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«r. «7. Etipzig. «rfchV,« -«4. Preis »t»r<«>I«rlt4 7». ivPf. 3i»< «i»»-!»- Nu»»»« »OP«. Dtutschc Mgtmmic Ztitmg. «Wahrheit u»d Recht, Freiheit >n» Sesehl. 21. ^Äz"l87S. L-ser-ir p>» «» »i« «rpettti,» t» »'»»,>« M Znsrrlionogrdsttzr sik »ie Ep»lt«»teile » »I« », W. russischen StaatSgläubiger durch Steuern oder auf in direktem Wege die Beneficien. zu entziehen, die ihm beim Creditgebcn zugesagt worden sind. * Moskau, 19. März. Von den deutschen Dele- girten haben Professor Hirsch und vr. Küßner gestern Wetljanka verlassen, um sich zunächst in SamianowS- kaja der Quarantäne zu unterziehen, während Or. Sommerbrodt noch in Wetljanka verbleibt. * Tirnowa, 16. März. DieNotabelnversamm- lung hat einstimmig eine Adresse angenommen, in welcher dem Kaiser Alexander Dank abgestattet und zugleich auf die Wichtigkeit einer Organisirung Bulga riens sowie auf die augenblickliche unsichere Lage des Landes hingewiesen wird. Vom Deutschen Reichstage. «SerUn, 19. März. In der heutigen Sitzung wurde die Berathung des Etats der Zölle und Ver brauchssteuern fortgesetzt. Zu Tit. 2: Rübenzuckersteucr 51,422850 M., ver langt Abg. Richttr-Hagen das Wort: In dem vom Gesetz von 1869 fixirten Satz ist bereits «in Schutzzoll für die inländische Zuckerindustrie von 2 M. enthalten. Inzwischen hat sich nach Angabe de» Herrn Lom- missar« de» Bundesrathes da» Verhältnis derartig geändert, daß im Durchschnitt der letzten sechs Jahre wenigsten« Ltr. Rüben bei der Zuckergewinnung gespart werden, also 60 Pf. Steuer weniger zu bezahlen sind, der Schutzzoll der inländischen Industrie sich also von 2M. auf mindesten« 2 M. 60Pf. erhöht. Daß da« gegenwärtige BesteuerungS- versahren unhaltbar, hat bereits der Steuerdirector der Pro vinz Sachsen Hr. Jordan erklärt. Die Zuckerindustrie hat jetzt weniger Schutzzoll nöthig al« jemal«, eine Erhöhung desselben bringt sogar die Gefahr nahe, eine Schwindelperiode herbcizuführeu. Eine Steuerreform, die den veränderten 'technischen Ergebnissen und Untersuchungen entspricht, ist also nothwendig. Man sucht jetzt überall nach neuen Gegen ständen zur Besteuerung. Hier würde eine Mehreinnahme zu erlangen sein, nicht auf Kosten der Lonsumenten, son dern: indem man Vortheile verwendet, welche eia bestimmter Producentendri« unter veränderten Verhältnissen au« der Nach der ofstciellen Statistikist averdiug« anerkannt, daß infolge der Fortschritte der Technik im Durchschnitt nicht mehr 12 '/, Ltr. Rüben zur Herstellung eine« Leutner« Rohzucker nothwendig sind, jedoch haben noch sehr viele Fabriken noch mehr al« 12'/z Ltr. nothwendig. Natürlich kann die Exportbonifikation weder nach den Etablissement« bemessen werden, welche unter besonder« günstigen Verhält nissen arbeiten, noch dürfen ihrer Berechnung exceptionell günstige Betrieb«verhLltnisse zu Grunde gelegt werden; die Schwankungen sind noch sehr groß. Der Maßstab für die Berechnung der Exportbonification ist bekanntlich die Pola risation. Da derselbe ein sehr mangelhafter ist, so habe» di« Bundesregierungen die bekannten charlottenburger Ver suche angestellt, bei denen unter anderm auch die Frage erörtert wurde, ob die Polarisation«instrnmente ein richtiges Kriterium seien oder nicht. Der „große deutsche Rüben verein" hat bezüglich des neben der Polarisation in Betracht kommenden Scheibler'scheu Verfahren« sich dahin geäußert, daß dir charlottenburger Versuche weder für, noch gegen die Richtigkeit de» Scheibler'schen Verfahren» «in b«w«is- - — ' ! ' ' Telegraphische Depeschen. * Frankfurt a. M., 19. März früh. Ein gestern Abeud unter dem Dache deS CouliffenhauseS dcS SiadttheaterS auSgebrocheneS Feuer wurde sofort wieder gelöscht, der Schaden ist ein unerheblicher, eS sind nur einige Balken verkohlt und mehrere Coulis- seustücke verbrannt. ? Budapest, 19. März abttibS. In der heutigen Sitzung deS Unterhauses sprach sich der Minister präsident TiSza gegen die hinsichtlich der Katastrophe in Szegedin eingebrachten Anträge auf Entsendung von Reichstagsausschüssen aus, indem er hervorhob, daß daS Erforderliche schnell verfügt werden müsse. Die Regierung werde nach Anhörung ausländischer Experten dem Hause Vorschläge unterbreiten. Alle bezüglichen Anträge wurden hierauf abgelehnt. *Sern, 19. März. Entgegen dem Anträge, die Berathung der Vorlage wegen Wiedereinführung der Todesstrafe zu verschieben, beschloß der StLnderäth in. seiner heutigen Sitzung mit 25 gegen 16 Stimmen sofort in die Debatte über diese Vorlage einzutreten, Dieser Beschluß ist für die Anhänger der Todesstrafe günstig. * Aern, 19. März. Nach einer Mittheilung deS «Bund» wird Ende dieses Monats eine Confere^z der Gotthardbahn-Staaten zur Prüfung deSFl- nanzauSweiseS deS Gotthardbahn-Unternehmens zusam mentreten. pari«, 18. März. Ein französischer Auszug aus dem Busch'schen Buche „Graf Bismarck und feind Leute" mit einer Compilation sonstiger Worte des Fürsten Bismarck über Frankreich wird demnächst bei Drntu erscheinen. («Post».) *part«, 19. März. Das Journal officiel ver- öffrutlicht ein.Decret, durch welches daS seinerzeit erlassene Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Rind vieh und»Schgfvieh au» DeutschlcrNd und Luxemburg kämmet hat das gesammte Budget für das Mini sterium der auswärtigen Angelegenheiten mit Einschluß der Position für die belgische Gesandtschaft beim Va tikan einstimmig angenommen. "Kopenhagen, 19. März. DagenS Nyheder zu folge hätte die deutsche Regierung auf eine bezügliche Anfrage der dänischen geantwortet, sie betrachte die uordschleSwigsche Frage durch den Traktat vom 11. Oct. v. I. ab als definitiv erledigt. * Petersburg, 19. März. Der londoner Standard sieht sich gemüßigt, die Nachricht zu verbreiten, daß dir russische Negierung beschlossen haben solle, die Coupon- der innern und äußern Schuld zu besteuern. Diese Nachricht ist völlig erfunden und eS kann dieser entschiedensten Verneinung obiger Nachricht de» Standard hinzuzefügt werden, daß eS ein unumstößlicher Grund satz für die russische Verwaltung bleibt, nirgends dem kräftige« Material liefern. Man wird nun doch zugeben, daß «ine Methode, di« »och nicht erprobt und noch nirgend« eingesührt ist, nicht zur Grundlage eine« neuen Steuer- gesetze» gemacht werden kann. Die Gesetzgebung sanctionirt als» keine Exportprämie, ferner sind die thatfächlichen Ver hältnisse nach dem Durchschnitt«satze der letzten fünf Jahre so, daß die Exportbonification genau dem Steuersatz« ent spricht. Abg. LuciuS: - Die Ausführungen de« Herrn RegierungScommiffar« haben gezeigt, wie wenig zuverlässig die Zahlenangaben und Ausführungen de« Abg. Richter gewesen find. Der Abg. Richter hat gar keinen Begrifs von der Eigenthümlichkeit der Zuckerindustrie; wie gesund diese Industrie und daß sie sür die Landwirthschast ein Bedürfnis; ist, beweist eben ihre Entwickelung; in Westpreußen allein sind in der letzten Zeit drei neue Zuckerfabriken entstanden. DaS glaubt der Abg. Richter mit dem Worte „Schwindel" abfertigen zu können! Eine größere Verkennung de» Wesen« der Land- wirthschakt, die doch gar keinen Schwindel ihrer Natur nach - treiben konnte, kann es doch nicht geben. Wenn man also auf eine solche Industrie das Wort Schwindel anwendet, o ist da» ein Zeichen, wie sehr Hr. Richter die Landwirth- chaft unterschätzt. Hr. Richter hat nun eine Exportboni- ication von 2 M. herausgerechnel. Wenn wirklich Export prämien gezahlt werden sollten, so stießen sie durch die er höhten Pachtgelder reichlich wieder in die Staatskasse zurück. Ich habe die feste Zuversicht, daß die Regierung von dem Werthe der Zuckerindustrie, von ihrer Bedeutung für den Wohlstand Deutschlands einen zu hohen Begriff hat, als daß sie leichtsinnig damit zu experimentiren versuchte. Abg. v. Behr-Schmoldow: Es kann nicht bestritten werden, daß seit 1869 die Zuckerfabrilation viel gelernt hat und heute viel mehr Zucker au« einen« Leutner Rüben zieht als früher, uud ich muß die Ueberzeugung aussprechen, daß der Import im Vergleich zur iuiieru Besteuerung ungerecht belastet ist; unsere jetzige Besteuerung verleiht einigen Provinzen be sondere Vorrechte. Abg. v. Kardorff: Exportprämien sind unwirthschaftlich, weil sie leicht dazu führen, den Werth des Product« auf dem Weltmärkte zu erniedrigen. Aber wie würde e« stehen, wenn wir jetzt die Exportprämien, soweit sie bestehen, fallen ließen? Unsere Zuckerproduktion würde vom Weltmärkte verschwinden; da« empfehle ich den Herren zur Erwägung, die auf Export einen so großen-Werth legen. Abg. Richter-Hagen : Wenn wirklich noch einige Fabriken beflißen, in Venen Man mehr Rüben braucht, so haben wir doch kein Jnt«r«ffe daran, einige Fabrikanten, die besser prodnciren, zu bevor zugen. Ich habe übrigens nicht gesagt, daß bereit« «in Schwindel vorhanden sei, sondern nur, daß er sich bei einem hohen Schutzzoll einstelle» könnte. Abg. Köpfer kann als Süddeutscher nicht unaus gesprochen lassen, daß die Rückvergütungen, die den aus ländischen Zuckerfabriken, namentlich den österreichischen und französischen, bei der Ausfuhr gewährt werden, für die süddeutschen Fabriken von unheilvollen Folgen sind. Tit. 2 wird hierauf genehmigt. Beim Titel der Salzstcuer nimmt Abg. Richter- Hagen Veranlassung, die Conservativen, speciell Hrn. v. Kardorff, daran zu erinnern, daß auch sie sich früher für die eventuelle Aufhebung der Salzsteuer erklärt haben, und fragt, wie sich die Regierung zur Auf hebung der Salzabgabe stelle? Leipziger Sta-ttheater. S-selr. Ltipjtg, 18. März: Einen günstiger» Ein druck als mit der ersten, brachte Frl. HrabowSka mit ihrer zweiten Gastrolle als Elfriede in Benedix' Schau spiel „Aschenbrödel" gestern hervor. Ihre Bewegungen waren diesmal wenigrr eckig und unschön, ihr Organ klangweniger schrill, zeigte vielmehr weit mehr Wärme dcS Tones sowie auch ihr Spiel im allgemeinen viel innerlicher war. Trotzdem reichte doch die Gästin an ihre Ausgabe kaum. Hera». Elfriede ist ein sinnige», zartduftiges Kind; die Uitbekanntheit ihre» Ursprungs, ihr sonst so träumerische« Wesen, das erst im grünen Walde, m der freitn Natur frisch auflebt, alle diese MomMe geben dem Mädchen etwas Poetisch-Märchen- haA», daS sie weit über ihre Pensionsgenossinnen erhebt und dem Dichter das Recht gab, seinem Stücke den Namen de» deutschen Märchens beizulegen. Bon diesem poetischen Zuge war freilich bei Frl. HrabowSka wenig oder gar nicht» zu merken. Indessen hatte da» Publikum weniger strenge Anforderungen gestellt und bezeigte durch wiederholten Beifall, daß e» oft auch mit Geringerm zufrieden gestellt wird. - Die beiden Grafen Rolhberg und Eichenow waren wie schon früher in den Händen der Herren Stürmer und Senger, sowie die kleine Episode deS Frhrn. v. Schwarzendorf in denen de» Hrn. Stöckel. Hr. Eichenwald als 0r. Weltenius würde ein ganz re- spectäbler Schulvorsteher gewesen sein, wenn e» diesem Darsteller nicht beliebt hätte, senrer Vorliebe für komische Extempores auch da, wo eS die Situation durchaus unzulässig erscheinen läßt, nachzugebrn. Der- umgiben von Kindern und Kinde«kindern, die Einsegnung empfangen hatte, vereinigten sich alle Festtheilnehmer zu einem solennen Schmause. Unter der großen Anzahl der von auswärt« «iiigegangenen Gratulationen — e« wareu allein circa 40 Depeschen eingelaufen — wollen wir nur die Glückwunschschreiben der kaiserlichen Majestäten Hervorheben. Dasjenige de« Kaiser« lautet: «Berlin, 8. März 1879. lieber da« seltene Fest einer „eisernen Hochzeit" , berichtet die Berliner Bürgerzcitung au« Bietz an d«r Ost- .bahn: „Der ehemalige Rabbiner, jetzige Rentier Simon Silberstein, geboren am 25. Sept. 1786, und seine Ehefrau , Rosalie, geborene Jafff, geboren am 15. Juli 1790, hatten sich am 9. März 1809 ehelich verbunden und begingen nun am 9. März d. I. nach siebzigjähriger, überaus glücklicher Ehe da« Fest de« «eisernen» Hochzeitstages. Von der Nach- rommenschast de« Jubelpaare», die sich gegenwärtig aus 145 Seelen beziffert, nahmen 69 Kinder, Schwiegernnder, Enkel und Urenkel an der Feier theil. Nachdem da« Jubel paar, die ehrwürdige Greisin geschmückt mit dem silbernen ünd goldene« Kranze, in welchen eisern« Blätter tingefügt waren, der Greis mit ebensolchem Bouquet an der Brust, artige humoristische Seitensprünge, wie sie gestern der würdige Pädagog während de» SchülerexamenS vor nahm, sind in Gegenwart so vornehmer Gäste wie die beiden Grafen ganz unmöglich und unwahrschein lich. Aber wozu auch den Text des Dichter» unnöthig ändern? Die Scene ist ohnrdie» sehr komisch. Das selbe gilt auch von einigen selbständigen Zusätzen, die sich einige Schülerinnen, z. B. Frl. Reichenbach, er laubten. Es ist ganz gleichgültig, ob derartig« Will kürlichkeiten in einem Stücke von Shakspeare oder Benedix Vorkommen; sie sind unter allen Umständen wenigstens für eine BAHne von dem Range der unserigen ungehörig. Der Magister Stichling deS Hrn. Löwe war eine Charge von charakteristischer Eigenheit. Frau Spitzeder hatte ihrer Frau Weltenius die nothige Strenge ohne komischen Beigeschmack ver liehen. Frau Schubert traf bei ihrer Frau Gertrud die einfache Schlichtheit wie den Ton mütterlicher Wärme. E« ist zur Kinntoiß Sr. Maj. de« Kaiser« upd König» ge langt, daß Sie am 9. März mit Ihrer Ehegattin da« Fest. Ihrer siebzigjährigen Hochzeit feiern werden. Ein so äußerst seltene« Familienfest, wie e« nur wenigen beschuhen ist, mögen Sr. Maj. nicht vorüberaehen lassen, ohne dem all gemein geachteten, würdigen Jubelpaare allerhöchst Ihre Lheiluahme darau zu bezeigen. Ich bin daher beauftragt worden, Ihnen und Ihrer Ehegattin au diesem frohen Tage Sr. Maj. beste Glückwünsche auSzusprrchen und dabei der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß sich der Jubelhochzeit«- tag sür Sie im Kreise Ihrer Kinder und KindtSkinder zu einem recht heitern, freudevollen gestalten und daß Ihnen unter Gotte« gnädigem Schutze auch ferner «in ruhiger, ungetrübter und glücklicher Lebensabend in treuer Gemein schaft miteinander vergönnt sein werde. E« gereicht mir zur besonder« Ehre, mich de« allerhöchsten Befehl« durch diese Mittheilung zu entledigen. (Gez.) Der Geh. Labinet«- rath v. Wilmowski.» Der Glückwunsch der Kaiserin lautet: «Ihre Maj. die Kaiserin und Königin haben Ihnen zu Ihrem morgigen Ehrentage da« beifolgende Geschenk al« Andenken zu bestimmen geruht. Im allerhöchsten Auftrage (Gez.) der Geh. LabinetSsecretär Ihrer Maj. der Kaiserin.» Bei der Vorlesung beider Schreiben erhoben sich sämmtlich« Anwesende von den Plätzen und brachte Hr. Eugen Asch au« Rummelsburg bei Berlin, ein Enkel de« Jubelpaare«, «in dreifache« Hoch auf da« Kaiserpaar au«. Da« Geschenk der Kaiserin, ein prachtvolle« Taburet, rührte die alten Leute bi« zu Thränen. Da« Fest fand der großen Anzahl Theilnehmer halber auswärt« statt und konnte die Jubel braut später den kurzen Heimweg zu Fuß zurücklegen, , „ während der hochbetagte Jubelgrei« von seintn Enkeln nach trust, i Hause getsagen werden mußte. Rührend war der Abschied