident v. Seydewitz er- iffn« die Sitzung um 12 Uhr 2V Mi», mit geschäft lich« Mitchritungen; 44 weitere Urlaubsgesuche wer- die TabackSfMiwcvwrniffkm rst att Stelle de« auSgeschiedeven Abg. Frhrv. Nordeck zur Rabenau der Abg. Stälin gewählt worden. Nachdem zunächst in dritter Lesung der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Sicherung der gemein schaftlichen Zollgrenze in den vom Zollgebiete aus geschlossenen bremischen GebietStheileu unverändert ohne Discussion definitiv genehmigt worden ist, geht das Hau» zur Fortsetzung der zweiten Berathung de« Zoll tarifs über. Die Berathung beginnt in der Pos. 26: Oel und Fette, mit der Unterabtheilung s 4: Flüssige- Oel (mit Ausnahme der Speiseöle) iu Fässern . .. 100 Kilo gramm 4 M. Abg.vr.Delbrück will das Wort „flüssiges" streichen. Nach kurzer Befürwortung des Antrag« wird der selbe angenommen, die Position im übrigen unver ändert genehmigt. Pos. 26 a setzt für feste- Palm- und CocoSnußöt 2 M. Zoll pro Doppelcentner fest. Abg. vr. Del brück beantragt, da- Wort „festes" zu streichen und hinzuzufügen „Palmkernöl". Die Abg. vr. Karste«, Wöllmer und Sonnemann wolle« nur das fest« Palmöl mit 2 M. belegen, Coco-nußöl dagegen frei einlaffe«. Endlich beantragt Abg. Berger-Witten, hinter 26 aS einzuschalten: „Palmöl, zur Fabrikation bestimmt, unter zollamtlicher Controle . .. frei." Abg. Sonnemann: Die in Rede stehende Position de» Zolltarif» verstößt gegen da» Schutzzollprincip insofern, al» hiernach Rohstoffe, die im Jnlande nicht erzeugt und zur Fabrikation eingeführt werden, frei eingehen solle». Auch der französische Tarif unterwirft da» Loeosnußöl keinem Zoll. Redner bittet dem nach, seinen Antrag anzunehmen. Abg. Berger: Mein Antrag ist nur eine Consequenz de» Tarif« selbst, der da« Olivenöl, welches zur Rothfärberei unentbehrlich ist, frei eingehen läßt. Für eine Anzahl wichtiger Fabri- kation-zweige, insonderheit für die Gtearinfabrikation, ist da« Palmöl gleichfalls unentbehrlich und darf demnach ei« Zoll auf dieses Rohmaterial nicht gelegt werden. Eben dahin geht der einmüthige Wunsch der deutschen Steario- fabrikanten. BundeScommiffar Geheimrath Rothe: E« empfiehlt sich, beide Anträge anzunehmen »der beide abzulehnen, doch würde ich dem letzter« Auswege »och de« Vorzug geben. Abg. vr. Delbrück: Ich bitte, meinen Antrag anzunehmen; seine Annahme wäre lediglich eine Lonsequenz der Beschlüsse zu » 4. Abg. v. Kardorff bittet, die beiden Anträge Berber und Sonnemann abzulehnen, und zwar namentlich rm Interesse der Laudwirthschaft. Unter Ablehnung fämnttlicher Anträge (de- An trag« Delbrück mit 127 gegen 103 Stimmen) wird die Position genehmigt. Pos. 26 b: Rückstände, feste, von der Fabrikation etter Oele, auch gemahlen . .. frei, wird ohne De-- ratte angenommen. Rach Pos. 26 v sollen belegt werden: 1) Schmalz Vkw^qEMkMd^SÄs^ M 1'0 M. pro 1S0 Kilo gramm; 2) Stearin, Palmitin, Paraffin, Walrath, Wachs mit 6 M; 3) Fischspeck, Fischthra« mit 3 M.; 4) anderes Thierfett mit 2 M. Die Abg. Härle und Genossen beantrage» hierzu Stearin mit 10 M. statt mit 6 M. zu tarifir««; die Abg. vr. SknoniS, Kablt und die übrige« reich-län dischen Protestler beantragen, in 26 o hinter „Wachs" einzufchalten: „Abfall-, Stumpen- und Tropfwachs". Zu 26d beantragen die Abg. Richter-Hagen und vr. LaSker: „Schmalz von Schweinen und Gänsen ... frei." Abg. Richter-Hagen: Bei Gelegenheit seiner Rede für die Einführung seiner Getreidezölle verneinte der Herr Reichskanzler, daß Rinder- fett besteuert werde; die« ist aber doch der Fall. Daß da« Schweineschmalz theuerer wird, ist schon zu beklage», aber das Rinderfctt wird außer zu andern Zwecken auch gebraucht zur Vermischung mit Schweineschmalz, besonder« mit ame- Die Ausgrabungm zu Olympia. AuS Olympia vom 28. Mai ging dem Deutschen Reichs-Anzeiger folgender Bericht des Hrn. W. Dörp feld zu: Die während der letzten Mooate auSgeführteu Grabungen haben un« drei Bauwerke geliefert, welche speciell für die Topographie Olympia«, aber auch im allgemeinen für die Geschichte der griechischen Baukunst von einschneidender Be deutung find. Im Nordwesten der Slti» wurden umfang reiche Reste de« alten griechischen Prytaueion« aufgedeckt; i« Süd osten fanden wir den Unterbau eine« großen Triumph bogen«, des römischen Festthore« zum heiligen Bezirke; da« bedeutendste und zugleich interessanteste Bauwerk aber ent deckten wir im Süden der AltiS, nämlich da« Buleuterion (RathhauS) der Eleer. Die Planbildung eine« antikeu Rathhause« war bisher völlig unbekannt. Zwei mit runden Apsiden ausgestattete oblonge Gebäude schließen einen quadratischen Mittelbau ein n»d bilden so eine ganz symmetrische Gruppe. Vor die drei Bauten legt sich im Oste» eine gemeinsame Vorhalle, welche den einheitlichen Zweck der ganzen Anlage bezeugt. Daß wir hier in der That da« Buleuterion gefunden haben, geht «m» mehrern Stellen des Pausanias mit Sicherheit hervor. Bei der Aufzählung der in Olympia ausgestellten Stand bilder «wähnt er nämlich „an dem Weg« vom Buleuterion zum großen Tempel" mehrere Statuen, deren Platz wir au« den ansgefundenen Zuschriften kennen. Sie stehen vor der Ostfront des Zeustempels, nicht weit von dem Rathhause. Ban dem quadratischen Mittelbau sind nur Noch Theile der Umfassungswand und im Innern da« Fundament einer SLiele vorhanden, welche die Decke do« 40 olympische Fuß weiten Saales stützt«. Besser erhalten und bei weitem wichtiger sind die beiden Flügelbauten. Der Grundriß de« nördlichen! bildet ein Rechteck (13,«» x 24 Meter), an da« sich im Westen eine halbkreisförmig» Apst« von ebenfalls 13,ou Meter Durch- Messer anschließt. Dir Umfafsungswände sind massive Quader mauern, nur an der Ostfront bildeten drei dorische Säulen zwischen zwei Eck-Anten vier breite Eingänge. Auf den Säu le» und der UmfaffungSwand lag ein alterthümlicheS do rische» Gebälk, dessen rsgula« nur fünf, dessen via« gar keine Tropfe» haben. Triglyphen, Geisa uud Antencapitell zeigen noch intensiv« rothe uud blaue Farbenspuren, Reste der srühern Bemalung. Im Innern ist durch eine Querwand die Apsis von dem oblongen Hauptsaale abgetrennt; eine zweite Wand scheint die Apsis in zwei Quadrauten gethrilt zu haben. Der große Saal, genau doppelt so lang als breit, wird durch eine mittlere Stützeustellung in zwei Schiffe eingetheilt. Die Apsi« kommt also als architektonisches Jnnenmotiv nicht zur Geltung, sondern wirkt architektonisch nur im Äeußern. Genau dieselbe Grundrißbildung, auch fast dieselben Di mensionen zeigt da« südliche Gebäude: nur darin unter- scheivet e« sich von dem nördlichen, daß der Hauptfaal kein genaues Rechteck ist, sondern daß seine Breite von 11,o» Meter im Osten in der Mitte auf 11,«7 Meter steigt und im Westen auf 10,«» Meter herabsinkt. Die Ausgleichung der verschie- deuen Breiten findet iu conünuirlicher Lurve statt, sodaß ein allmählicher Uebergang zu der ellipsenförmigen Apsis vorhanden ist. Aus diese Weise hat das ganze Gebäude die Gestalt einer Ellipse erhalten, von deren großer Achse durch die .Ostfront etwa «iu Viertel abgeschultten wird; durch den westlichen Brennpunkt dieser Ellipse geht die Wand, welche die Apsis vom Hauptraume scheidet. Den Einwand, daß sich die Lürveu etwa im Laufe der Zeit aus ursprünglich geraden Linien von selbst gebildet haben könnten, widerlegt aufs schlagendste einerseits Vie große Differenz der Maye bei einer im übrigen sehr sorg fältigen Ausführung des Gebäudes und andererseits die Richtung der Stoßfugen und die Form der Quadern. Gin zweites Beispiel für eine solche Verwendung der elliptischen Grundriksorm kennt weder die Baugeschichte Griechenlands noch die aller übrigen Länder. Auch für die vielbestrittene Thatsachr der verticalen Krümmung aller Horizontalen bei manchen griechischen Bau werken hat das Buleuterion neues Beweismattrial geliefert, da genaue Höhenmeffungen gezeigt haben, daß sich sowsl die Stufen als auch die Lagerungen der UmfaffungSwände nach den Ecken de« Gebäudes senken. Ueber die Zeit der Erbammg geben un» nicht nur die Kunstsormen der Säulen, Anten und Gebälke, sondern auch mehrere aufgefundene Steinmetzzeichm vollen Aufschluß; die beiden Flügetbauten gehören wahrscheinlich der ersten Hälfte de» 5. Jahrhundert« v. Lhr. an, derselben Periode, welcher wir den ZeuStempel verdanken. Der Mittelbau sowie die ionische Vorhalle scheinen erst später erbant worden zu sein. Wie groß die Bedeutung der Plandisposition des Buleu- terions — zweischiffiaer Hauptraum mit runder ApfiS — sür die gesammte Architektnrgeschichte ist, liegt auf der Hand: da» Grundschema so vieler römischen Gebäude, der Urtypn« der altchristlichrn Kirchengebäude, tritt hier zum ersten mal auf. Dieser typi che Grundriß ist also keine Erfindung der Römer, sondern war schon zur Zeit der Perserkriege in Griechenland oder bald darauf üblich. Das olympische Buleuterion wurde in römischer Zeit umfassenden Umbauten unterzogen; die ionische Halle wurde abgebrochen und an ihrer Stelle ein großer Sänlenhvf errichtet, welcher die ganze 40 Meter lange Front der gruppftten Bauanlage einnahm. Im Innern de» Hofe« fanden wir einen runden Altar au« Poro« und zwei antike Brunnen. In byzantinischer Zeit wurden die prächtigen Gebäude de« Buleuterion« abgebrochen und alle Säulen, Quadern, Architrave, Triglyphen und Geisa zum Ban einer Festung« - mauer verwendet. Nur diesem Umstande verdanken wir die glückliche Erhaltung so vieler wichtiger Banfiücke mit ihrem interessanten Farbenschmuck. Die Nordmauer de« Hofes vor dem Buleuterion bildet gleichzeitig die südliche Grenzmaner der Allis. Al- wir bei den Orabnngc» diese Mauer nach Osten verfolgten, stießen wir ans einen großen Unterbau ans Marmor und Kalkstein; wir erkannten darin die Reste eine« Triumph bogens mit drei Thoren, welcher in spätrömischer Zeit al« FesteingangSthor erbaut worden ist. Hier betraten die Fest--