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durch Grund-, Gebäude- und Einkommensteuer mit etwa 10—14 Proc. seines Ertrage«, zu welchem Satze noch die Lommuualzuschläge in fast gleicher Höhe hinzulommea, be lastet ist, so erscheint es vollkommen erklärlich, daß der Se- treidebau, welcher bi« zu den sechziger Jahren den Haupt- sactvr der laodwirthschastlichen Production in Deutschland bildete, seit jener Zeit wesentlich zurückgegangen ist. In welchem Maße die» geschehen, läßt sich allerdings nicht ge nau und ziffermäßig feststelleu. Folgend« Zahlen geben jedoch annähernd ein Bild von der stattgehabten rückläufigen Bewegung. Nach den statistischen Arbeiten, welche im An schlusse an die Grundsteuerveranlagung Anfang der sech ziger Jahre von Engel und Meitzen ausgesührt sind, waren von der Gesammtackerfläche des Staate«: mit Roggen 24 Proc., Weizen 10 Proc., Gerste 8 Proc., Hafer 18 Proc., zusammen 58 Proc. bestellt. Nach der über die landwirth- schaftliche Bodenbenutzung im preußischen Staate von dem Statistischen Bureau veröffentlichten Zusammenstellung wa ren 1878 bestellt: mit Roggen 25,or Proc., mit Weizen 5,«» Proc., Gerste 5,os Proc., Hafer 14,i« Proc., zusammen 50,r» Proc. Aehnliche Beobachtungen liegen aus dem Kö nigreiche Baiern vor. Hier waren bebaut: 1866 mit Wei zen 290255,» Hektaren, Roggen 588479,«», Dinkel (Spelz) 132032,»», Gerste 338863,»7, Hafer 451752,7», Hülsenfrüch ten 49601^», Mais 768,»», Buchweizen 1622,8», Hirse 3201§s Hektaren, zusammen 1,856577,»» Hektaren; 1878: Weizen 298779,»» Hektaren, Roggen 579416,«», Dinkel (Spelz) 96119,»», Gerste 320534,«», Hafer 43955,»», Hül- sensrüchten 26747,»», Mais 1215,»7, Buchweizen 1323,»r, Hirse 2057,7» Hektaren, zusammen 1,765746,«» Hektaren. Da« in Baiern zum Kornbau verwendete Areal ist mithin in 15 Jahren um 90830,»» Hektaren vermindert worden. Mag der Werth solcher Schätzungen immerhin zweifel haft sein, die Lhatsache ist unleugbar, daß sich der Anbau von Getreide in Deutschland von Jahr zu Jahr verringert und daß jedenfalls nicht so viel Getreide producirt wird, als producirt werden könnte, wenn gegenüber der erdrücken den ausländischen Eoncurrenz die Garantie eines größern und einträglichem Absatzes für das einheimische Product vorhanden wäre. Der landwirthschaftliche Betrieb hat eben aufgehört, lohnend zu sein. Hunderte von größern Päch tern, Tausende von kleinern Besitzern in allen Theilen des Reiches haben ihre Wirthschaften aufgeben müssen. Die Ertragsfähigkeit der Grundstücke selbst ist infolge der zahl reichen Subhastationen vermindert und dem Acker werden au» Mangel an Mitteln nur ungenügend die nothwendigen Dungstoffe zugeführt. Die Ernteerträge sind unter diesen Umständen vielfach um 20 Proc. heruntergegangen. Sie haben im Jahre 1878 pro Hektar für Weizen zwischen 700 und 3100, für Roggen zwischen 530 und 2800, für Gerste zwischen 640 und 3250, für Hafer zwischen 500 und 3400 Kilogramm geschwankt. Die Gefahr liegt nahe, daß Deutschland bei fortschrei tender Entwerthung des Grnnd und Bodens hinsichtlich sei ner Ernährungsverhiiltniffe vollständig abhängig vom Aus lande wird. Zu welchen Eonsequenzen ein solcher Zustand führen kann, liegt aus der Hand. MiSernten sind in Län dern wie Rußland, Rumänien, Amerika häufiger, und wenn sie eintreten, allgemeiner wie bei uns. Sie würden eine momentane, vollständige Stockung der Zufuhr Hervorrufen könne». Die gleiche Wirkung würde ein unglücklicher Krieg, eine andauernde Blokade haben. Aus der andern Seite wäre ein Aufhören der inländischen Getreide«, namentlich der Roggenproduction gleichbedeutend mit der Zahlungs einstellung des weitaus größern Theils aller Landwirthe und infolge dessen mit einem Zusammenbruche unsers gan zen Kreditsystem». Dem nationalen Wohlstände würden die tödlichsten Wunden geschlagen werden. E« liegt des halb nicht allein im Interesse der Landwirthe, sondern der Gesammtbevölkerung überhaupt, daß der Kornbau dem Laude erhalten bleibt, und es wird Aufgabe einer gesunden Wirthschastspolitik sein müssen, hierauf in erster Linie ihr Augenmerk zu richten. Die vorgeschlagenen Tarifsätze sind so niedrig gegriffen, daß sie als eiyentliche Schutzzölle nicht bezeichnet werden können. Ihre Wirkung wird deshalb auch nicht darin bestehen, den Import des fremden Getreides in erheblichem Maße zu verringern oder gar auszuschließen. Die Productionsbedingungen in Ländern mit großen Flächen billigen, jungfräulichen Boden«, mit niedrigen Löhnen und nicht nenncnSwerthen öffentlichen Abgaben ermöglichen eine so wohlfeile Herstellung der Früchte, daß ein sehr reicher Gewinn auch dann noch dem Importeur verbleiben wird, wenn er einen im Vergleich zu den gewöhnlichen Preis schwankungen gar nicht in Betracht kommenden Zoll zu tragen hat. Aber die vorgeschlageneu Tarifsätze versprechen nach einer Richtung hin doch der einheimischen Landwirthschaft zu Hülfe zu kommen. Bei aller Unvollkommenheit der vorliegenden statistischen Nachrichten ist eS doch mehr wie Vermuthung, daß infolge der absoluten Zollfreiheit der Getreideeinfuhr der deutsche Markt der Ablagerungsplatz für die Ueberproduction anderer Länder geworden ist, und daß Deutschland seit längerer Zeit erheblich mehr Getreide aüsnimmt, al« e« in Wirklichkeit aufzunehmen brauchte, wenn die inländische Production zur vollen Entfaltung käme. Während beim Weizen für die DurchschnittSperiode 1868—72 ein Eingang von 8,313000 Ltrn., ein Ausgang von 11,249000 Ltrm, mithin ein MehrauSgang von 2,936000 Ltrn. zu verzeichnen ist, beträgt für die Durchschnittrperiode 1873—77 der Eingang 11,737000 Ltr., der AuSgang 9,955000 Ltr., es hat mithin ein Mehreingang von 1,779000 Ltrn. stattgefunden. Von Roggen sind 1868—72 im Durch schnitt 9,316000 Etr. ein- und 3,290000 Etr. ausgegangen, 1873—77 dagegen im Durchschnitt 19,101000 Ltr. ein- und 3,127000 Ltr. ausgegangen. Diese« Wachsen der Ein suhr von Weizen und Roggen steht mit dem Wachsen der Bevölkerung nicht annähernd in einem entsprechenden Ver- hältniß. Noch ausfallender ist die Steigerung der Mehr einfuhr bei Hafer (1868-72 215000 Etr., 1873—77 5,148000 Ltr.), ohne daß der Pferdebestand in Deutsch land eine Aenderung erfahren hätte. Die Ueberfüllung de« deutschen Markte« durch da« Angebot unverkäuflicher au«ländischer Ueberschüffe, mit welcher allein die vorstehen den Zahlen erklärt werden können, übt den empfindlichsten Druck aus die einheimische Landwirthschaft au«; die Con- currenz wird das Maß ihrer Berechtigung erst dann finden, wenn Mes Angebot eine auch nur geringe Zollabgabe nach sich zieht. Gelingt e«, dem deutschen Getreidebau da« Ab satzgebiet zurückzuerobern, welche« durch die Ueberproduction de« Auslandes verloren gegangen ist, so wird ein Anreiz gegeben sein, Flächen von neuem unter den Pflug zu brin- geu, welche jetzt wüst liege» oder in unvollkommener Be nutzung stehen. Die Frage» ob Deutschland im Stand« ist, den Mehrbedarf an Getreide, welche» wir gegenwärtig vom Au«lande beziehen, künftig selbst zu produciren, wird dann ihrer Beantwortung um eiiun «orsentlichen Schritt näher geführt fein. Im engsten Zusammenhang« mit diesen Erwägungen steht die Preisfrage. Nicht darauf kommt e« für die Land- wirthschast an, die Preise de« Getreide« künstlich höher zu schrauben, sondern varauf, für da« inländisch« Product eiucn Abnehmer zu finden, welcher wenigsten« so viel zahlt, daß sich da« Provuciren überhaupt muh lohnt. Ist im In land« ein sicherer Absatzmarkt vorhanden, so wird es an in ländischen Produkten nicht fehlen, selbst wenn di« Preise, absolut betrachtet, noch unter die jetzigen geringen herunter geben sollten. Die relative Preiserhöhung, welche in der Erweiterung des Absätze« liegt, wird immer die Hauptsache bleiben. In der That ist e« durchaus zweifelhaft, ob von den vorgeschlagenen Zollsätzen eine absolute, directe Preis erhöhung erwartet werden kann. Nach den Veröffentlichungen des kaiserlichen Statistischen Amte« kosteten im Jahre 1879 1000 Kilogramm Weizen in Manheim 211 M. 20 Pf-, in Lindau 2M M., in Stuttgart 200 M., in Köln 192 M., in München 185 M-, in Frankfurt a. M. 180 M., in Leip zig 178 M. 38 Pf., in Magdeburg 174 M. 50 Pf., in Berlin 173 M., in Danzig 172 M. 65 Pf., in Halle 170 M. 40 Pf., in Königsberg 166 M., in Stettin 160 M., in Breslau 160 M., in Posen 157 M. Der Durchschnitts preis sür Weizen an den verschiedenen Großhqndelsplätzen in Deutschland ist mithin in einem und demselben Monat so verschieden gewesen, daß für Weizen an dem einen Orte 211 M. 20 Pf., an dem andern 157 M. 80 Pf. gezahlt wurden. Das macht auf 1000 Kilogramm einen Unter schied von 53 M. 40 Pf. Ebenso bedeutend sind die Preis differenzen beim Roggen. Derselbe kostete im Januar d. I. in Lindau 160 M., in Königsberg 104 M., macht auf 100 Kilogramm 5 M. 60 Pf. Unterschied; nicht minder bei Hafer und Gerste. Wenn die Preise schon im Großhandel in einem solche» Maße verschieden sich gestalten, so werden sie selbstverständlich im Detail noch mehr voneinander abweichen. Ein Zoll von 50 Pf. oder 1 M. pro 100 Kilogramm kann derartigen Differenzen gegenüber in Wirklichkeit nicht in Betracht kommen, und die inländische Eoncurrenz wird schon Sorge dafür tragen, daß die Zollerhöhung nicht zum Vorwande einer Preiserhöhung gemacht wird. Noch weniger aber als auf die Preise des Getreides läßt sich ein Einfluß der Zollerhöhung auf den Preis der Backwaare erwarten. Ein solcher ist um so unwahrschein licher, je erheblicher die Preisunterschiede zwischen dem Roh stoff und dem zum Genüsse bestimmten Produkte sich stellen. Am 1. Febr. kostete in Weimar der Weizen per 1000 Kilo 165—176 M., im Durchschnitt 170 M., der Roggen 1i4 —146 M., im Durchschnitt 140 M.; 500 Gramm -- 1 Pfd. Weizen kostete mithin im Durchschnitt 8,so Pf., per 500 Gramm — 1 Pfd. Roggen 7 Pf. Nach einer amt lichen Bekanntmachung, der Polizeiverwaltung in Weimar vom 2. Febr. kostete 1 Pfd. Weißbrot bei zwei Bäckern 15 Pf„ bei einem Bäcker 16 Pf., bei vier Bäcker» 17 Pf., bei dr«i Bäckern 18 Pf.„bei,sechS 19Hf., bei vier.20 Pf., bei einem 21 Pf., bei einem 24 Pf., bei einem 25 Pf. und bei einem sogar 33 Pf.; 1 Pfd. Buttersemmeln kostete bei einem Bäcker 22 Pf., bei zweien 27 Pf., bei zweien 28 Pf., bei einem 29 Pf., bei fünfen 30 Pf., bei zweien 31 Pf., bei einem 32 Pf., bei einem 33 Pf., bei einem 35 Pf., bei zweien 36 Pf^ bei dreien 38 Pf., bei zweien 42 Pf., bei zweien 45 Pf., bei einem 50 Pf., bei einein 60 und bei einem sogar 62 Pf. Für Franzsemmeln betrug der niedrigste Preis 24 Pf., der höchste 50 Pf., sür Rück linge (kleine Brötchen) der niedrigste Preis 15 Pf., der höchste 33 Pf., für Schwarzbrot der niedrigste Preis 10 Pf., der höchste 17 Pf. Berücksichtigt man, daß 100 Pfd. Weizen etwa 120 Pfd. Brot ergeben, so zeigt sich, daß der Preis des Weizens, bis der letztere sich in Gestalt von Backwaare» zeigt, einen Ausschlag von 100—3M Proc. erfährt. Charak teristisch ist ferner die Thalsache, daß größere Bäckereien bei Feststellung ihrer Preise für Backwaare» Preisände- rungen bei dem Rohproduct unter 3 M. Pro Centner gar nicht zu berücksichtigen Pflegen, woraus sich denn auch er klärt, daß nach Aushebung der Mahlsteuer, also nach Weg fall einer Abgabe von 2 M. für den Centner Weizen, von 50 Pf. sür Roggen, das Brot nicht billiger geworden ist. Nach allem erscheint die Befürchtung, al« könne durch die vorgeschlagenen Zollsätze eine Vertheuerung nothwen- digster Leben«mittel eintreten, al« vollständig grundlos. Aber selbst zugegeben, ein« solche Eventualität sei möglich, so würde sie sicherlich durch eine entsprechende Vermehrung der inländischen Production ausgewogen und e« würden die arbeitenden Klaffen durch die Hebung der gesammten na tionalen ErwerbSthätigkeit und durch die daraus resultirende Vermehrung der Nachfrage nach Arbeitskräften sowie durch eine entsprechende Erhöhung der Löhne reichlich entschädigt werden. Deutsches Reich. Die Neue Preußische Zeitung berichtet auS Ber lin vom 21. April: „Das Programm zur Feier der Goldenen Hochzeit des KaiserpaareS am 11. Juni liegt nunmehr Sr. Maj. dem Kaiser und Könige in Wiesbaden zu den letzten Abänderungen und der so dann erfolgenden Genehmigung vor. Bei den von nahezu allen europäischen und selbst von außereurd- päischen Höfen geäußerten Wünschen, durch Absendung eines Mitgliedes der betreffenden Herrscherhäuser ihrer Theilnahme an diesem seltenen Jubeltage Ausdruck zu geben, war eS überaus schwer, die Grenzen zu ziehen, innerhalb deren von hier aus die Einladungen zu die sem Festtage zu erlassen sein würden. Anfang» war selbst daran gedacht worden, den Tag in möglichst stiller Zurückgezogenheit, fern von Berlin, vielleicht auf einer der königlichen Besitzungen in einer preußi schen Provinz, wir j. B. in Schloß ErdmannSdorf — nie aber daran, ihn außerhalb Preußens (eS war in den Zeitungen die Insel Mainau genannt) — zuzu bringen; mancherlei nahe liegende Umstände aber und de» Kaisers eigenster Wille gaben endlich den Aus schlag dahin, daß das kaiserliche Jubelpaar seine An wesenheit am 11. Juni der Hauptstadt des Lande« und des Reiches nicht entziehen wird. Dessmmlgeachtet aber wird auch hier der Tag diese« seltenen Familien festes, dem Charakter eine« solchen entsprechend, im engsten FäütiliMkreise begangen werden. Die Ein ladungen zu der Feier werden sich aber immerhin auf etwa 50 Fürstlichkeiten erstrecken, wenngleich im allge meinen sie nur auf die Kinder und Enkel des Jubel paares werden ausgedehnt werden, auf die Geschwister beider Majestäten und zum Theil auf deren Kinder und Enkel, auf die erlauchten Schwäger und Schwä gerin sowie die sämmtlichen Mitglieder der königlichen und der fürstlichen Linie deS HauseS Hohenzollern. Ganz genau ist die Grenze in der hier angegebenen Weise nicht zu ziehen gewesen; in einzelnen Fällen wird sie nicht erreicht, in andern überschritten werden. In ersterer Beziehung wird eS wol der Fall sein, daß einige der eingeladenen Fürstlichkeiten, wie dem Vernehmen nach die Frau Erbgroßhcrzogin von Olden burg und die Frau Herzogin von Connaught, als zur Zeit auf Reisen, in Berlin nicht werden anwesend sein können, andernfalls aber wird mehrfach, wie z. B, bei den großherzoglichcn Herrschaften in Schwerin und Strelitz, der Kreis der Einladungen erweitert und be sonders das verwandtschaftliche Verhältnis zur Heim gegangenen Königin Luise, der Mutter des Kaisers, nicht außer Acht gelassen werden. Aus diesen biS- jetzt nur allgemein zu gebenden Andeutungen läßt sich also entnehmen, daß der Ankunft des Kaisers von Rußland, als deS ältesten Sohnes einer ver storbenen Schwester Sr. Maj., der des Prinzen Friedrich der Niederlande, als eines Schwagers des Kaisers, wol mit Gewißheit entgegenzusehen ist; aber auch die Kinder und einige Enkel selbst der einzigen noch lebenden Schwester Sr. Maj. in Schwerin, wie die großherzoglichen Herrschaften aus Strelitz und an dere Fürstlichkeiten werden hier zu erwarten sein. Da gegen steht die Ankunft von Mitgliedern deS sächsi schen oder bairischen Königshauses oder der österreichi schen Kaiscrfamilie, als dem Kaiserpaar entfernter verwandter Herrscherhäuser, wol nicht bevor. Weitere aus Rom, Madrid, Lissabon und selbst von feiten des Schah von Persien (für die Hersendung seine« Kronprinzen) geäußerte Wünsche entzogen unter diesen Umständen sich naturgemäß der Erfüllung, wie wohl- thuend dieselben Ihren kaiscrl. und lönigl. Majestäten auch gewesen und wie hoch sie hier ausgenommen wor den sind." X Berlin, 21. April. Zum Präsidenten deS Verwal- tungsrathcS der Wilhelms-Spende war der frühere StaatSminister Or. Delbrück ausersehen. Derselbe hat aber mit Rücksicht auf-seine parlamentarischen Ge schäfte und auf seine alljährliche längere Abwesenheit die Berufung abgclehnt. Es ist jetzt von einer an dern mit Finanzverhältnissen vertrauten Persönlichkeit, die früher ein hohes StaatSamt verwaltet hat, für die genannte Stelle die Rede. — Auf der Tagesord nung für die vorgestrige Plenarsitzung des BundeS- ratheS befand sich auch die Wahl der Commissare für die Vertretung des Zolltarifs im Reichstage. Die Wahl ist auf folgende Herren gefallen: auf den Geh. Regierungsrath Tiedemann auS der Reichskanzlei, auf den Geh. Regierungsrath Burchhard auS dem Reichs kanzleramte, auf den Geh. OberregierungSrath Rothe auS dem Landwirthschaftsministerium, auf den bairi schen Ministerialrath Mayer und den sächsischen Geh. Regierungsrath Böttcher. — Der Bundesrath hielt am 19. April eine Plenarsitzung unter Vorsitz des Präsidenten des Reichs- kanzleramtcS Staatsminister Hofmann: Nach Feststellung de« Protokolls der letzten Sitzungen wurde Mitteilung gemacht über die erfolgte Ernennung von stellvertretenden Bevollmächtigten de« Bunde-rathe«. ferner über den Beschluß de« Landesausschusses von Elsaß- Lothringen betreffend die Uebersicht der Ausgaben und Ein nahmen rc. des Landeshaushalts sür 1877. Ein Schreiben de« Präsidenten des Reichstages betreffend den Beschluß des Reichstages über eine Petition des Magistrats zu Glogau wegen Veräußerung de« durch die Festungserweiterung ent behrlich gewordenen Terrain« wurde den betheiligten Aus schüssen überwiesen. Sodann wurde Beschluß gefaßt über die Besitzung erledigter Stellen bei den Disciplinarkammern und über die Entsendung eines Reichscommissar» sür die Weltausstellung in Sydney. Ausschußberichte wurden er stattet über ») die Besetzung de« Reichsgerichts. Die be züglichen Ausschußanträge wurden genehmigt; b) Liquida tionen der Preußischen Militärverwaltung, der ReichS- Eisenbahnverwaltung und Badens Uber Kosten de« Kriege« gegen Frankreich. Die Anweisung der betreffenden Beträge als gemeinsamer Kriegskosten wurde genehmigy; o) die Ueber- ficht über den Stand der französischen KriegSkostenentschä« digung. Die Verthcilung eines Betrage» von 4,500000 M. unter die Staaten de« vormaligen Norddeutschen Bundes wurde genehmigt; 6) die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß - Lothringen für 1874. Dem Reichskanzler wurde bezüglich dieser Rechnung Entlastung ertheilt; «) die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen»«, de« Landeshaushalt« von Elsaß-Lothringen sür 1877. Die für 1877 nachgewiesenen EtatSüberschreitungen und außer- etatsmäßigen Ausgaben wurden genehmigt. — Die National-Liberale Correspondcnz schreibt: „Die