Volltext Seite (XML)
Vr. 99. Lei,)»,. «K<4n»t «V4. Prei» »int«U»»rlich 7«. »N. 3«»« «u-uvkr »°Ps. Deutsche MgemeiU Zeitung. MiMsoch, 30. April 187S. Znsrratr st>» ,» di« Expedition io «opitg »» ><»»«». Z»ser»t»>»,t»Ihr 'Wahrheit »d «echt, Freiheit »d Sesetz!» sik die «p°lte»irUe w W, >»tn Etozeland» »v Pf. Telegraphische Depeschen. ^Wiesbaden, 28. April. Se. Maj. der Kaiser empfing gestern den Gouverneur von Mainz, Gcneral- licutenanl v. Pritzelwitz, und den interimistischen preußi schen Geschäftsträger in Darmstadt, v. Thielau, machte mehrere Besuche und unternahm hierauf eine Spazier fahrt. Heute werden sämmtlzche hier wohnende 42 Ge nerale von Sr. Maj. empfangen. An der gestrigen Tafel nahmen der Landgraf und die Frau Landgräfin von Hessen, die Frau Prinzessin Luise von Preußen, der Herzog Wilhelm von Mecklenburg, der Erbprinz Friedrich von Holstein Glücksburg, die Prinzessin Elisa beth von Schaumburg und die Prinzessin von Ardcck thcil. Heute sind Prinz Nikolaus von Nassau, mehrere gräfliche Herrschaften, der Regierungspräsident v.Wurmb und die aus Netz hier eingetroffenen Generale v. Witzen dorff und v. Schwerin zur Tafel geladen. ^Serlin, 28. April. Sr. Maj. Panzercorvette Hansa, achtGcschütze,. Commandant Corvettenkapitän HeuSncr, hat Befehl erhalten, sich von der westindischen Station sofort nach Valparaiso zu begeben. — Sr. Maj. Kanonenboot Cyclop, vier Geschütze, Com- mqndant Kapitänlieutenant v. Schuckmann I., hat am 23. Febr. Tientsin verlaffen und ist am 6. März in Chefoo eingetroffen. 'München, 28. April. Von der bairischen Ne gierung sind als Mitglieder für das Reichsgericht vorgeschlagen worden: OberappellationSgerichtsrath Dürrschmidt, AppellationSgerichtsrath Hauser, Ab- vecat Stenglcin und StaatSanwalt Cucumus. * Wien, 26. April. Auf die Ansprache deS Bürger meisters beim gestrigen Festzuge erwiderte der Kaiser, er habe gewollt, daß alle« kostspielige Gepränge ver mieden werde und indem er den von der wiener Gemeindevertretung ihm angebotenen Huldigungsact «Mnommeu, habe er den Wunsch gehabt, der schassen, de,tzMrbeit auf allen Gebieten des Gewerbfleißes, dM H^yd^is und,.Verkehrswesens, sowie her schönen Kijyste einen Beweis seiner Anerkennung ihrÄ Wertheh wie seiner schirmenden Fürsorge zu. gebeu^E freuL sich des seltenen großartigen Schauspiels und spreche schon im voraus der Gemeindevertretung, den genialen Ksinstlern, den Oesellschaften und Corporationen, wie den einzelnen Persönlichkeiten, endlich den sämmtlichen Theilnehmern de« Festzuges seinen und der Kaiserin herzlichen Dank aus. *Men, 28. April. Der Kaiser hat «in Hand schreiben an d^i Minister des Innern gerichtet, in welchem er sagt, eine reinere Freude hätte ihm kaum geschaffen werde» können, als diejenige sei, welche ihm in den letzten Tagen durch die Liebe seiner Völker be reitet worden sei. Er und die Kaiserin seien tief be wegt von diesen freiwilligen Kundgebungen aufrichtiger Liebe aus allen Ständen und Schichten der Bevöl kerung. Er sei stolz und glücklich, Völker, wie sie ditses Reich umfasse, als seine Familie betrachten zu können. Die rauschenden Festlichkeiten seien vorüber, aber die dankbare Erinnerung werde nie aus dem Herzen des Kaisers schwinden. Am Schluffe weist der Kaiser den Minister an, eS allgemein zu verkün den, daß der Kaiser und die Kaiserin allen auf das herzlichste danken. * Wien, 28. April. Kronprinz Rudolf und Prinz Leopold von Baiern sind heute in Beglei tung deS Naturforschers vr. Brehm nach Spanien abgereist. Wien, 28. April. DaS hiesige Cabinet erklärte in Petersburg, daß eS die Wahl Dondukow's und Ignatiew'S zum Fürsten vo« Bulgarien nicht zu- laffen werde, worauf daS Petersburger Cabinet ant wortete, daß es diese Candidaturen nicht begünstige, sondern den Prinzen Battenberg. Altko bezeichnet hier das Gerücht von seiner Eandidatur als unbe gründet. (Wes.-Z.) * Rom, 28. April. Ein von Garibaldi ver öffentlichtes Manifest an die Italiener zeigt die Bildung einer demokratischen Liga behusS Erlangung der thatsächlichen Ausübung der nationalen Souveränetät an. ÄN demselben wird hervorgehoben, daß die Liga mit friedlichen Mitteln arbeiten werde, solange ihr Werk nicht durch die Regierung behindert werde. 'London, 29. April. DaS Unterhaus setzte die Debatte über Ryland's Antrag fort, welcher die Ver mehrung der StaatsauSgaben tadelte und eine so- fertige Reduction derselben verlangt. Im Verlaufe der Debatten griff Gladstone aufs heftigste die Finanz politik der Regierung an; die Strafe für die enormen Ausgaben für Zwecke, derentwillen sie gemacht worden, für Principien, wonach die Regierung dabei zu Werke gegangen fei, werde nicht auSbleiben. Der Redner tadelt es namentlich, daß auf kein Gleichgewicht der Einnahmen und Ausgaben Bedacht genommen sei. Northcote vertheihigte die Regierung, deren Politik nicht eine aggressive sei, allein der Frieden und die Prosperität des Landes könnten nur erhalten werden, wenü sie auf die Achtung basirt seien, die man der Stärke Mlz.-Schli«tzUch wurde der Antrag Ryland's. mit 303 gegen 230 Stimmen abgrlehut. * Petersburg, 28. April. Ein heute veröffentlichter kaiserlicher Ukas vom 24. April unterstellt das i taurische Gouvernement dem zeitweiligen General gouverneur von Odessa. — Der Kaiser und die Kaiserin, die Großfürstin Alexandra Iosephowna und der Großfürst Konstantin sind am 27. April nach mittags in Livadia angckommen. Sie wurden auf allen Stationen von den Volksmengen enthusiastischst begrüßt, auf vielen Stationen wurden ihnen Er- gebenheitsadressen des Adels, der Landschaften, der Stadtgemeinden und der Landgemeinden überreicht. (Wiederholt.) * Posen, 28. April. Der Dziennik poznanski erhielt soeben aus Warschau folgende Mittheilung: „Sämmtliche hier erscheinende polnische Zeitungen ver öffentlichen einen heftigen Protest gegen die russische Presse und besonders gegen die Artikel der Peters burger Börsen-Zeitung, die den Nihilismus dem pol nischen Adel zuschreiben und die Scbuld der jetzigen Zustände auf das polnische Volk wälzen. Der pol nische Adel und die katholische Religion, heißt eS in dem Protest, haben mit Entrüstung nihilistische Ideen von sich gewesen. Beweis dafür war die Stellung der ganzen polnischen Presse. Der Protest endet mit den Worten, die der Generalgouverneur Graf Kotzebue an die polnische Deputation Warschaus nach dem Attentat auf den Kaiser richtete. * Men, 28. April. Meldungen der Politischen Correspondenz. Aus Belgrad vom 28. April: „Der Sectionschef Popovic und der Direktor des Zollamtes Raskalfic sind zu Vertretern der serbischen Regie rung bei den Verhandlungen über den Handels vertrag mit Oesterreich-Ungarn ernannt worden und begeben sich demnächst nach Wien. — Der Mi nister der auswärtigen Angelegenheiten beabsichtigt, die Großmächte zu ersuchen, eine Entscheidung bezüglich der Gebirgsgrenze zwischen Serbien und der Türkei zu treffen, um eine Wiederholung von Ein fällen der Arnauten zu verhindern. Die Negierung hat ein: Abschätzungscommission in die neuen serbischen Gebietstheile entsendet, um die Besitzverhältnisse der Mohammedaner und der Serben zu regeln. Der neue Wahlgcsetzrntwurf für Italien. * Leipzig, 29. April. Die eine Reform des Wahl gesetzes betreffenden Gesetzesvorlagen sind am 23. April im italienischen Abgeordnetenhanse vertheilt worden. Die darin vorgcschlagenen wesentliche» Neuerungen sind: jeder 21 Jahre alte italienische Staatsbürger ist Wähler, wenn er lesen und schreiben kann und zugleich eine der folgenden im Gesetze vorgeschriebenen Qualifikationen zum Wahlrechte besitzt. Wa« diese Wahlqualistcativn betrifft, so spricht der Entwurf die selbe ohne weiteres zu: den Mitgliedern der Ackerbaukäm- mern, der HandtlS- und Gewerbekammern, der könig lichen Akademien des Ackerbaues und der Mrdicin, den Präsidenten oder Obmännern der agrarischen Ge sellschaften und der agrarischen Wandervcreine, den gewählten Provinzial- und Gemeinderäthen, den der zeitigen oder gewesenen Friedensrichtern, Präsidenten und Direktoren der Banken, der Sparkassen, der Cooperativgescllschastcn und der Vorschußvercine, den Mitgliedern der Ritterorden deS Reiches und den Besitzern der Civil- oder Militärmedaillen; allen Civil- und Militärbeamten in Aktivität oder Pension, welche im Dienste des StaateS, des königlichen Hauses, deS Parlaments, der Ritterorden, der Provinzen, der Gemeinden, der wissenschaftlichen, literarischen und artistischen Gesellschaften, der frommen Stiftungen, der Credit-, Handels- und Jndustrieinstitute, der Spar- Die Huldigung der Stadt Wien. Men, 27. April. Der heutige Festzug, den die Stadt Wien zu Ehren des Kaiserpaares veranstaltet hatte, wurde durch ein Wetter begünstigt, wie es schö ner und günstiger nicht gedacht und gewünscht werden konnte. Es war ein Festzug ohnegleichen, der wie ein Märchen aus Tausendundeine Nacht an unS vorüberzog. Die Huldigung, die heute die Residenz Wien dem Kaiserpaare aus Anlaß der Feier seiner Silbernen Hochzeit dargebracht, wird in die Annalen der Stadt und der Geschichte eingetragen werden als eins der glänzendsten und farbenreichsten Blätter von Bürgertreue gegen daS angestammte Herrscherhaus. Worte vermögen nicht den mächtigen, imposanten Eindruck wiederzugeben, den namentlich der costümirte Theil des Festzuges auf jeden Theilnehmer und Zu- fchauer machen mußte, und wir können darum auch nur gewissermaßen eine Nomenklatur der Herrlichkeiten aüfführen, die an unsern staunenden Augen vorüber gezogen sind. Den Zug eröffneten ei» Herold und 12 Trom peter zu Pferde in den städtischen Farben; diesen folg te», zum Theil im vollen Wichs, die Studenten der drei Hochschulen Wiens, die niederösterreichischen Tur ner in ihren kleidsamen Anzügen und die Schützen vereine mit einem Herold an der Spitze und einer Musikbande von 25 Mann im Schützencostüm. Die zweite Abthcilung des Zuges bildeten in un absehbaren Reihen die Deputationen der Vereine und gewerblichen Genossenschaften im schwarzen Festkleide, alle begleitet von ihren Fahnen, Standarten und Em- Llcmen. Nach längerer, übrigens leicht erklärlicher Unter brechung nahte sich die Perle deS Festes, der dritte Theil de« Zuges in seinen prächtigen, historisch ge treuen Costümen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, entworfen und arrangirt von Han« Makart, dem Mei ster der Farben. An 2 Herolde zu Pferde in den städtischen Farben reihten sich 15 junge Bürger Wiens zu Pferde mit einem Bannerträger, je 5 in den Far ben der Stadt Wien (weiß-roth), in den bairischen LandeSfarbcn (blau-weiß) und in den österreichischen Reichsfarben (schwarz-gelb). Eine städtische Musik bande von 30 Mann schreitet dem historischen Iagd- zuge voran, der in seinen verschiedenen Abtheilungen, der Rei«-, GemS-, Hirsch-, Sau-, Bären- und Falken jagd mit einem Triumphwagen auS der Zeit des Kaisers Max l. ein sehr farbenprächtiges Bild darbot. Ihuc folgte die überaus sinnig dargestellte Gruppe des Gartenbaues mit einem von 4 Rothschimmeln ge zogenen Festwagen, worauf die Repräsentantin der Flora in der Tracht de« 16. Jahrhunderts, umgeben von 4 blumenspendenden jungen Mädchen, thronte. Der Weinbau mit einem dreispännigen Festwagen, eine a»S 5 Personen bestehende Winzergruppe dar stellend, geleitet von 8 Winzerinnen und 16 Winzern, war gefolgt von dem Bergbau mit einer Mufitbande von 50 Bergleuten. Auf dem sechöspännigen Frst- wagen brechen 3 gigantische Berggeister mit Werkzeu gen die Erdschollen auf, an denen glänzende Metalle schimmern. Au« dem Kohlenscbachte steigt die Dia mantenkönigin mit Krone, Diamanten und Goldge- > schmeide geschmückt, empor; den Wagen begleiteten 100 ! Bergleute mit Bergstöcken. ... j Aus einem mit Blumenkränzen geschmückten vier spännigen Festwagen folgte daS Gewerbe der Bäcker und Müller, nach diesem, ebenfalls mit einem Fest wagen, worauf ein Aufsatz mit einer Hochzeitstorte, das Gewerbe der Zuckerbäcker, dann die Milchmeier. Eine mächtige Gruppe bildete da«, Gewerbe der Fleischhauer mit einem von 6 Tigerhengsten gezogenen Festwagcn, auf dem 2 reich mit Blumen geschmückte Ochsen sich befinden. Ihm folgte daS stammverwandte Gewerbe der Fleisch selcher mit deni mit 4 Schimmeln bespannten Fest- wagen, auf dem ein stattliche« Buffet von Schinken und Würsten sehr einladend winkte. Nach den Gewerben der Spirituoseuerzeuger und Branntweinschenker kam die Gruppe der Gastwirthc mit einer costümirte» Mustkbaude und einem Fest wagen, auf dem ein 100-Hektoliter-We!nfaß reich mit Blumen, Reisig und Weinlaub geschmückt paradirte. Die Gruppe der Gewerbe für Bekleidung folgte mit einem Festwagen, der mit Gegenständen und Sym bolen der betreffenden Industrien und frischen Blumen und Kränzen geschmückt war. > Auf die Perrüktnmachcr folgte die Textilgruppe mit 2 Festwagen, wovon der eine von der Branche der Weber, der andere von den Färbern und Spinnern gestellt war, beide waren reich mit Stoffen rc. decorirt. Den Decken-, Matratzen-, Tuch- und Kotzen machern reihten sich die Gewerbe der Roth- und Weiß gerber an, erstere mit einem sechsspännigen Festwagen, auf dem die Lederbereitung dargestellt war. Nach einer Mufikbande in den städtischen Farben erschien daS Gewerbe ter Wagenbauer mit einem Fest-