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Zolltarif äußern könne. Wenn nun heute auch -affet und Petroleum in da« Besetz ausgenommen werden, so folge für den Tarif in seiner definitiven Gestalt darau« gar nicht«, und er verwahre sich und seine politischen Freunde dagegen, daß au» der Annahme de« Anträge« Trautmann irgend welche Folgerungen iu Bezug auf ihre definitive Abstim mung gezog«n würden. Abg. Trautmann: Der Abg. Lasker dürfe nicht da- Privilegium für sich in Anspruch nehmen, allein die zärtlich sorgende Mutter de« armen Volke« zu sein. Auch er (Redner) vertrete die In- tertssen de« armen Manne« in gleicher Weise, habe aber dennoch seinen Antrag eingebracht, der keineswegs berech tigten Interessen entgegentrete, sondern nur der unberechtigten und illegitimen Speculation einen Riegel vorlegen wolle, die sich an die Emanation und Vorberathung de» neuen Zolltarif« heute schon anknüpse. Der niedrigere provisori sche Eisenzoll empfehle sich, um nicht durch einen höhern Zollsatz der definitiven Abstimmung zu präjudiziren. Abg. Richter-Hagen: Er wünsche zu misten, wo denn eigentlich im Hause die National-Liberalen sitzen, man wisse gar nicht mehr, an wen man sich halten solle, an Lasker, Trautmaun oder Benda; jede im Hause vertretene Ansicht finde auch ihre Bertheidigung bei den National-Liberalen, deren interne Kämpfe einen großen Theil der Debatten absorbiren. Redner möchte kei nem Menschen rathen, auf Kaffee zu speculiren mit Rück sicht aus den Antrag Trautmann, er könne sonst noch mehr hineinfallen al- die Tabacksspeculanten. Redner erklärt sich gegen jeden besondern Sperrtarif und bittet, da« ganze Gesetz abzulehnen. Besonder« unglücklich erscheine der vom Abg. Trautmaun projectirte verminderte Eisenzoll, er werde auf einige Wochen da« Rohmaterial vertheuern, ohne irgend etwas nutzen zu können. Abg. Stumm wendet sich gegen einige Angaben der Abg. Lasker und Richter und bittet schließlich, an dem Beschluß der zweiten Lesung festzuhalten. Die Discussion wird geschlossen. Persönlich be merkt Abg. v. Benda dem Abg. Richter, daß er von seinen politischen Freunden in der Tarifcommission, nicht in der Fraktion gesprochen habe. Hier aller dings sei seine Fraction in wirthschaftlichen Fragen ebenso wenig geschlossen wie die andern politischen Parteien des Hauses. Abg. Trautmann glaubt nach den Ausführungen des Abg. Richter-Hagen diesen für einen „Canadier" halten zu müssen, der Europas übertünchte Höflichkeit noch nicht kennt. (Heiterkeit.) Abg. Richter-Hagen meint, eS sei besser, jemandes Jrrthümer zu berichtigen, als aus übertriebener Höf lichkeit dies zu unterlassen. Präsident v. Seydewitz kann eS nicht als ganz parlamentarisch betrachten, wenn der Abg. Trautmann erkläre, die übertünchte Höflichkeit beim Abg. Richter zu vermissen. (Heiterkeit.-) - In der Abstimmung wird K. 1 in der Fassung zweiter Lesung angenommen, ebenso das ganze Gesetz, nur erhält Z. 3 statt der gestern beschlossenen nach stehende redactionell correctere Fassung: Nach dem Erlöschen der Anordnung sind unverzüglich diejenigen Zollbeträge, welche auf Grund derselben von bis dahin gesetzlich zollfreien Gegenständen oder über den bis dahin gesetzlichen Zollsatz hinaus entrichtet oder zu Lasten des Zollschuldners angeschrieben sind, zu erstatten, beziehentlich wieder abzuschreiben, insoweit diese Beträge Gegenstände betreffen, welche nach der zur Zeit des Er löschens der Anordnung geltenden Zollgesetzgebung zollfrei sind, oder insoweit sie nach höhern Zollsätzen berechnet sind, als die zur Zeit des Erlöschen« der Anordnung bestehende Zollgesetzgebung festsetzt. Das Gesetz tritt sofort in Kraft. Nachdem sodann in der definitiven Schlußabstim mung das ganze Gesetz angenommen ist, setzt das Haus die zweite Berathung deS Zolltarifs fort. Die gestern vertagte Debatte über die Holzzölle wird fortgesetzt und wiederum eröffnet über die Pos. 13 a und I3b: 13«: Brennholz, Reisig, auch Besen von Reisig; Holz kohlen; Borkholz, auch in Platten und Scheiben; Lohkuchen (auSgelaugtc Lohe al» Brennmaterial); vegetabilische und animalische Schnitzstoffe, nicht besonder« genannt... frei. 13b: Bau- und Nutzholz: I) roh oder blo« mit der Axt vorgearbeitet ... 10V Kilogramm 10 Pf. »der 1 Fest meter 00 Pf.; 2) gesägt oder auf anderm Wege vorgear« beitet oder zerkleinert; Faßdauben und ähnliche Säg- oder Schnittwaaren ... 100 Kilogramm 25 Pf. oder 1 Fest- Nieter 50 Pf. Abg. Rickert: Ich muß mich zunächst gegen eine Ausführung des Abg. Grafen v. Frankenberg verwahren, al» ob die Gegner der Holzzölle Waldverwüster von Passion wären. Ich werde Ihnen aber an der Hand der Statistik Nachweisen, daß die Behauptung, e« ständen die Interessen de» deutschen Walde« und besonders der StaatSforsten auf dem Spiele, Ueber- treibungen und. thatsächlich unbegründete Befürchtungen sind. Wäre Graf Frankenberg Mitglied des preußischen Herrenhauses, dann würde er wissen, daß gerade von un serer Seite die Regierung stet« dringend aufgefordert wor den ist, mehr für unsere Fotstbultur und für die Erhaltung des Walde« zu thun. Der Bunde-commiffar Geheimrat- Mayr hat für seine Behauptung, daß die ganze StaatS- forstwirthschaft auf dem Spiel stehe, daß ihre Einnahmen immer mehr heruntergingen, sich auch auf Preußen berufen und gesagt, dort seien nach einer vorläufigen Uebersicht im Jahre 1878 die Einnahmen au« den StaatSforsten gegen 1877 um 3 V, Mill, zurückgegangen. Seit 1830 haben sich die Einnahmen aus den preußischen Staat«sorsteu und die Holzpreise aber sehr bedeutend gesteigert. Und wenn selbst in dem genannten Jahre die Einnahmen g gen den EtatS- satz um 3 V, Mill, zurückgeblieben sind, so ist die Einnahme immer noch bedeutend höhßr al« im Jahre 1871. Man kann doch auch die Jahre 1873—76 nicht als normalen Zustand hinstellen und hen Rückgang auf den Status von 1871 als eine Gefahr für die Walowirthschaft ansehen. Im Jahre 1863 betrug der Nettoüberschuß au« den preußi schen StaatSforsten nach Abzug aller Ausgaben 16Mill., 1868 20'/, Mill., 1872 25 Mill., 1873 29 Mill., 1876 ergibt dieselbe Summe und dann kommt der Abschlag auf 21 Mill., weil wir zu den normalen Verhältnissen zurück gekehrt sind. Sie werfen uns Seestädtern vor, wir schlügen mit un sern Reden gleich ein paar Handelszweige lobt, Sie leisten mehr. Sie schlagen gltich und zwar ohne Grund die ganze deutsche Wiithschaft todt. Die Thatsachen an der Hand der Statistik sprechen ander«. Sowie allerdings von un serer Seite die Statistik angeführt wird, dann hat man allen Glauben an die Statistik verloren, sobald sie aber vom Regierungstisch benutzt wird, dann soll sie vollkommen glaubhaft sein. Der Reichskanzler hat nun den Ve hält- niffen der Ostsecstädte die hunderttausend brotloser Arbeiter in den schlesischen Wäldern «ntgcgengestellt. Diese müssen Sie uns aber nachweisen, ebenso wie wir Ihnen die Zahl der von Memel, Stettin, Danzig beschäftigten Arbeiter nachgtlvWn^yübM^ DtrMbg. B sein hohe« In ¬ teresse für den Osten mit; seiner früher» Eisenbahnpolitik documcntiren wollen. Man mußte sich damals für den Osten interessiren, weil man sich für die Bahnen im Westen interessirte. Der Abg. Berger nannte damals jene Bahn „eine Ehrenschuld an jene Grenzdistricte, die im Jahre 1807 die letzte Zufluchtsstätte des preußischen Königshauses waren". Man muß diese goldenen Worte wiederholen, da mit die Herren sich erinnern, daß dort oben in der Ecke auch noch Menschen wohnen, die sich ernähren wollen und Anspruch aus Schutz der nationalen Arbeit haben. Wir werden stet« bereit sein, im Interesse de» Vaterlandes noth wendige Opfer zu bringen, dieser Tarif, dieser Holzzoll ist aber nicht nothwendig. Die objectiven Petitionen von Memel weisen aber nach, daß dort wirklich eine große Ar beiterbevölkerung und ein großer Handel in Frage steht. Der Reichskanzler sagt, es handle sich hier weniger um deutschen al» um russischen Handel. Ist der Handel nicht ebenso gut ein deutscher, der mit russischem Holz handelt, wie derjenige, der ausländische Wolle oder Baumwolle ver arbeitet? Sie zerstören mit diesem Zoll den Handel l» seinen jahrelangen Verbindungen. Nun sagen die Motive, wir sollten als Holzconsumenten etwa« mehr bezahle», dann werde e» uns an Steuer er lassen. Aber die größten Holzconsumenten sind derKrieg«- minister, die Marine, die Post- und Bergwerk»verwaltung. Diese werden auf der einen Seite bezahlen, wa« auf der andern der Holzzoll bringt. Der Steuerzahler wird davon keinen Profit haben. In der deutschen Rhederei steckt ein Kapital von 250—300 Mill. M., direct im Dienste dersel ben sind 52000 Menschen beschäftigt, ungerechnet die Tau sende Kllstenbewohner. Glaubt der Marineminister v. Stosch, daß noch nachdem man der deutschen Handel»marine diesen Stoß versetzt hat, genügender Ersatz für unsere Staats marine vorhanden ist? Schon jetzt gehen viele tüchtige deutsche Matrosen nach England, weil sie auf deutschen Schiffen keinen Platz finden. Der Reichskanzler sagt, dieser Holzzoll sei ein Kampfzoll gegen Rußland, welches gegen un» keine stärker» Prohibitivmaßregeln als die bestehende» beschließen könne. Im Jahre 1871 war unser Export nach Rußland größer al» der russische Export zu un». Die Er höhung der Holzpreise wird die in den Grllnderjahren be klagte Devastation der Wälder zur Folge haben. Glück licherweise ist ein großer Theil de« deutschen Waldes im Staatsbesitz, für welchen der Staat Opfer bringen, muß. Kein Zoll ist also so unbegründet wie der Zoll auf rohe», mit der Axt bearbeitetes Nutzholz. Schenke» Sie als» dem Osten etwa» Berücksichtigung. Wenn Sie aber auch diesen Tarif machen — muthlo» werden wir darum nicht. Wie in früherer schwerer Zeit der Norden und Osten unserS Staates Deutschland politisch erobert hat, so wird er es auch wirthschafllich erobern und diese Tarifpolitik zu Falle bringen., (Beifall link«; Zischen recht«!) Bundcscommissar Geheimrath Mayr: Der Vorwurf, daß hier am Regierungstische die Han- delsinterefsen zu gering geschätzt würden, trifft nicht zu. Nicht gegen den Handel schlechthin sind hier Arußerungen gefallen, sondern nur gegen eine exclusive, dem nationalen .Interesse widersprechende Tendenz desselben. Der Abg. Rickert hat gesagt, was denn das bedeute, wenn die Ein nahme aus den preußischen StaatSforsten im Jahre 1877 um 3'/, Mill. M. zurückgegangen sei. Ich habe diese Mittheilung über den Rückgang des Holzerlöses amtlich er halten, aus dem preußischen Ministerium für Landwirth- schäft. Ich will übrigens nur bemerken, daß ich durchaus nicht das große Gewicht auf di« Sache gelegt habe (Hört, hört!), welche« mir heute der Abg. Rickert zuschreibt. Der Abg. Rickert hat uns ferner die Steigerung der StaatS- forsteinnahmen in Preußen seit 1818 vorgefuhrt. Das lag aber wesentlich in der Vermehrung der Verkehrsmittel und in der Ausschließung großer Waldparti/;» zu jener Zeit. Ich will den Arbeitern in Danzig, Stettin und Memel nicht zu nahe treten, aber größer und mehr mit nicht reichen Menschen besetzt sind doch die 2500 Quadratmeilen Forst- landeS in Deutschland, und diese Hunderttausende, welche in ihrer Beschäftigung nicht wechseln können, müssen be dacht werden. (Sehr wahr!) Die Nation wird nicht itn Zweifel sein, w» das größere Interesse liegt, ob bei Ihren Kaufleuten, Ihren Comptoirs, in der kleinen Zahl der Ar beiter, di« Sie dort beschäftigen, oder bei den Hunderttau senden der Waldarbeiter und der unmittelbar am Verdienst der Waldarbeiter beschäftigtest Familien der 2500 Ouadrat- meilen deutschen Waldes. (Beifall rechts.) Ich möchte Ihnen auch nicht empfehlen, den Gegensatz zu stark zu accentuiren, der sich in das Wort „deutscher und russischer Holzhandel" einkleiden läßt. Auch da werden die Sympathien der Na tion entschieden auf feiten des Reichskanzlers sein. Was bleibt als nationale Znthat hängen bei russischen Rohstoffen, welche auf der einen Seite herein und auf der andern wieder hinausschwimmen! Auch bezüglich der Rhederei sind wir der festen Ueberzcugung, daß sie nicht in Verfall kom men wird. Der Abg. Rickert bemerkte dann, daß durch die Holzzölle der Wald abgeschlagen werde und eine De vastation eintreten wird. Die Forstwirthschaft legt aber gerade auf die Erhaltung eines regelmäßigen Abtriebes ganz besonderes Gewicht. Die Gefahr der Devastation liegt nicht vor, wohl aber, daß man den deutschen Wald nur noch wi« einen vergrößerten Thiergarten für Deutsch land behandelt (Heiterkeit), aus dem man aber keinen Nutzen zieht. Also fürchten Sie nicht bei einer geringen Tenor und erfreut durch ein temperamentvolles Spiel. Er gab bisjetzt Lohengrin und Tanhäuser und dürfte vielleicht für den verstorbenen Hrn. Diener in Aus sicht genommen sein. Hr. Fischer hat einen mehr weichen, ansprechenden, als mächtigen Baß und gewann als Sarastro, Landgraf Hermann und vornehmlich als Figaro den Beifall des Publikums. Die Naturgenüsse werden auch in diesem Sommer in und um Dresden mit Musik und theatralischen Ge nüssen stark gewürzt werden. Aus Nesmüller'S Som mertheater tönen „Fatinitza"-Klänge und Lachtauben rufe und „SeecadetS" mischen ihre Stimmen mit dem Rauschen der Bäume. Es klingt ein so zufriedener Ton aus diesem Theater, daß man glauben möchte, das nunmehr verlassene Residenztheater würde seinen neuen Leiter vom Großen Garten empfangen. Mehr fache MiSflimmung erregen die allabendlichen starken Orchrsterconcerte im Stadtpark mit ihren VormittagS- proben. Es wird kein« Rücksicht auf die Umwohnen den genommen, die vielfach in ihren Arbeiten beein trächtigt werden. Wie wenig solche Concerte in Mitte der Stadt Bedürfniß sind, zeigt der Umstand, daß im Garten selten mehr Personen als im Orchester zu finden sind und nur eine nicht zahlende Menschen menge außerhalb desselben von auf- und abwandeln den GenSdarmen in ihrer Kunstbegeisterung überwacht werden muß. Die bevorstehende Goldene Hochzeit unser-hochverehrten Saiserpaare« hat bereit« angefangen, eine Goldene Hoch- zritS-Literatur hervorzulockcn. Un« selbst sind schon drei verschiedene literarische Erzeugnisse dieser Art, zwei poetische und ein« in Prosa, zur Astleige zugegangen. Da« eine der Lieder: „JubeUied zur Goldenen Hoch- zeitSfeier des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta am 11. Juni 1879, von Karl Badewitz" (im Selbstverläge des Verfasser«, Berlin, Blumenstraße 12) ist, wie wir hören, an eine große Anzahl städtischer und anderer Gemeinden versandt worden, um womöglich an diesem hochfestlichen Tage einen gleichmäßigen Festgesang ist recht vielen deutschen Gemeindeschulen zu Stande zu bringen. Es ist zu singen nach der Melodie: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall." Ein zweites führt den Titel: „Hohenzollern-Preis. Eine Dichtergabe zur Erin nerung an die Goldene Hochzeitsfeier unser« Deutschen Kaiserpaare« von Müller v. d. Werra. Nebst drei Musikbeilagen von Rötsch , Mühldorfer und Wandersleb" (Leipzig, Hugo Voigt). - Wa» Werk besteht au« einigen dreißig verschiedenen Dichtungen, insbesondere Liedern. Es erscheint in doppelter AurKb^ einer hocheleganten und einer Volksausgabe, und soll ein bleibende« Andenken an die hohe Jubiläumsfeier sein. Ist diesem Cyklus von Dichtungen wird das Hau« der Hshenzollern von dem Großen Kurfürsten an bi« auf die Gegenwart mit mannichfachen Schilderungen verherrlicht. Da« Goldene Hochzeit-jubiläum speciell wird durch den in gebundener Sprache gehaltene» 150. Psalm und ein kunstvoll geformtes Lied» mit Musik von Mühl dorfer, gefeiert. Die dritte Festgabe nennt sich: „Zur Goldeneu Hochzeit des Deutschen Kaiserpaares. Ein Sendschreiben an die Kinder de« deutschen Bolte«" (Hannover, Karl Meyer). Da« kleine Schriftcheu, mit Bild nissen de» kaiserlichen Jubelpaare« und anderer Mitglieder de» erlauchten Hohenzollernstamme« ausgestattet und durch ein kurze» Gedicht eingeleitct, wendet sich in populärer Sprache an die Jugend, um dieser die Bedeutung de» schö nen Tage» recht klar und eindringlich vor die Seele zu führen, und e« gibt daher au« der Geschichte de« hohen- zollernschen Haufe« vom Großen Kurfürsten an bi« zur Gegenwart herab einige markante Züge — nicht sowol an der Regierungsgeschichte al« au» der Geschichte de« Familien leben« diese« erlauchten Hause«. . . — «Z t ho 3 a h r e öfi r rrr i ch r s ch e r P o l i t i k 1859—1869.' Tagebuch zur Zeitgeschichte", vonO.Bernhard Friede mann (Wien, Rosner) — so betitelt sich eine Samm lung publicistifcher Aufsätze, welche in den gedachten Jahren in verschiedenen wiener Zeitungen erschienen und von dem Verfasser, einem bekannten österreichischen Publicisten, hier zu einer Art von Gesammtbild jene« für Oesterreich so ver- hängnißvollen Jahrzehnts zusammengestellt worden sind. Sowol die innere al« die äußere Politik Oesterreichs ist darin besprochen, und sie haben daher, gleichviel wie man zu den politischen Ansichten des Verfasser« sich stellt, jeden falls das Verdienst, den Leser über die Geschichte jener Zeit zu orientiren. — Der Permer Vicegouverneur telegraphirte unterm 18. Mai au« Irbit an vaS Ministerium des Innern nach Petersburg: „Melde gehorsamst, daß alles hier ausge zeichnet geht. Die ganze Stadt mit Ausnahme weniger Vorstadthäuser ist gänzlich abgebrannt. Der Schaden be trägt 22 Mill. Nachforschungen nach den Brandlegern werden eifrigst fortgesetzt. Ein Verdächtiger wurde einge fangen und befindet sich bereit« in der TiuM« (Gefängniß) in Gewahrsam." Der Minister de« Innern soll auf diese« Telegramm mit einem der Zoologie entnommenen Vergleich geantwortet haben. — Professor Virchow, welcher bekanntlich einer Ein ladung de« Dr. Schliemann zu einer wissenschaftlichen Ex kursion nach Troja, um an den Forschungen bei den dortigen Ausgrabungen theilzunehmen, Folge geleistet hatte, ist nach Berlin zurllckgekehrt und hat seine Vorlesungen und Lurse in der Eharitt wieder begonnen. — Am 25. Mai abend« 6 Uhr fand ein großer Ausbruch de« Aetna statt, der von Taormina her einen prachtvollen Anblick darbot. Die letzte bedeutendere Eruption, die uam- haste Veränderungen in der Gestalt des Berge« zur Folge hatte, ereignete sich am 29. Aug. 1874. — Zufolge der Kölnischen Zeitung ist der Held de» be kannten Freiligrath'schen Gedicht»: „Die Trompete von Gravelottr", der Invalide August Binkebank, am 22. Mai zu Halberstadt seinem langjährigen Leiden erlegen.