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883 '«iitrn Zeitpunkt bestimmt, sofort in Kraft. Die Anordnung erlischt), sobald die betreffenden Gesetzentwürfe (ß. 1) al« Gesetz in Kraft treten, ob.er abgelehnt oder zurück- gezogen werden, spätesten« aber mit dem 15. Tage nach Schließung der gegenwärtigen Reich«tag«session. Dir gesptrrlen Worte werden auf Antrag deS Abg. Windthorst als überflüssig gestrichen. Der Rest deS Gesetzentwurfes wird unverändert und ohne weitere Debatte angenommen. Eine Anzahl von Petitionen wird für erledigt erklärt. DaS HauS geht nunmehr zur Fortsetzung der Be- rathung über die Holzzölle über (Pos. 13 deS Zoll tarifs: Holz und andere vegetabilische und animalische Schnitzstoffe, sowie Waaren daraus) und zwar: ») Brennholz, Reisig, auch Besen von Reisig, Holzkoh len, Kerlholz, auch in Platten und Scheiben, Lohkuchen (au.gelaugte Lohe al« Brennmaterial), vegetabilische und animalische Schnitzstoffe, nicht besonder» genannt, frei. o) Bau- und Nutzholz: 1) roh oder blo« mit der Axt vorgearbeitet, 100 Kilo gramm 10 Pf., oder 1 Festmeter 60 Pf.; 2) gesägt oder aus auderm Wege vorgearheitet oder zerkleinert: Faßdauben und ähnliche Säg« oder Schnittwaaren 100 Kilogramm 25 Pf. oder 1 Festmeter 1 M. 50 Pf. Zu diesen Positionen liegen folgende Anträge vor: 1) deS Abg. Grafen v. Galen: in 8. 13» die Worte: „in Platten und Scheiben" zu streichen; > > 2) deS Abg. Eysoldf: der Pos. Nr. 13° folgende Fassung zu geben: „1) roh oder blo» mit der Axt vorgearbeitet... frei"; 3) deS Abg. Richter-Meißen: in Nr. 13° 2 den Zollsatz von 25 Pf, für 100 Kilo gramm oder von 1 M. 50 Pf. für da« Festmeter auf 30 Pf. für 100 Kilogramm oder von 1 M. 80 Pf. für da« Fest meter zu erhöhen; 4) des Abg. Frhrn. v. Lerchenfeld: 1) in Pos. 13 llt. » hinter: „Besen von Reisig" ein- zusetzen: „Korbweiden ungeschält und geschält"; 2) in Pos. 13 IN. e 2 hinter: „Faßdauben und ähnliche Säg- oder Schnittwaaren" hinzuzusehen: , geschälte Korbweiden, welche durch Hobeln oder Spalten vollständig für die Fabrikation fertig gestellt sind"; 5) des Abg. Udo Graf zu Stolberg: Der Pos. 18 o folgende Anmerkung hinzuzusllgen: „Bau- und Nutzholz zur Verwendung beim Schiffsbau, seewärts eingehend, frei"; 6) der Abg. vr. Delbrück und vr. Roggemqnn: im Falle der Annahme der Pof. Nr. 13 lit. e, dersel ben folgende Anmerkung hinzuzufligen: „Brenn- und Nutz holz zur Verwendung beim Bau von Seeschiffen frei"; 7) der Abg. Frhr. v. Fürth, v. Schalscha: 1) zu Nr. 13 Ile. ° 2 hinter dem Worte: „Schnitt- waaren" zuzusetzen die Worte: „auch ungeschälte Korbwei den und Reisenstäbe"; 3) zu Nr. 13 Nt. v zu setzen: „3) ge- schälte Korbweiden, welche zur Fabrikation weiter nicht vorbereitet sind, 100 Kilogramm 2M. 50 Pf."; 8) der Abg. 0r. Harnier, vr. Bamberger und Genossen: im Falle der Annahme der Nr. 13° de« Zolltarif« statt: „Faßdauben und ähnliche Säg« oder Schnittwaaren" zu setzen: „gesägte oder geschnittene Faßdauben und ähnliche Säg- oder Schnittwaaren." Die DiScussion wird über die Pos. s und o und sämmtliche dazu gestellten Anträge wieder eröffnet. Beim Beginn der nachfolgenden Rede erscheint der Reichskanzler Fürst v. Bismarck im Saale. Abg. Graf Frankenberg: Deutschland ist in der Lage, alle« ihm nöthige Nutzholz zu produciren. Die FreihandelStheorie ist nie schlimmer »ertheidigt worden als gestern durch den Abg. Klügmann, welcher will, daß unsere Production nicht einmal bei uns Absatz finde, sondern daß wir au-ländische« Holz statt deutsche« nehmen. Unser deutsche« Holz findet infolge der ausländischen Concurrenz keinen Absatz mehr. In Amerika wachsen allerdings Hölzer, die wir hier nicht produciren; der Preis derselben ist aber so hoch, daß der geringe Zoll keinen Einfluß darauf haben wird. Unsere Eisenbahnen sind nun durch die starke Concurrenz der österreichischen Bahnen gezwungen worden, das österreichische Holz billiger al« da« inländische zu fahren. Der Zoll wird jedoch die au«ländische Einfuhr nicht hindern. (Hört! link«.) Oester reich führt jetzt zwei Drittel seine« Exports nach Deutsch land auS; einen andern Abnehmer findet e« nicht dafür, denn der Westen Europa« wird von Amerika versorgt. Durch den natürlichen Lauf der Flüsse ist e« auch auf den Export nach Deutschland angewiesen. In der That ist dieser Artikel für den Finanzzoll sehr geeignet. Trotzdem da« österreichische Holz von viel geringerer Qualität ist, wird doch bei uns zum Schaden der Dauerhaftigkeit der Häuser viel damit gebaut. Die inländischen Waldbcsitzer sind durch segensreiche Forstschutzgesetze an dem in Oester reich getriebenen Raubbau verhindert; sie müßten also der österreichischen Concurrenz unterliegen. Unsere Waldcultur darf aber nicht aufgegeben werden. Die Wälder sind das edelste Erbtheil, das uns unsere Väter hinterlassen haben. (Sehr richtig!) Wenn eine Gesellschaft den Wald betritt, so beginnt sie gleich zu singen: „Wer hat dich, du schöner Wald ,c." (Heiterkeit.) Durch Erhöhung der Preise werden wir aber nicht zur Devastation gelangen; vielmehr werden die Wälder nur in den Ländern devastirt, in denen da« Holz billig ist und der Wald keinen Werth hat. Die ganze Cultur solcher Länder aber geht zurück. Darum, schützen wir unsere deutschen Wälder! (Beifall rechts.) Abg. Schlutow legt zunächst Verwahrung ein gegen die Aeußerung des Reichskanzlers in Betreff deS ganz legitimen GctreidehandelS der Ostseestädte, und bemerkt in Bezug auf den Holzzoll, daß die Motivs nichts davon erwähnen, daß bei dem früher» Zoll die östlichen Provinzen niedrigere Sätze hatten: Sehr nachtheilig sei aber, daß hartes und weiche« Holz gleich verzollt werden soll. Weiche« Hol- sei werthlo» und diene nur dazu, da« harte zu tragen; man sollte e» also ganz freilassen al« Schiff«gefäß; e« bleibe dem Händler nicht« übrig, «l« den Zoll für da« weiche Holz mit auf den Preis. de« harten zu schlagen, welche« dann mcht um 2, sondern sogar um 4 Proc. theuerer werde. Der Zoll werde die au« Galizien kommenden weichen Hölzer abhalten; in- folge dessen werden dort mehr Sagemühlen entstehen, die da« Holz zu Breiern schneiden und durch Schlesien nach Deutschland fahren. Die Interessen Schlesien« und der Ostseeprovinzen seien also gemeinsame, da« sollte auch der Abgeordnete für Memel, Gras Moltke, bedenken. Der Holz- handel lasse bedeutende Summen im Lande, Arbeitslöhne, Gehälter, Transportkosten, Kaufmanns- und Agentenver- dienst, die Rhederei der Ostfee sei auf denselben angewiesen; vielleicht würden die deutschen Schiffe auch von Ltbau und Riga au« verfrachtet werden können, solange die russische Regierung gegenüber den deutschen Kampfzöllen nicht zu Repressalien greife, denn, wie e« in de» Wald hineinschallt, fo schallt e« auch heraus. Da« Hol, komme vornehmlich aus den Gouvernement« Volhynien, Minsk und Kiew, von wo der Transport nach Danzig und Memel ebenso weit sei als nach Riga. Da« Holz habe aber durchaus nicht nöthig, die Durchfuhr dnrch Deutschland zu nehmen. Memel vorzüglich werde, weil e« ohne Hinterland fei, besonders zu leiden haben. Die Verzollung werde die größten Schwierig keiten haben, da die Frachten zu gleicher Zeit ankommen untz schnell abgefertigt werden müssen, damit nicht da« zn hohe oder zu flache Wasser sie in Gefahr bringe. Redner bittet dringend um die Ablehnung de« Zolle«. (Beifall link«.) Reichskanzler Fürst Bismarck: Ich würde in so vorgerückter Stunde nicht da« Wort ergreifen, wenn der Vorredner nicht meine Person und Meine Aeußerungen erwähnt hätte, obschon ich in dieser Debatte noch gar nicht gesprochen habe. Er hat in die Debatte über die Getreidezölle zurückgegriffen, ich will ihm nicht dahin folgen, sondern mich lediglich an da« Holz halten und einige Einwendungen und Angaben richtig stellen, welche er gegen die Vorlage gemacht hat. Wa« zunächst die Beschwerde über die gleich hohe Ver zollung de« harten und weichen Holze« anlangt, so hatten wir geglaubt, daß die Herren Holzhändler in der Herab setzung di« Zolles auf harte« Holz eine Loncession er kennen würden, die wir damit machen wollten. Wir haben den Mittlern Durchschnitt zwischen den beiden Zollsätzen von früher gewählt, um die Zollabfertigung zu erleichtern. Wa« an weichem Holz mehr bezahlt wird, wird an hartem Holz weniger zu entrichten sein, und nach den Auseinander setzungen des Vorredner« muß man ja annehmen, daß die harten Hölzer bei dem Großverkehr und dem Export nach England die Hauptsache bilden und die weichen nur zur Verkuppelung wegen der mangelnden Schwimmkraft des harten dienen. Ich sehe hierin also eine Concession. Sollten die Herren für das weiche Holz einen niedriger» Zoll wünschen, dann müßten die Regierungen den ursprüng lichen Zoll auf da« harte wiederherstellen. Dann sprach der Vorredner mit besonderer Emphase von der deutschen Nationalität des Geschäfts, von den deutschen Holzhändlern. Ich möchte hier nur den Schlüssen entgegentreten, welche ein Laie daraus ziehen könnte, al« ob jene Holzhändler deutsche« Holz verführen und verkauften, als ob die 8 Proc. Pes gesammten Holzmaterial« de« londoner Markte«, mit denen sie auf demselben concurriren, deutsches Holz wären; die Herren sind viel eher russische Händler. Al« deutsche Landsleute sind sie uns willkommen, wir freuen uns, wenn sie an russischem Holz etwa« verdienen, aber daß sie mit deutschem Holz arbeiten, diesen Ruhm kann ich ihnen doch nicht zugestehen. Die Herren sollten doch diese Seite lieber nicht berühren, denn sie erinnern uns daran, daß unsere Eisenbahnen, die jedenfalls mit deutschem Geld gebaut sind, Verkehrsanstalten de« Auslandes geworden sind (Sehr richtig! rechts), und ferner daran, wa« wir geographisch nicht än dern können, daß unsere deutschen Seestädte vermöge der Wendung, die das Geschäft genommen hat, wesentlich die Emporien des östlichen Auslandes geworden sind und mit den Producten unserer ausländischen Nachbaren durchfahren und für die mländischen Producenten gleichartiger Producte nur einen Blick de» Mitleids haben. Wenn her Vorredner von den vielen Arbeitern gespro chen hat, die beim Flößen ihr Brot verdienen, so, meine ich, wird da« auch nach der Einführung de« Zolle« der Fall sein; ich bitte ihn aber, eine vergleichende Statistik auszustellen, welche Massen von Menschen brotlos gewordeu sind dadurch, daß die inländischen Wälder nicht mehr ren tabel lind (Sehr richtig! rechts), wie namentlich in Schle sien die österreichischen Hölzer jetzt mitten durchfahren, wo früher jahrelang die Arbeiter eine angenehme, vom Vater auf den Sohn forterbende Beschäftigung fanden al« Holz hauer und Aufseher, zum großen Theil aber auch al« Un ternehmer im kleinen. Bei dem Transport innerhalb un serer Wälder zu den Bahnhöfen hatten diese kleinen Leute Beschäftigung. Sie nützten ihr Pferd, welche« im Som mer auf dem Acker ging, im Winter aber sonst gestanden hätte, und verdienten viel Geld. Jetzt haben sie ihre Pferde abschaffen müssen. Diese schlesischen Wälder, welche früher wie Ameisenhaufen von Arbeitern wimmelten, sind jetzt todt und still, nicht blo« zum Kummer dc« leitenden För sters, sondern auch zur schweren Sorge der Armenpflege sür viele Tausende, deren Zahl ganz anders ins Gewicht fällt al« die der angeführte» Flößer. Der Vorredner sagt ferner, es sei nicht richtig, daß da« russische Getreide bei uns durch müsse, und hat dabei An gaben gemacht, die ich nicht alle Prüfen kann; aber mit einer in Bezug aus den Absatz den Dnjepr entlang über Cherson wird er doch nur Anklang finden bei Leuten, die den Dnjepr nicht kennen. Es ist möglich, daß kleine Quan titäten Brennholz über die Wasserfälle hinweggelassen wer den, aber die künstlich zusammengefügten großen Flöße wür den, über die Stromschnellen und Wasserfälle hinausge leitet, in Trümmern unten ankommen, und von einem Nutz holzhandel in Cherson kann keine Rede sein. Auf dem Dnjepr kann nur nach oben hin durch die Sümpfe und Kanäle nach dem Weichselgebietc das Holz geflößt werden. Mit solchen Angaben muß also der Vorredner nicht ängst lich zu machen suchen. Was die Düna hinuntergeht, wird jetzt gewiß nicht künstlich auf die Weichsel übertragen wer den können, und ich freue mich, daß der Redner das alte Schreckbild von diesem Umwege nicht wieder aufgeweckt hat, sondern es auf Faßdauben und Stabhölzer beschränkt hat. Die großen Hölzer lassen sich unmöglich z. B.. an den stei len Ufern der Wilja bi« 150 Fuß auf da« Land hinauf schaffen, sie sind überhaupt nicht auf Eisenbahnen fahrbar, sondern auf den Wafferlran«port angewiesen und haben deshalb eine nothwendige Zwang«route nach unsern Häfen. Der Vorredner hat den dringenden Wunsch, wir möchten mit mehr Einigkeit und weniger Schärfe hier di«cutirea. Die Schärfe kommt lediglich daher, daß einerseit« Behaup tungen aufgestellt werden, welche den andern unbegründet erscheinen. (Sehr wahr I link«.) Im übrigen liegt un« ja fachlich eine Angelegenheit vor, die un» politisch nicht er regen soll; aber ein alte» Sprichwort sagt: „In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit auf", und hier liegt eine Geldfrage für den einen oder den andern Theil der Unteethanen vor, indem die Lasten und Vortheil« etwa» gleicher als im Lause der letzten 50 Jahre vertheilt werden sollen. Da» finan zielle Interesse habe ich ja oft hervorgehoben, aber glauben Sie doch nicht, daß deshalb da« Reich in erster Linie in- teressirt ist. Wenn Sie uns gar keine Finanzzölle bewil ligen wollen, braucht das Reich gar kein Geld, eS ist ganz gleich, ob der Thaler, der in die Reichskaffe fließt, au» Matricularbeiträgen oder Zöllen herrührt, und deshalb kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, daß ich bei der dritten Lesung von selten der Finanzminister eine bessere Unterstützung finde; um ihre Sache handelt es sich, ich al« Reichskanzler bin sehr leicht zu vesinteressiren. Da« Reich ist ja so glücklich situirt, daß die andern Staaten sich zu ihm bemühen müssen. Meine Bemühungen sind durch ab genutzte Kräfte begrenzt, und es wird der Moment kommen, wo ich den Karren nicht weiter den Berg hinaufsibieben kann, wen» ich nicht entschlossenen Beistand habe. Dieser Zoll ist minimal; wenn der Festmeter weichen Holze« 20 und harten 30 M. werth ist, so beträgt er doch nur 3, resp. 2 Proc. de« Werthe«. Aber daß der russische Waldbcsitzer auch diese« Opfer nach Umständen bringen wird, geht mir hervor au« der Verschiedenheit der Preise, die dort für Waldungen gezahlt sind. ES sind in Rußland Wälder, die Quadratmeile mit 100000, aber auch mit 5000 Rub. be zahlt worden, je nach der Noth und dem Leichtsinn de» Besitzers, und wenn ich nun Holzhändler fragte, die rus sische Wälder gekauft hatten, wa« ihnen die Schwelle koste, dann hieß e«: ja, da« können wir heute nicht sagen, e« handelt sich um einen Pfennigbruchtheil, wir erfahren e« erst, wenn wir unsere Rechnung machen können, in zwei bi« drei Jahren. Bei den einzelnen Schwellen wird der Besitzer wol nichts ablaffen, wohl aber beim Preise für ganze Quadratmeilen Waldung. Man kann da« den Holzhänd- lern überlassen und ihrer Geschicklichkeit, die russischen Grundbesitzer zu behandeln. (Heiterkeit.) Gerade daß da« Holz angewiesen bleibt auf den Wasserweg, das macht den Holzzoll besonders geeignet zu einem Kampfzoll gegen Ruß land, und wenn der Vorredner fürchtet, e« möge au« dem Walde herausschallen wie e« hineinschallt — ja, unsere Nach barn haben un» alle Repressalien fchon vorweggenommen seit 50 Jahren. (Heiterkeit.) Ich kann dem Herrn Vorredner nicht zugeben, daß da« meiste fremde Holz in Deutschland für den Transitverkehr bestimmt sei, er als Vertreter einer Seestadt hat wol den Binnenhandel übersehen. Nun haben in neuerer Zeit selbst Behörden ausländisches Holz angewandt als besser und dauerhafter al« deutsche«. Ich begreife gar nicht, wo da« erprobt sein soll, während wir doch aus alten Kirchenböde», in Rathhäusern rc. Holz au« Deutschland von zwei-, drei-, vier-und fünfhundertjährigcr Dauer oft genug sehen. Viel leicht schadet die Verwendung des ausländischen Holze« bei den Behörden noch weniger als da« schlesische Beispiel, denn nun denken die Leute ber der behördlichen Empfehlung und Verwendung, e« ist wahr und das ausländische Holz ist besser. E« ist so weit gekommen, daß in Magdeburg da« Holz au» dem waldreichen Harze mit dem Auslande nicht mehr con curriren kann! Da muß ich es doch bezweifeln, daß da« meiste Holz aus dem Auslande Transit ist; da« meiste bleibt im Lande, drückt da« deutsche Geschäft und entwerthet die Wälder, wie eS Graf Frankenberg sehr treffend dargestellt hat. E« wird angenommen, der deutsche Waldbesitzer wird keine Schonung mehr anlegen, es wird dem Walde der Nachwuchs fehlen. Zin« auf ZinS zu rechnen — da« würde ja heute schon dahin führen, daß keine Schonung mehr an gelegt würde, wenn es nicht Gott sei Dank noch Leute gäbe, die ihre Freude am Walde haben, Holznarren, zu denen ich auch gehöre. (Heiterkeit.) Dann hat der Herr Vorredner hingewiesen auf die Schwierigkeiten der Zollabfertigung; es ginge so viel Zeit dabei verloren, daß inzwischen die Hochflut kommen könne rc. Ja, unsere ganze Zolleinrichtung geht ja eben davon au«, daß sie jeden für einen Dieb hält, der nicht da« Gegen theil beweist, und aus die Existenz ehrlicher Leute rechnet die Zollabfertigung gar nicht. Ich glaube aber, daß da« denn doch eine falsche Voraussetzung ist, und wenn jeder Sendung ein Register beigefügt sein müßte und da» falsche Enregistrement streng bestraft würde, dann könnte leichthin da« Register bei der Abfertigung da« Hauptbeweismittel abgeben. Wa« die Versandung und die Hochflut angeht, so liegen doch die Hauptzollstätten in der Weichsel rc., und ehe die Weichsel und selbst die Warte abläuft, kann alle« Holz verzollt werden, was da ist. So furchtbar groß und kostbar kann aber doch weder die Zeitversäumniß noch der Kostenaufwand sür die Holzhändler sein, es kann da« nicht 2 Proc. de» GesammtwertheS des Holze» ausmachen, denn sonst würden die Händler es vorziehen und lieber von vorn herein den Zoll bezahlen, dann wären sie aller Zollplacke reien überhoben. Man soll doch aber auch beim Holze dem Kaiser geben, wa« des Kaiser» ist. (Beifall recht« und im Centrum.) Ein Bertagungsantrag wird angenommen. Nächste Sitzung morgen 11 Uhr. Tagesordnung: Sperrgesetz in dritter Lesung; Zolltarif. Das Centrum und der Reichskanzler. — Leipzig, 28. Mai. Sogleich bei der ersten An näherung des CentrumS an den Reichskanzler ward darauf aufmerksam gemacht, daß es dem Centrum kein Opfer koste, dessen Zollpolitik zu unterstützen, da die meisten CentrumSmitglieder hochindustrielle, nach Schutz zöllen verlangende Wahlkreise vertreten. Die Probe auf die unnatürliche Allianz werde erst dann gemacht werden, wenn es sich um Bewilligung der Finanzzölle (auf Taback rc.) handle.