Volltext Seite (XML)
U- DaW Mgmtiiit ZcitMg. -M- MU- «Wshrhelt nd Recht, Fitchett »uv Gestsi» «m, », pz. ! Telegraphische Depeschen. *cherlin, 3. April nachmittags. Der BundeS- r»th hat in der heutigen Sitzung den Zolltarifrnt- wurf mit einigen Abänderungen genehmigt. ^Sudapest, 3. April. DaS Unterhaus hat mit (74 von 218 Stimmen Szlävy zum Präsidenten gewählt. *Lom, 3. April. Zn der Deputirtenlammer wurde eine Interpellation eingebracht über die letzten Ereignisse in Genua, Mailand und Chioggia sowie über die häufigen republikanisches Demonstrationen.— Garibaldi ist von Caprera nach hier abgereist und wird wahrscheinlich de« Kammersitzungen beiwohnen. Lom, 2. April. Ein anonymer Brief au die Polizei von Turin mahnte zur sorgfältigen Ueber- wachung der Eisenbahn, weil angeblich ein Attentat mit Dynamitpatronen gegen die Königin von Eng- land geplant sei. Obgleich weitere Anhaltspunkte fehl ten, erfolgte doch die strengste Ueberwachung der Bahn» Knie bi« Arona am Lago-Maggiore. (N.Fr.Pr.) Lonvon, 2. April. Dem New-Jork Herald wird au- Taschkend vom 31. März gemeldet: „Depeschen, welche der Gouverneur von Samarkand erhielt, mel den, daß die Engländer «inen Vetter Schir-Ali'S, Na mens Vali-Mohamed, welcher nach dem Tode des Emirs aus Kabul in das englische Lager übergegan- gen- auf den afghanischen Thron zu setzen sowie fer ner, daß aus der Straße von Peschawer nach Djellala- bad her Stamm der Afridis kürzlich 700 englische Soldaten gefangen genommen habe, welche von dem Bicekönig von Indien mit 30000 Pfd. St. au-gelöst werde« mußten, und daß Jakub-Khan im Begriff stehe, eine neue Gesandtschaft nach Taschkend zu schicken. — Den Daily New» wird aus Rimpore gemeldet- daß die Wirkung der vom Sekretariat erlassenen Verord nung betreffs BirmaS eine schlechte wäre. Dieselbe werde allgemein als ein Schwächebekenntniß angesehen. Der König von Birma hat alle waffenfähige Mäü- riet tütberufe«. . («Post».)" * London, 3. April. Bei dem gestrigen Jahres- banket. der Gesellschaft zur Unterstützung nothleidender Ausländer führte der österreichisch- Ungarische Botschafter Graf Kärolyi den Vorsitz. Im Anschluß an den Toast aus die Königin wie» derselbe auf die Anwesenheit de» Botschafters Oesterreich- Ungarn», des Freundes und Alliirten Englands, als auf ein sichtbares Zeichen der bei den jüngsten Ereig nisse« bekräftigten alten Freundschaftsbande hin, welche beide Länder verbänden. . Die Eintracht Englands und Oesterreich» könne nothwendigerweise nur die Folge habe«, Krieg zu verhindern, nicht herbeizuführcn. * Kopenhagen, 3. April. Der König empfing heute den neuernannten deutschen Gesandten Frhrn. v. Magnus, welcher sein Beglaubigungsschreiben über reichte. * Petersburg, 3. April morgenS. Die Berliner Börsen-Zeitung hat vor einiger Zeit bezüglich der Amortisiruug der russischen Orientanleihen Au- frageu gestellt. DaS Journal de Saint-P^ttrSbourg sieht sich nunmehr veranlaßt, zu erklären, daß für beide Orient<wleihen die Amortiflrung ein Jahr nach der Emission zum Zwecke der Tilgung innerhalb 49 Jah ren beginne und daß daher von der «Pen Orient anleihe am 1. Juni 1878 1 Mill, getilgt gewesen sei. Für die zweite Orientanleihe beginne die Tilgung mit I V, Mill, am I. Juli d. I. *Wien, 3. April. Di« Politische Correspondenz läßt sich au» Tirnowa melde«, daß die dortige No- tabeiuversaürmluttg die vo« der Commission an dem russischen Organisationsstatut beantragte» Aerlde- runge« abgelehnt und in die Specialbcrathung de» Statuts einzutrrten beschlossen hab». * Athen, 2. April. In Beantwortung einer von den Bewohnern von EvikuS a« den König gerich teten Adresse äußerte dieser, «r hoffe, die Machte würde« dahin wirke», daß sämmtliche von dem Ber liner Congreß bestimmte GebietStheil« von Thessalien und EpiruS, einschließlich Janina», mit Griechenland vereinigt würden. , Bismarck und Wiudthorst. — Leipzig, 4. April. Dir Unterredung, die der Reichskanzler in Viesen Tagen Mit dem Führer her CcntrumSpartei, Äbg. Windthorst, gehabt, ist sehr begreiflichnveise da» Ereigniß de» Tage». Wir habe» uns gestern darauf beschränkt, verschiedene Mitthei- lungen, beziehentlich Bcrmuthungen, Über Zweck vnd In halt dieser Unterredung zu rrglstriren ; wir geben auch heute einigt weitere Vergleicht» wieder, zugleich aber auch die Stimmen einiger hervorrragenden Organe unserer Partei über die nahe liegende Besorgniß, paß hier Abmachungen stattgefundm habe« könnten, um gegen Zugeständisse des Reichskanzlers in der Kirchen- Politik Versprechungen deS CeNtrum» wegen Uuter- MWg her WKHschMStz°M dH UeichSkaUMH^ zutaüscheN. ' "'^7 ,7.7. . Man erinnert sich hierbei unwillkürlich jener Ge rüchte, die vor etwa Jahresfrist über- angebliche ge heime Verhandlungen de» Reichskanzler» mit Rom in der Presse umliefen und denen man eine ähnliche Ten denz unterlegte. Auch Blätter unserer Partei waren damals rasch — zu rasch, wie sich hinterher erwies — mit der Anklage bei der Hand, der Reichskanzler ver kaufe an Rom Rechte des preußischen Staates und deS Reiches um das Linsengericht der Durchsetzung seiner Finanz- und Zollplane. Sogar das verhäng» nißvolle Wort „Canossa" ward vielfach gehört. Wir unsererseits sind dieser Beschuldigung des Reichskanz ler» — denn al« eine solche, und zwar al» eine der schwersten, erschien e« uns — sofort mit der bestimm ten Ansicht entgegengetreten, daß so etwa» undenkbar und unglaubhaft söl. Und wir hatten die Befriedigung, z» sehen, wie die Thatsachett u«S recht gaben, wie jene» Gerücht sich in Nicht» auflöste. Wir haben aber auch damals «nS nicht gescheut, auSzusprrchen, daß wir Derartige» nicht glaube« könn- ttn, weil, wenn der Reichskanzler einen solchen Han del abschließen würde — wa» wkr für Unmöglich hiel te» — dies da» Vertrauen zu seiner Politik im Innern auf» tiefste erschüttern, ja, auch die politische Moral in der Nativ« durch ein solche» Beispiel von solcher Stelle au» aufs bedenklichste gefährden müßte. Wir träge» kein Bedenke», diesen hypothetische« AuSsprUch auch jetzt zu wiederholen, weil wir noch ebenso wie VaMalS überzeugt sind, daß von einem politische« Schacher dieser Art bei dem Reichskanzler nimmermehr die Rede sein kann. Die Grenzen für einen Losem vivenüi mit Rom (sofekn e» sich darum handelt) sind, wie ganz richtig die Nätivnal-Zeituttg bemerkt, durch Vie allerpersön lichsten Erklärungen deS Kaiser» und de» Kronprinzen in Stellvertretung des Kaisers, nicht minder durch ganz bestimmte Aussprachen de» Fürsten Bismarck selbst so fest und scharf gezogen, daß an eine plötzliche Ver wischung oder Verrückung derselbe» nicht Wöhl gedacht werden kann. Freilich — kann Ma« sagen — auch innerhalb solcher fester Grenzen gibt eS ein Mehr Und Minder von Concessionen, die man j« nach Um ständen machen oder zurückhalten mag und die daher auch für eine Gegenleistung auf ander« Gebiete ab- grwttthet werden könnten. Auch ei» solcher Handel, möchte dabei immerhin nicht-Wesentliches preisgegeben werden, könnte un» nicht gefallen. E» wäre doch immer «in Handel mit Ueberzeuguuge«, u«d UeberzeugUngm — möge« sie an sich richtig oder fatsch sei» — fülle« ältch iU der Po» litik wie im bürgerlichen Leben niemals Gegenstand eines Handels sein, sonst entgeht der Polmk der sichere Boden moralische» Halles. Kann mW will man dem „Culturkamps" a»S inner» Gründen ei» Ziel setzen oder eine versöhnlichere Wendung geben — 'KKHMMSAWUKE' vielmehr ihn immer nur als «ine traurige Nothwendig» keit angesehen habe« ; allein aus blvS äußern Gründen, damit eine gewisse Anzahl von Abgeordneten im Reichs tage in einer weit davon abliegenden Frage so und nicht ander« stimme — da« wäre keine gute Politik! Man hat wol auch davon gesprochen, daß Windt borst nicht al» EentrumSführer, sondern als Welfen- jührer, als Vertreter VeS entthronten Hauses von Han- noverkine Besprechung mit Bismarck gesucht und er langt habe. Es läge da» gar nicht fern. Nach dieser Seite hin wären auch Zugeständnisse denkbar ohne PreiSgebung höherer Interessen und principieller Ge sichtspunkte. Uns scheint es nur zweifelhaft, ob die Centrumspartei sich so sehr sür welfische Interessen erwärmen möchte, um dafür ein so wichtiges Zugeständ- Leipziger Stadttheater. v^sed. Leipzig, 3. April. Zu Gunsten der hie sigen Zweigstiftung des Albert-Vereins fand gestern im Alten Theater eine Vorstellung des Laube'schen historischen Trauerspiels „Graf Essex" statt. Wir pflegen sonst derartige Ausführungen zu einem wohl- thätigrn Zwecke unberücksichtigt zu lassen, was hier um so füglicher geschehen konnte, als wir erst vor kurzem eine eingehende Beurthcilung dieser Tragödie sowol al» ihrer hiesigen Darstellung brachten. Doch hatte brr Umstand, daß eine Künstlerin von der hervor ragende» Bedeutung der Frau Marie Seebach vom Hoftheater in Dresden ihre Mitwirkung al» Königin Elisabeth zugesagt hatte, uns veranlaßt, von der üblichen kritischen Indifferenz bei derartigen Beneflz- vorstellungen diesmal abzusehen. Es ist bekannt, daß Frau Seebach schon vor mehrern Jahren in das weib liche Charaktcrfach übergegangrn ist, ein gewiß nicht ohne schwere Resignation und Selbstüberwindung ge faßter, aber auch zugleich von richtiger Selbsterkennt- niß zeugender Entschluß, der unter allen Umständen der deutschen Bühne eine künstlerische Kraft noch immer ersten Ranges erhalten hat. Freilich handelt es sich jetzt um ganz andere Bedingungen und auch ganz an dere künstlerische Mittel, als diejenigen waren, über die sie früher verfügte und die sie einst zu der beru fensten und berühmtesten Interpretin der jugendlich poetischen Frauengestalten unserer klassischen dramati schen Dichtung machten. Vieles hat die Künstlerin auch in ihr gegenwär tiges Rollenfach mit hinübergenommen. Hierher z. B. gehört ihre meisterhafte und fein nuancirte Behandlung der Sprache. DaS physiologische Moment des Wortes) das ganz und voll zum Ausdruck gelangt, kann so erst die Unterlag« für die sinnvolle rhetorische oder metrische Handhabung de» Satzes oder Verses werden. Nach dieser Richtung hin möchten insbesondere unsere jünger» Künstlerinnen sich an diesem klassischen Muster, das Frau Seebach darbietet, «in Beispiel nehmen. Auch waS die Behandlung deS mimischen und phy- siognomischen Ausdruck» betrifft, wie fein schattirt, diScret und maßvoll weiß hier die Künstlerin in ihren Zügen den Seelcneffcct anzudcuten! Diese gewisser maßen elementaren, aber doch so wichtigen Grundlagen aller Schauspielkunst bilden die natürliche Basis, ohne welche die korrekteste und intimste Erfassung des Sinne- de» dichterischen Textes für uns latent und unver ständlich bleibt. Der Charakter der Königin Elisabeth ist durch die Schiller'sche Tragödie gewissermaßen typisch geworden. Alle später» Dramatiker, auch Heinrich Laube, sind von den nun einmal gegebenen Grundlinien nur wenig ab gewichen: stolze Herrschsucht, Willensenergie und ein dringender Verstand bilden hier gewissermaßen jene „männlichen Seiten" ihres Charakters, zn denen Eitel keit und Verstellungskunst die weibliche Ergänzung bil den. Bei fast allen Dichtern trat auch noch außerdem das entsetzliche Gefühl der gänzlichen Jsolirtheit hinzu, nachdem ihre leidenschaftliche Eifersucht allmählich «inen Favoriten nach dem andern auf das Schaffet beför dert hat. Diese Grundzüge sind natürlich für die Darstellerinnen der Laube'schen Elisabeth stet» maß- gxbend gewesen.. Auch Frau Seebach hielt dieselben fest, belebte aber den Charakter durchs eine solche Fülle feiner und geistvoller Momente, daß man ihrem Spiel von Scene zu Scene mit steigendem Interesse folgen mußte. Wie bei allen typisch gewordenen Bühnenfiguren stellt sich auch hier bei der Darstellung der Elisabeth die Schablone nur zu oft ein. Da muß nun die stolze englische Kö nigin die unmöglichsten Kopfverrenkungeu, die eifer süchtige Frau da- ungeheuerlichste Augenverdrehen rc. über sich ergehen lassen. Iran Seebach hingegen hatte bei aller Schärfe, die sie der alternden und noch so leiden schaftlichen Frau verlieh- vor allem Wahrheit und Maß im Ausdruck der Empfindung beobachtet. DaS Un sympathisch« de« Charakters wird nicht ganz durch eine solche Darstellung verschwinden, aber eS ist ein ge wisses mildes und versöhnendes Moment, das unS au» dem Bilde der Künstlerin ansprach. Daß diejenigen Momente, wo in Elisabeth daS empfindende Weib zum Vorschein kommt (wie z. B. die Rückerinnerung an Essex' Liebe, der Schmerz bei der Schilderung Ra leigh'» von Essex' Verwundung und insbesondere im vierten Act die Scene mit Lady Nottingham, von rüh render Wahrheit waren, bedarf bei einer Künstlerin wie Frau Seebach, deren künstlerisches Instrument ja vor allem auf daS Weiche und Innige der weibliche» Natur einst gestimmt war, nicht besonders hervor- gehoben zu werden. Die Gasti» erntete reichen und wiederholten Beifall. Von unserm heimischen Personal waren uns ne« in der Besetzung Hr. Senger al» Graf Essex, der für den erkrankten Hrn. Grube eingetreten war. Dem Darsteller lagen bisher derartige heroisch-tragische Par^