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546 Gewtrbeerdnunb zu ändern, ehe der Versuch, den der preu ßische Handel«m,nister gemacht hat, zu Ende geführt ist und gezeigt hat, vb derselbe ein nenntndwerlhe- Resultat erzielt Hal oder nicht. Ob e« der Kall sein wird, darüber kann man ja recht zweifelhaft sein; aber da« Urtheil, da» der Herr Vorredner über unsern Gewerbestand gefällt hat, scheint mir doch zu hart, wenn man e« von vornherein al« zweifellos erklärt, daß es diesem ehrenwerthen Stande an der nöthigen Selbständigkeit und dem Gemeinsinn fehle, der nöthig sei, um auf Grund der gegenwärtigen gesetz lichen Bestimmungen die Innungen neu zu beleben. Führt un» der eingeleitete Versuch zu der Ueberzeugung, daß dem wirklich so ist, werden wir die« als eine traurige Erfah rung genehmigen müssen, wir werden dann vielleicht mit der Gesetzgebung einschreiten, aber ehe dies erwiesen ist, und ich hoffe, e« wird sich nicht erweisen, sollt« die Gesetzgebung nicht ohne Noth an den Bestimmungen der Gewerbeord nung ändern. (Beifall links.) Abg. vr. WiggerS-Parchim: Die Fortschrittspartei wird auch gegen eine commiffa- rische Berathung der vorliegenden Anträge stimmen. Die einheitliche freie Gewerbeordnung, die Freizügigkeit find die größten Errungenschaften, welche von dem Gewerbestande viele Jahrzehnte sehnsüchtig begehrt worden waren. Diese beiden Segnungen dürfen wir nicht gefährden. Zu be dauern ist nur, daß diese Einrichtungen in Deutschland nicht 80 Jahre früher Geltung erlangten, zur selben Zeit wie in Frankreich, dann würden alle unsere Gewerbe schon früher zu weit bedeutenderer Blüte gelangt sein. Die Fra gen der Theaterfreiheit und der Theatercoucessionen erkenne ich mit. dem Abg. Ackermann für sehr wichtig an, glaube indeß, daß die Regulirung dieser Angelegenheiten gar nicht Sache der Gewerbeordnung ist. Gegen die Wiedereinfüh rung der Zünfte, die die konservative Partei erstrebt, kön nen wir uns nach den frühern Erfahrungen gar nicht ge nug wehren, und hoffentlich ist ja deren Wiederkehr für immer unmöglich. Ich bitte Sie, den Antrag abzulehnen und ebenso die geforderte commissarische Berathung. Abg. Frhr. v. Hertling: Ich bin bereit, und ebenso meine nähern Freunde, ein gehend mit den einzelnen Punkten des vorliegenden An trages mich zu beschäftigen. Wir verkennen nicht die oft erwähnten Misstände. Wir können aber nicht in den all gemeinen Ruf nach Polizeihülfe einstimmen, wir glauben auch nicht, daß es möglich ist, abgelebte Institutionen und abgestorbene Organisationen wieder einzuführen. Aber ge wisse Rechte und Verhältnisse bedürfen des Schutzes, und dieser Schutz darf ihnen nicht versagt werden. Die alten Innungen künstlich zu beleben, halte ich für unmöglich. Indessen wäre ich ebenfalls sehr für eine neue Art der Organisation. Auch ich meine mit dem Anträge, daß ein gemeinschaftliche« Kassenwesen den neuen Innungen zu über tragen sei. Abg. vr. Lasker: In Bezug auf die Schankwirthschaften haben wir ja noch eine Regierungsvorlage zu erwarten, und wir werden deshalb gut thun, heute keinen definitiven Beschluß zu fassen, sondern den Antrag, der un« hier beschäftigt, an eine Lom- Mfion ;u verweist«. Otel Mtrkhamep-würiw? eS^EiWb Erachtens sein, wenn wir dazu kamen, diese Frage in Ver bindung zu bringen mit der Spiritusversteuerung, und wenn wir einen Steuermodus fänden, der den Schankcousum wesentlich trifit im Gegensatz zn dem für gewerbliche Zwecke verwendeten Spiritus. Was die Wanderlager angebt, so ist ja bisher die Besteuerung derselben in der Gewerbeordnung nicht verboten gewesen, es ist sogar in einzelnen Bundes staaten eine Besteuerung erfolgt in der Höhe, daß sie der gänzlichen Aushebung dieser Auctionen gleichkommt. In diesem Sinne tritt sogar der conservative Antrag, indem er ein Steuermaximum festsetzt, für die Wanderauctiönen schützend ein. (Heiterkeit.) Was die Auktionatoren angeht, so erkläre ich mich gegen den Antrag, denn in dem Straf gesetz ist eine Garantie gegeben gegen gewisse unrechte Ma nipulationen, die bei solchen Auktionen oft vorkommen, und es sind die Strafbestimmungen schon vielfach mit Erfolg angerufen worden. Was die Theater angeht, so "st das von dem Anträge gestellte Postulat der Bildung doch ein allzu unbestimmtes, als daß es etwas nützen könnte, diesen Nach weis zu fordern. In Berlin hat ein Mann ein Theater aufgebracht, da« 50 Jahre siörirte, und er selbst konnte nicht schreibe» »nd lesen! Wa« die Qualifikation eine«'Theater. Unternehmer« ausmacht, ist etwa« ganz anderes al« da«, wa« wir landläufig Bildung nennen. Wenn Hr. Abg. Ackermann über den Verfall de« Theaters klggt, — nun ich verweist ihn auf sein« Vaterstadt (Dresden). Auch auf Hosbllhnen sind schon Stücke gegeben worden, die nicht nur ein junges Mädchen nicht besuchen soll, sondern die sogar mancher gereifte Mqnn mitten in der Aufführung verlasse» dürfte. Nicht die Direktoren, nicht die Schauspieler ver derben die Theater heutzutage, sondern der Geschmack des Publikum- an Offenbachiaden und dergleichen. (Sehr wahr!) In Bezug auf da« Jnnung«wesen hat der Herr Vertreter der Regierung ganz recht, daß man zunächst sehen muß, wa« sich an der Hand der bestehenden Gesetze thun läßt^ Ich kann zum Schluffe meine Freude darüber aussprechen, daß der Antrag mit so großem Ernst zusammengestellt ist und daß er ein erfreuliche« Zeugniß dafür ist, daß man nur eben da« abändern will auf jener Seite (recht»), wa« al« lästig und als unersprießlich im Lande empfunden ist. (Bravo!) Abg. Günther-Sachsen: Man hat das deutsche Gewerbe zu lange schutzlos ge lassen und sich damit getröstet, daß die traurigen Zustände nur eine Folge des Uebergange« seien und von selbst bald verschwinden müßten. Ich und meine politischen Freunde haben wenigstens die Genugthuung, diesen Standpunkt immer al« emen falschen bekämpft zu haben, und jetzt ge winnen unsere Ideen täglich mehr Geltung. Wir sind weit davon entfernt, seit Jahrhunderten abgelebte Institutionen wiedereinznsllhren. Wir wollen auch keine Uebermacht der Polizei, aber im Interesse de« Staates und der Gewerbe ist durchaus eine Stärkung der Staatsgewalt erforderlich und von diesem Standpunkte aus begrüßen wir die Anträge de« Abg. Ackermann mit Sympathie. Auch bezüglich der Schauspiel- und Schankconcessioneu stehen wir auf dem Boden der Anträge. Wenn übrigen« der Hr. Abg. Lasker sich abfällig über da« dresdener Theater ausgesprochen hat, so muß ich dagegen sagen, das Repertoire de« dresdener Theater» ist ausschließlich klassisch, vielleicht zu klassisch (Heiterkeit); vielleicht ist Hr. Lasker durch die „Hochzeit des Figaro" verletzt worden. (Heiterkeit.) Bezüglich des In« nungswesen« bin ich zwar nicht für unbedingten Zwang, jedoch immer für eine Förderung derselben bei möglichster Kräftigung des Staate«. - Abg. Bauer-Hamburg (national-liberal): Zu allen bisherigen Besserungen an der Gewerbeord nung muß die Corporation der Gewerbe treten, wenn die Maßregeln von Erfolg sein sollen. Die Arbeitsbücher in ihrer bisherigen Form sind ungenügend; Gewerbegerichte besitzen wir noch gar nicht; beides sind aber sehr , noth wendige Requisiten einer gedeihlich wirtenden Gewerbeord nung. Der Versuch bezüglich der Innungen und der Ein führung des für Osnabrück erlassenen Jnnungsstatuts be darf auch einiger Aenderungen, die nur auf gesetzlichem Wege ermöglicht werden können. So sehr die Freiheit in der Bewegung anzuerkennen sei, ebenso wichtig sei auch die Pflicht, das Heimatsrecht gegenüber der Freizügigkeit zu schützen. Die Fortschrittspartei, dk, sich gegen, dies« R>e-. formversuche einfach ablehnend verhalte, werde sich dadurch den Dank des Volkes nicht verdienen; nicht unfruchtbarer Doktrinarismus, sondern einzig und allein die praktische Er fahrung «nd die Kenntniß der Bedürfnisse des gesammten gewerblichen Staude« könne das Wohl de« Volkes fördern. (Beifall.) Hierauf wird die Tiscussion geschlossen. Persönlich bemerkt Abg. vr. Lasker: Nicht die „Hochzeit des Figaro" war es, die ich im Auge hatte; ich habe das dresdener Theater deshalb er wähnt, weil der Abg. Ackermann aus Dresden ist und ich annahm, er kenne die dortigen Verhältnisse; ich habe es erwähnt wegen der Offenbachiaden, die es anfsührte vor der Theaterfreiheit, und wegen der Rosadominos, die e» aufführte nach der Theaterfreiheit! Mit großer Majorität überweist das Haus deck Antrag einer Commission von 21 Mitgliedern. Man kommt zur Berathung des folgenden Antrages der Abg. Schneegans, North, vr. Nack, Lorette: „Den mit der Annahme dieser Vorschläge die nöthige Garantie gegeben sein für die Solidität und Reellität der Geschäfte, dir da» Publikum mit Recht verlangen kann. E» handelt sich endlich um da« Jnnung«wesen. Bedeutende Autori täten — ich nenne die Professoren Schmöller und Reu leaux — haben sich für die Wiederbelebung der Innungen ausgesprochen. Die Innung, wie sie unser Anirag will, ohne Zwang de« Beitritt«, soll die legitime Vertreterin der Gewerbe nach außen sein, sie soll durck geeignete Einrich tungen den Gemeingeist unter den Meistern wahren und da« Bewußtsein d«r Staudesehre, der Rechte und Pflichten selbständiger Meister gegenüber den Lehrlingen und Ge sellen, den Mitmeistern und dem Publikum lebendig er halten. E» soll ihr ferner die Verwaltung der Kassen zu stehen, sie soll die Meisterzeugnisse ausstellen, soll da» Lehr lingswesen beaussichtigen und ihrerseits der Control« der Gemeindebehörden unterstellt sein. Wir haben das feste Vertrauen, daß aus den Grundlagen, die unser Antrag sest- hält, es möglich sein wird, zum Wohle de« Gcwerbestande« zu arbeiten und einen Theil der Uebelstände zu beseitigen, unter deren Last da» deutsche Gewerbe heute schwer leidet. (Beifall recht».) Präsident des Reichskanzleramtes StaatSininister Hofmann: Es handelt sich zunächst um die Frage, inwieweit die Bestimmungen über die Concessionspflichtigkeit der Gewerbe einer Ergänzung, resp. Erweiterung bedürfen. In dieser Beziehung ist bereits im vorigen Jahre dem Reichstage ein Gesetzentwurf vorgelegt; derselbe ist inzwischen in seinen Motiven wesentlich vervollständigt worden und liegt zur Zeit dem Bundesrathe abermals zur Beschlußfassung vor. Ich zweifle nicht, daß der Bundetrath auch dieses Jahr da« Bedürsuiß anerkennen wird, die 88- 30 und 33 der Ge werbeordnung auszudehnen, und daß Ihnen der Entwurf, vielleicht mit Vervollständigungen, auch in seinen disposi tiven Bestimmungen noch in dieser Session zugehen wird. Ueber die Wanderlager und Waarenauctionen ist dem Hause in der vorletzten Session eine Denkschrift vorgelegt worden, die auch im Bundesrathe zu einer eingehenden Prüfung dieser Frage geführt hat. Es liegt ein Bedürfniß ja zweisellos vor (Hörl, hört! rechts), auf diesem Gebiet Aenderungen eintreten zu lassen und Wandel da zu schaffen, wo das praktische Leben gezeigt hat, daß die jetzigen Be stimmungen nicht hinreichend sind, um Auswüchsen des ge werblichen und kommerziellen Lebens entgegenzutreten. Mög lich ist dies nur auf dem Gebiet der Gesetzgebung; es wird sich darum handeln, die Frage der Wanderlager in Zu sammenhang zu bringen mit einer Revision des ganzen Dit. 3 der Gewerbeordnung (Gewerbebetrieb im Umher ziehen). Zunächst aber ist cs die Absicht, im Bundesrathe wenigstens diejenigen Beschlüsse zu fassen, welche aus dem Gebiet der Verwaltung gewissen Uebelständen entgegen- wirken, die sich bei diesem Betrieb gezeigt haben. Die An sicht der Reichsregierung und voraussichtlich auch der Einzel regierungen geht dahin, daß 8- 38 de« Freizügigkeitsgesetzes allerdings ausschließt, daß ein neu Zuziehender, also auch der Inhaber eine» Wanderlagers, der nicht volle drei Mo nate sich an dem Ort aushält, zu persönlichen Lommunal« laste» herangezogen werden kann, daß e» aber dezr Gemein den unbenommen bleibt, eine Steuer auf de» gewerblichen Betrieb von dem Inhaber eine« Wanderlagers zu erheben. Auch hier wird also Abhülse gewährt werden. (Bravo! rechts.) Ferner ist «S au« andern Gründen wünschen«- wcrth, die Bestimmungen über den Gewerbebetrieb imUm- herzieheu zu revidireu, und es wird Ihnen wahrscheinlich in der nächsten Session eine darauf bezügliche Vorlage ge macht werden. Der dritte sehr wichtige Punkt ist die Frage der Neu belebung der Innungen. Es ist bereit« von feiten des preußischen Herrn Handelsministers ein Circular an alle Bezirlsregierungen erlassen, welche« sie ausfordert, dahin zu wirken, daß auf Grundlage der jetzigen Bestimmungen eine Neubelebung versucht werden möge. Es ist von diesem Circular auch sämmtlichen deutschen Regierungen Mitthei- lung gemacht; sie sind ersncht, auch ihrerseits diese Frage in Erwägung zu ziehen. Es liegt auch schon «ine Reihe von Aeußerungen deutscher Regierungen vor, aus benen hrrvorgeht, daß e» nicht die Absicht der Mehrzahl der Re gierungen zu sein scheint, jetzt schon die Bestimmungen der bilde des Hercules zeigen, sodaß ein endlicher Zusam menstoß nicht ausgeschlossen erscheine. Viertens liege eine Gefahr für die Erde in ihrem starken weißglühen den Kerne und dessen Verhältniß zu der dünnen, einer Eierschale gleichenden Erdkruste, welche die Gefahr des Berstens und Zerplatzens nicht ausschließt. Alle diese Befürchtungen beruhen indeß mehr oder weniger nur auf Muthmaßungen; erst die neueste Na turwissenschaft hat mit Gewißheit nachgewiesen, daß der jetzige Zustand unserer Erde kein dauernder sein kann. Wir beziehen nämlich unsern ganzen Wärme vorrath von der Sonne, und nach der Iulius Robert Mayer'schen Lehre von der Erhaltung der Kraft ist jede Bewegung, außer der durch die Anziehungskraft des Mondes hervorgerufenen Ebbe- und Flutbewegung, nur verwandeltes Sonnenlicht. Von der Sonnenwärme aber, die unsere Erdoberfläche treffen müßte, geht durch Ausstrahlung in den Weltraum so viel verloren, daß nur ein sehr geringer Bruchtheil (Vaoooaooooo) wirklich zu uns gelangt. Die Sonne verliert nun nachgewie senermaßen alljährlich etwas an Wärme, und die Wissen schaft lehrt, daß sie nur noch 17 Mill. Jahre fort- scheinen wird. Im Laufe dieser Zeit muß von den Polen her eine allmähliche Vergletscherung der Erd oberfläche stattfinden; die Menschheit wird sich nach und nach zum Aequator drängen; die Bewegung der Erde wird sich verlangsamen und die Sonne den Erd bewohnern nur noch als dunkelrothe Kugel erscheinen, bis sie endlich vielleicht noch genöthigt sein werden, sich in Höhlen zurückzuziehcn und sich von Fischen zu nähren. Jedenfalls aber bleibt uns der Trost, daß die Materie niemals ein Ende nehmen kann und daß der Zustand der Erstarrung erst in einer ganz unendlichen- undenkbaren Zeit eintreten wird, d. h. praktisch niemals." „Fürst Bismarck und unsere Zeit", von vr. Hermann Klee (Berlin, Karl Duncker's Verlag), heißt ein Schrislchen, welches natürlich durch seinen Titel sofort die Auimerksamkeit auf sich zieht, obschon der Name de« Verfassers, der ein so wichtiges Thema zu besprechen unter nimmt, un« wenigstens bisher unbekannt gewesen ist. Als wir das Buch zu lesen begannen und darin Aussprüche fanden wie den: Bismarck habe im Vereinigte» Landtage „die Grundsätze der Anhänger des christlichen Königthums gegen die rebellenhasten Tendenzen der Gleichmacherei »er- theidigt" (unter diesen „Gleichmachern" war z. B. Hr. v. Vincke, unter diesen „Rebellen" waren Schwerin, die Auerswalde, Hansemann, die sämmtlich später von dem sehr christlichen König Friedrich Wilhelm IV. zu Ministern er nannt wurden); ferner: Bismarck habe 1863 mit dem Libe ralismus kämpfen müssen, der „mit Vergnügen Preußen an Oesterreich und den Deutschen Bund verkauft hätte", der Preußen „unter ein vielköpfiges Directorium stellen wollte" (als ob nicht schon seit 1859 der au« Liberalen be stehende Nationalverein für den preußisch-deutschen Bundes staaten agitirt und als ob nicht schon 1848 die ganz über wiegend liberale Erbkaiserpartei im Parlament zu Frank furt ganz dasselbe gewollt hätte, wa« Bismarck, der noch 1850 sehr österreichisch war, erst 1863 anstrebte) — al» wir solche und ähnliche grobe Entstellungen geschichtlicher That- sachen wahrnahmen, wollten wir da« Buch erst ohne weiter zu lesen aus der Hand legen; später sanden wir einzelne» richtiger und weniger vorurtheilsvoll wiedergegeben und be- urtheilt. Indeß meinen wir doch: Fürst Bismarck hat sich sür diese Art von Vertheidigung und Verherrlichung seiner Politik nicht gerade zu bedanken, und es wäre schlimm, wenn nicht die unparteiische Geschichte einst noch au» an dern Gründen, al» welche Hr. Klee hier anführt, dem Wir ken und Walten de» großen deutschen Staatsmannes volle Gerechtigkeit widerfahren lassen sollte. — Die „Zeitfragen des christlichen Volkslebens. Herausgegeben von Oberkirchenrath vr. Mühlhäußer in Wilferdingen und Professor vr. Geffcken in Straßburg" (Heilbronn, Henninger) enthalten in Heft 20 und 21 (Bd. 4, Heft 2 und 3) einen Aufsatz: „Die Reform der Reichssteuern", von F. Heinrich Geffcken. Auf den ersten Blick weiß man nicht recht, wie die „ReichS- steuern" in da« „christliche" Völkerleben kommen. Indessen dem sei wie ihm wolle, die Frage der „Reichssteuern" ist hier eingehend und in sachkundiger Weise behandelt. Die Vorschläge, aus welche der Verfasser hinauskommt, .sind (S. 122) folgende: von den Zöllen 22 Mill., vom Taback 36'., Mill., vom Zucker 20 Mill., vom Bier 15 Mill., vom Branntwein 20 Mill. mehr. Dazu QnittungSsteuer mit 4 Mill., Urkundenstempel mit 3", Mill., Emissionssteuer mit 10 Mill.; zusammen 131 Mill., also jedenfalls erheb lich mehr, als da« Reich jetzt braucht. „Die neuen Steuer» würden nur snccessive und je nach Bedürfniß einzusühre» sein, zuerst etwa die höhern Zölle, TabackS- und EmissionS- steuer; dabei Vorbereitung der Fabrikatsteuer auf Zucker, der einheitlichen Getränkesteuern; auf OuittungSabgabe und Urkundenstempel brauchte man erst eventuell zu greifen..' Von einer allgemeinen Eingangsabgabe will der Verfasser nichts wissen, dringt im Gegentheil auf „Vereinfachung de« ' Tarifs" und erwartet von der dadurch erleichterten Abferti gung wesentliche Ersparnisse, also beziehentlich Mehrein nahmen. Eine Streichung des Zolles scheint sich ihm etwa beim Wein zu empfehlen. — Aus Mailand geht der augSburger Allgemeinen Zei tung die Nachricht zu, daß Antonio Landardini, einer der hervorragendsten Bildhauer des modernen Italien«, der zugleich ein gründlicher Kenner deutscher Spracht und Lite ratur war, am 7. März in Mailand nach langem Dodt«-- kämpfe gestorben ist.