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fchästSbew«ß>»«g in Frankreich sich seit der Lbschließung der Handet^erlräge in jede« Jahre gesteigert hat, daß die für die Zolltarife geforderten Erhöhungen wider auf die Rohstoffe noch auf die Leben-mittel er streckt «erde«, und daß diese Erhöhung nicht bezüg lich der Fabrikate geschehen könnte, ohne txrß unsere Industrie und unser Exporthandel Gefahr liefe, ver- HSngmßvolle Repressalien zu veranlassen." Wie der National meldet, wäre die Regierung in Sachen Blanqui'S wiederum andern Sinnes gewor den und hätte in einem gestern unter dem Vorsitz des Hrn. IuleS Grevy gehaltenen Ministerrathe beschlossen, den Gefangenen von Clairvaux erst nach dem 5. Juni zu begnadigen, sodaß er zwar seine Freiheit, nicht aber seine staatsbürgerlichen Rechte wieder erlangte. Demselben Blatte zufolge wird der Siegelbewahrer Lervyer nächsten Donnerstag im Senat einen Gesetz entwurf einbringen, durch welchen der Art. 8 der Ver fassung in aller Form außer Kraft gesetzt und der Sitz beider Kammern zugleich nach Paris verlegt werden, der Congreß allein aber auch fernerhin, mag es sich nun um die Wahl eines Präsidenten oder um eine Revision der Verfassung handeln, in Versailles tagen soll. Nach Aussage der Architekten würden das PalaiS-Bourbon und der Luxemburgpalast oder nach Belieben der Florapavillon der Tuilrrien in vier Mo naten für die Aufnahme der beiden Häuser deS Par laments hergerichtet werden können, so zwar, daß die Herbstsrssion bereits in Paris eröffnet werden könnte. In Lyon ist durch Maueranschlag der Beschluß des GemeinderatheS bekannt gemacht, der die Pro- cessionen in der Stadt verbietet. Der Kronprinz der Niederlande, welcher sich meist in Paris aufhält, ist an einer Brustkrankheit ge fährlich erkrankt. Großbritannien. -j-London, 3. Juni. Der Observer schreibt: „Die ägyptische Krisis wird wahrscheinlich zeit- wcilig durch ein Compromiß beigelegt werden: die . Regierungen Frankreichs und Englands werden ihre Forderung betreffs Wiedereinsetzung der englisch - fran zösischen Minister zurückziehcn und der Khedive wird in die Anstellung zweier Generalinspectoren willigen, die von der französischen und der englischen Regierung ernannt werden und (ausgenommen mit der Zustim mung ihrer Länder) unabsetzbar sind. Wie weit die ses Compromiß sich wirksam oder dauernd erweisen werde,, ist MeinungSsache." Der am 3. Juni in London verstorbene Chef des Hauses N. M. Rothschild u. Sohn in London, Baron Lionel v. Rothschild, war am 22. Nov. 1808 ge boren und am 15. Juni 1836 mit Freiin Charlotte > v. Rothschild, Schwester deS preußischen Herrenhaus- uiitgliedeS Frhrn. Karl v. Rothschild zu Frankfurt a.M., vermählt; derselbe hinterläßt mehrere Söhne und Töchter. Der älteste Sohn, Nathaniel, geboren am 8. Nov. 1840, ist Mitglied deS englischen Unterhauses, der zweite, Alfred, österreichisch-ungarischer Generalconsul zu London. Rußland. Aus Petersburg vom 31. Mai wird der Köl nischen Zeitung geschrieben: „Die «Neue Zeit» sagt in ihrem heutigen Leitartikel, die österreichisch-tür kische Convention sei weiter nichts als eine unblu tige Eroberung ohne jedes Opfer und habe leicht her beigeführt werden können, weil der Berliner Vertrag Oesterreichern und Deutschen das Recht in die Hand gegeben, ihre Macht nach und nach über die südlichen Slawen auszubreiten. Montenegro, Serbien, Mace- donien und Südbulgarien hätten infolge dessen unter einem schweren politischen und materiellen Drucke der Deutschen und Ungarn zu leiden. Oesterreich werde nämlich jetzt, nachdem die russischen Truppen abgezogen stien, wie eine Schlange sich an sein Opfer heran- schleichen und eS dann verschlingen. Daher sei den Slawen Standhaftigkeit und Ausdauer anzuempfehlen gegen daS deutsche Beamtenthum, unter dessen Druck jetzt daS arme Land stöhne, während in Bulgarien die russischen Beamten von der Bevölkerung auf den Hän den getragen wurden: «Die Slawen sollen auSharren bis auf bessere Zeiten, die über kurz oder lang doch «intreten müssen, denn sonst knickt das deutsche Beam- tenthum und der magyarische Einfluß die jungen, kaum aus jahrhundertelanger Knechtschaft erstandenen slawi schen Glieder. Es ist nicht nöthig, daß die Slawen dienen und fortwährend andern Völkern untergeben sind; wir werden aber auch nicht so dumm mehr sei», für andere Leute die Kastanien aus dem Feuer zu holen, denn schon lauert wieder eine fremde Macht darauf, daß Rußland da» Schwert gegen Oesterreich ziehen soll » Mit dieser Macht meint die «Neue Zeit» Italien, welches auf Albanien speculire, deswegen könne Rußland nicht so, wie es wolle, und die Slawen müßten schon auSharren in Geduld. So das genannte Blatt, da» e» an Hetzereien gegen da» deutsche Ele ment in keinem seiner Leitartikel fehlen läßt. Mit Ausnahme von zwei oder drei gemäßigte« Blättern schürt die russische Presse das Feuer gegen Oesterreich und Deutschland unausgesetzt, um dann gelegentlich auch einmal mit vollen Backen in die noch glimmende bulgarische Frage hineinzublasen. ES wäre höchlichst zu verwundern, wenn infolge dieser fortwährenden panslawistischen Agitationen nicht binnen Jahr und Tag neue Unruhen in den occupirten und neu organi- sirten Ländern des Orients auSbrechen würden. Was würde wol die Welt dazu sagen, und wie würde vor allem Rußland schreien, wenn eines Tages irgendein deutsches Blatt die Fahne deS «PangermaniSmuS» er heben und für Bereinigung Deutschlands mit der Schweiz, Holland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Deutsch-Oesterreich und Deutsch-Rußland plaidiren wollte, oder wenn Frankreich eine« TageS die gesamm- ten romanischen Staaten in seine Tasche steckte!" — Die Annäherung des Fürsten Bismarck an Frankreich in der ägyptischen und griechischen Frage scheint in Petersburg Aufsehen zu machen. Man schreibt von dort der Politischen Correspondenz: Man findet es hier sonderbar, daß Deutschland in dem ägyptischen Eonflict, welcher dasselbe nicht sehr interessirt, Frankreich unterstützt; allerdings dürfte diese Unterstützung die Grenzen einer einfachen platonischen Demonstration nicht überschreiten. Es gibt indessen politische Persönlichkeiten in Deutschland und selbst in Frankreich, die zu vermuthen beginnen, daß die geheimen Gedanken de« Fürsten Bismarck dahin gehen, mit Frankreich 6s kaew eine Allianz zu schlie ßen, indem er dasselbe in der äußern Politik unterstützt. Der deutsche Staatsmann würde dadurch zwei und selbst drei ziemlich bedeutende Zwecke erreichen. Zuerst würde er dadurch Frankreich in seiner gegenwärtigen politisch-secun- dären Rolle und durch Verhinderung des Eingehens von Allianzen mit andern Mächten in seiner Jsolirung erhalten; gleichzeitig behielte Deutschland seine thatsächliche prädomi- nirende, von jeder eigentlichen Allianz unabhängige Stellung, indem es sich seine ganze Actionsfreiheit für die Zukunft wahrte. Diese Vermuthung mag eine gegründete sein. Doch könnte hierdurch der Ernst des türkisch-griechischen oder ägyptischen Eonflict« keineswegs erhöht werden, da Frank reich gewiß nicht geneigt ist, seine Verstimmung gegen England bis zu einem bewaffneten Bruche zu treiben. — Der Wiener Abendpost wird aus Petersburg vom 30. Mai geschrieben: „Die Strafe des Er schießens ist an dem preußischen Unterthan Ludwig Brandtner und an dem Unbekannten, welcher sich An tonow nannte, kürzlich zu Kiew vollzogen worden. Zu derselben Strafe wurden vom kiewer Kriegsgericht am 7./19. Mai Frl. Sophie Löschern v. Herzfeld und ein gewisser Ossinsky verurtheilt. Brandtner war von der Internationale nach Kiew geschickt worden, um dort daS nihilistische Comite zu orzanisiren. Er war der Präsident desselben und die Löschern eins der wüthend- sten Mitglieder. Beide hatten die Ermordung des Fürsten Krapotkin in Charkow veranlaßt, nicht minder die in Kiew verübten Mordthaten an dem GenS- darmerieoffizier v. Heyking und andern Personen. Bei ihrer Verhaftung schossen die Löschern und Ossinsky auf die Gensdarmen, von denen mehrere verwundet wurden. Man fand bei den Verbrechern ein ganzes Arsenal von Revolvern und Dolchen, das fürchterliche Gift Curare mit Instructionen, es zu verwenden, sowie ganze Packete mit aufrührerischen Schriften und Briefen. Die letzter» geben einen eigenthümlichen Aufschluß über die Principien der Nihilistenbande. Einige verheirathete Mitglieder derselben erhielten den Auftrag, sich durch ihre hübschen jungen Frauen Ein fluß auf die Gefängnißwärter und die Sicherheits beamten zu verschaffen. Die Löschern ist gegen 40 Jahre alt und aus guter Familie. Sie war bereits vor mehrern Jahren hier verhaftet, betheuerte jedoch ihre Unschuld und wurde durch Vermittelung des damaligen Justizministers Grafe» v. d. Pahlen entlassen. Sie ging darauf nach Kiew, wo sie sich sofort den dortigen Nihilisten anschloß. Zn Moskau wurde Anfang dieser Woche eine junge hübsche Person, Gouvernante in einer achtbaren Familie, in dem Augenblicke verhaftet, wo sie um 3 Uhr nachts eine Nihilistrnproclamation an eine Laterne klebte. Hier ist es, dank der klugen Dispositionen des Ministers des Innern und des interimistischen Generalgouverneurs Gurko, vollkommen ruhig. Seit Auffindung der geheimen Druckerei im Bary'schrn Hause im ismailowschen Stadttheile sind keine ueuen Proclamationen des Revolutionscomite ans Licht gekommen." — Die Nachricht über die bevorstehende Verlobung >eS Fürsten Alexander von Bulgarien mit der ungen Fürstin Jussupow gibt deni Petersburger Herold Veranlassung zu folg«nden Mittheilungen: „Der Vater der Fürstin Nina Nikolajewna Jussupow, welche etwa 16 Jahre zählt, Fürst Nikolai Borissowitsch Jussupow, st der Repräsentant einer der reichsten Aristokraten- ämilien Rußlands. Er besitzt eine sehr sorgfältige Erziehung und ist mit seiner durch ihre Schönheit und ihren Reichthum bekannten Cousine, der Gräfin Ribeau- pierre, verhcirathet. Fürst Jussupow hat sich in der Nähe Genfs angekauft und lebt daselbst auf dem Gute Tatjana, das er nach seiner Gattin benannt hat, eifrig mit der Landwirthschaft beschäftigt, Sein durch da« zurückgezogene Leben noch vermehrter Reichthum soll ihn in den Stand gesetzt haben, seiner ältesten Tochter als Mitgift 10 Mill, in Brillanten und ein ebenso große- Kapital zu geben. Eine gleich reiche Mitgift soll uun auch die Fürstin Nina erhalten, welch«, wie e- allgemein heißt, durch Schönheit, Grazie und auch andere Vorzüge ausgezeichnet ist." Türkei. Zur Orientchronik meldet Hirsch'S Telegraphen- bureau aus Wien vom 3. Juni: „Die zwischen den serbischen Delegirten und der hiesigen Regierung ge führten Verhandlungen sind so weit gediehen, daß be reits die Grundzüge eines serbisch-österreichischen Handelsvertrages sowie die Bestimmungen einer Convention bezüglich der Eisenbahnen, der Schiffahrt und der Consulate festgesetzt worden sind. — Die Pforte hat an die Großmächte eine Note gerichtet, in welcher sie gegen die Erblichkeit der bulgarischen Fürstenwürde Protest erhebt. Die deutsche und die österreichische Negierung haben von der Note Act genommen, ohne jedoch ihre Meinung in dieser Frage zu äußern." — AuS Konstantinopel vom 3. Juni: „In dem gestern unter dem Vorsitze des Sultans ab gehaltenen Ministerrathe ist beschlossen worden, an den Generalgouverneur von Ostrumelien die strenge Weisung zu richten, daß derselbe seine Entschließungen stets auf Grund der Souveränetät und der Autorität des Sultans zu fassen habe und demzufolge auch nur die türkische Fahne auf den Regierungsgebäuden auf ziehen lassen dürfe." Amerika. Die Negerauswanderung aus den Süd staaten der Union dauert fort. Allerdings scheint es dort auch mit der „bürgerlichen Gleichstellung" der Farbigen mit den Weißen noch übel auszusehen — trotz der Gesetze der Union. So besteht in Virginia wie in einigen andern südlichen Staaten ein gesetzliches Verbot der Ehe zwischen beiden Rassen, infolge dessen unlängst eine Ehe zwischen einem farbigen Manne und einer weißen Frau, in einem andern Staate voll zogen, nicht nur für null und nichtig erklärt, sondern auch die Betreffenden zu fünfjährigem Staatsgefängniß verurtheilt wurden. Königreich Sachsen. * Leipzig, 5, Juni. Der Besuch unserer Kunst gewerbeausstellung war während der Psingstfeier- tage und unmittelbar nachher ein erfreulich zahlreicher. Am zweiten Feiertage wurden über 2000 Einzelbillets genommen (außer den Abonnements), am 3. Juni 2400, und auch gestern fanden wir sowol die große Halle in allen ihren Theilen von einer zahlreichen Menge Schaulustiger durchwandert, als auch die ausgedehnten Restaurationsräume ziemlich dicht von solchen besetzt, die jedenfalls die gleiche Wanderung schon ganz oder theilweise gemacht hatten und nun daselbst ausruhten, um wahrscheinlich dann noch einmal ihren Rundgang zu beginnen. Es ist ein äußerst glücklicher Gedanke vom Comite gewesen, eine Restauration direct in das Ausstellungslocal selbst zu verlegen. Zwar entgeht dadurch scheinbar der Kasse etwas an Eintrittsgeld, indem mancher, der sonst wol öfter kommen würde, weil die Besichtigung der ganzen Ausstellung auf ein mal zu sehr ermüdet, jetzt nach einer Erholungspause in den RestaurationSräumen erfrischt und gekräftigt ans Werk geht und die Durchsicht des Ganzen mög licherweise ohne neuen Eintritt gleich das erste mal er ledigt. Allein diese Liberalität, ebenso wie die nicht minder große, die darin besteht, daß den Besuchern der Ausstellung, insbesondere Damen und älter» Leuten, die Füglichkeit geboten ist, auch außerhalb der Restaura tion sich auszuruhen (und zwar an einem Platze, wo sie sitzend von üben die ganze Halle längShin über sehen können), diese Liberalität macht sich gewiß da durch bezahlt, daß der solchergestalt erleichterte und angenehmer gemachte Besuch der Ausstellung um so mehr Theilnehmer herbeizieht. Eine weitere Erleich terung — für die ideelle Benutzung der Ausstellung — wird, die, wie wir hören, nun unmittelbar bevorstehende Ausgabe des Nachtragskatalogs über die ausgestellten kunstgewerblichen Alterthümer bieten. Auch hat nun mehr die Aufstellung der Frauenarbeiten (in der Vor halle) begonnen. Das Ganze der Ausstellung gewährt von Tag zu Tag ein harmonischeres und in jeder Beziehung immer mehr befriedigendes und ansprechen des Bild. — Eine Generalverordnung de» Ministeriums de« CultuS und öffentlichen Unterrichts an alle höhern und niedern Schulanstalten des Landes verfügt, daß letztere der Goldenen Hochzeit Sr. Maj. deS Kaisers und der Kaiserin in einer der Bedeutung des Tage- angemessenen Weise gedenken sollen. — Am Sonntag nach Pfingsten soll in Meißen die 10. Versammlung der seit fünf Jahren unter dem Ramen Sächsische Provinzialpresse be- stehenden Vereinigung von Localblattverlegern statt finden, deren hauptsächlichster BerathungSgegenstand die Begründung einer KrankenunterstützungSkasse für das Personal der Mitglieder de« Verbände« ist. Es sind zu dieser Verhandlung auch die Gehülfen dergestalt eingeladen worden, daß sie Delegirte entsenden sollen.