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«r. «S. Leipzig. »rscheiitt «x»«r Prn» 7». roW. z«c «ixjclae Nu»u«r Dkutschc Mgcmtiiic Zeitung. «Mhrhkit »»d Recht, Freiheit »d Gesetz!» Freit«,, 18. S»rjl 187». Inserat« fi»» «» di« «kprdtli»» t» «et»»«, M sead«». I«srrll,«,,ed»tzr Pir »i- e»«U««^U« w Pf., aader «l>vs«»»» » Pf. heit der jüngsten Attentate ihm die Pflicht auferlege, sehr gegen seine Wünsche außerordentliche Maßregel« zu ergreifen und zwar nicht etwa seinetwegen, sondern im Interesse aller, im Interest« der Gesellschaft, im Interesse Rußland«. ! *Sukarest, 16. April. Die rumänische Re. gierung hat den Kaiser Alexander anläßlich seiner glücklichen Errettung telegraphisch beglückwünscht; mor gen wird hierselbst ein großer Dankgottesdienst statt finden. — Der Oberst Orero, italienische« Mitglied j der europäischen Commission zur Feststellung der ! Grenzen zwischen Bulgarien und der Dobrudscha, ist auf der Durchreise »ach Konstantinopel, woselbst die Commission ihre Entscheidungen treffen soll, hier an- gekommen. * Wien, 16. April. Meldung der Politischen Corre- fpondenz aus Konstantinopel von gestern: „Aleko- Pascha hat dem Großvezir »»gezeigt, daß er den Posten eines Generalgouverneur von Ostrumelien annehmen würde. — Die Pforte ist gesonnen, dem Sultan di« Abtretung de» District« von Tricala an Griechenland als äußerste Concession vorzuschlagen." * Kairo, 15. April. Eine anscheinend au- Regie» rungökreisen kommende Mittheilung besagt, bisjetzt sei über die gegenwärtige Lage weder eine directe noch eine indirekte Mittheilung der Pforte hier «inge- gangen. ' - Die Arbeiten des Reichstages. " Serliu, 16. April. Die wenigen Wochen, die billigetweise noch für die ReichStagSarbeiten in An spruch genommen werden können, werden knapp ge nügen, das riesenhaft« Material der Steuer- und Zollvorlagen in einer der Wichtigkeit des Gegenstände« entsprechenden Weise zu bewältigen^ Noch ist ferner au« der ersten Hälfte der Session eine stattliche Reihe von Vorlagen übrig, die bisher in den Commissionen vorbrrathM worden, noch aber im Plenum nicht er- M stt Md ,. M ^ B. dte Justizgefrtze, unumgänglich in dieser Session durch, geführt werden müssen, werden aller Wahrscheinlich keit nach der Ungunst der Zeit- und Geschäftslage zum Opfer fallen. Go ist es z. B. sehr zweifelhaft, ob die Anträge auf Abänderung der Gewerbeordnung, di« Wucheranträge, da« LebenSmittelfälschungS-, das Vogelschutz-, da« ConsularaerichtSbarkeitSgesetz und manche« andere noch i» dieser Session zu einem po» sitiven Ergebniß führt. Trotzdem werden unS fast täglich neue, theilweise sehr schwierige und umfassende Gesetzentwürfe noch für diese Session in Aussicht gestellt, deren absolute Dringlichkeit und Unaufschiebbarkeit sicherlich nicht überall zu erweisen sein wird. Zu den bereits früher angekündigten und allerdings sehr wüoschen«werthen Gesetzentwürfen über die Reorganisation der Reichs lande und den Bau eines RnchStagSgebäudeS wird uns von osficiöser Seite nun auch in Aussicht gestellt, daß die gegenwärtige Session sich unter anderm noch zu beschäftigen haben werde mit der Regelung de« Eisenbahngütertarifs, mit einem ReichS-Versicherpng«- gesetz, mit einem Viehseuchengesetz, mit der Revision de» ArmenunterstützungSgesetzeS. Und wer weiß, wa» noch sonst in dem unermüdliche» ReichSkanzleramt in Vorbereitung begriffen ist! E« scheint uns denn doch angebracht, gegen diese Ueberlastung de« Reichstages, der ohnehin bis zum äußtrsten Grade der Erschöpfung angespannt werde» wird, Verwahrung einzulegen. Es ist absolut unmög lich, in einer Dranglage, wie sie dem Reichstage im Mai und Juni bevorsteht, außer den Zoll- und Steuervorlagen und den bereit» nahezu erledigten un erläßlichen Arbeiten a«S der ersten Hälfte der Session noch anderes Material zu bewältigen. Auch die par lamentarische ReceptionSfähigkeit hat ihre Grenzen. Russische Zustände. ---Leipzig, 17. April. Da« neueste Attentat auf den Kaiser Alexander hat die öffentliche Aufmerksam, keit in erhöhtem Grade auf die rusfisch«» Zustände im allgemeinen hingelenkt, als deren Symptom dasselbe erscheint. Mit großer Uebereinstimmung hat di« west europäische Presse in erster Linie den Nihilismus da für verantwortlich gemacht. Aber zugleich hat sich auch die Erkenntmß mehr verbreitet, daß der Nihilis mus in Rußland sowol negativ al« positiv mit ge wissen sehr tiefgehende« Schäden de« russische» Staat«, und GesellschaftSlebens eng Zusammenhänge. Dadurch unterscheidet er sich von dem deutschen SocialiSmu«, der (abgesehen etwa von der indirecten Förderung, die er durch manch« r^chsfrlndliche Strömuugm erhielt) in seinen Zielen wie in seinen Agitationsmittel« nicht« specifisch Deutsche», vielmehr etwas Internationale« hat. Üebtr den russischen Nihilismus schrieb di« Russische Cerrespondenz au« Petersburg boreit« vor demAttew- tat «tttr» 7. April: „Da« Umsichgreifen des Nihilismus, die Orgaou- sation und Verbreitung seiner geheimen Verbindungen, die Frechheit der von ihm verübten Verbrechen und bi« Straflosigkeit, der«» sich die Verbrecher in de« meisten Fallen zu erfreuen habe», wären kaum zu be greifen, w«nn man nicht d«» Schlüssel zum BeMänd- nisse dieser Erscheinungen in zwei wichtigen Factore» de« russischen Lebens hätte: in der Blasirtheit der russischen Aristokratie und in der Corruption des BeamtenthumS. Die Nihilisten gehören zum großen Th«il der Aristokratie an, der Bürger, soweit in Ruß land überhaupt von einem Bürgerstande die Rede sein kann, will durchaus nicht» von diesen geheimen Ver bindungen und Verschwörungen wissen, und von den Polizeibeamten weiß eine sehr große Anzahl mehr von den Verbindungen und Verbreche« der Nihilisten, al» bekannt und bestraft wird. Da« find zwei Thatsachen, Telegraphische Depeschen. *wte»ba»en, 16. April. Der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin de» Deutschen Reiches werden Se. Maj. den Kaiser bei seiner am 18. April hier erfolgenden Ankunst begrüßen und alsdann die Rückreise nach Potsdam antreten. Die jünger» krön, prinzlichen Kinder reisen bereits heute nach Potsdam zurück. «Köln, 16. April. Die gestrige Versammlung im Gürzenich nahm schließlich einstimmig die bereit« gemeldete Resolution mit dem von Pauli beantragten Amendement an. Mit einen« Hoch auf Se. Maj. den Kaiser wurde die Versammlung geschloffen. * Schwerin, 16. April. In der griechischen Kapelle des großherzoglichen Schlosses ist heute ein Dank gottesdienst für die glückliche Errettung der Kaisers Alexander am 14. April und zugleich eine Gedächtniß- feier anläßlich der Errettung deS Kaiser« bei dem Artüttat am 16. April 1866 abgehalten worden. * München, IS. April. Der König beglückwünschte den Kaiser von Rußland sofort nach dem Ein gehen der Attentatsnachricht telegraphisch zu feiner Er- rettung. I« der hiesigen griechischen Kirche fand ge stern e«n Dankgottesdienst statt, welchem die Mitglieder der russischen Gesandtschaft, der österreichische Gesandte und eine große Anzahl anderer Notabilitäten bei wohnten. * Lrakau, 15. April. Der CzaS drückt in seiner heMigen Nummer energisch im NaMen der polnischen Nation seinen Abscheu über daS wider den Kaiser Alsander gerichtete Attentat auS; er fügt hinzu, diese« Verbrechen sei gewiß da« Werk einer Ver schwörung, welche nicht nur die Monarchen, sondern die Gesellschaft, die weltliche und göttliche Ordnung bedrHe, zu deren Schutze die polnische Nation stand- haft,:HaÜräftig und unerschrocken eingreifen werde. ?jlyt«nburg, 16. April. Auf Grund de« von des Äury abgegebenen Wahrspruche« hqt.'der'GküchtD- HH de« deeauvvortliche« Herausgeber de« Journals Avantgarde, Vrousse, zssWeimonatlkchtm GM»g- mß, zehnjLhriger Ausweisung auS dem Bundesgebiete und iu die Kosten verurtheilt, auch die Veröffent lichung des Urtheils im BundrSblatte »»geordnet. *kom, 15.April. Der Papst hat an den Kai ser von Rußland anläßlich dessen glücklicher Erret tung ein Glückwunschtelegramm gerichtet. — Die al- banrsischen Delegieren sind nach Frankreich ab- gereist. * Lissabon, 16- April. In dem Befinden der Königin ist eine wesentliche Besserung cingetreten, die Symptome der Lungenaffection haben abgenommen, daS Fieber ist geschwunden. * Petersburg, 16. April. Bei Beantwortung der vom AdelSmärschall des Petersburger Adels, Grafen BobrenSky, an ihn gerichteten Ansprache äußerte sich ter Kaiser dahin, daß die Kühnheit und Vermessen- Die fiebente Delegirtenverfammlmrg deS Deutschen Lehrervereius. Arn 14. April trat in Berlin die Delegirteuver- sämmlung zusammen, Eröffnet wurde dieselbe durch den Vorsitzenden des berliner Localcomite, Hrn. Franz Baacke. Derselbe wie« darauf hin, daß diese Versamm lung die zweite ist, welche seit Gründung deS Vereins in Berlin tagt. „Hebung der Volksschule sei die De vis« deS Vereins, welcher derselbe in seinen vielen Unternehmungen immerdar treu geblieben sei, und unter dieser Devise trete auch diese Delegirtcnversamm- lung zusammen. Der Verein zähle jetzt 18—20000 Mitglieder, leider stehen aber noch Tausende von AmtS- genossen den Bestrebungen de» Vereins fern, theilS aus amtliche«« Hinderungsgründen, theilS aus Selbst sucht; es sei aber zu hoffen, daß auch diese bald von dem gemeinsamen Bande umschlungen werden würden. An priucipiellen Gegnern fehle es dem Vereine nicht, andererseits zeige eS sich aber, daß die vom Verein vertretenen Idee«« immer mehr Anerkennung finden, und dies sei ein Trost, mit weläM« jener Gegner schaft ein Paroli geboten werden könne. Er begrüße die Erschienenen mit der Hoffnung, daß die Dele- girtenversammlung, welche zur Frühlingszeit zusam- mentrete, auch der Lehrerschaft und dem gesammten DolkSschulwcsen zum Segen gereichen werde. Wie die Präsenzliste ergibt, sind 10 Provinzialvcr- bande durch 26 Delegirte vertreten und zwar die Ver bände von Schleswig Holstein, Hamburg, Ostpreußen, Brandenburg,Leipzig,Berlin, ProvinzSachsen,Schlesien, Zerbst nnd Brackwitz, ferner der Centralvorstand, außer dem Geschäftsführeuden Ausschuss«, durch 1S Mit glieder, auch wohnen viele Gäst« von Berlin und auß«rhalb den Verhandlungen bei. Die erste geschäftliche Versammlung der Delegirten wurde an« 15. April vormittags 10 Uhr eröffnet. Den Vorsitz führte der Vorsitzende des CeutralvorstandeS, Hr. Thiersch. Zum zweiten Vorsitzenden wurde Köhnke- Hamburg, zum dritten Vorsitzenden Schröder-Magde burg, zn Schriftführern Wartenberg-Berlin, Brennert- Berlin und Ramme-Berlin gewählt. Der Versamm lung wohnt« unter anderm auch der Stadtschulrath vr. Bertram bei. Nach Erledigung der üblichen Formalien erstattete Hr. Tieck den Jahresbericht: Derselbe knüpfte an die traurige Lage der Zeit an, er innerte an die Calamitäten in Handel und Jndrrsirie, an da» Auftreten gewissenloser Agitatoren und au die Buben stücke schmachbeladener Excedenten gegen die geheiligte Person unser« Kaisers. Stien dieselben schon an und für sich aufs tiefste zu beklagen, so seien sie leider der Beginn für eine rastlose Thätigkeit von politischen Finsterlingen aller Art, die die Freiheit der Lehre und des Gewissens gefährden und der Entwickelung des BolkSschulwesenS verhiingmhvoll werden könnte. Da« sei da» düsterste Blatt in der Ver- einsgeschichte des letzten Jahres. Ein fernere« düsteres Blatt seien die Beschuldigungen, welche gegen die Volks- schullehrer erhoben worden seien, indem man sie verant wortlich machte für die Zunahme der Verbrechen uud Ver gehen im allgemeiueu. Verantwortlich dafür seien ganz andere Factoren: die Kriege mit ihrem Gefolge von Roheit und Bestialität, der Gründungsschwindel mit der Vermeh rung der Genußsucht und Uureellttäd, die Agitationen so- cialdemokratischer, ultramontaner und pietistischer Hetzer, welche da« RechtSbtwußlsein, die Vaterlandsliebe nnd Pflicht treue untergraben. Ebenso unbegründet seien die Vor würfe, die man dein Lehrerstande wegen seiner sittliche« Haltung mache. Der Lehrerfland könne in dieser Bezie hung den Vergleich mit allen Staatsbürgern und nament lich mit allen Beamten aushalten. Sollte etwa di« sitt liche Haltung wirklich etwas zurückgegangen sei«, so wären daran wieder jene Facloren schuld, ferner di« unzureichend« Dotirung der Lehrer und der Lehrermangel, der viele Per sonen in den Lehrerfland bring«, die nicht hineingehören. Wa« die innere Ausgestaltung de« Volksschulwesens be trifft, so entbehre mau in Preußen noch immer des Schul gesetze«. Was die „allgemeine«« Bestimmungen" betrifft, so entsprechen dieselben, wa« dankbarst anzuerkennen fei, in ihren Tendenzen ganz den Anforderungen der modernen Pädagogik, sie könnten aber jederzeit durch Ministerialerlaß wieder aufgehoben werden, und Ruhe und Sicherheit fehle daher noch immer. Was nun die Stellung de» Volke« und der Volksver treter zur Volksschule anbelangt, so haben die Volksver treter stets warme Worte und Herzen für die Volksschule gehabt, trotzdem seien au Thaten noch nicht viele zu ver zeichnen. Berlin z. B. entbehre noch immer einer Vertre tung der Lehrerschaft in der Schulverwaltung und einer Thcilnahme derselben an der Feststellung de« Lehrplanes. Zu bedauern sei ferner, daß die Lehrer in ihrem Gehalt noch immer hinter den MagistratSsubalternbeamten.iprück- stehen, daß zu Schulinfpectoren vorzugsweise Philologrg und Theologen erwählt werden. Bezüglich der Vereinsverhältnisse im besonder«« sei zu bedauern, daß der Ruf der Lehrerschaft nach Einigkeit noch immer nicht ganz gehört werde und daß von den 48000 deutschen Volksschnllehrern etwa der dritte Theil erst sich vereinigt habe und daß namentlich die süddeutschen Brüder noch fehlen. Während der Deutsche Lehrerverein mit 87 Zwcigvereiueu und HOM Mitgliedern in da« Jahr 1878 cintrat, wuchs die Mitgliederzahl bald auf 13000 Mitglieder und dieselbe beträgt .jetzt weit über 17000. Dieses rapide Wachsthum ist uamcu lich dem Eintritt des preußischen Laildeslehrerverein« zn danken. Der Bericht erinnert im weitern an die Ergebuisse des zweite» Deut schen Lehrcrtage» iu Magdeburg «ud erläutert schließlich