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Deutsche Memme Zeitung. D»imer«1«s, 29. M«i L87S. Znseratr - st»» «» »>« Erprviti»» t» »» lode». Z» t «Wahrheit »d Recht, Freiheit und Seseh!» st» »i« »p«U»»teU« *> Pst» «ater «t»,«1»»»t »v Pst Ur. M. Leipzig, «slich. Ich« N»»«« -P,. Telegraphische Depeschen. »Wie», 27. Mai nachmittags. Di« Wiener Abendpost schreibt in Bestätigung de« gestrigen athener Telegramms: „Genauere athener Nachrichten spreche» den zuletzt gemeldeten militärischen Verfügungen der griechischen Regierung jeden beunruhigenden Charakter ab und kennzeichnen dieselben als einfache Vorsichtsmaßregeln, um einem eventuellen Widerstande de» albanesischen Element» gegen etwaige Gebiets abtretungen der Pforte zu begegnen. Die gefammte politische Lage verleiht dieser Version große Wahr- scheinlichleit." * Wie«, 27. Mai vormittag». Die amtlich« Wiener Zeitung veröffentlicht da« Finanzgesetz pro 1879. * kam, 26. Mai. Die Italic constatirt die Iso lirung Frankreichs in der griechischen Frage. Ferner versichert daS genannte Blatt, daß der Papst einen Brief an den Kaiser Wilhelm vorbereite, worin er demselben zur Feier feiner Goldenen Hochzeit Glück wünschen und zugleich die Nothwendigkeit eines Frie densschlusses betonen wird, der den gegenseitigen Be- ziehougen vor 1873 entsprechen soll. * London, 26. Mai nacht». Unterhaus: Die bereits gemeldete Anzeige deS Schatzkanzlers Northcote, dqß die oberste Leitung der Civil- und Militärange- legenheiten auf dem afrikanischen Kriegsschauplätze dem General Wolseley übertragen worden sei, gab zu einer weitern und lebhaften Besprechung Veranlassung. Im Laufe derselben erklärte der Schatzkanzler weiter, Ge neral Wolseley sei zum Gouverneur von Natal und Transvaal und zum höchsten CommissariuS für die Leitung der Angelegenheiten mit den eingeborenen Stämmen nördlich und östlich von diesen Gebieten er nannt worden, weil der Gouverneur Bartle Frere sich 1000 Meilen entfernt am Cap befinde und dringende Geschäfte zu erledigen habe. Der StaatSsecretär de« Kriege«, Stanley, fügte hinzu, General Wolseley sei dqhin instruirt, de« Krieg zu beendige«, sobald dir« EdK'M lonieü verträglich sei. Da General WolsAey in einem höher« Range stehe, sei General Chelmsford selbst verständlich demselben untergeordnet. Diese Unter stellung General Chelmsford'S unter die Befehle Ge neral Wolseley's solle indeß keinen Tadel gegen den erstem iuvolviren. Der StaatSsecretär der Colonien, Hicks-Beach, erklärte, auS den dem Parlament vorzu legenden Schriftstücken werde sich die absolute Noth- wcndigkeit des von der Regierung gethanen Schritte« ergeben. Sir Bartle Frere behalte die Functionen eines Gouverneurs der Capcolonien und eines höch sten CommissariuS, wie solche sein Vorgänger gehabt habe. General Wolseley sei von dem Wunsche der Regierung instruirt, daß daS britische Gebiet nicht wei ter ausgedehnt, daß aber vor allem die Sicherheit des britischen Gebietes gesichert werde. Alle Friedensanträge de« Zulukönig« Ketschwayo, welche bona lick« gemacht würden, sollten berücksichtigt tverden. Der Führer der Opposition, Lord Hartinglot», sprach sich über die Maßregel Ler Regierung im ganzen zustimmend au». »London, 27. Mai abe«d». Unterhaus: Auf eine Anfrage Otway'S erwiderte der UnterstaatSsecretär Bourke, nichts in dem mit Frankreich stattgehabten Meinungsaustausche gebe Veranlassung zu der An nahme, daß bezüglich der in der ägyptischen Frage be folgten Politik eine Differenz bestehe. „Wir sind", äußerte der Redner, „in der That miteinander einver standen." Der StaatSsecretär des Kriegs, Stanley, antwortete Lawson, soweit biSjetzt bekannt geworden sei, seien in dem Kriege gegen die ZuluS 1186 Mann getödtet worden und 86 an Krankheiten gestorben. * Petersburg, 27. Mai. Au« Livadia eingegangene Berichte melden über den Empfang der bulgari schen Deputation durch den Prinzen von Battenberg Folgendes: „Die Deputation wurde am 16. Mai 11 Uhr morgens von dem Prinzen empfangen; dieselbe bestand au» dem Metropoliten Simeon au» Varna, dem ehemaligen Bicegouverneur Bumow, den, vr. KarakanowSky, dem Präsidenten de» Apprllhofe« Stoilow, dem Gutsbesitzer GatSky-Tsakow und dem Imam Hadji-Akif-Efendi. Der Metropolit überreichte daS Actenstück über die Fürstenwahl und hielt alsdann folgende Ansprache: Der warme und thätige Nathtil, welchen Ew. Hoh. an dem Kampf für die Befreiung UNd Unabhängigkeit unser- schwergeprüften Vaterlande« genommen, Ihre persönlichen Eigenschaften und Tugenden, sowie da« Band der Ver wandtschaft mit der erhabenen Familie unser« Befreier« und Beschützer« haben Ew. Hoh. die Hirten der ganjea Ration gewonnen. Gott segne die glückliche Wahl de« Volke«. Der Prinz erwiderte hierauf: Indem ich au« Ihren Händen da» feierliche Aktenstück über meint Wahl für den Thron von Bulgarien empfange, dankt ich herzlichst für da« mirbewiesene Vertrauen, welche« ich zu rechtfertigt« suchen wyde mit dem Einsatz aller meiner Kräfte und Fähigkeiten für den Dienst de« Vater landes: Ich würdige Ihre Gefühle für unsere Befreier; diese Gefühle sind ,n gleich fieser Weise meinem Herzen eingegr-ben und verleihen dem engeit Bande, welche» nn« mit Rtchlatchv. »«rLitlvrt, eine» «och Höhen» Werth. Den Wünschen der Nation folgen«,"beabsichtige ich de» grossen Höfen einen Höflichkeitsbesuch zu machen, was vielleicht den jenigen unserer Brüder von ernigem Nutzen sein wird, die nicht wie wir das Glück unabhängiger Existenz erlangt haben, aber ich werde mich beeilen, zu der tapfern bulga rischen Nation, der anzugrhören ich stolz bin, zurückzukehren- Auf Wiedersehen! Gott schütze Bulgarien! Darauf begab sich der Fürst an der Spitze der Deputation zum Kaiser, um demselben als dem Befreier Bulgariens zu danken. Der Kaiser umarmte den Fürsten, beglückwünschte die Deputation über die ge troffene Wahl und drückte die Hoffnung aus, daß so- wol die Deputation wie die ganze bulgarische Nation den vortrefflichen Absichten des Fürsten entgegenkommen und ihn in seiner Aufgabe unterstützen würden, deren alleiniges Ziel das Glück Bulgariens sei. Der Kaiser wieö die Depntirten darauf hin, daß ihres Lande« Zukunft und Wohlergehen von dem Geist der Mäßi gung und Gesetzlichkeit abhänge, von dem sie sich durchdringen lassen müßten, indem sie sich auf den Boden besten stellten, was für sie erworben sei, und die Zukunft dem Willen Gotte« anheimstellten. Der Kaiser sprach schließlich seine besondere Freude darüber au«, daß die erste Begegnung de« Fürsten und der Deputation unter seinem Dache stattgefunden habe. Der Metropolit sprach in bewegten Worten dem Kaiser seinen Dank au«. Die Deputation, welche zum Frühstück und Diner vom Kaiser eingeladen war, wurde um 6 Uhr der Kaiserin vorgestellt. Während der Unterhaltung äußerte der Kaiser dem Imam Hadji- Akif-Cfendi gegenüber die Hoffnung, daß künftig Christen und Muselmanen in Frieden zusammen leben werden. Der Imam erwiderte hierauf, indem er beide Hände zufammenlrgte, um so daS friedliche Zusammengehen bildlich anzudeuten. Beim Diner brachte der Kaiser einen Toast auf den Fürsten und Bulgarien au«. Am 17. Mai mittags fand ein feierliches Tedeum in der Kirche deS PalaiS statt, welchem sämmtliche Mit glieder der kaiserlichen Familie, der Fürst, di« Depu tation und der gefammte Hofstaat beiwohnten. Der Fürst reiste am Abend, die Deputation am folgenden Tage ab. Der Fürst wird nach sechs Wochen in Sofia eintreffen; inzwischen führt Fürst. Dondukow- Korsakow die Verwaltung provisorisch fort. Beim Be treten des bulgarischen Lande» wird Fürst Alexander eine Proklamation erlassen, in Tirnowa alsdann vor der Abgeordnetenversammlunz den Eid leisten und hierauf seinen Einzug in Sofia halten. Der russische Commissar wird sofort nach der Eidesleistung da» Land verlassen?' * Petersburg, 27. Mai. Telegramme au« Irbit und Perm vom 25. Mai melden, daß in beiden Städten Vorsichtsmaßregeln gegen die Feuersbrünste ergriffen worden seien. In Perm sind außerdem Maß regeln zur Verstärkung der Polizei getroffen worden. Auch in Jekaterinburg sind entsprechende Vorsichts maßregeln angeordnet worden. *Lönü»nt»»oprl, 26. Mai. Aleko-Päscha ist heute nach Phikippopel abgerrrst. Ei» Delrgirter des Generals Stolypin sowie eine Deputation Eingebo rener sind ihm zu seiner Begrüßung bis zur Grenze entgegengereist. * Lonstantinopel, 27. Mai. General Stolypin hat der Pforte die Mittheilung zugehen lassen, daß, nachdem den russischen Militärbehörden der Befehl zu gegangen sei, die Räumung von Ostrumelien zu beschleunigen, cS nothwendig geworden sei, unverzüg lich für eine Ersetzung der russischen Beamten zu sor gen, welche mit der OccupationSarmee zugleich nach Rußland zurückkehren müßten. Es seien deshalb von der russischen Behörde eingeborene Beamte, die aus den Fähigsten der Bevölkerung genommen seien, mit der Verwaltung der verschiedenen administrativen Posten beauftragt worden. Vorbehalten sei hierbei die Be- Reue Methoden zur Schiffshebung. Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus London vom 23. Mai: „Eine neue Methode zur Hebung ver sunkener Schiffe hat ein Hr. Th. Dillon erfunden. Er erklärte dieselbe gestern bei Verdeutlichung durch prak tische Versuche im Beisein des Herzogs von Edinburgh einer Anzahl Admiralitätsbeamten und Sachverstän digen, sachkundigen Vertretern verschiedener Regierungen und einigen Parlamentsmitgliedern. Die Methode ist jedenfalls neu und sinnreich. Die Hebung wird ver mittels einer großen Glocke bewerkstelligt, welche über das Schiff gestürzt wird. Darauf wird die Luft aus der Glocke entfernt, und wenn eine genügende Ver dünnung stattgefunden hat, steigt die Glocke in die Höhe, das darunterliegcnde Schiff mit sich aufwärts saugend. DaS Schiff wird also gehoben, ohne auch mir berührt zu werden. Im kleinen bewährt sich die Methode; ob auch im großen, das bleibt abzuwarten. Der Erfinder glaubt darauf rechnen zu dürfen und ist bereit, auf diese Weise daS lange versunkene Panzer schiff Banguard an das Tageslicht zu fördern." Die Tribüne berichtet: „Im Plötzensee, dessen Tiefe bekanntlich sehr bedeutend ist und stellenweise 80 Fuß beträgt, ist in dieser Woche ein interessanter Versuch gemacht worden, gesunkene Schiffe sowie ver senkte Gegenstände durch Kohlensäure zu heben, welche Erfindung dem Ingenieur Eidner aus Wien zu ver danken ist. Hr. Eidner wendet folgendes Verfahren au: In einem leere» Ballon steckt zur Hälft« «ine Flasche mit Schwefelsäure, die mit Bnllrich'schem Salz umgeben ist. Sobald nun durch Drehung einer Schraube die Flasche zerstört wird, so mischen sich die genannten Substanzen, es entwickelt sich Kohlensäure und füllt den Ballon. Es ist klar, daß dieser Apparat, wenn er in einem versunkenen Schiffskörper zur Wirkung gelangt, diesen alsbald heben muß. Es wurde nun im Plötzensee zuerst ein kleines Schiff versenkt, daS mehrere Centner schwer war. Ein Taucher ging mit dem Apparat hinunter, befestigte denselben und setzte ihn in Thätigkeit. Kaum war dies geschehen, so er schien daS Schiff an der Oberfläche und wurde von dem Ballon auch gehalten. Bei einem zweiten Ver suche warf man fünf schwere Sandsäcke über Bord bei einer Tiefe von 50 Fuß. Der Taucher ging hinunter, befestigte die Säcke aneinander und alsbald brachte der Ballyn die Säcke an die Oberfläche. Die Ver suche werden in diesen Tagen erneuert werden." AuS Konstantinopel vom 16. Mai schreibt man der Neuen Freien Presse: „Die von Schliemann gewünschte Berufung de« Directors de» türkischen Antikenmuscum«, um bei Abschluss der Ausgrabungen zu Hissarlyk und bei den Hügeln »n der Trojaebenc die Ruinen zu übernehmen und deren Erhaltung durch einen Wächter und Aufseher zu be sorgen, und um endlich die Ergebnisse der Ausgrabungen dieser Saison nach dem Wortlaute de« Fermans zu theilen, ist nicht möglich, weil man des Direktors Entfernung wegen der dringenden Arbeiten zur Eröffnung de« Museums nicht für rathsam hält und einem untergeordneten türkischen Beamten «da» Geschäft» in Hissarlyk, als von geringerer Bedeutung, überlassen zu können glaubt. ES sollen übrigens vor einigen Tagen wahre Wolkenbrüche die Arbeiten in Hissarlyk ganz unmöglich gemacht haben. In einem dies bezüglichen Briefe Schliemann'« an den Museumsdirector vr. Dethier vom 10. Mai heisst e« unter andcrm: «Ich muß vor meiner-Abreise nothwendig eine grosse Tranchke bis auf den Fel« führen und einen tiefen Graben zum Ab lauf des Regenwaffers graben, und damit bin ich jetzt be- schäftigt; je 100 Mann arbeiten daran.» Während vr. Schliemann ein für allemal seine trojanische Ausgrabung abzuschließen gedenkt, weil er mit Bedauern sehe, daß die Besitzer des Terrains der Heroengräber von Patroklus und Achille« wegen ihrer impertinenten Forderungen an Ent- schädigungsgeldern ihn nöthigen, auf erneüerte Ausgra bungen dieser Hügel zu verzichten, hat er schon wieder An träge an die Hohe Pforte zur Bewilligung von Au«gra- bungen in Sardes und an dem KönigSgräbersee gerichtet." — Die berliner Universität hat durch den Tod de« berühmten Botanikers und Dendrologen Professor« vr. Karl Koch einen herben Verlust erlitte». Bereit« Ende der dreißiger Jahre hatte sich Koch durch seine wissenschaft lichen Forschungen und Reisen, so namentlich in Rußland und Kaukasten, verdient gemacht, um im Lause kurzer Zeit den Ruf eines hervorragenden Botanikers zu erhalten, welchen durch neue Forschungen zu vermehren er bi« in die letzte Zeit thätig gewesen ist. Die Schöpfung eines dendro- logischen Garten« in Berlin, welche freilich ihre Ausführung noch nicht gefunden hat, ist auf seine wiederholte Anregung zurückzuführen. — In erfreulicher Schnelligkeit ist den frühem Beiträgen de« Verfasser« der „Politischen Geschichte der Gegen wart", Professor Wilhelm Müller, der neueste, „Da« Jahr 1878", gefolgt. Zwölf halbe Jahrgänge liegen nun vor; sie bilden zusammen eine fortlaufende Geschichte vom Schlüsse de« «reignißvollen und folgenreichen Jahre« 1866 bis heute; für alle die, welche berufsmäßig oder ihrer Neigung nach sich immer auf dem Laufenden über dir neueste Geschichte, auch in ihren Einzelheiten, erhalten möchten, ein sehr dankenswertheS Handbuch. — Gambetta ist von der Universität von Athen wegen seiner „ausgezeichneten Verdienste um die hellenische Sache" zum vuetor Kanons causa ernannt worden.